ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

nen darüber, daß der Kadi dießfalls noch besondere Befehle von ihm für nothwendig gehalten habe. Der Richter beraumte also einen Tag, an welchem beide Parteien vor ihm erscheinen sollten. Der Sultan erschien in eigener Person, und die Gründe, womit er seine Sache vertheidigte, waren so klar und so -vollwiegend, daß der Richter und alle Beisiger des Gerichts von der Grundlosigkeit der Klage des Kaufmannes vollkommen überzeugt wurden. Dieser verlor also den Prozeß, worauf jedoch Saladin ihm, um ihn wegen seines verlornen Prozesses einigermaßen zu trösten, ein Geschenk sandte, das wahrscheinlich den Preis eines Sclaven noch weit überstieg. Unstreitig konnte dem Sultan wenig daran liegen, ob er einen Sclaven mehr oder weniger habe, und dennoch gab Saladin denselben nicht zurück; aber blos deßwegen, weil dessen Zurückgabe als etwas Ungerechtes von dem Kaufmanne war gefordert worden. Von dem gemeinen Christenvolke betrachteten viele Saladins Tod, den sie noch mit einer Menge albernen Nebenumständen ausschmückten, als eine, wegen seiner Feindseligkeit gegen das Christenthum von Gott über ihn verhängten Strafe *). Es ist

*) Nach Saladins Tod erschienen auch bald eine Menge Lebensbeschreibungen von ihm, die besonders in dem Abendlande in Umlauf kamen; aber, voll von den abentheuerlichsten Scenen und den abgeschmacktesten Entstellungen, der einst von Turpin verfertigten Lebensbeschreibung Carls des Großen an die Seite gefegt zu werden verdienen. Es ist sehr begreiflich, daß ein so mannichfaltig bewegtes, thatenreiches Leben, wie jenes des großen Sultan Saladins, auch die Phantasie der Dichter ganz vorzüglich in Anspruch nehmen mußte, und diese daher es auch ihren Gedichten zum Grunde legten. Aber höchst unverständig und absurd ist es, wenn man solchen Gedichten, außer ihrem poetischen, auch noch einen historischen Werth beilegen und sie für etwas An

schon an sich eine große Vermessenheit, überall so= gleich die strafende Hand der göttlichen Gerechtigkeit erblicken, und gleichsam sich anmaßen zu wollen, in das, jedem menschlichen Auge verschlossene Buch der unerforschlichen Gerichte Gottes hinein zu schauen. Offenbar war Saladins, obgleich erst in dem siebenundfünfzigsten Jahre seines Lebens, erfolgter Tod eine beinahe nothwendige Folge seiner mehr als dreiBig Jahre ununterbrochener Anstrengungen, seiner auf so vielen Feldzügen ausgestandenen Gefahren, Beschwerden und Mühseligkeiten, und der vielen, ihn oft tief beugenden und schwer drückenden Sorgen und Bekümmernisse. Was übrigens der gerechte aber auch barmherzige Weltrichter, dessen Flammenauge das Innerste und Tiefste des menschlichen Herzens durchschaut, über Saladin entschieden, und ob er ihn auf der Wagschale seiner Gerechtigkeit zu leicht befunden, dieß erforschen zu wollen, geziemt, besonders bei der so großen Beschränktheit unseres Verstandes, keinem menschlichen Wesen, am wenigstens dem Geschichtschreiber, wenn er anders nicht Gefahr laufen will, durch vermessenes, allzuhartes und liebloses Urtheil, sich selbst den Augen der ewigen Liebe mißfällig zu machen. Hoffen und wünschen wir also, jedoch ja nicht mit strafbarer Vermessenheit, sondern in anbetender Demuth, daß der Fürst, der in seinem Leben so oft Barmherzigkeit übte, nun auch nach seinem Tode vor dem Allerbarmer Gnade und Barmherzigkeit möge gefunden haben. Saladins frühere Geschichte war von jeher für seine Gegner ein ungemein willkommener Tummelplag, auf welchem sie sich mit Liebe und Luft herumtrieben; da dieses Feld ihnen aber eine nur allzu spärliche Erndte darbot, so nahmen sie zu einer Menge Histörchen

deres als bloße Producte dichterischer Einbildungskraft betrachten will.

ihre Zuflucht, deren handgreifliche Unwahrscheinlichkeit jedoch keinem unbefangenen Auge entgehen konnte. Von Saladins früherem Leben in Balsora, wo er erzogen ward, sowie auch nachher an dem Hofe Nourreddins, sprechen die morgenländischen Geschichtschreiber nur sehr Weniges, und auch dieß blos in ganz allgemeinen Ausdrücken. Was wir von ihnen wissen, ist blos, daß der junge, stets heitere, lebensluftige Saladin die gewöhnlichen, freilich stets auch mit Thorheiten vermischten Freuden seines Alters nicht vers schmähete. Eigentlich gibt es in Wahrheit gar keine frühere Geschichte Saladins; denn in dem ersten Augenblicke, wo wir seine Bekanntschaft machen und er zum erstenmale die Bühne der Weltgeschichte betritt, erblicken wir ihn schon in dem ganzen Glanze eines. jungen, emporstrebenden, der größten Thaten fähigen Helden. Mögen übrigens auch Saladins Jünglingsjahre nicht ganz tadellos gewesen seyn, ja möge er sogar einige Zeit den ganzen Kreis menschlicher Verirrungen durchlaufen haben, so gab es doch nie noch einen Fürsten, welcher Thorheiten der Jugend durch so viele und so große Weisheit reifern, männlichen Alters wieder gut gemacht hätte, wie Saladin. Wenn Tugend etwas so heiliges, etwas dem, mit Vernunft und freiem Willen begabten Menschen so durchaus nothwendiges ist, daß selbst demjenigen, bei dem sie völlig verschwunden ist, doch stets noch ein Bild zurückbleibt, und eine, wenn auch nur matte Idee von ihr dem Geiste desselben vorschwebt, so wird auch der, welcher anfänglich blos aus Weltklugheit dieß vielleicht bei Saladin der Fall gewesen seyn sollte- oder politischer Vortheile wegen sie übt, dennoch selbst schon nach einer kurzen Uebung sie immer mehr und mehr lieben, bis sie endlich in seine innere, ganze geistige Natur übergeht *). Uebrigens darf man *) Eigentlich sollte man nur denjenigen tugendhaft nennen,

wenn

bei Beurtheilung des intellectuellen wie moralischen Characters Saladins und dessen ganzer geistigen Richtung durchaus nicht den wahren, sich hier von selbst darbietenden Standpunkt verlassen; man darf nämlich keinen Augenblick vergessen, daß Saladin das Unglück hatte, ein Verehrer Mohameds, und nicht ein Schüler und Jünger Jesu zu seyn, daß mithin ihm auch nicht jenes höhere Licht leuchtete, welches jedem wahrhaft gläubigen Anbeter Jesu nicht nur leuchtet, sondern ihn auch erwärmt und nach und nach immer mehr und mehr erglühet.

Nachtrag

zur Geschichte des dritten Kreuzzuges.

I.

Richards Rückkehr nach dem Abendlande und deffen schon wenige Jahre darauf erfolgtes trauriges Ende.

1. Bevor Richard den Orient verließ und bei Ptolemais sich einschiffte, dachte er sehr wohl an die

bei dem Tugend zur anderen Natur geworden ist. Ein Solcher weiß gar nicht, daß er tugendhaft sey, sondern glaubt, daß er gar nicht anders seyn könne. Zu dieser Höhe können uns jedoch weder die alten noch neueren philosophischen Systeme erheben; nur das ftets zehnfach Frucht bringende Wort des Evangeliums vermag dieses, indem es dem Menschen Kräfte darbietet, sich in den Abgrund unendlicher göttlicher Vollkommenheit und Schönheit so tief zu versenken, daß er seiner selbst nicht mehr eingedenk ist, und nur in Christo athmet und lebt. Ein frommer Einsiedler flehete einst täglich zu Gott: Herr! nimm mich mir und gib dich mir," sein Gebet ward endlich erhört, und er selbst äußerlich ein sprechendes Bild der Demuth, der Buße und geistigen Armuth, jedoch innerlich eine Fülle von Geisteskraft und Heiligkeit, schon erbauend durch seinen Anblick und noch mehr belehrend durch sein Beispiel.

[ocr errors]

nicht kleine Anzahl von Feinden, die seiner in Europa harrten und die gewiß keine, sich an ihm zu rächen, sich darbietende Gelegenheit unbenußt würden vorübergehen lassen. Ihm entgingen also auch nicht die Gefahren, die seine Rückreise nach dem Abendlande von so vielen Seiten bedroheten, und ihm daher auch jest Klugheit und die größte Vorsicht ganz besonders zum Geseze machten. Aus bloßem Eigensinn verschmähete Richard die Durchfahrt durch die Meerenge von Gibraltar, durch die er unmittelbar zur See nach England hätte kommen können, und wobei er noch, im Falle anhaltender Stürme, in allen Häfen des christlichen Spaniens die freundlichste Aufnahme gefunden haben würde. Aber in Itali.n zu landen fand Richard nicht rathsam, indem damals der mächtige, nichts weniger als sehr edelmüthige, und mit dem Könige von Frankreich in sehr freund schaftlichen Verhältnissen stehende Kaiser Heinrich VI. dort beinahe unumschränkt gebot. In Frankreich war Philipp August, ungeachtet seines, vor seiner Abreise gegebenen eidlichen Versprechens, die Länder Richards während dessen Abwesenheit so wie seine eigenen zu schügen, indessen dennoch feindlich in dieselben eingefallen, und so waren die französischen Küsten jegt. für Richard ebenfalls ein feindliches Land. Nun blieb ihm noch übrig, in einem der istrischen Häfen zu landen, und von da aus seine Reise zu Lande durch Deutschland nach Antwerpen oder irgend einen andern flandrischen Hafen fortzuseßen. Aber offenbar machte die Feindschaft des von ihm so schwer belei digten Herzogs Leopold von Oesterreich und der vie len mit diesem Fürsten theils verwandten, theils mit ihm verbündeten, und die demselben von Richard zugefügten Beschimpfungen, als eben so viele, ihnen selbst angethanen Beleidigungen betrachtenden, kleinern Fürsten und Herren Deutschlands, dieses Un

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »