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freikaufen, wenn es seinem Herrn genehm ist, auch wenn er das Geld zusammengebracht hat. Seine Kinder aber sind und bleiben Sklaven; man nennt sie Schweinekinder." Manche Häuptlinge belieben, ihre Sklaven Kazen zu titulieren, und behandeln sie auch demgemäß. Sie müssen ohne Lohn alle Feld- und Bau- und Kriegsarbeit für ihren Häuptling thun, und bekommen dafür schlechtes Essen, meist nur füße Kartoffeln und deren Slätter, während die Herren sich Reis und Fleisch leisten. Ja, bekommt der Häuptling Gäste, so soll er, wie man sagt, sich nicht entblöden, dem Armen sein Erspartes zu nehmen, vielleicht das eine Schweinchen, das er besist, um es dem Gaste vorzusetzen, ganz wie die Fabel des Propheten Nathan berichtet. Kommt aber die beinah jedes Jahr eintretende Hungersnot, so läßt der Herr seine Sklaven, von deren Fleiß er sich nährt, einfach hungern, und wenn sie klagen und stehlen. Eigenes Feld dürfen sie nicht haben. Wenn wir über den See fahren, und dann den Ruderern, die sich tüchtig anstrengen mußten, Lohn geben, so steckt der Häuptling, der ihn verteilen soll, in seine geräumige Tasche, und die Arbeiter haben das Nachsehen. Da ist's denn nicht zu verwundern, wenn bisweilen ein Sklave, vom Feinde bestochen, seinen harten Herrn ermordet, oder wenigstens ihm entläuft. Es giebt freilich auch unter den Sklavenbesizern Ausnahmen; wir haben es hier zum Teil mit menschlich gesinnten Häuptlingen zu thun. Sie fangen auch jetzt an, diese ihre Unterthanen mit zum Gottesdienst zu bringen. Wir haben guten Mut, daß diese traurigen Zustände durch die Kraft des göttlichen Wortes anders werden, wie es in Silindung und Toba schon geschehen ist.

Von einem Häuptlinge („König“ würde man in deutschen Kolonien jagen) mache man sich ja eine recht minimale Vorstellung. Außer einer gewissen Grandezza und großer Zungenfertigkeit zeichnen sich viele von ihnen äußerlich durch gar nichts vor ihren Sklaven aus; der Schmutz ist an beiden derselbe. Manche von ihnen haben außer ihrem eigenen Hause nur noch eins im Dorfe, über das sie herrschen; ja, einige beschränken ihr Königreich auf ihr Haus und dessen Bewohner. Ein deutscher kleiner Dorfschulze ist weit mehr. Es giebt freilich auch größere Häuptlinge (wir haben deren neun), die über 20 und mehr Dörfer herrschen und sehr reich find. Alle aber, große und kleine, find arg eifersüchtig auf einander. Thut mir der eine einen Gefallen, so folgen ihm die andern aus Neid. War früh der eine da, so kommt gewiß nachher sein Nebenbuhler und fragt: was hat er dir gesagt? was habt ihr besprochen? Diese unerquickliche Eifersucht erstreckt sich auch auf die Landschaften. Neben Nainggolan liegt die große Landschaft Sirait, die ich mit zu meinem Be

zirke rechne. Aber vorläufig ist es nicht möglich, sie zur Kirche und Schule zu bekommen. Nainggolan hat einen Tuan, entschuldigen sie sich; wir wollen auch einen; denn wir sind von den Urvätern her Kinder des ältesten Sohnes, sie des jüngeren. Sie haben untereinander ein Gesetz gemacht, daß es nicht erlaubt ist, in Nainggolan zur Kirche zu gehen ; damit wollen sie sich auch einen Tuan ertrozen. Als wir einmal aus einer andern Landschaft ein großes Boot borgen wollten, um Holz zum Hausbau zu holen, ließen die Herren von dort sagen: euer Tuan ist nicht unser Tuan, seht selbst zu, wie ihr das Holz holt. Das ist nicht etwa böser Wille gegen uns, sondern bloß Neid und Eifersucht. Ein Unglück ist es, daß die Häuptlinge, so klein und arm viele unter ihnen sind, wenig oder gar nicht arbeiten. So sißen sie den ganzen Tag und „machen Worte" und sinnen, wie sie wohl eine schöne Streitgeschichte einfädeln und sich das inhaltleere Leben bereichern können. Darum ist auch das Karten- und Würfelspiel sehr verbreitet auf unsrer Insel. Mancher verliert hunderte von Thalern an einem Tage, und viel Streit und Krieg kommt aus dieser Quelle. Seit wir hier sind, hat's damit, wie es scheint, bedeutend nachgelassen, wenn wir auch nicht, wie die Besseren unter ihnen uns zumuteten, die Spieler in den Block oder ins Gefängnis seßen. Sie wagen es wenigstens nicht mehr unmittelbar vor unsern Augen, wie es anfangs ganz ungescheut geschah.

Es fängt eine neue Zeit an, das fühlen sie alle. Da ist z. B. unser Nachbar, der wohlbeliebte Häuptling Oppu (Großvater, Häuptlingstitel) Lallan. Früher ein wütender Spieler und rasch zum Kriege, ist er jezt verständig, lenksam, zugänglich für Gottes Wort. Vom ersten Tage an gegen uns gefällig und freundlich, hält er treu zu uns, fragt in allen Angelegenheiten um Rat, z. B. ob er einen Verwandten im Kriege unterstüßen darf, kommt regelmäßig zum Gottesdienst und bringt auch seine Frau und viele seiner Untergebenen mit. Seine Frau zeichnet sich bedeutend vor ihren Schwestern aus; besuchte uns ohne Scheu und war auch die erste, die es wagte, der Landessitte entgegen mit den Männern zum Gottesdienste zu kommen. Später sind ihr dann mehr gefolgt. Sie übt offenbar einen guten Einfluß auf ihren Mann aus. Vielleicht ist das zum Teil Dankbarkeit gegen uns. Als wir nämlich vor einem halben Jahre zum ersten Male hier waren, um das Land auszukundschaften, waren wir eines Abends im Dorfe dieses Häuptlings versammelt; auch seine Frau war zugegen. Da fragte Oppu Lallan: ist es recht, wenn ich mir eine zweite Frau nehme? Als ihm die gebührende ablehnende Antwort zuteil wurde, wandte er sich würdevoll an seine durch unsre Antwort

nd gewiß mehr als durch seine Frage erbaute Frau: Freue dich Mutter! Er und seine zahlreiche Familie halten sich zu Gottes Wort, und es besteht eine Art Freundschaftsverhältnis zwischen uns, was natürlich einigen andern Häuptlingen wieder ein Dorn im Auze ist. Als neulich ein neues großes Haus in seinem Dorfe fertig geworden war, mußten wir zur Feier dieses Tages eine Einladung zum Essen bei ihm annehmen.

༢.

Ein andrer in jeder Weise merkwürdiger Mann ist der Schmied Cpu Sibarung. Schon früher durch die Predigt der Evangelisten, die Don Balige bisweilen herüberfamen, und durch das Wort Gottes, das er eifrig liest, angefaßt, hat er völlig gebrochen mit dem Heidentum, obgleich er selbst heidnischer Zauberpriester war. Als er ansing, den Christengott zu bekennen, kam allerlei Leid, Krankheit, Sterben in seiner Familie über ihn, und damit zugleich reichlicher Spott seiner heidnischen Genossen. Aber er hielt aus und betete fleißig, so gut er's konnte, vor allen Dingen, daß ein Missionar kommen möchte, ähnlich dem Cornelius in der Apostelgeschichte. Nun ist dieser sein Herzenswunsch erfüllt. Wir aber staunen und freuen uns darüber, was der Geist Gottes, die vorlaufende Gnade, schon an diesem Manne gewirkt hat. Er fehlt nie im Gottesdienst, obgleich er ziemlich weit entfernt wohnt, liest eifrig die biblischen Geschichten und den Katechismus, und zwar mit Nachdenken. Kam er doch einmal and fragte, was die Versuchungsgeschichte des Herrn Jesu zu bedeuten habe; worauf ich ihm antwortete: als der Herr Jesus auf die Erde kam, um die Menschen zu erlösen, da sah der Teufel, daß nun alles für ihn verloren sei, wenn das Werk Jesu gelänge; darum versuchte er ihn zur Sünde zu bringen, denn dann hätte ja Jesus die Welt nicht erlösen fönnen u. s. w. Sonntag Nachmittags kommt er oft und repetiert die Bredigt, wozu er meist noch einen Genossen mitbringt. Das macht er in recht originell batascher Weise. Die Geschichte vom reichen Mann z. B. fing er etwa so an: Es war einmal ein Mann, Lazarus, der war sehr arm, immer war sein Bauch hungrig, die Hose war ihm zerrissen und thenso sein Kleid, und sein Leib war voll Geschwüre, aber er hielt treu * Gottes Wort und hörte es fleißig. Der ging nun zu einem reichen. $ Rann, der aber gottlos war. Wohlan mein Fürst, sagte er, du bist reich, Gott hat dir Gutes gegeben; aber denkst du auch an Gott? Veracte Gottes Wort nicht, damit du auch im Himmel deinen Anteil hast, denn dein Geld kannst du nicht mitnehmen. Also sagte der Arme. Da lam die Antwort des Reichen: Wohlan mein Freund, wenn dem so ist, so bitte du doch erst Gott, daß er dich reich macht und dir deine Krankheit nimmt. Also sagte der Reiche. Dieses hat Gott mir zugeteilt, das

Miff.-Ztschr. 1894.

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muß ich tragen, sagte der Arme. Aber der Reiche hörte sein Wort nicht. Darauf ging er ein zweitesmal zu ihm und sagte: ach mein Fürst, ge= denke an Gott, damit du deinen Anteil im Himmel hast, wenn du stirbst. Aber nicht wollte der Reiche u. s. w. Diese Änderungen und weit schweifigen Ausführungen beweisen, daß er's verstanden hat. Und das einmal Erfaßte wendet er auch gut an. So wohnt in seiner Nähe ein reicher Häuptling, der aber von Gottes Wort noch nicht viel wissen will. Zu dem ging er hin: Höre, mein Fürst, ich will dir einmal predigen, verjammmle alle deine Leute. Gut, sagte dieser. Als alles versammelt war, fing er an und erzählte das obige Gleichnis mit kräftiger Nußanwendung. Da war weiter ein reicher Häuptling, der den Sklaven eines andern in den Block gelegt hatte, um ihn sich dann anzueignen. Unser Schmied ging eines Tages zu ihm hin und hielt ihm vor: Erinnere dich an das, was der Tuan am vorigen Sonntag gepredigt hat: Du sollst nicht be= gehren deines Nächsten Knecht; wer das thut, sündigt gegen Gottes Gebot und über ihn kommt der Zorn Gottes. Und wirklich hat der sonst sehr hartköpfige Mann den Sklaven losgelassen. Dieser Schmied ist auch der einzige bisher, der bisweilen fragt: das und das habe ich in der Predigt nicht verstanden, erkläre es mir, bitte. Er wird einst, so hoffe ich, ein trefflicher Evangelist werden. Dieser einzige ist es wahrlich wert, daß hier ein Missionar arbeitet. Wir danken Gott, daß er uns schon im ersten Anfang folch eine liebliche Erfahrung machen läßt. Daß er uns in jeder Weise behilflich und dabei gegen die Art seiner Landsleute in seinem Handwerk sehr fleißig ist, brauche ich wohl kaum zu erwähnen.

Im Dorfe neben uns residiert ein Häuptling, Oppu Latsat, dessen Charakter mir noch rätselhaft ist. Ich hatte früher an seiner Aufrichtigkeit stark gezweifelt. Da erlebte ich folgende ermutigende Geschichte mit ihm. Er kam eines Abends, wie er das öfter thut, und fragte nach dem fiebenten Gebot, und ob auch der ein Dieb sei, der Gestohlenes an sich nehme? Ich bemühte mich, ihm klar zu machen, daß der dieselbe Sünde thue, wie der Dieb selbst. Am andern Abend kam er wieder zur Abend andacht, hieß dann meine Jungen hinausgehen und bekannte, daß er mich unlängst bestohlen, bezw. von seinem Bruder Gestohlenes verheimlicht habe. Er und sein Bruder hatten nämlich früher einmal von drüben Bretter für mein Haus geholt und dabei einige der schönsten für sich behalten unter dem Vorwand, fie dort gekauft zu haben, was mir damals aus allerlei Gründen schon auffällig war. Das bekannte er nun und bat um Verzeihung, die ich ihm gern gewährte. Ich setzte ihm dann aber aus einander, daß er damit auch gegen Gott gesündigt habe und diesen vor

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allem um Vergebung bitten müßte. Da wollen wir doch gleich beten, fagte er, und ich betete dann laut mit ihm. Sein Bruder kam dann, von ihm aufgefordert, tags darauf auch und bekannte. Die Bretter hatten sie im Dunkel der Nacht wiedergebracht. Mir war das eine Herzensfreude, die ich erst gar nicht recht glauben konnte, so seltsam schien mir sein Gebaren. Ich hoffe, er dringt durch, obgleich er noch recht stwach und im übrigen noch ein echter Heide ist. Auch er, wie sein Bruder, gehört zu den regelmäßigen Besuchern des Gottesdienstes. Das Sindert ihn aber nicht, sich noch mit Kriegsgedanken zu tragen und auch in seinem Dorfe noch allerlei heidnischen Spul zu dulden. Derselbe Häuptling, der mir einst drohte, er werde nicht kommen, wenn ich nicht jeinen Sklaven freimachte, ist jest wie umgewandelt. Seine beiden Söhne wurden frank. Da fie meine Schüler sind, ging ich in sein Dorf und gab Medizin, die Gott gesegnet hat. Sie wurden schnell wieder gesund, und nun ist der Vater, der einst im heftigen Zorn von uns schied, unser bester Freund, der uns sogar allerlei Geschenke aufnötigen wollte. Er war einer der ersten, der seinem Sohn ein Neues Testament kaufte, was bei dem schrecklichen Geiz unsrer Nainggolanesen viel sagen will. Wieder ein andrer, kleiner Häuptling kam dieser Tage und entschuldigte sich, daß ram Sonntag nicht zur Predigt dagewesen sei; er war am Sonnabend über den See gefahren, und starker Wind hatte die Rückkehr unmöglich gemacht. Aber, fügte er gleich hinzu, ich habe mich schon nach der Predigt erfundigt. Auf meine Frage konnte er wenigstens das betreffende Bibel= wort hersagen: Rommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen jeid. Sein Sohn, mein Schüler, hatte ihm sagen müssen, so viel er selbst noch wußte. Ich frage oft während der Woche nach der Predigt des borigen Sonntags und finde auch selten einen, der gar nichts erinnert, wenn's auch freilich meist sehr wenig ist und viele grobe Mißverständnisse mit unterlaufen.

Als wir hier einzogen, fand alle vier Tage großer Markt statt dicht vor der Station am Strande. Jeden Monat einmal fiel dieser Markt auf den Sonntag, und das war sehr störend und des Sonntags durchaus unwürdig. Nun haben wir mit den tonangebenden Häuptlingen großen Rat gehabt und ohne Schwierigkeiten es durchgesezt, daß der Markt einmal wöchentlich stattfindet, daß also von nun an die christliche Zeitrechnung gilt. Als einmal der alte Markt wieder zu beginnen drohte, ging ich hin und trieb die Leute auseinander und erinnerte sie an unser Übereinkommen. Seitdem ist nun auch die Sonntagsfeier eine würdigere geworden. Anfangs hielten wir unsre Gottesdienste unter dem vor=

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