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sondern sie mußten sich auch noch, und zwar mit Zustimmung sämmtlicher Einwohner der Stadt, verpflichten, im Falle innerhalb dieser sieben Monate ihnen keine Hülfe aus dem Abendlande kommen sollte, die Stadt Antiochien nach Ablauf dieser Frist dem Sultan zu übergeben. Von Erfüllung dieses schmählichen Vertrages wurden jedoch der Fürst und der Patriarch von der bisher vor Tripolis gelegenen, und nun auch zum Schuße von Antiochien herbeigeeilten sicilianischen Flotte wieder befreit.

7. Aber ungeachtet des Verlustes so vieler Burgen hatte doch Saladins wenig ehrenvoller Abzug vor Tyrus, Conrads über die türkische Flotte erfochte ner, so vollständiger Sieg, und endlich die beinahe tägliche Ankunft vieler ritterlicher Pilger aus Europa den Muth der Christen wieder so sehr gehoben, daß sie, bisher blos auf einen kraftlosen Vertheidigungskrieg beschränkt, run auf einmal wieder in die Offensive übergingen, die Gränzen des christlichen Landes überschritten, in das muselmännische Gebiet einfielen, dort alles mit Feuer und Schwert verwüsteten, und dadurch selbst Saladin, der ein folches kühnes Auftreten gar nicht erwartete, in Erstaunen und Verlegenheit seßten. Die Zahl der. Christen in Palästina und auf der syrischen Küste hatte sich zwar, seit dem Falle von Jerusalem, durch gänzliche Verarmungen und ununterbrochene Auswanderungen ganz ungemein vermindert. Aber hätte jest, so schwach auch ihre Anzahl nun seyn mochte,_nur ein festes Band der Einigung sie sämmtlich, und besonders ihre Fürsten und deren Bestrebungen umschlossen; hätten sie, ihren großen und erhabenen Zweck nie aus dem Auge laffend, mit gemeinschaftlicher Kraftanstrengung denselben zu erreichen gesucht; hätten sie endlich nach ausgestandener, barter Prüfung

sich jest wieder erinnert, daß alles Große, Erstaunungswerthe, ja bisweilen selbst Unbegreifliche, was die ersten Kreuzfahrer von Gottfried von Bouillon bis auf Balduin III. vollbrachten, blos aus der Macht religiöser Gesinnungen und Gefühle, und eines unbeschränkten Vertrauens in Gott hervorge gangen sey; so würde gewiß auf den, jezt noch so unscheinbaren Trümmern des Königreiches Jerusa= lem sich bald wieder eine neue Macht erhoben haben, Saladin und seinen Muselmännern weit furchtbarer und gefahrvoller als je. Aber leider schleuderte, selbst in diesen Zeiten der Noth und der Drangsale, auf einmal wieder ein böser Dämon unter die Christen einen Feuerbrand, der bald die gehässigsten Leidenschaften entzündete, Parteiungen erzeugte, die Gemüther von einander trennte, und die ohnehin noch so schwachen Kräfte der Christen nur noch mehr zersplitterte. Saladin hatte, wie wir schon erzählt haben, in dem Vertrage, wodurch ihm die feste Stadt Ascalon gegen die Freilassung des Königes Guido von Lüfignan, nebst zehn andern, ebenfalls in der unglücklichen Schlacht bei Tiberias gefangenen Fürsten übergeben ward, noch besonders festgesezt, daß diese Freilassung jedoch erst in dem Märzmonate des folgenden Jahres 1188 statt haben. sollte. Die Ursache, warum Saladin dem Vertrage noch diesen Zusag beifügte, war, weil er die Vereinigung der Christen unter einem gemeinsamen Oberhaupte, mithin auch die Vereinigung ihrer Streitkräfte in dem noch nicht beendigten Kriege so lange als möglich zu verhindern suchte. Selbst gegen die Bestimmungen des Vertrages verzögerte der Sultan die Freilassung des Königes und der zehn Fürsten, unter welchen sich auch der Bischof von Lidda, der Großmeister des Templerordens *), der Conne

*), Ob der Großmeister der Templer durch den Vertrag

table Honfroi und der Marschall des Königreiches befanden, noch um einige Monate, und erfüllte den Vertrag erst auf die erneuerte und dringende Foderung der Königin Sibylla in dem Monate Mai. Zudem entließ Saladin den König und die zehn Fürsten nicht eher aus ihrer Haft, als bis sie unter einem feierlichen Eide versprochen hatten, nie mehr gegen ihn die Waffen zu führen, im Gegentheil sobald als möglich den Orient zu verlassen und in ihre Heimath, nach dem Abendlande, zurückzukehren *).

von Ascalon, oder zu Folge eines spätern Vertrages, wodurch der Templerorden, um seinen Großmeister zu befreien, dem Saladin einige Burgen abtrat: dieß ist ganz gleichgültig; genug er ward erst jest mit dem Könige und den übrigen seiner Haft entlassen.

*) Von diesem Eide wurden jedoch sowohl der König als auch die übrigen Fürsten von den Bischöfen wieder ent bunden. Ihre Entscheidung darüber motivirten sie da= durch, daß sie behaupteten, die völlige Vernichtung der Macht der Christen wie des Christenthums selbst würde die nothwendige und unabwendbare Folge eines solchen Eides seyn. Unstreitig gibt es Eide, deren Ungültigkeit jedem Auge von selbst einleuchtet, wenn dieselben nämlich entweder einem positiven Gebote Gottes zuwiderlaufen, oder wenn gar durch einen Eid das Begehen eines Verbrechens sollte versprochen und gelobt worden seyn. Eide dieser Art zu schwören ist gro ßer Frevel, aber noch größerer Frevel wäre sie zu halten. Indessen gibt es doch Fälle, wo die Gültigfeit oder ungültigkeit eines Eides im Zweifel liegen; darüber alsdann zu entscheiden hat jedoch offenbar nur die Kirche das Recht; aber die paar Bischöfe in Paläs stina machten noch lange nicht die Kirche aus. Zudem war der Grund, worauf die Bischöfe ihre, den geleifteten Eid wieder aufhebende Entscheidung ftüßten, durchaus unhaltbar. Es ist wahrhaftig nicht von weis tem abzusehen, wie von dem schwachen, des Krieges unfundigen, und königliche Rechte geltend zu machen durchaus unfähigen König Lüfignan, oder auch von dem Großmeister des Templerordens, der nach einigen

Monaten schon wieder Saladins Gefangener ward und dann die von den Bischöfen erhaltene Eidesentbin dung mit seinem Kopfe bezahlen mußte, oder endlich von dem schwachen Connetable Honfroi, von dem selbst seine Gemahlin erklärte, daß er mehr einem Weibe als einem Manne ähnlich sey, die Macht der Christen und die Erhaltung des Christenthums in Palästina nur ganz allein hätten abhängig seyn können; besonders da der mit Ruhm gekrönte Markgraf Conrad nicht blos bei den Christen in Syrien und Palästina, sondern selbst bei den noch im Abendlande befindlichen Pilgern schon in dem größten Ansehen stand), auch die meisten Fürsten der bekannten Kraft- und Geistesüberlegenheit des Markgrafen sich mit vieler Bereitwilligkeit anschlossen, es daher an einem, das Christenthum wahrhaft schüßenden und demselben wieder aufhelfenden, gemeinsamen Anführer und Oberhaupt nicht gefehlt haben würde. Unstreitig wäre es für das Gesammtwohl der Christen und der Christenheit in Palästina weit beffer gewesen, wenn König Guido nie mehr auf der Schaubühne erschienen seyn würde, sondern in ein ruhiges, alle Bequemlichkeiten ihm darbietendes Privatleben sich zurückgezogen hätte. Die Bischöfe in Palästina, die den von ihm geleisteten Eid wieder auflößten, müssen von der Natur und der Heiligkeit eines Eides sehr sonderbare Begriffe gehabt haben. Es ist um einen Eidschwur eine sehr große, heilige aber auch furchtbare Sache. „Der Eid,“ sagt der verstorbene, geistvolle und fromme Graf Stolberg, ist ein mit dem Namen des Allerhöchsten geprägtes Goldstück, das man nur mit zitternder Hand und mit einem ganz reinen, lautern, von jeder Nebenabsicht völlig gereinig tem Herzen auf dem Altar der Wahrheit, Treue und Aufrichtigkeit niederlegen soll, und niederlegen darf.“ 1) Die glorreiche Vertheidigung von Tyrus und Saladins wenig ruhmvoller Abzug vor dieser Stadt hatte auch in Europa ein ungemein freudiges Aufschen erregt, die Fürcht vor Saladin um vieles vermindert, und den Muth derer, die das Pilgerkreuz genommen hatten, so sehr erhöhet, daß viele davon, befonders Franzosen, Flanderer, Dänen, Friesen felbft Deutsche wie z. B. ein Landgraf von Thüringen, den Aufbruch der großen Kreuzheere gar nicht abwarteten, sondern in theils Eleinen, theils größern Schaaren nach Palästina voranellten.

8. Sobald Lüfignan nach geleistetem Eide seine volle Freiheit erhalten hatte, begab er sich von Damascus nach Tripolis, wo er seine Gemahlin Sibylla fand und mit dieser sich wieder vereinigte. Offenbar konnte zwar der König durch seine Persönlichkeit dem völlig zerfallenen Königreiche Jerusalem nicht wieder aufhelfen; aber bei der beinahe völligen Auflösung aller früher bestandenen Verhältnisse bildete er jedoch jezt einstweilen einen Mittelpunkt dar, an welchen sich die, bisher ganz hoffnungslofen Trümmer des Königreiches wieder anschließen konnten. Alle, die durch Uebergabe ihrer Burgen freien Abzug erhalten hatten, und nun besiglos waren, eilten nach Tripolis zu Guido, so daß in diefem nun auch das Bewußtseyn, daß er König sexy, wieder erwachte, besonders da die nach und nach aus Europa in Tripolis ankommenden Pilger ihn ebenfalls als König begrüßten und ihre Dienste ihm anboten. Da auf diese Weise endlich eine, obgleich wenig bedeutende Macht sich wieder um ihn her gebildet hatte, war Guido darauf bedacht, auch in den wenigen Städten, welche von dem Königreiche noch übrig waren, als König anerkannt zu werden, und zwar vorzüglich in Tyrus, das schon in den blühendsten Zeiten des Königreiches eine der vornehmften königlichen Städte gewesen war. Aber gerade darüber entstand nun der heftigste Streit, welcher eine unfelige, völlige Spaltung unter den Christen in dem gelobten Lande zu Folge hatte. Markgraf Conrad war keinesweges gesonnen, auf die unabhängige Herrschaft über eine Stadt zu verzichten, die ihre Erhaltung blos ihm zu danken, die er mit eben so vielem Glück als Klugheit und Tapferkeit vertheidiget, und deren sämmtliche Bürger und Ritter ihm schon als ihrem souveränen Herrn gehuldiget hatten. Als demnach Guido mit seiner Gemahlin und

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