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auffallende leibliche und geistige Schwachheit. Es ist wirklich auffallend im Vergleich mit den Weißen und auch mit den Kaffern wie viele Krantheiten: Schwindsucht, Aussaß, Blindheit, Lähmung 2c., unter diesem Volke herrschen. Ihre Ernährungsweise, ihre Unvorsichtigkeit in der Kleidung, ihre 3. T. dürftigen Wohnungen erklären diese Erscheinung wohl bis zu einem gewissen Grad, aber überall tritt es hervor, daß ihnen die Widerstandsfähigkeit gegen diese schädlichen Einflüsse abgeht. Besonders bemerfenswert war mir, daß es kaum eine Gemeine im Westen giebt, wo nicht der Aussaß herrscht, daß dieser in der z. T. von Mischlingen bewohnten Gemeine Silo noch mehrfach zu finden ist, dagegen im Kafferlande immer seltener wird. Thatsächlich sind nach dem Census von den Mischlingen c. 7,4 Proz., von den Kaffern c. 3,3 Proz. Aussaßkranke, von den WeiBen c. 1,5 Proz.

Dieser körperlichen Schwäche entspricht die geistige. In der Ge= hilfenschule in Gnadenthal machen wir immer wieder die Erfahrung, daß die wenigsten Schüler einer wirklich anhaltenden geistigen Anstrengung gewachsen sind, und daß ihr geistiges Können seine sehr bestimmten Grenzen hat. Auch an unsern Missionsgehilfen und eingebornen Geistlichen tritt uns immer wieder die Beobachtung entgegen, daß das geistige Können ein bestimmt begrenztes ist, daß namentlich das, was wir geistige Arbeit, stetes Thätigsein der Seele und der Gedanken nennen, von ihnen weder verstanden noch geübt wird.

Man kann daher auch nicht erwarten, daß auf dem Gebiet des Charakters sich eine andere Beobachtung sollte machen lassen. Und in der That läßt sich auf dem Gebiet der Willensthätigkeit nichts anders sagen, als daß auch hier sich ein bedeutender Mangel zeigt. Einzelne rühmliche Ausnahmen giebt es freilich.

Dieser unleugbare Mangel, die körperliche, geistige und charakterliche Schwachheit, ist nun einmal da und darf bei der Beurteilung dieses Volkes nicht außer acht gelassen werden. Man wird über diesen Mangel um so nachsichtiger urteilen, je ernster man sich ausspricht, daß dieses Volk in dieser Gestalt ein Produkt europäischer Sünde und Gewaltthat ist. Es ist empörend und schreit zum Himmel, wie auch an diesem Volke Japhets Söhne sich versündigt haben. Die Seele dieses Volkes ist durch die brutale Sinnlichkeit und Genußsucht der Weißen vergiftet, ihr Charakter durch die Sklavenzeit gebrochen worden und noch heute sind es nicht wenige der Weißen, die durch Verführung der Mädchen zur Unzucht, der Männer zum Trunk sich schwer an ihnen versündigen und die auch

urch Aufhebungen und falsche Darstellungen die armen Leute gegen die Missionare einzunehmen suchen.

Wir können aber auch, Gott sei Dank, von guten Eigenschaften den, die dieses Mischlingsvolk aufweist, und die einem Besucher bald wohlthuend und geradezu angenehm auffallen. Ich möchte hier vor allem die in meinen Reiseberichten schon mehrfach berührte „Kindlichkeit“ tommen. Man fühlt diesen Leuten bald ab, daß in ihren Herzen in entschiedenes Bedürfnis nach höheren geistlichen Gütern lebt, und daß e ohne viel Grübelei und Zweifeln das einfache Evangelium einfältig aufnehmen und sich kindlich den Heiland aneignen. Diese Kindlichkeit hat ja ihre großen Gefahren, aber ich kann nicht leugnen, daß sie auch, gerade für unser einen, der sie an sich und unsern so civilisierten europäischen Bristen oft vermißt, etwas Rührendes und Anziehendes hat. Dieser findlichkeit entspricht auch die Art und Weise, wie sie das Christentum

ihr alltägliches Leben hineinziehen, und das Leben der wahren Christen mter ihnen trägt den Stempel des wirklich kindlichen Zusammenlebens mit Srem Heilande. Vielleicht liegt auch hierin der Grund, daß man bei hnen viel kann erzählen hören von Erscheinungen und besonderen Offenbarungen des Heilandes. Sehr kindlich und wirklich groß sind sie im Seiden. Ich habe die Ergebung und Schickung in den Willen Gottes, ter nun einmal dies und jenes auferlegt hat, nur bewundern können und einne mich nicht, eine Klage an allen den zum Teil recht schweren Krankenbetten, an denen ich gestanden habe, gehört zu haben. Kindlich find sie auch meist ihren Seelsorgern gegenüber und schenken ihnen ein großes Vertrauen, nur ist das schlimme, daß so mancher Weiße es sich zur Aufgabe macht, sie gegen die Missionare aufzureden, und daß sich dann, wenn einmal das Mißtrauen bei ihnen eingezogen ist, auch die Kindlichkeit in Gestalt kindischen Eigensinnes zeigt, der sich schwer be= lehren läßt.

Schließlich darf nicht übersehen werden, daß wir es hier mit einem Bolle zu thun haben, das seine ursprüngliche Volkstümlichkeit volltändig verloren hat. Seine Sprache ist ihm geraubt und durch das ihm remde Holländisch ersetzt, damit ist ihm der Ausdruck seines innersten Seelenlebens, seine Poesie, die Fähigkeit seine Gedanken in ursprünglich nationaler Weise auszudrücken, genommen. Jegliche volkstümliche Origialität fehlt. Diejenigen nur, die mit der Mission in nähere Berührung tommen, suchen in der von Europa herübergekommenen und angenommenen iftlichen Sprache einen Ersatz und wenden diese ohne weiteres auf alle rbensverhältnisse an. So kann man bei allen Gelegenheiten die Anwen

Riff.-3tschr. 1894.

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dung der Gesangbuchsverse und Bibelsprüche finden. Ich hörte in Gnadenthal zu Ehren des Geburtstags der Königin singen: Weil ich Jesu Schäflein bin. Liebesbriefe sind fast immer in geistlichen Ausdrücken, Bibelsprüchen abgefaßt, Briefe an Eltern und Verwandte enthalten häufig ganze Bibelabschnitte. Aus oben erwähntem Umstand ist es wohl auch erklärlich, daß fast kein Kind, das doch in der Schule lesen gelernt hat, nach seiner Schulzeit sich mit Lesen von Büchern abgiebt, also seine geistige Arbeit fortsett. Es giebt eben keine, auch nur annähernd nationale Literatur, und die europäische ist ihnen nicht genehm. Es ist eine Aufgabe, der sich unsre Missionare durchaus werden nach und nach unterziehen müssen, eine für dies Volk berechnete, aus ihrem Geist geborne und ihnen abgelauschte einfache Literatur, und namentlich auch poetische, zu schaffen, wobei hoffentlich ihnen eingeborne Lehrer und Geistliche helfen werden.

Es ist diesem Volke gegenüber ein Gemisch von Mitleiden und herzlicher Liebe, von Beklagen und Bewundern, das sich in einem Christenherzen regt, und man versteht es leicht, wie man mit Freuden sich der Lebensaufgabe widmen kann, diesem Volke zu dienen; man hat unmittelbar das Gefühl, bei aller Schwierigkeit doch bestimmte und schöne Anknüpfungspunkte zu haben.

Schwierigkeiten giebt es allerdings viele, nicht nur im Charakter des Volkes liegende. Die in der weißen Umgebung liegenden sind schon zum Teil berührt. Hätte man dieses Volk für sich allein ohne jene weiße Umwohnerschaft und ihren Einfluß, so würde freilich manches anders stehen. Im letzten Grund sind die andern Schwierigkeiten dieselben, wie wir sie daheim und überall als die Hindernisse des Christentums finden, aber sie nehmen hier doch ihre spezielle, örtliche Gestaltung an.

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Großenteils selber oder, wie sie recht gut wissen, von ihren Eltern her unehelich von Weißen stammend, von einer, man möchte sagen, unbezähmbaren Sinnlichkeit, in einer Lebensluft aufgewachsen, wo von Jugend auf ihren Ohren und Augen die sinnlichen Eindrücke und Vorgänge bis zu den offenbarsten Sünden ungescheut und ohne Vermäntelung entgegentraten denn auch in christlichen Häusern herrscht oft die naivste Offenkundigkeit darf es uns nicht wunder nehmen, daß sich der Sinn für Sittlichkeit, Keuschheit und Reinheit schwer entwickelt. Wenn man nun noch hinzunimmt, daß das Beispiel der umwohnenden Weißen nicht geeignet ist, bessernd auf die Eingebornen einzuwirken, ja diese Weißen vielfach die Eingebornen als für ihre Lüste vorhanden ansehn, so darf der, vom christlichen Standpunkt aus angeschaut, niedrige sittliche Zustand der Christen nicht zu sehr befremden.

Dieser Sinnlichkeit leistet nun einen gewaltigen Vorschub die unter den Weißen wie Farbigen so verbreitete Trunksucht. Afrika ist das and des Weines und eines starken Weines, und sein Anbau ist mit verhältnismäßig wenig Mühe verbunden. Infolgedessen ist Wein überall für ein billiges zu haben. Vielfach wird auch von den Buren der Lohn bei der Arbeit in Wein ausgezahlt, so daß die Leute dadurch zur Unmäßigkeit verführt werden. Auch die Gesetzgebung, obgleich sie bestrebt ist, dem Übel zu steuern, ist doch in bezug auf die Kantinen und Schenken it ftreng genug. Dazu verträgt der Eingeborne sehr wenig und pflegt biufig den starken Wein nüchtern zu trinken, wodurch seine Wirkung noch erhöht wird. Die meisten unsrer Missionare trinken, um des Beispiels llen, feinen Tropfen, ohne ausgesprochenermaßen Teatotaler zu sein. ist aber eine Freude, daß sich in unsrer Gemeine Gnadenthal, wo Trunksucht am schlimmsten war, eine Bewegung gegen den Trunk geltend macht, die zur Vereinigung aller der Mitglieder geführt hat, die urch Wort und Beispiel gegen dieses Laster arbeiten wollen.

Es ist endlich hier noch zu erwähnen, daß sich auch bis heute Spuren des alten Zaubereiunwesens zeigen und daß unleugbar noch gewisse heimliche Gifte und Zaubermittel im geheimen angewendet werden. Aus Furcht vor solchen Dingen hält mancher mit seiner bessern Überzeugung rück, und sicherlich hemmt diese Menschenfurcht häufig die Arbeit auch tichtiger Nationalhelfer.

Versuchen wir den Gesamteindruck auszusprechen, den ein unbefangener Nissionsfreund von unsern Gemeinden im Westen erhält, so könnte man jagen:

Bei unsern Pflegebefohlenen finden wir fast durchgängig eine tiefe und gefünftelte Religiosität, zugleich aber auch fast durchgängig einen Mangel sittlichem Ernst und ethischer Bethätigung des Christenlebens. Die gläubige Aneignung des Heils, die man nicht ohne weiteres für Selbstbetrug halten finn, liegt oft neben der groben Sünde (vgl. Korintherbriefe). Viele Kinder Christo und wenig Männer. Doch muß ich es hier ausdrücklich aussprechen, deß es solche Männer in Christo auch giebt, an denen man seine Freude hat, dmor in allen Gemeinden, so namentlich unter den Kirchendienern und Tienerinnen in Gnadenthal und Moravianhill.

Auf der Konferenz in Gnadenthal haben wir es uns ausgesprochen, daß be jest immer mehr überhandnehmende Zerstreuung unsrer Gemeinden eine Folge social-politischer Verhältnisse so schmerzlich sie auf der einen Seite , auf der andern sicherlich gottgewollt ist, um unsre bisher innerhalb der Rissionsstationen gehüteten Pflegebefohlenen zu stählen und charakterlich zu üben. So viele traurige Erfahrungen der Aufenthalt in der Kapstadt nach zieht, so hat er doch auch das können wir sagen gar manchem

zur Festigung seines Charakters und zur Erlangung eines bewußt gewollten und bethätigten Christentums dienen müssen. Wir müssen wohl auch zugeben, daß wir vielfach die Schuld an der Unselbständigkeit der Leute durch zu große Bemutterung und Bevormundung tragen. Das einzige positiv wirksame Mittel, um charakterlich auf das Volk zu wirken, erschien uns: noch viel mehr als wie bisher auf allen Gebieten, Kirche, Schule, Verwaltung, Evangelisation, Mission die Eingebornen zur Mithilfe und Mitthätigkeit heranzuziehen und ihnen dadurch den in der Arbeit für den Herrn liegenden, Herz und Charakter festigenden Segen zuzuwenden.

Jedenfalls wird sich die Arbeit unsrer Missionare mehr und mehr auf den Punkt zu richten haben, mit allen Kräften das reich vorhandene religiöse Leben auch zur ethischen Ausgestaltung und selbständigen Bethätigung zu bringen.

Bild.

Wenden wir uns nach dem Osten, so zeigt sich uns ein anderes

Hier ist noch im Vollsinn des Wortes Missionsarbeit. Selbst unsre älteren Genteinen Silo und Gosen könnten eine solche haben, denn Heiden sind noch genug in der Umgegend. In Engotini ist auf der Lokation Oxkraal noch echte, rechte Missionsarbeit. Auch das Volk, an welchem wir arbeiten, zeigt einen ganz anderen Charakter, wenn auch vielleicht einen noch schwierigeren.

Die Kaffern tragen das Gepräge eines selbstbewußten Volkes mit nationaler, noch zum Teil ungebrochener Eigentümlichkeit. Freilich auch dies Volk verliert, je weiter die englische Herrschaft schreitet und je mehr ihm seine eigentümlichen Stammeseinrichtungen genommen werden, langsam aber sicher seine Selbständigkeit und lernt nur zu leicht zu seinen schon zahlreichen Lastern die europäischen dazu.

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Die Kaffern unter ihnen zumal die Tembu— sind ein schöner, bronzefarbener Menschenschlag. Sie sind in ihrem Benehmen meist von angenehmen, von einem gewissen Selbstbewußtsein des freien Mannes getragenen Wesen. Gute Redner, parlamentarisch angelegt, stets in der Verhandlung von gemessener Ruhe, dabei voll Achtung vor jeder berechtigten Autorität, kindlich in ihren Anschauungen, poetisch und bilderreich in ihrer Sprache, bieten sie freilich ein anderes Material der Arbeit als jenes arme Mischlingsvolk. Aber doch, glaube ich, ist im letzten Grunde die Arbeit unter ihnen schwieriger als unter jenen, und es liegen in ihrem Charakter und in ihren Sitten, soweit ich sehen kann, viel größere Hinderungen für die Christianisierung als im Westen.

Man bemerkt sehr bald, daß einer der Hauptzüge des Kaffern sein entsetzlich tief gewurzelter Hang zur Lüge ist. Bei den geringsten und kleinsten Angelegenheiten sucht er die Wahrheit zu umgehen und mit

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