Kein Engel trennte Geeinte Zwienatur Der innigen Beiden: Die ewige Liebe nur Vermag's zu scheiden.
Die jüngeren Engel. Nebelnd um Felsenhöh Spür' ich so eben, Regend sich in der Näh', Ein Geister-Leben.
Die Wölkchen werden klar; Ich seh' bewegte Schaar Seliger Knaben,
Los von der Erde Druck,
Im Kreis gesellt,
Die sich erlaben
Am neuen Lenz und Schmuck
Der obern Welt.
Sei er zum Anbeginn
Steigendem Vollgewinn Diesen gesellt!
Die seligen Knaben. Freudig empfangen wir
Diesen im Puppenstand;
Also erlangen wir
Englisches Unterpfand.
Löset die Flocken los,
Die ihn umgeben!
Schon ist er schön und groß
Von heiligem Leben.
Doctor Marianus (in der höchsten, reinlichsten Zelle). Hier ist die Aussicht frei,
Der Geist erhoben.
Dort ziehen Fraun vorbei, Schwebend nach oben; Die Herrliche mittenin Im Sternenkranze, Die Himmelskönigin, Ich seh's am Glanze.
(Entzüdt.) Höchste Herrscherin der Welt!
Lasse mich im blauen,
Ausgespannten Himmelszelt
Dein Geheimniß schauen!
Billige, was des Mannes Brust
Ernst und zart beweget
Und mit heiliger Liebeslust Dir entgegen träget! Unbezwinglich unser Muth, Wenn du hehr gebietest; Plößlich mildert sich die Gluth, Wie du uns befriedest.
Jungfrau, rein im schönsten Sinn, Mutter, Ehren würdig, Uns erwählte Königin, Göttern ebenbürtig.
Um sie verschlingen Sich leichte Wölkchen, Sind Büßerinnen, Ein zartes Völkchen, Um ihre Kniee
Den Aether schlürfend, Gnade bedürfend.
Dir, der Unberührbaren, Ist es nicht benommen, Daß die leicht Verführbaren Traulich zu dir kommen.
In die Schwachheit hingerafft, Sind sie schwer zu retten; Wer zerreißt aus eigner Kraft Der Gelüste Ketten?
Wie entgleitet schnell der Fuß Schiefem glattem Boden?
Wen bethört nicht Blick und Gruß? Schmeichelhafter Odem?
Mater gloriosa (schwebt einher).
Thor der Büßerinnen.
Du schwebst zu Höhen
Der ewigen Reiche, Vernimm das Flehen, Du Ohnegleiche!
Du Gnadenreiche!
Magna peccatrix (St. Lucae VII, 36). Bei der Liebe, die den Füßen Deines gottverklärten Sohnes Thränen ließ zum Balsam fließen, Troß des Pharisäer-Hohnes; Beim Gefäße, das so reichlich Tropfte Wohlgeruch hernieder;
Bei den Locken, die so weichlich Trockneten die heiligen Glieder -
Mulier Samaritana (St. Joh. IV).
Bei dem Bronn, zu dem schon weiland Abram ließ die Heerde führen; Bei dem Eimer, der dem Heiland Kühl die Lippe durft' berühren; Bei der reinen reichen Quelle, Die nun dorther sich ergießet, Ueberflüssig, ewig helle,
Rings durch alle Welten fließet Maria Aegyptiaca (Acta Sanctorum). Bei dem hochgeweihten Orte, Wo den Herrn man niederließ; Bei dem Arm, der von der Pforte Warnend mich zurücke stieß; Bei der vierzigjährigen Buße, Der ich treu in Wüsten blieb; Bei dem seligen Scheidegruße, Den im Sand ich niederschrieb Bu drei.
Die du großen Sünderinnen Deine Nähe nicht verweigerst Und ein büßendes Gewinnen In die Ewigkeiten steigerst, Gönn' auch dieser guten Seele, Die sich einmal nur vergessen, Die nicht ahnte, daß sie fehle, Dein Verzeihen angemessen!
Una Poenitentium (sonst Gretchen genannt. Sich anschmiegend).
Neige, neige,
Du Ohnegleiche,
Du Strahlenreiche,
Dein Antlig gnädig meinem Glück!
Der früh Geliebte,
Nicht mehr Getrübte,
Er kommt zurüð.
Selige Knaben (in Kreisbewegung sich nähernd).
Er übermächst uns schon An mächtigen Gliedern, Wird treuer Pflege Lohn Reichlich erwiedern.
Wir wurden früh entfernt Von Lebechören;
Doch dieser hat gelernt, Er wird uns lehren.
Die eine Büßerin (sonst Gretchen genannt). Vom edlen Geisterchor umgeben, Wird sich der Neue kaum gewahr, Er ahnet kaum das frische Leben, So gleicht er schon der heiligen Schaar. Sieh, wie er jedem Erdenbande Der alten Hülle sich entrafft, Und aus ätherischem Gewande Hervortritt erste Jugendkraft! Vergönne mir, ihn zu belehren! Noch blendet ihn der neue Tag.
Mater gloriosa. Komm! hebe dich zu höhern Sphären! Wenn er dich ahnet, folgt er nach. Doctor Marianus (auf dem Angesicht anbetend).
Blicket auf zum Retterblick,
Alle reuig Zarten,
Euch zu seligem Geschick
Dankend umzuarten!
Werde jeder beßre Sinn Dir zum Dienst erbötig; Jungfrau, Mutter, Königin, Göttin, bleibe gnädig!
Chorus mysticus. Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichniß; Das Unzulängliche, Hier wird's Ereigniß; Das Unbeschreibliche, Hier ist es gethan; Das Ewig-Weibliche Zieht uns hinan.
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
» |