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Muth und seine Entschloffenheit hatte Conrad den thrischen Rittern wie allen in den Waffen geübten Einwohnern von Tyrus so sehr einzuflößen gewußt, daß sie jezt keinen Tag vorüber gehen ließen, an welchem sie nicht zwei, ja öfters dreimal aus der Stadt ausfielen, die Türken angriffen, mehrere derselben erschlugen und sie ununterbrochen, bei Tag wie bei Nacht beunruhigten. In diesen Ge= fechten zeichnete sich ganz vorzüglich ein spanischer Ritter aus, ein Mann von hoher, schöner Gestalt und kriegerischem Ansehen, der auf seinem gewalti gen Streitrofse keinem Kampfe auswich, und stets fiegreich aus demselben hervorging. Wegen der grünen Farbe seines Wappenschildes nannten ihn die Tür ken nur den grünen Ritter, der aber durch sein Beispiel nun auch die tyrischen Ritter immer mehr zu ähnlichen Thaten anfeuerte, und dessen Tapferkeit selbst Saladin, der einigemal Zeuge davon gé wesen war, bewunderte und mit Wohlgefallen von demselben sprach *). Saladin, der gleich bei dem ersten Angriff sich der Stadt zu bemächtigen gehofft, und einen so heftigen Widerstand nicht von weitem erwartet hatte, wandte sich nun an Conrad, und *) Saladin ward nachher noch ein solcher Bewunderer der Tapferkeit des grünen Ritters, daß er ihn auf sicheres Geleit zu sich rufen ließ und ihm große Geldsummen, Kleinodien, Land und eine Menge der trefflichsten Pferde anbot, wenn er dem Christenthume entsagen und in Zukunft für den arabischen Propheten kämpfen wollte. Dies sey ferne von mir," antwortete der spanische Ritter, daß ich in diesem heiligen Lande, in welches ich gekommen bin, um, so viel es an mir liegt, die Feinde Chrifti zu vertilgen, mich nun mit diesen vereinigen, und zur Befestigung der schmählichen Knechtschaft der Christen mitwirken sollte." Mit diesen Worten verließ der spanische Ritter das Zelt des Sultans, und entfernte sich eiligst wieder aus dem türkischen Lager.

suchte durch das Anerbieten großer Geldsummen, und die Freilassung seines Vaters, des alten Markgrafen Bonifacius von Montferrat, der in der für die Christen so unglücklichen Schlacht bei Hittin Saladins Gefangener geworden war, zur Uebergabe der Stadt zu bewegen; wobei er jedoch ihm zugleich drohen ließ, daß, wenn er dieses Anerbieten nicht annähme, er den alten Markgrafen nach Tyrus bringen und ihn, an einen Pfahl gebunden, dem Wurfgeschüße der Belagerten preisgeben werde, und Conrad würde alsdann den so grausamen Tod sei= nes Vaters blos der Unbiegsamkeit seines harten Sinnes zuzuschreiben haben. Aber der Markgraf, der Saladin und dessen Großmuth zu gut kannte, hielt des Sultans Drohungen blos für leere Worte, war jedoch dabei fest entschloffen, daß, wenn es wirklich Saladins Ernst seyn sollte, er dennoch darauf keine Nücksicht nehmen werde. Er ließ also dem Sultan sagen, „daß er für seinen Vater und dessen Leben ihm auch nicht einen Stein von der Stadt überlassen werde; diese werde er mit der Hülfe Gottes zu vertheidigen und zu behaupten wissen. Uebrigens erachte er es für einen Gewinn, wenn sein bejahrter Vater, der ohnehin lebensfatt und Altersschwäche wegen keiner ritterlichen That mehr fähig, für seinen göttlichen Erlöser sein Leben lasse, und durch einen solchen Tod die Krone glorreicher Märtyrer erringe." Saladin stellte Conrads Standhaftigkeit auf die Probe; er ließ den Greis von Damascus herbeiführen, und gerade an der Stelle, gegen die das Geschüß der Belagerten auf das heftigste spielte, an einen Pfahl befestigen. Bei diesem Anblick ward Conrad einen Augenblick erschüttert, ermannte sich jedoch gleich wieder, und richtete mit eigenen Händen die Wurfmaschinen gegen seinen Vater. Als Saladin dieses sah, machte er

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dem schauerlichen Spiele ein Ende, ließ den alten Markgrafen von seinen Fesseln lösen und in das Lager zurückführen. Einige Zeit darauf schenkte er ihm auch seine Freiheit wieder, und Conrads Vater, der Markgraf Bonifacius, starb in christlichem Lande.

4. Der Sultan und dessen Emirs sahen nun ein, daß sie ohne eine förmliche Belagerung Tyrus nicht in ihre Gewalt bekommen würden. Saladin ließ also aus Ptolemais und den ägyptischen Häfen eine Anzahl Kriegsschiffe kommen, um Tyrus auch von der Seeseite einzuschließen, dabei viele große Kriegsund Wurfmaschinen erbauen, verstärkte auch das Belagerungsheer noch sehr bedeutend durch Truppen aus Aleppo, welche sein Sohn Maleck, Statthalter dieses Fürstenthums, ihm zuzuführen Befehl erhalten hatte. Sobald diese Verstärkung angekommen, und die ägyptische, aus vierzehn großen Schiffen bestehence Flotte vor Thrus angelangt war, begann auch die Belagerung und Bestürmung der Stadt. Aber Conrad war ebenfalls indessen nicht müßig gewesen, und hatte, um die feindlichen Angriffe zu vereiteln, alle nur mögliche Vorkehrungen getroffen. Leider fehlte es ihm an Kriegsschiffen; denn bei seiner Ankunft in Tyrus hatte er nur zwei, in dem Hafen vor Anker liegende Galeeren gefunden. Diesen Mangel wußte er jedoch durch Erbauung einer gewissen Anzahl von Barboten zu erseßen. Es waren dies kleine, ungemein leichte, dicht mit Leder überzogene und mit Schieslöchern versehene Schiffe, die er mit Armbrustschüßen bemannte, und die ihrer Leichtigkeit wegen sich dem Ufer so sehr näherten, daß die Pfeile der darauf befindlichen Schüßen die Türken selbst in ihrem Lager erreichten, täglich viele derselben tödte= ten, und endlich sogar den großen Kriegsschiffen so

gefährlich wurden, daß keines derselben sich den Barboten mehr zu nähern wagte. Mit diesen kleinen Fahrzeugen konnte zwar der Markgraf dem Feinde großen Abbruch thun, aber er vermochte damit nicht die ägyptische Flotte anzugreifen, viel we= niger sie zu schlagen, und die freie Verbindung mit der See wieder herzustellen *). Durch eine nicht übel ausgesonnene und mit unerwartetem Erfolge gekrönte Kriegslist gelang es jedoch bald dem Markgrafen, sich auch größere Kriegsschiffe zu verschaffen. Ein vornehmer junger Saracen, der Sohn eines Emirs, längst schon mit seinem Vater wegen mancherlei zwischen Beiden herrschenden Mißhelligkeiten völlig zerfallen, war endlich aus Mißmuth zu den Christen in Tyrus übergegangen, und hatte in den Lehren des Christenthums unterrichtet zu wer= den begehrt. Diesen Zufall wußte Conrad sehr klug zu benußen. Unter dem Namen des jungen Saracenen schrieb er an Saladin einen Brief in arabischer Sprache, in welchem er den aus dem türkischen Lager entflohenen Jüngling sagen ließ:,, er fey dem Glauben seiner Väter, mithin auch seinen Glaubensgenossen noch immer treu, werde auch stets in dieser Treue beharren. Er habe sich nur deßwegen nach Tyrus begeben, um die Lage der Dinge darin, die Vertheidigungsmittel der Christen und deren weitere Vorkehrungen genau zu erforschen, hierauf dem Sultan von allem umständliche Nachricht *) Welches um so wichtiger und so nothwendiger war, da jegt auch die Lebensmitteln in Tyrus immer seltener zu werden anfingen, indem mehrere, von dem Grafen von Tripolis kurz vor der Belagerung gesandten, mit Lebensmitteln beladene Schiffe, als sie sich dem Hafen von Tyrus schon auf zwei Meilen genähert hatten, durch einen plöglich sich erhebenden, heftigen Sturmwinde wieder zurückgetrieben wurden, auch nachher den Hafen nicht mehr gewinnen konnten.

zu geben, und auf diese Art ihm zum baldigen Besige der Stadt behülflich zu seyn. Jezt habe er aus sicherer Quelle erfahren, daß die Christen, außer Stande, eine längere Belagerung auszuhalten, bes schloffen hätten, in einer gewissen Nacht sämmtlich schlossen aus der Stadt zu entfliehen. Saladin könne sich leicht von der Wahrheit dieser Angabe überzeugen, wenn er nur auf das, in der ihm bezeichneten Nacht, in dem Hafen herrschende Geräusch aufmerksam seyn wolle.“ Der sonst so vorsichtige Sultan ward überlistet. Er sandte sogleich auserlesene Mannschaft auf seine Schiffe, und befahl dem Admiral und den unteren Befehlshabern der Flotte, genau auf die Christen acht zu haben, und wenn sie zu entfliehen einen Versuch machen würden, sich ihrer und ihrer Fahrzeuge zu bemächtigen. Um die Feinde noch mehr in ihrem Glauben an die von den Christen beschlossene Flucht zu bestärken, beseßte der Markgraf an dem Tage vor der, dem Sultan bezeichne ten Nacht, die Mauern über dem Hauptthore nur mit wenigen Leuten, denen er ausdrücklich befahl, sich ja ganz stille und ruhig zu verhalten. Aber alle Ritter und übrigen Kriegsleute erhielten die Weisung, in der folgenden Nacht sich wohl bewaffnet bei dem Hafen einzufinden, und dort seine weiteren Befehle zu erwarten. Sobald alle Bewaffneten in großer Anzahl angekommen waren, legte Conrad in die beiden, den Eingang in den Hafen beherr schenden Thürme eine sehr starke Besagung, ließ aber die schwere, den Hafen sperrende Kette hinwegnehmen. Indessen kreuzten die saracenischen Schiffe die ganze Nacht hindurch vor der Stadt, und da sie ununterbrochen fort ganz ungemein geräuschvolle Bes wegungen in dem Hafen hörten, so erwarteten fie mit jedem Augenblicke die aus der Stadt fliehenden Christen. Als aber nach langem Warten nicht ein

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