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Aerzte verordneten endlich einen Aderlaß. Aber statt die gehoffte Wirkung hervorzubringen, vermehrte dieselbe nur noch das Uebel. Alle Hoffnung einer Wiedergenesung schwand nun dahin. Selbst Saladin zweifelte nicht mehr an seinem ihm jezt ganz nahen Tode, dem er jedoch mit völlig ruhigem, heiteren Blick entgegenschauete. Wenige Stunden vor demselben befahl er seinen Standartenträger, das Bartuch, in welches er nach seinem Tode würde eingeschlagen werden, an die Spige seiner Lanze zu knüpfen, durch alle Straßen von Damascus zu reiten und dem Volke zuzurufen:,,Sehet, das ist das Einzige, was der mächtige Beherrscher so vieler Königreiche aus der Welt mit sich fortnimmt!" Saladin lag schon in den legten Zügen und ein Imam las ihm noch immer aus dem Koran vor; als derselbe aber an die Stelle kam, wo Gottes Barmherzigkeit ganz besonders gepriesen wird, erheiterte sich noch einmal und zwar zum legtenmale das Antlig des Sterbenden. Nach einer zwölftägigen Krankheit starb endlich Saladin an einem Mittwoch, dem dritten März des Jahres 1193, im siebenundfünfzigsten Jahre seines Alters, nachdem er seit dem Tode des leßten fatimitischen Kaliphen zweiundzwanzig Jahre in Aegypten und seit Nourreddins Tode neunzehn Jahre in Syrien und den übrigen Ländern geherrscht hatte. Saladin, unumschränkter Herr so vieler reichen Länder, hinterließ in seinem Schaß nicht mehr als ein tyrisches Goldstück und vierzig Silbermünzen mit dem Gepräge des Kaliphen Naser; so daß zu seinem Leichenbegängnisse, wie auch zu den Almosen, das er kurz vor seinem Tode unter alle Armen ohne Unterschied

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sich nicht enthalten fonnte, laut auszurufen: Wenn dieses Einem von uns widerfahren wäre, würde er gewiß dem ungeschickten Diener das Gefäß an den Kopf geworfen haben."

der Religion zu vertheilen befohlen hatte, der Vollzieher des Testaments das Geld borgen, auch eine Schwester Saladins das Kostbarste aus ihren Geräthschaften hergeben mußte. Saladins Leiche blieb längere Zeit in dem Gartensaale des Palastes stehen, in welchem er verschieden war, und erst später ward sie in das Grabmal gebracht, welches Maleck-el-Afdal neben der großen Moschee in Damascus erbauen ließ. Die Trauer über den Verlust des großen Fürften war allgemein, tief und aufrichtig; es war keine schnell wieder vorübergehende, das Andenken des Verstorbenen blos ehrende Theilnahme an dessen Tod, fondern eine lange bleibende, in alle Adern des öffentlichen, kirchlichen und häuslichen Lebens der Völker sich ergießende, tief gefühlte Wahrheit, die selbst beinahe alle, Saladins Scepter nicht unterworfenen Völker, mit derselben Innigkeit fühlten *). Die, der großen von Saladin gegründeten Monarchie einverleibten Nationen þatten jezt eine große Vergangenheit hinter sich, aber je glänzender und wohlthätiger diese gewesen war, desto trauriger und unsicherer richteten sich nun alle Blicke auf eine, vielleicht selbst schon ganz nahe Zukunft. In dem Orient hing stets Alles blos von einem Einzigen ab, aber dieser war

*) Der Kadi und Geschichtschreiber Bohaeddin weiß keine Ausdrücke zu finden, um von dieser allgemeinen, so tief gefühlten Trauer seinen Zeitgenossen wie der Nachwelt einen, der Wahrheit gemäßen Begriff beizubringen. Er habe," sagt er,,,nie geglaubt, daß es Menschen gäbe, die für einen andern zu sterben bereit seyn könnten, daher auch solche Ausdrücke blos für leere, nur ein ganz besonderes Wohlwollen anzeigende Phrasen ge= halten. Aber bei Saladins Tod wäre er überzeugt worden, daß viele Tausende, wenn sie dadurch den Hingeschiedenen wieder in das Leben hätten zurückrufen können, ihr eigenes mit der größten Freude und Bereit-. willigkeit zum Opfer dargebracht haben würden.

jezt nicht mehr; und was auf ihn folgen würde, lag in dem undurchdringlichen Dunkel einer bei den Orientalen nach dem Tode eines großen Fürsten stets äußerst verhängnißvollen Zukunft.

8. Ueber den Character Saladins und dessen seltenen, glänzenden Eigenschaften des Geistes wie des Herzens haben wir in dem Laufe der Geschichte bei jeder sich darbietenden Gelegenheit mit aller nur möglichen Liebe und Bewunderung gesprochen. Weit mehr als aus den öffentlichen Thaten eines großen Mannes gehen dessen Character und Gemüth aus einzelnen biographischen, dem Leben eines solchen Mannes entnommenen Zügen hervor, und zwar so ganz einfach und unentstellt, und eben so natürlich, wie der, jeden Sinn auf gleiche Weise afficierende Geruch aus einer Blume hervorgeht; und da wir es an diesen nicht fehlen ließen und sie mit aller Sorgfalt stets in den Gang der Ereignisse mit einzuflechten suchten, so wird gewiß jeder unserer sinnigen Leser von dem intellectuellen wie moralischen Character, und dem ganzen Wesen dieses außerordentlichen Fürsten sich schon ein vollkommenes, der Natur entsprechendes Bild entworfen haben. Zu dem Gesagten also noch Etwas hinzuzufügen, würde völlig überflüßig seyn und uns blos zu ermüdenden, dem Leser vielleicht selbst lästigen Wiederholungen nöthigen; daber wir uns auch jezt hier nur noch einige kurze Bemerkungen erlauben wollen. Da es nämlich eigentlich nur Eine Tugend gibt, die jedoch in mancherlei verschiedenen Strahlen und Farben sich bricht, so war auch Saladin ganzes Wesen ein, in eben derselben Form und aus eben demselben Stoffe gegoffenes Ganzes, wovon jedoch jeder Theil den unverkennbaren Stempel einer holden, sich nie verläugnenden Natur trug. Sein Glaube z. B., obgleich ein bejammernswerther

Wahn, war ihm nicht ein blos von den Vorfahren geerbtes, daher ihm bald näher bald ferner stehendes religiöses System, sondern er war in seine ganze, innere geistige Natur eingedrungen; er war die Seele aller seiner Handlungen, der nördliche Polarstern aller seiner Bestrebungen. Zur Verbreitung des Islams hielt er sich für ein, in der Hand Gottes vorzüglich auserkohrenes Werkzeug; er machte sich daher auch dieses zur einzigen Aufgabe seines ganzen Lebens, hatte sich selbst auch schon früher öfters geäußert, daß, wenn er das Christenthum von der syrischen Küste verbannt haben würde, er alsdann in die entferntesten westlichen Länder ziehen und dort mit den Waffen in der Hand den Namen des großen Propheten und dessen Lehre verkündigen werde *). Saladin haßte weder das Christenthum noch die Christen. Nur um dem Islam überall freie Bahn zu brechen, wollte er die Christen aus dem Orient vertreiben, oder in einen, für die Lehre seines Propheten völlig unschädlichen Stand sehen. Bat ihn ein, in Jerusalem, oder in einer, feiner Herrschaft unterworfenen Städte, wohnender Christ um eine Gnade, so gewährte er sie demselben mit der nämlichen Bereitwilligkeit, mit der er sie auch einem Muselmanne gewährt haben würde. Einer

*) Höchst wahrscheinlich, ja wohl außer allem Zweifel, war Saladins Eifer für die Erhaltung des Islams bei ihm der Hauptbeweggrund, sich der Länder Nourredding nach dessen Tod zu bemächtigen. Er fühlte sich nämlich überzeugt, daß unter Nourreddins noch unmündigen, und daher unter der Vormundschaft ehrgeiziger und schwungsüchtiger Statthalter stehenden Nachkommen das ganze Reich sich bald in viele kleine Theile zersplittern, mithin nicht mehr im Stande seyn würde, den Fortschritten der Christen Einhalt zu thun, denen es alsdann ein Leichtes seyn müßte, Mohameds Lehre aus ganz Syrien und Mesopotamien zu verbannen.

christlichen Frau, welcher die Muselmänner ihre noch ganz zarten Kinder geraubt hatten, gab er, auf deren Bitte, dieselben gleich wieder zurück, bezahlte jedoch denjenigen, welche sie schon gekauft, den Preis, den sie dafür aus gegeben hatten. Die Kunst, durch einen Treubruch sich Vortheile zu verschaffen, war Saladin, wie sein ganzes Leben und die zahllosen, mit so vielen und so mancherlei Völkern unaufhörlich gepflogenen Unterhandlungen es beweisen, völlig fremd; auch der größte Gewinn, selbst das von ihm eingebildete Wohl des Islams würde ihn nicht dazu habe bewegen können; unstreitig ein Lob, das man seinen beiden groBen Gegnern, und zwar weder dem Richard von England und noch weit weniger König Philipp August von Frankreich beilegen kann. Gewöhnlich wird von den Völkern, weil deren eigene zeitliche Wohlfahrt ganz vorzüglich darauf beruhet, Gerechtigkeitsliebe als die schönste und höchste Tugend eines Fürften gefeiert. Bei Saladin war Gerechtigkeit etwas so ganz Naturgemäßes, und seiner Ansicht nach jedem mit Vernunft begabten Menschen so durchaus Nothwendiges, daß er jede Verlegung derselben als eine, von dem gewöhnlichen Gange der Natur abweichende, völlig abnorme Erscheinung hielt. Als Beweis dürfen wir nur folgenden, gewiß nicht unmerkwürdigen Zug aus Saladins Leben hier anführen. Ein Kaufmann aus Achelat, einer der Herrschaft Saladins nicht unterworfenen Stadt, Namens Omar, kam nach Jerusalem und überreichte dem Kadi gegen den Sultan eine Klagschrift, in welcher er einen Sclaven zurückforderte, welchen Saladin zu sich genommen hatte. Der Kadi konnte kaum die Frechheit des Kaufmannes begreifen, ging jedoch sogleich zum Sultan und erbat sich von demselben Befehle, was er in der Sache thun sollte. Was recht ist," erwiederte Saladin ganz ruhig, äußerte aber zugleich auch sein Erstau

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