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Ihn schau' ich an mit wachsendem Entzücken.
Von Sturz zu Sturzen wälzt er jezt in tausend,
Dann aber tausend Strömen sich ergießend,
Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend.
Allein wie herrlich diesem Sturm_ersprießend,
Wölbt sich des bunten Bogens Wechseldauer,
Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend,
Umber verbreitend duftig kühle Schauer!
Der spiegelt ab das menschliche Bestreben.
Ihm sinne nach, und du begreifst genauer:
Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.

Kaiserliche Pfalz.

Saal des Thrones.

Staatsrath in Erwartung des Kaisers.
Trompeten.

Hofgesinde aller Art, prächtig gekleidet, tritt vor.

Der Kaiser gelangt auf den Thron; zu seiner Rechten der Astrolog. Kaiser. Ich grüße die Getreuen, Lieben,

Versammelt aus der Näh' und Weite; Den Weisen seh' ich mir zur Seite, Allein wo ist der Narr geblieben? Junker. Gleich hinter deiner Mantelschleppe Stürzt er zusammen auf der Treppe, Man trug hinweg das Fettgewicht, Todt oder trunken? weiß man nicht.

Bweiter Junker. Sogleich mit wunderbarer Schnelle
Drängt sich ein andrer an die Stelle;
Gar föstlich ist er aufgepußt,
Doch fraßenhaft, daß Jeder stußt;
Die Wache hält ihm an der Schwelle
Kreuzweis die Hellebarden vor

Da ist er doch, der kühne Thor!

Mephistopheles (am Throne knieend).

Was ist verwünscht und stets willkommen?

Was ist ersehnt und stets verjagt?

Was immerfort in Schuß genommen?
Was hart gescholten und verklagt?
Wen darfst du nicht herbeiberufen?
Wen höret Jeder gern genannt?

Was naht sich deines Thrones Stufen?
Was hat sich selbst hinweggebannt?
Katser. Für dießmal spare deine Worte!
Hier sind die Räthsel nicht am Orte,
Das ist die Sache dieser Herrn.

Da löse du! das hört' ich gern:

Mein alter Narr gieng, fürcht' ich, weit ins Weite; Nimm seinen Plaß und komm an meine Seite. Mephistopheles (fteigt hinauf und stellt fich zur Linken).

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Kaiser. Und also, ihr Getreuen, Lieben,
Willkommen aus der Näh' und Ferne!
Ihr sammelt euch mit günstigem Sterne;
Da droben ist uns Glück und Heil geschrieben.
Doch sagt, warum in diesen Tagen,
Wo wir der Sorgen uns entschlagen,
Schönbärte mummenschänzlich tragen
Und Heitres nur genießen wollten,

Warum wir uns rathschlagend quälen sollten?
Doch weil ihr meint, es gieng nicht anders an,
Geschehen ist's, so sei's gethan!

Kanzler. Die höchste Tugend, wie ein Heiligenschein,
Umgiebt des Kaisers Haupt, nur er allein
Vermag fie gültig auszuüben:

Gerechtigkeit!

Was alle Menschen lieben,
Was Alle fordern, wünschen, schwer entbehren,
Es liegt an ihm, dem Volk es zu gewähren.
Doch ach! was hilft dem Menschengeist Verstand,
Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand,
Wenn's fieberhaft durchaus im Staate wüthet
Und Uebel sich in Uebeln überbrütet?

Wer schaut hinab von diesem hohen Raum

Jns weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum,
Wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet,
Das Ungeset gefeßlich überwaltet

Und eine Welt des Irrthums sich entfaltet.
Der raubt sich Heerden, der ein Weib,
Kelch, Kreuz und Leuchter vom Altare,
Berühmt sich dessen manche Jahre

Mit heiler Haut, mit unverlegtem Leib.
Jezt drängen Kläger sich zur Halle,
Der Richter prunkt auf hohem Pfühl;
Indessen wogt, in grimmigem Schwalle,
Des Aufruhrs wachsendes Gewühl.
Der darf auf Schand' und Frevel pochen,
Der auf Mitschuldigste sich stüßt,
Und: Schuldig! hörst du ausgesprochen,
Wo Unschuld nur sich selber schüßt.
So will sich alle Welt zerstückeln,
Vernichtigen, was sich gebührt;
Wie soll sich da der Sinn entwickeln,
Der einzig uns zum Rechten führt?
Zulegt ein wohlgesinnter Mann

Neigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher;
Ein Richter, der nicht strafen kann,
Gesellt sich endlich zum Verbrecher.
Ich malte schwarz, doch dichtern Flor
Zög' ich dem Bilde lieber vor.

(Pause.)
Entschlüsse sind nicht zu vermeiden;
Wenn Alle schädigen, Alle leiden,
Geht selbst die Majestät zu Raub.
Heermeister. Wie tobt's in diesen wilden Tagen!
Ein Jeder schlägt und wird erschlagen,
Und fürs Kommando bleibt man taub.
Der Bürger hinter seinen Mauern,
Der Ritter auf dem Felsennest
Verschwuren sich, uns auszudauern,
Und halten ihre Kräfte fest.
Der Miethsoldat wird ungeduldig,
Mit Ungestüm verlangt er seinen Lohn,
Und wären wir ihm nichts mehr schuldig,
Er liefe ganz und gar davon.
Verbiete wer, was Alle wollten,
Der hat ins Wespennest gestört;
Das Reich, das sie beschüßen sollten,
Es liegt geplündert und verheert.
Man läßt ihr Toben wüthend hausen,
Schon ist die halbe Welt verthan;
Es sind noch Könige da draußen,

Doch Reiner denkt, es gieng' ihn irgend an. Schahmeißter. Wer wird auf Bundsgenossen pochen! Subsidien, die man uns versprochen,

Wie Röhrenwasser bleiben aus.

Auch, Herr, in deinen weiten Staaten
An wen ist der Besiz gerathen?

Wohin man kommt, da hält ein Neuer Haus,
Und unabhängig will er leben;

Zusehen muß man, wie er's treibt;

Wir haben so viel Rechte hingegeben,

Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrig bleibt.
Auch auf Parteien, wie sie heißen,
Ist heut zu Tage kein Verlaß;
Sie mögen schelten oder preisen,
Gleichgültig wurden Lieb' und Haß.
Die Ghibellinen wie die Guelfen
Verbergen sich, um auszuruhn;
Wer jest will seinem Nachbar helfen?
Ein Jeder hat für sich zu thun.
Die Goldespforten sind verrammelt,

Ein Jeder kragt und scharrt und sammelt,
Und unsre Kassen bleiben leer.

Marschalk. Welch Unheil muß auch ich erfahren!
Wir wollen alle Tage sparen
Und brauchen alle Tage mehr,
Und täglich wächst mir neue Pein.
Den Köchen thut kein Mangel wehe;
Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe,
Welschhühner, Hühner, Gäns' und Enten,
Die Deputate, sichre Renten,

Sie gehen noch so ziemlich ein;

Jedoch am Ende fehlt's an Wein.

Wenn sonst im Keller Faß an Faß sich häufte,
Der besten Berg' und Jahresläufte,

So schlürft unendliches Gesäufte

Der edlen Herrn den leßten Tropfen aus.

Der Stadtrath muß sein Lager auch verzapfen;

Man greift zu Humpen, greift zu Napfen,
Und unterm Tische liegt der Schmaus.
Nun soll ich zahlen, Alle lohnen;
Der Jude wird mich nicht verschonen,
Der schafft Anticipationen,

Die speisen Jahr um Jahr voraus.
Die Schweine kommen nicht zu Fette,
Verpfändet ist der Pfühl im Bette,

Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brod.

Raiser (nach einigem Nachdenken zu Mephistopheles).

Sag', weißt du, Narr, nicht auch noch eine Noth?

Mephistopheles. Ich keineswegs. Den Glanz umher zu schauen,
Dich und die Deinen! Mangelte Vertrauen,
Wo Majestät unweigerlich gebeut?
Bereite Macht Feindseliges zerstreut,
Wo guter Wille, kräftig durch Verstand,
Und Thätigkeit, vielfältige, zur Hand?
Was könnte da zum Unheil sich vereinen,
Zur Finsterniß, wo solche Sterne scheinen?

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Mephistopheles. Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt?
Dem dieß, dem das, hier aber fehlt das Geld.
Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen;
Doch Weisheit weiß das Tiefste herzuschaffen.
In Bergesadern, Mauergründen.

Jst Gold gemünzt und ungemünzt zu finden,
Und fragt ihr mich, wer es zu Lage schafft:
Begabten Manns Natur und Geistestraft.

Kanzler. Natur und Geist so spricht man nicht zu Christen. Deßhalb verbrennt man Atheisten,

Weil solche Reden höchst gefährlich sind.

Natur ist Sünde, Geist ist Teufel;
Sie hegen zwischen sich den Zweifel,
Jhr mißgestaltet Zwitterkind.

Uns nicht so! –

Kaisers alten Landen

Sind zwei Geschlechter nur entstanden,
Sie stüßen würdig seinen Thron:
Die Heiligen sind es und die Ritter;

Sie stehen jedem Ungewitter

Und nehmen Kirch' und Staat zum Lohn.
Dem Pöbelsinn verworrener Geister
Entwickelt sich ein Widerstand;
Die Rezer find's, die Herenmeister!
Und sie verderben Stadt und Land!
Die willst du nun mit frechen Scherzen
In diese hohen Kreise schwärzen;
Ihr hegt euch an verderbtem Herzen,
Dem Narren sind sie nah verwandt.

Mephistopheles. Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn!
Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern;

Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar;

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