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leztlich tief aus dem Herzen das Wort: Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte!

2. Allgemeine Bemerkungen über sociale, politische, kirchliche Verhältnisse in der Kapkolonie.

Will man die afrikanischen Verhältnisse und auch insbesondere die der Mission verstehen, so muß man vor allem im Gemüt behalten, daß der Rassen- und Farbenunterschied dort in einer Weise noch die Menschen scheidet, für welche man hier im Unterschied der Stände auch nicht annähernd einen Vergleich hat. Ein Farbiger ist einfach ausgeschlossen von der weißen Gesellschaft, und in keinem bessern Wirtshaus kann er Aufnahme finden, ihm stehen nur die Branntweinschenken offen. Kein Weißer reicht einem Farbigen leicht die Hand, und ein Farbiger in staatlichen Ämtern und Würden ist undenkbar. Selbst den ordinierten Geistlichen gegenüber ist das Benehmen der Weißen kaum ein anderes. Es liegt der von Anfang an unsrer Missionsarbeit in den Weg tretende Gedanke, daß die Farbigen nicht Menschen, sondern schepsels" d. h. vom Teufel geschaffene Wesen sind, im Grunde heute noch in den Herzen vieler Weißen. Ausnahmen, und zwar sehr ehrenwerte, giebt es wohl, aber sie sind nicht häufig. Daß nun die Mission diesem Vorurteil energisch ents gegentritt, daß demgemäß die Missionare auch handeln, darin liegt die Hauptkraft der Mission, freilich auch der Hauptgrund der Anfeindungen, die sie von mancher Seite zu erdulden hat. Aber der allgemeinen Anschauung gegenüber ist die Mission fast machtlos. Auf den Missionsstationen kann sie den göttlichen Gedanken der Gleichheit aller Menschen vor Gott lehren und üben; über diese Grenzen hinaus herrscht wieder der Unterschied zwischen Japhet und Ham.

Aus dieser Sachlage erklärt sich auch, daß es den Farbigen nicht gelingt, im staatlichen und politischen Leben zur Bedeutung zu gelangen. So jämmerlich wie die sociale, so jämmerlich ist auch die politische Stellung der Farbigen. Die Herren der Kolonie, die Engländer, sind auf der einen Seite gerechte Herren, und man muß zugestehen, daß sie für die intellektuelle und praktische Erziehung der Eingebornen viel thun. Ist auch ihre ganze Schulmethode nach deutschen Begriffen sehr äußerlich und mechanisch, so scheuen sie doch keine Opfer für das Schulwesen und unterstüßen auf diesem Gebiet die Arbeit der Mission aufs kräftigste. Aber sie sind auch Leute, die genau wissen, wo ihre persönlichen Interessen ihnen ein Halt zurufen. Sie wissen in vorzüglich geschickter Weise die Macht, die in der Nationalität liegt, zu

brechen und, indem sie dieselbe zertrümmern, ihre Herrschaft um so fester zu gründen. Die Unterstützung der Schulen dient im legten Grunde diesem Zweck; denn da, wo sie Geld für diese geben, tritt mit äußerster Strenge die Forderung auf, englisch zu lehren. Und im Kafferland muß die Untergrabung der dem Kaffer tief eingewurzelten Autorität vor seinen Häuptlingen denselben Dienst thun. Die Erziehung der Farbigen hat nicht den Zweck, dieselben zu vollberechtigten Staatsbürgern heranzuziehen, sondern nur zu einigermaßen befähigten Arbeitern der Weißen. Über diese Grenze hinaus darf der Unterricht nicht wirken, eine höhere Bildung der Farbigen, die sie etwa zu Staatsdiensten geschickt machte, wird nirgends erstrebt. Als sich die Zahl der nach dem alten Wahlgesetz für das Barlament wahlberechtigten und möglicherweise wahlfähigen Eingebornen immer mehr steigerte, ward schnell ein anderes Gesetz herausgegeben, das den meisten wieder die Stimme entzog. Dazu kommt aber noch, daß in den lezten Jahren sich eine Partei, der sogenannte Bond, gebildet hat, die hauptsächlich aus holländischen Buren besteht, von einem sehr befähigten Mann, Dr. Hofmeyer, geleitet wird, und die heutzutage eigentlich die Nacht in Händen hat. Das politische Programm dieser Partei: Afrika den Afrikandern (d. h. den in Afrika gebürtigen Weißen), allmähliche und chließlich völlige Loslösung von England, berührt nicht unmittelbar die Missionsarbeit. Wohl aber liegt darum eine Gefahr für die Mission in dem Anwachsen dieser Partei, weil sie, so viel ich gehört habe, Herabdrückung der Eingebornen wieder in eine Art modernen Sklaventums mit möglichst geringer geistiger Ausbildung fordert.

Dieser Sachlage gegenüber scheint sich, besonders nach Änderung des Wahlgeseßes, ein klein wenig das Volksbewußtsein der Farbigen, zunächst im Westen, zu regen; es bahnt sich die Bildung einzelner politischer Bereine vielleicht an. An und für sich haben die Farbigen im Westen gar kein Volks- und Nationalitätsbewußtsein, sind sie doch ein Volk von Mischlingen und hat doch die Zeit der Sklaverei ihnen jegliches Selbstbewußtsein geraubt. Ob sich ein solches langsam und allmählich neu bilden wird, selbst bei fortgesetter ungerechter Behandlung seitens der Weißen, das ist mir bei alle dem zweifelhaft.

Es ist verständlich, daß es unsern Missionaren entseßlich schwer ist und sein muß, sich aussprechen zu müssen, daß sie an einem Volke arbeiten, welches in socialer und politischer Beziehung wahrscheinlich niemals trok aller ihrer Arbeit zu einer selbständigen Stellung gelangen wird. Und von hier aus angesehen kann es nicht wunder nehmen, wenn auch in kirchlicher Beziehung die Bemühungen, das Volk zur Selbständigkeit zu er

ziehen, nennenswerte Erfolge nicht aufzuweisen haben, und es ist auch für die Zukunft der Blick kein hoffnungsvoller.

Wie leicht legt sich unter diesen Umständen der Gedanke nahe, daß der Missionar auch auf socialem und politischem Gebiet agitatorisch eintrete für die Farbigen und sich sozusagen als politischer Parteiführer an ihre Spitze stelle, gedeckt durch den Gedanken, daß er so auch für die Erreichung des ihm vorschwebenden Zieles: kirchliche Selbständigkeit arbeite. Von unserm Standpunkte aus würden wir ja ein solches Vorgehen nie billigen können, und ich habe ein scharfes Auge darauf gehabt, ob unsre Missionare irgendwie in dieser Weise thätig sind. Ich kann aber auf das bestimmteste versichern, daß dies nicht der Fall ist. Sie lassen etwaige politische Versammlungen in ihrer Gemeinde unberücksichtigt, sorgen dafür, daß eine vertrauenswerte Person, Lehrer oder Kirchendiener, sich an die Spize stelle, besuchen aber dieselben nicht und reden nicht dafür und nicht dawider. Daß sie aber ihre Pflegebefohlenen in aller und jeder Weise in ihren Rechten schüßen und bei den Magistraten auf Grund der vorhandenen Geseze vertreten, das habe ich vielfach gesehen und gehört.

Hieraus geht hervor, daß die Selbständigmachung unsrer Gemeinen in kirchlicher Beziehung nicht nur an dem schwachen Charakter der Farbigen, sondern auch an der ganzen socialen und politischen Stellung der Eingebornen ein schwerwiegendes Hindernis findet.

Wenden wir nun unsern Blick zu den religiösen und kirch lichen Verhältnissen der Kapkolonie, so begegnen wir einem eigentümlichen Bilde.

Sicher haben, wie ich es gehabt habe, die meisten Missionsfreunde die Anschauung, daß die Kapkolonie im großen und ganzen ein christianifiertes Land sei. Da ist es nun von überraschender Wirkung, wenn man einen Blick wirft in den sehr ausführlichen Census vom Jahre 1891. Diesem zufolge beträgt die Gesamtbevölkerung der Kapkolonie

Weise:

1 527 224 Menschen. Davon find

376 987 Weiße, also

1 150 237 Kaffern, Hottentotten 2c.

Diese lettere Zahl verteilt sich auf die einzelnen Abteilungen in folgender

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Wollen wir einen richtigen Überblick über die Erfolge der Mission gegewinnen, so müssen wir noch sagen, daß von den 749 322 Christen 356 960 Weiße sind, also nur 392362 Farbige.

Unter einer Bevölkerung von 1 150 237 Farbigen sind nur 392 362 Christen, unter ihnen also noch 757 875 Heiden. Von diesen Heiden entfallen 1. auf die ursprüngliche alte Kapkolonie 2. auf die seit 1875 annektierten neuen Teile 3. auf die seit 1880 annektierten Teile

304 499

423 913

25 412

Summa 753 824
Unbestimmbar 4 051
Summa 757 875

Eine wirklich schon vollzogene Christianisierung der Kapkolonie kann also nicht behauptet werden, sondern es ist auch auf diesem schon lang bebauten Missionsgebiet noch viel zu thun. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man erwägt, daß bei diesem Census sich alle diejenigen,,Christen" genannt haben, die irgendwie mit dem Christentum in Berührung gekommen sind, keineswegs nur die, welche getauft sind.

In der nächsten Umgebung unsrer Missionsstationen finden sich oft genug noch Heiden, wie folgende Aufzählung zeigt:

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Aus diesen Zahlen geht klar hervor, daß 1. unsre Mission im Osten noch eine echte, rechte Missionsarbeit ist inmitten des Heidentums. 2. aber sieht man aus diesen Zahlen, daß bis zum heutigen Tag die Missionsaufgabe unsrer Gemeinden auch im Westen noch nicht zu Ende ist.

Werfen wir noch einen Blick auf die in der Kapkolonie befindlichen 749 322 Christen, so bietet sich uns folgendes Bild

Protestanten 732 047
Katholiken 17 2751)

Summa 749 322

1) Darunter 14 800 Weiße.

Die beiden Kirchen, welche sich um die Ehre, Staatskirche zu sein, streiten, sind die reformierte mit 297 983 und die church of England mit 139 058 Mitgliedern, erstere auf Grund ihrer Ausdehnung und älteren Ursprungsrechte, letztere auf Grund der Abhängigkeit der Kolonie von England. Die erstere, die reformierte Kirche, nimmt durchweg unserer Mission gegenüber eine freundliche Etellung ein, das Verhalten der Church ist ein verschiedenes, im ganzen in der Form höflich, in der Sache abweisend. Die katholische Kirche ist sehr eifrig und geschickt in ihren Operationen, und wenn sie auch noch nicht numerisch stark ist, so ist nicht zu leugnen, daß ihre Thätigkeit, zumal ein Zweig der Church durch seinen Ritualismus ihr vorarbeitet, nicht vergeblich ist.

Ziehen wir von der Zahl der Protestanten 732 047 ab

die reformierte Kirche mit 297 983

die englische Kirche mit 139 058

Summa 437 041

so verbleiben 295 006, welche sich auf die Gereformeerde Kerk (c. 9000), die Presbyterians (c. 33000), Free Church of Scotland (c. 4000), United Presbyterians (c. 500), Independenten oder Congregationalists (c. 66000), London Missionary Society (c. 3 500), Dutch Independenten (c. 600), Wesleyan Methodists (c. 106 000), andre Methodisten (c. 5 500), Baptisten (c. 7000), Lutheraner (c. 20 000), Berliner Mission (c. 700),1) Rheinische (c. 14 000),*) und eine Anzahl von etwa 9000 Mitgliedern kleinerer Sekten verteilen.

Unsere Brüdergemeine ist vertreten mit 16 297 Seelen, von denen nach dem Census 169 Weiße, 2 Malaien, 469 Hottentotten, 2696 Fingus, 1703 Kaffern, 11 258 Mischlinge sein sollen.

Ob diese kirchliche Zersplitterung einmal eine Bewegung zur Einigung hervorrufen wird, kann nicht gesagt werden. Zunächst ist von einem solchen Zug nichts zu spüren. Auch in unsern Missionsgemeinen habe ich weder einen Wunsch, noch eine dahin gehende Nötigung sehen können, die uns den Gedanken etwa nahe legte, unsre älteren Gemeinen an die reform. Kirche abzutreten. Noch haben sie ihre bestimmte Aufgabe innerhalb der dortigen Christenheit, und die reformierte Kirche, so lebendig fie in einzelnen Gliedern ist, hat bis zum heutigen Tag noch keine rechte Stellung zu den Eingebornen gewonnen, sondern ist bis heute mehr eine Kirche der Weißen." Unter jenen 297 983, die sie zählt, sind allein 220 649 Weiße.

"

Diese allgemeinen Bemerkungen über die socialen, politischen und kirchlichen Verhältnisse der Kapkolonie könnten leicht noch um ein beträchtliches vermehrt werden, doch wollen wir es mit dem Gesagten genug sein lassen.

1) Die Hauptgebiete der Berliner M.-G. liegen außerhalb der Kolonie.
2) Die außerhalb der Kolonie liegenden Gebiete nicht eingerechnet.

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