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erwerben auf den Bergen des gelobten Landes. Auch eine evangelische Gemeinde wird dadurch gebildet, daß sich frühere Zöglinge, gewerblich selbständig, mit evangelischen Frauen verheiratet, um das Syrische Haus her ansiedeln. So erwächst auf dem umfassenden, noch vor 40 Jahren über und über mit Felsen bedeckten unfruchtbaren Lande, auf dem unser Haus steht, eine selbsterzogene Gemeinde, ein Bäumlein einer arabisch-evangelischen Kirche, das für die Zukunft unsere Hoffnung bedeutet, zu dem wir aufblicken mit dem Psalmworte: „Der Berg Zion ist wie ein schön Zweiglein, dessen sich das ganze Land tröstet." (Ps. 48, 3.)

Seitdem mit dem Syrischen Waisenhause nun auch ein armenisches Waisenhaus für 90 Kinder verbunden ist, deren lezte Nachzügler um Ostern eintreffen werden, ist unsere Arbeit in dem von 330 Menschen bewohnten Missionshause gewaltig gewachsen. Sie läßt sich nur dann fortführen, wenn die alten Freunde treu bleiben und neue hinzukommen, um mitzubauen an den zerrissenen Mauern Jerusalems. Ludwig Schneller, Pastor, in Köln.

Religion und Poesie.

Aus Trübsal und Trauer hebt sich gar oft die Poesie, wie der bunte, herrliche Falter aus der häßlichen Raupe, die tiefe, lebenswarme, selbstempfundene Poesie, und schlingt ihre duftenden Blumengewinde über das Grab, das so viel Glück und Freude, Scherz und Lachen verschlungen. Eine düstere, schwermütige Poesie mitunter, wie dunkles, schwarzes Gewölk, durch das nur hie und da die Blize zucken, aber auch lind und sanft dann wieder, daß es uns ist, als fühlten wir, wie mit jedem Wort das Eis vom Herzen taut und die erstarrten Thränen darin zerfließen. Umgekehrt ist auch alle tiefe, wahre Poesie das schöne Kind des Schmerzes und jeder große, gottbegnadete Dichter hat irgend eine tiefe, ergreifende Lebenserfahrung hinter sich, die ihn vom Himmel, in dem er geschwelgt, es selbst nicht wissend, auf die Erde stellte.

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Und wieder sind solche Zeiten nicht selten die Geburtsstunde der Religion, wie denn echte Poesie und wahre Religion Geschwister sind, Zwillinge, täuschend ähnlich und nicht zu trennen, und doch jede etwas für sich, beide ein Ahnen und geistiges Schauen dessen, was das oberflächliche Auge nicht sieht, woran der Alltagsmensch achtlos vorübergeht, dessen, was unsichtbar dennoch das einzig Wirkliche in der bunten Welt der Erscheinungen ist. Wohl hat diese Religion auf den ersten Blick oft etwas recht Herbes an sich. Sie scheint nichts als lauter Zweifel, als ein Stürmen des Himmels: „warum?" "wozu ?" weshalb ?" "wie lange ?" Sie reißt nieder, um auf stärkere, festere Fundamente zu bauen, auf eigene Erfahrung und eigenes Thun. Aber sie verleugnet ihren Charakter auch da nicht, den frommen Glauben, der aus allen Zweifeln sich wieder hindurchbricht: „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!" „Dennoch bleibe ich stets bei dir, o Gott!" Diese Frömmigkeit hat etwas an sich von dem rauhen, leidenschaftlichen, seinen augenblicklichen Empfindungen und Stimmungen nachgebenden Esau, der doch im Grunde seines Herzens so gut und versöhnlich war. Der Erfahrungsglaube ist ein anderer als der Gewohnheitsglaube, gerade so verschieden von ihm, wie der Waldstrom, der über

Felswände herunterstürzt, an Steinblöcken sich bricht, hoch aufschäumt und gischtet, sich überall siegend Bahn bricht und in seinem ganzen Lauf die Luft reinigt und kühlt, verschieden ist von dem Strom, der gemächlich weiterflutet, Mühlen und Fabriken treibt und buntbewimpelte Schiffe trägt auf seinem Rücken, aber versiegen und versanden müßte, wenn ihm jener nicht immer von neuem die Wasser zuführte.

Wochenschau.

Wie ganz anders Jesus gebetet hat, das fühlen wir in diesen Tagen unter seinem Kreuz wieder besonders. Er galt nicht als großer und berühmter Beter. Er hat keinen Denar und kein Abendessen erbetet. Wenn er Speise und Trank brauchte, so gingen seine Jünger, sie zu kaufen, und wenn er Herberge haben mußte, so baten seine Jünger bei den Leuten, ganz menschlich. Armer Jesus! du hast mit deinem Beten nie irgend ein Aufsehen, nie daraus ein Geschäft gemacht. Du lehrtest uns: euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn darum bittet! Du betetest in der Stille, allein auf einem Berg, und wenn du es gethan, so sagtest du es niemand. Armer Jesus! du hast mit deinem Beten so wenig erreicht, keines Priesters Herz bekehrt, hast des Pilatus Schlechtigkeit, die Feigheit des Petrus und den Verrat des Judas nicht verhindern können. Wie dürftig siehst du aus unter den großen Bekehrern" von heute, die Abend um Abend große Zahlen notieren und sie bei der Abreise dem Komitee zum Eintrag in ihre Bücher vorweisen. Armer Jesus! nicht einmal dein eigenes Geschick konntest du, als es dir bitter wurde und den Angstschweiß auf deine Stirne trieb, mit Beten abwenden. Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Er ging nicht vorüber. Und gerade durch dein menschliches Erfahren der Schranken, in denen wir leben, durch dein Ertragen des Ungeheuren erscheinst du uns so unendlich groß und bist du uns so innig lieb. Der rechte, heilige Beter bist doch du. Du lehrtest uns um den heiligen Geist beten und den hast du dir erbetet. Mit ihm hast du des Vaters Willen angenommen, geehrt und vollkommen erfüllt. Mitten im unsagbaren Leiden gabst du den Beweis des wahren und höchsten Betens: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun!

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Heute werden mit der Religion Geschäfte gemacht, während Jesus mit ihr unterlegen und gestorben ist. Was gibt es heiligeres als das Blut Jesu, vergossen in der Berufstreue, im standhaften Bekennen der Wahrheit, im Liebeswerben um das Heil aller Menschenseelen? Aber die Art und Weise, wie heute in Kirchen und Sekten das Blut Jesu" argepriesen und herum= geboten wird als eine Art magisches Zaubermittel - wir fürchten, wir fürchten, das richte Schaden an in den Seelen. Nur glauben müsse man an das für uns vergossene Blut Jesu, dann sei man rein von aller Sünde? Nur waschen müsse man seine Kleider im Blute des Lammes, dann wandle man schneeweiß ins Paradies? Gott verzeihe uns aber wir sehen an denen, welche am lautesten auf ihr Gewaschensein pochen, nicht viel Reines. Einige Gute, Edle, Liebevolle, die noch besser, edler, liebevoller werden bei ihrem Glauben, aber auch eine Masse von solchen, die aus dem Blut Jesu, das sie rein gewaschen haben soll, eine Entschuldigung machen, daß sie bleiben, was

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sie sind, bösartig, hochmütig, unheimlich. Darum will es uns vorkommen, wir leben in der Zeit eines ungeheuren Abfalles von der Religion Jesu, einer Verkehrung derselben in ihr Gegenteil. Die wahre Bekehrung, die allen in unserer Zeit not thut, scheint uns eine Bekehrung zur verlassenen Lehre und zum verachteten Beispiel Jesu zu sein. Statt zu meinen, es handle sich bloß um Glauben an das Blut Jesu, sollten wir uns merken, daß Blut so viel bedeutet als Leben, und daß von uns ein Leben und Thun verlangt wird. Wir bewundern das Kreuz Jesu und beten es an, wir sollten es nachahmen, sowohl das, was ihn an das Kreuz brachte, wie die Gesinnung, in der er es trug. Das wäre eine Erlösung durch das Blut Jesu, in der sich alle verstehen, alle vereinigen könnten. Auch am Kreuze steht für uns geschrieben: Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan habe. In der Nachfolge Jesu ist unsere Erlösung. Die den Willen thun seines Vaters im Himmel, werden in das Himmelreich kommen. In diesem Christentum sind wir alle erst Anfänger, aber wir könnten einander helfen, darin vorwärts zu kommen. Das können wir. Und das wollen wir.

Vom Büchertisch.

Die Stellung der Frauen. Von Paul Pflüger. Verlag der Buchhandlung des Schweiz. Grütlivereins in Zürich. 20 Cts.

Unter dem Titel „Socialwissenschaftliche Volksbibliothek" gibt Herr Pfarrer Pflüger in Außersihl-Zürich von Zeit zu Zeit kurzgefaßte, populär geschriebene Abhandlungen über sociale und socialpolitische Fragen heraus, die zur Aufklärung des Volkes wie zur Erweckung des Nachdenkens über die besprochenen Gegenstände sich trefflich eignen. Das obige Schriftchen bildet das neunte Heft dieser Sammlung und schildert in äußerst klarer und überzeugender Sprache die untergeordnete und mehr oder weniger vernachlässigte Stellung, welche das weibliche Geschlecht auch heute noch gegenüber dem männlichen in der Erziehung, im Erwerbsleben, im öffentlichen Leben und in der bürgerlichen Rechtsstellung einnimmt, sowie die schweren Uebelstände, die damit verbunden sind, und die unbedingte sociale Pflicht, das Frauengeschlecht aus seiner Zurücksetzung zu befreien und in allen genannten Beziehungen zu gleicher Würde und gleichem Recht mit dem Manne emporzuheben. Das Schriftchen verdient von allen denkenden Männern und Frauen gelesen und beherzigt zu werden.

3. W.

Zwingliana. Mitteilungen zur Geschichte Zwinglis und der Reformation. Herausgegeben von der Vereinigung für das Zwinglimuseum in Zürich. 1898. Nr. 1.

Der Professor der Kirchengeschichte an der Hochschule Zürich, Dr. Emil Egli, hat sich mit der Herausgabe dieses Werkes ein entschiedenes Verdienst erworben. Schon die im Jahre 1897 erschienenen zwei Hefte enthalten wertvolle Beiträge zur Geschichte der zürcherischen und schweizerischen Reformation. Das neue Heft schließt sich seinen Vorgängern in würdigster Weise an. Den Leiter bildet ein interessanter Aufsatz von Gustav Vogt über die Neutralitätspolitik Zwinglis.

Gerne fügen wir bei, daß jeder, der Mitglied der „Vereinigung für das Zwinglimuseum“ ist und eineu jährlichen Beitrag von mindestens 3 Fr. zahlt, die Zwingliana gratis erhält.

D. B.

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Zürich. Refigniert Herr Kübler, Pfarrer in Neftenbach, wegen vorgerückten Alters. Außersihl (Zürich) erhält laut Regierungsbeschluß auf 1. Oktober eine vierte Pfarrstelle, die aus Billigkeitsgründen einem Vertreter der positiven Richtung zufallen wird.

Bern. Herr Hans Lademann, V. D. M. von Bremgarten (Bern), zur Zeit Bezirksschullehrer in Aarau. ist zum Hilføprediger der reformierten Gemeinde in Dresden gewählt worden. Die Gemeinde Bremgarten hat ihren 70jährigen Pfarrer Friedrich Stettler nicht wiedergewählt.

herige Vikar.

Baselland. Gewählt zum Pfarrer von Sissach Herr Hans Senn von Basel, der bisGraubünden. Resigniert in St. Peter-Molinis Herr Pfarrer Marty; an seine Stelle wurde gewählt Herr Anton Rimathe, V. D. M.

Ballis. Gewählt zum Pfarrer der reformierten Gemeinde in Sitten Herr Ed. Blocher, bisheriger Pfarrer in Sidi-ben-Abes (Algerien).

Druck und Expedition von J. Frehner, Steinenvorstadt 15, Basel.

Einundzwanzigster Jahrgang. No 16.

Samstag, 16. April 1898.

Schweizerisches Proteftantenblatt.

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr in Basel, Pfr. §. Andres in Bern, Pfr. W. Bion in Zürich, Pfr. O. Brändli in Basel, Pfr. A. Steiger in Basel.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden sei an Jerusalem, Rom, Wittemberg oder Basel, an deine ober eine andere Person. In Chrifto allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.

Oecolampad an Luther.

Erscheint auf jeden Samstag. Man abonniert auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. für die Schweiz, nebst Postzuschlag für das Ausland. Arme können das Blatt auf der Erpedition, Steinenvorstadt 15, abholen.

Juhalt: Fünfchen. D. Brändli: Zum Schulbeginn. H8. Baiter: Zur gegen wärtigen Stellung Rom's in der Welt. I. A. Altherr: Wochenschau. Ein masurischer Abraham a Sancta Clara.

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Am Donnerstag wandert der kleine Hans zum erstenmal in die Schule, denn am vierten Mai wird er schon sieben Jahre alt. Seine Mutter hat nie darüber geklagt, daß er nicht ein paar Tage früher zur Welt gekommen und daß sie ihn nicht schon leztes Jahr für einige Stunden des Tages von sich abladen und dem Schullehrer habe aufladen können. Im Gegenteil: sie ist eine jener lieben Egoistinnen, die ihre Kinder gerne möglichst lange für sich allein haben, und es als eine Beschränkung ihrer königlichen Macht empfinden, wenn Augen und Hände und Lippen eines Fremden auf die jungen Herzen Einfluß gewinnen und um die Liebe derselben werben. In der Blütenlese deutscher Dichter, die sie sich nicht beim Buchhändler gekauft, sondern für ihren Haus und Herzensgebrauch selber im Lauf der Jahre zusammengeschrieben Hat, steht das Wort Leopold Schefers:

Geh' fleißig um mit Deinen Kindern! Habe
Sie Tag und Nacht um Dich und liebe sie
Und laß Dich lieben einzig schöne Jahre;

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