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digen Aufbruch nach dem Orient, und schon aus allen Gegenden strömten zahlreiche Pilgerschaaren nach den ihnen angewiesenen Sammelplägen, und da jezt alle Hindernisse beseitiget und alle Höhen und Tiefen der Politik ausgeglichen und geebnet waren; so wollte man nur noch die ersten Tage des Frühjahres erwarten, um dann sogleich die wenig gefahrvolle Meerfahrt zu beginnen und nach den Küsten von Syrien zu segeln. Es ist einleuchtend, daß die Anführer der beiden Heere, die Könige Philipp August und Richard, ihrem Feldzuge in dem Orient keinen festen, alle von der Natur und menschlichen Verhältnissen ihnen sich darbietenden Vortheile wie Nachtheile genau berechnenden Plan zum Grunde legen konnten, bevor sie nicht den Zustand der abendländisch christlichen Fürstenthümer, der Mittel und Kräfte der ft. beherrschenden Fürsten und deren gegenseitigen Verhältnisse, und höchst verschiedenen, einander mannichfaltig durchkreuzenden Zwecke und Absichten erkundet hatten; offenbar konnte ja dadurch ihr großes Unternehmen eben so sehr erleichtert und befördert, als auch erschwert, und dessen Fortschritte gelähmt und gehemmt werden. Da die beiden Könige ihren großen und mächtigen Gegner in seinen eigenen Staaten bekämpfen, und Jerusalem und Palästina gleichsam in Syrien erobern wollten, so mußten sie auch in diesem Lande, wo ohnehin die Franken noch im Besize dreier großer, volkreicher und von Kunst und Natur gleich stark befestigter Städte waren, sich eine Hauptbasis für alle ihre fernern kriegerischen Bewegungen construiren. Zum klarerern Verständnisse der Geschichte des Feldzuges der französischen und englischen Kreuzfahrer gegen den Sultan ist es also durchaus nothwendig, daß wir uns jeßt einige Rückschritte erlauben, um unsere Leser von den,

seit dem Fall und der Eroberung der heiligen Stadt durch Saladin bis zur Ankunft der beiden Pilgerheere in den syrisch - christlichen Fürstenthümern sich zugetragenen Ereignissen und Veränderungen in Kennt niß zu sehen.

V.

Geschichte der syrisch - christlichen Fürstenthümer seit dem Falle von Jerusalem bis auf das Jahr 1190.

1. Der Sieg bei Hittin und die bald darauf erfolgte Eroberung Jerusalems hatte Saladins Muth auf einen Grad gesteigert, der ihm keine lange Ruhe erlaubte. Des Sultans Absicht war jest keine geringere, als die ganze syrische Küste sich zu unterwerfen, und alle von den Franken allda errichteten christlichen Fürstenthümer völlig zu zerstören, und sein bisheriges Waffenglück, obgleich nicht so wohl die Frucht der Tapferkeit seines Heeres, als vielmehr blos der unbegreiflichen Ungeschicklichkeit und Beschränktheit des Königes Lusignan, bestärkte ihn in dem Wahne, daß auch dieses für ihn ein ganz leichtes Unternehmen seyn würde. Den Anfang seiner fernern Eroberungen wollte Saladin mit der Stadt Thrus machen. Nach dem Falle von Jerusalem war auch von den syrischen Christen aller Muth gewichen, Verzweiflung an dessen Stelle getreten, und in völlige Apathie versunken, dachte man nirgends mehr an Vorkehrungen zu einer kraftvollen Vertheidigung gegen die Schaaren Saladins, deren baldige Ankunft jede christliche Stadt nun mit Gewißheit erwarten durfte. Einige weniger bedeutende Städte und Burgen ergaben sich freiwillig, ohne einen Angriff abzuwarten, an Saladin; und so waren nun ebenfalls die Tyrier schon entschlossen, dem Sultan bei seiner Annäherung sogleich die Thore

ihrer Stadt zu öffnen, auch hatten der Fürst von Sidon und der Burgvogt von Thrus schon Unterhandlungen wegen der Uebergabe der Stadt mit Saladin gepflogen, und zwei Paniere erhalten, welche fie, sobald der Sultan der Stadt sich nähern würde, auf dem Hauptthurme derselben sollten wehen lassen. Die Stadt war also verrathen und verkauft. Aber noch zu rechter Zeit führte auf einmal die Vorsehung ganz unerwartet den Tyriern einen sie schüßenden und von der schmachvollen türtischen Herrschaft befreienden Helden entgegen, und dieser war der, unsern Lesern schon so ruhmvoll bekannte, tapfere, unternehmende und einsichtsvolle Markgraf Conrad von Montferrat.

**2. Conrad, des thatenlosen Lebens an dem Hofe des schwachköpfigen, und nur von Schwachköpfen und Menschen ohne Gemüth umgebenen Kaiser Isaaks längst schon müde, entschloß sich endlich, sein vor einigen Jahren gemachtes Gelübde einer Pilgerfahrt nach Palästina zu erfüllen, im Kampfe gegen die Ungläubigen sich Verdienste vor Gott, und zugleich wo möglich eine unabhängige Herrschaft im Orient zu erwerben. Ohne Wissen des Kaisers bestieg also Conrad mit seiner Ritterschaft ein Schiff, verließ, ohne um seine Gemahlin, eine Schwester des Kaisers, sich weiters zu bekümmern, Constantinopel und segelte nach der Küste von Palästina. Auf der Höhe von Ptolemais angekommen, wäre jedoch der Markgraf sammt seinen Rittern und' der ganzen Schiffsmannschaft beinahe in die Gefangenschaft der Türken gerathen. Unkundig dessen, was feit einiger Zeit geschehen, und daß Ptolemais feit drei Tagen den Ungläubigen gehöre, näherte sich Conrad der Stadt. Als er aber jest nicht das gewöhnliche, fedes ankommende fremde Schiff bewill

kommende Geläute der Glocken hörte, auch die ungemeine Stille in dem Hafen ihn befremdete, da doch gewöhnlich in demselben, bei den vielen darin vor Anker liegenden Handelsschiffen aller Nationen, ein schon von weitem vernehmbares Geräusch herrschte; so gerieth er auf die Vermuthung, daß vielleicht Ptolemais jest nicht mehr eine, den Christen gehörige Stadt seyn könnte; und diese seine Vermuthung ward nun bald zur Gewißheit, als nämlich die legten Strahlen der untergehenden Sonne ihn Saladins Panier auf den Hauptthurm der Stadt erblicken ließen. Aber nun näherten sich seinem Schiffe auch noch einige von den, jezt vor Ptolemais kreuzenden türkischen Schiffen. Sobald Conrad, den bei keiner Gelegenheit seine Geistesgegenwart verließ, fie herankommen sah, verbot er fogleich der ganzen Schiffsmannschaft, sich mit den Saracenen in irgend ein Gespräch einzulassen. Er selbst trat kühn auf das Verdeck und sagte dem ihn ausfragenden Befehlshaber des türkischen Fahrzeuges: er sey der Patron des Schiffes, ein Freund des Sultans, auch von allen Vorfällen wohl unterrichtet, und werde am folgenden Tage seine Waaren in Ptolemais ausladen und zum Verkaufe ausstellen." Der Türke zweifelte nicht an der Wahrheit dieser Aussage, entfernte sich daher wieder, und da es indessen Nacht geworden war, so entkam das Schiff der ihm schon so nahen Gefahr, eine Beute der Saracenen zu werden, segelte nach Tyrus, und kam ungefährdet und wohlbehalten allda an.

3. In die Tyrier, die feit der Eroberung von Ptolemais traurig und in dumpfer Gedankenlosigkeit ihrem Schicksale, welches sie für unabwendbar hielten, entgegen sahen, kam nun auf einmal wieder einiger Muth, als sie die Ankunft Conrads und

feiner Begleiter erfuhren, In festlicher Kleidung und feierlichem Zuge kamen sie ihm und seinen Rittern entgegen, und führten sie in ihre Stadt. - Der Markgraf erklärte nun den Einwohnern, daß er bereit sey, die Vertheidigung ihrer Stadt zu übernehmen und das schmachvolle Joch türkischer Herrschaft von ihnen abzuwenden; aber nur unter der Bedingung, daß sie ihn für ihren Herrn und Fürsten von Tyrus anerkenneten. Mit Freude und lautem Jubelruf willigten die Tyrier in diese Forderung, huldigten dem Markgrafen, und schwuren ihm Treue und Gehorsam, worauf der Fürst Rainald und der Burgvogt von Tyrus, ihres Verrathes oder ihrer Feigheit sich bewußt, bei nächtlicher Weile heimlich aus der Stadt nach Tripolis entflohen. Da Conrad die baldige Ankunft des Sultans und dessen Heeres erwarten mußte, so ver= säumte er jegt keinen Augenblick, die Stadt in gehörigen Vertheidigungsstand zu sehen. Die schad= haften Theile der Mauern und Thürme ließ er ausbessern, fügte hie und da neue Festungswerke hinzu, sorgte für hinreichende Vorräthe an Lebensmitteln, und ließ einen ungemein tiefen und breiten Graben ziehen, durch den er die Stadt von dem Lande trennte, und sie auf dieser Seite völlig unzugänglich machte. Der Markgraf hatte sich in seiner Erwartung nicht getäuscht, denn noch gegen das Ende desselben Jahres (1187), nämlich im Anfange Novembers, ungefähr sechs Monate nach der Ankunft Conrads in Tyrus, erschien auch Saladin mit seinen zahlreichen Schaaren vor der Stadt. Aber schon in den ersten Tagen der Belagerung konnte Saladin sich überzeugen, daß er es jegt nicht mit dem schwachen Könige Guido von Lufignan, sondern mit einem tapfern und kriegskundigen abendländischen Fürsten zu thun habe. Seinen

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