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Boskets seltener, zum Theil ausländischer Büsche und zwischen Beeten, auf denen Spätsommerblumen in reicher Fülle blühten, mälig bergauf. Die Durchblicke auf den Wald hinab und weiter in die Ebene waren hier häufiger und augenscheinlich mit reiflicher Ueberlegung und großem Verständniß gewählt. Die landschaftlichen Bilder, die man so in den natürlichen Rahmen schlanker Baumstämme und wehender Wipfel gebracht hatte, waren oft von zauberischer Wirkung. Da die AnLagen den ganzen oberen Theil des Bergkegels einnahmen und die Wege in der Weise geführt waren, daß man, um bis zum Schloß zu gelangen, den ganzen Kreis durchmessen mußte, so hatte man in den verhältnißmäßig kleinen Raum eine unglaubliche Mannigfaltigkeit reizender und sinniger Gartenanlagen zu concentriren verstanden. Hier führte eine Brücke aus Baumstämmen und Aesten, denen man die Rinde gelaffen hatte, über einen Einschnitt, in dessen Tiefe eine Quelle murmelte; dort sah man von dem Rande eines aus unbehauenen Steinen aufgemauerten Altans auf dieselbe Brücke hinab. Auf einer anderen Stelle verengte sich der Weg, bis er zulegt in ein Felsenthor mündete, aus dessen feuchtem Halbdunkel heraus man auf eine lichte Höhe trat, von der man den freiesten Blick in das weite Land hatte. Auch fehlte es nicht an dämmrigen Lauben, an kühlen Grotten und ein paar kleinen Springbrunnen, deren liebliches Plätschern die duftige, warme Stille des Gartens nur noch stiller zu machen schien.

Der Förster hatte sich, troßdem er nun bereits seit einem halben Jahrhundert hier aus- und einging, an all' diesen Herrlichkeiten noch immer nicht satt gesehen, und so blieb er denn wiederum heute an mehr als einer Stelle bewundernd stehen; auch bückte er sich manchmal, eine Pflanze cufzurichten, die der Wind in der Nacht umgelegt hatte, oder um den Duft der hier und da noch blühenden Rosen einzuathmen. Er hatte es nicht eben eilig, denn der gnädige Herr verließ immer erst gegen zehn Uhr sein Arbeitszimmer, um eine Promenade durch den Garten zu machen, wo er dann — Spielhagen, In Reih' und Glied. L

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wie der Förster aus langjähriger Erfahrung wußte — stets am zugänglichsten und leutseligsten war.

Indem er noch bei sich überlegte, wie er wohl das wunderliche Gesuch des Bruders am schicklichsten anbringen könne, sah er sich plötzlich von einem kleinen Blumenregen überschüttet. Astern, Georginen, Nachtviolen fielen ihm auf Haupt und Schultern, und ein silberhelles Lachen ertönte gar lieblich zu der anmuthigen Ueberraschung.

Der Förster blickte empor. Ueber ein hölzernes Geländer, das eine steilere Stelle des höher gelegenen Weges einfaßte, schaute das rosige Gesicht eines Mädchens von etwa dreizehn Jahren, dessen braune Schelmenaugen vor Vers gnügen über den eben vollführten Streich wie Sterne funkelten. Guten Morgen, Herr Gutmann, rief die Kleine, hast Du mir Silvia nicht mitgebracht?

Nein, Fräulein Amélie, erwiederte der Förster, ich bin in Geschäften hier.

Ach, Du böser Herr Gutmann! Dann kannst Du wieder nach Hause gehen, klagte die Kleine. Meine schönen Blumen! Wenn ich das gewußt hätte! Da würde ich sie einem Andern geschenkt haben.

Ich glaubte, Sie hätten sie mir an den Kopf geworfen, erwiederte der Förster lachend; aber freilich, wenn Sie sie mir geschenkt haben, muß ich sie wohl auch wieder aufjammeln?

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wann

Damit das Kind immer unbändiger wird werden Sie lernen, mit Kindern umzugehen, lieber Gutmann? sagte hier eine sanfte Frauenstimme; und eine Dame, die hinter dem Kinde gestanden hatte und jezt, dasselbe mit dem einen Arm umschlingend, an das Geländer trat, grüßte freundlich still zu dem Förster herab.

Der Förster nahm die Müße ab.

Guten Morgen, gnädiges Fräulein, sagte er, wie geht's ? Beffer geschlafen nach dem Thee?

der Thee bekommt mir vortrefflich; ich

Danke, ja fühle mich ordentlich wieder jung.

Man sieht's, sagte der Förster. Sie sehen so wohl und frisch aus, wie

Wie vor dreißig Jahren, nicht wahr? unterbrach ihn die Dame lächelnd.

Der Förster erröthete durch seine fupferbraune Gesichtsfarbe hindurch.

Sie bleiben immer dieselbe, sagte er einfach und doch mit einer gewiffen Lebhaftigkeit.

Sie sind immer derselbe: ritterlich und galant. Adieu. Sie finden den Bruder auf dem Belvedere. Er erwartet Sie schon.

Fräulein Charlotte grüßte in ihrer stillen, anmuthigen Weise noch einmal herab; Amélie warf Kußhände, und die beiden Gestalten verschwanden von dem Geländer.

Der Förster sezte seinen Weg nicht eher fort, als bis er die Blumen alle aufgesammelt und in ein Sträußchen zierlich geordnet hatte. Er hätte wissentlich so wenig eine Blume wie ein Thier zertreten. Und dann war ihm, als ob die Blumen ursprünglich für Fräulein Charlotte bestimmt gewesen wären, und Alles, was mit Fräulein Charlotte in einer näheren und entfernteren Beziehung stand, hatte für ihn noch eine ganz besondere Wichtigkeit und Bedeutung.

Vor dreißig Jahren! Sonderbar! Er hatte heute Morgen so viel an jene Zeit gedacht, und nun mußte er auch noch durch ihren Mund daran erinnert werden! Ja, sie war dieselbe noch, die sie damals war, dieselbe unveränderlich gütige, gnädige Dame; es waren noch immer dieselben freundlichen, sanften Augen, dasselbe milde, herzige Lächeln! Es gab eine Zeit, wo diese Augen, wo dies Lächeln dem armen Frig Gutmann manche unruhige Stunde, manche schlaflose Nacht gemacht hatten; eine Zeit, wo er im Begriffe stand, dieser Augen wegen nach Amerika und bis an's Ende der Welt zu wandern

Herr Gutmann war so in's Träumen gerathen, daß er ordentlich zusammenschrak, als er sich plöglich auf dem Belvedere einem der schönsten Punkte des Gartens, von

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dem man die weiteste Aussicht in die Gegend hatte dem Freiherrn gegenüber fand.

Des Freiherrn schönes Gesicht trug heute Morgen nicht den Ausdruck einer milden, sorglosen Heiterkeit, durch welchen es sich sonst auszeichnete. Er saß an einen steinernen Gartentischchen und starrte mit düsteren Augen in einen Brief, den vor einer Stunde der Postbote gebracht hatte. Da er den Schritt des Herankommenden überhört hatte, so fuhr er auch ein wenig zusammen, als er, den Kopf mit einem Seufzer emporrichtend, plößlich den Förster vor sich stehen sah.

Guten Morgen, alter Freund, sagte er, Du kommst gerade zur rechten Zeit. Hast mir ja schon so manchen guten Rath in diesem Leben gegeben. Nun rathe auch hier, und vorher lies einmal.

Bei diesen Worten reichte er dem Angekommenen den Brief und deutete zugleich nach einem Stuhl auf der andern Seite des Tisches.

Set' Dich, sagte er, und lies mit Bedacht. Die Sache pressirt nicht eben, aber sie will wohlerwogen sein.

Der Freiherr erhob sich und fing an mit langsamen Schritten auf dem Belvedere hin und her zu gehen. Der Förster sette sich und las.

Der Brief war von dem Director des Gymnasiums in der Residenz, bei welchem sich Henri zugleich in Pension befand. Nach einer umständlichen Einleitung, in welcher der Pädagog sich des Weiteren über seine Erziehungsmethode und die Resultate, die er mit derselben bis jezt noch immer erzielt habe, ausgelassen hatte, fuhr er fort:

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Leider sehe ich mich zu dem Geständniß gezwungen, daß ich mich bei Ihrem Sohne eines gleichen Erfolges nicht rühmen fann. Seine bedeutenden intellectuellen Fähigkeiten würden ihn auf dem wissenschaftlichen Gebiete Vortreffliches leisten Lassen, wenn die Lebhaftigkeit seines Naturells ihm ein stetiges Arbeiten — ich muß es leider sagen — nichte geradezu unmöglich machte. Ich sowohl, wie meine Herren Collegen, die sämmtlich dem so glücklich beanlagten, liebenswürdigen

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Knaben herzlich gewogen sind, wir Alle haben uns die äußerste Mühe gegeben, ihm für diese oder jene Disciplin ein lebhaftes Interesse einzuflößen. Der Schnelligkeit und Gewandtheit, mit welcher er alles Neue erfaßt und anfaßt, gleicht nichts als der Ueberdruß, mit welchem er Alles, sobald der erste Reiz des Neuen verflogen ist, aus der Hand wirft. So kommt es, daß er hinter Schülern zurückbleibt und zurückbleiben muß, die er sonst weit überholen würde.

Indessen könnten wir uns über diese Uebelstände, da sie nur die Geduld der Lehrer in erhöhten Anspruch nehmen und Niemand schaden, als ihm selbst, wegsehen, wenn wir wenig stens in moralischer Hinsicht mit Henri zufrieden sein dürften. Wir sind es ich bin Ihnen die gewissenhafteste Offenherzigkeit schuldig, Herr Baron- weniger als je. Sein leichter Sinn, den ich bis dahin immer vertheidigt habe, ist in letterer Zeit in einen entschiedenen Leichtsinn, ja in eine beklagenswerthe Leichtfertigkeit umgeschlagen. Weder seine Mitschüler, noch seine Lehrer find auch nur eine Stunde vor seinen Streichen sicher, die bei weitem nicht immer den Charakter der Harmlosigkeit tragen. Erst gestern- und dies ist der eigentliche Grund meines diesmaligen Schreibens erst gestern, am leßten Tage vor den großen Ferien, hat er sich in Gegenwart der ganzen Classe eines Betragens gegen einen seiner Lehrer einen ausgezeichneten Pädagogen und vorzüglichen Gelehrten schuldig gemacht, das die Grenzen dessen, was allenfalls übersehen und verziehen werden kann, durchaus überschreitet, und ich schreibe dies mit schwerem Herzen seine sofortige Entfernung von der Anftalt nöthig machen wird."

Der Director schloß mit der Bitte an den Freiherrn, entweder selbst in die Residenz kommen, oder dann wenigstens schriftlich bestimmen zu wollen, was mit Henri, nachdem er seine Carcerstrafe, die ihm nicht geschenkt werden könne, überstanden habe, geschehen solle.

Nun, was sagst Du? was räthst Du? rief der Freiherr, als der Förster zu Ende gelesen hatte.

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