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mußte sein Königreich als ein Lehen von dem römischen Hofe annehmen und sich zu einem jährlichen Lehenszins von tausend Mark Silbers verbindlich machen, und ward endlich durch die eigenhändige Ermordung seines Neffen, des Prinzen Arthur, dieses hoffnungsvollen, allgemein beliebten Jünglings, ein Gegenstand des Abscheues beider Nationen. Aber gerade diese bodenlose schlechte Regierung, in Verbindung mit den groben, persönlichen Lastern des Königes, der durch seine Wolluft und grenzenlosen Ausschweifungen viele der edelsten Familien in England entehrte und mit Schmach fie bedeckte, eben dadurch auch deren tödtlichen, unversöhnlichen Haß sich zuzog, ward zulegt England zum Heile; denn als der Druck und die Ungerechtigkeit des Tyrannen seine Gränzen erreicht hatten, fand das Uebel endlich in sich selbst seine Re meður. Sämmtliche englische Barone erhoben sich nämlich gegen ihren elenden König und ertrøßten mit den Waffen in der Hand von ihm jenen, unter dem Namen magna charta bekannten Freiheitsbrief, der den ersten Grund zu der nachherigen Freiheit der englischen Nation legte, durch die bedeutenden Zusäße, die er in der Folge erhielt, der königlichen Willkühr immer engere Schranken sezte, endlich auch den Bürgern zur Reichsstandschaft verhalf und so die feste Grundlage der englischen Nationalfreiheit ward. Nach einer kur zen, aber desto schlechtern Herrschaft von achtzehn Jahren starb endlich Johann im fünfzigsten Jahre seines Alters. Verdruß über mißlungene Entwürfe hatte seine, durch Ausschweifungen zerrüttete Gefundheit so sehr geschwächt, daß, als er auf seinem Zuge aus Norfolk nach Lincolnshire gegen den französischen Prinzen Ludwig, den die Barone in ihrer Verzweifelung gegen ihren wortbrüchigen König zu Hülfe ge rufen, ihm gehuldiget und die Krone von England übertragen hatten, begriffen war, aber auf diesem

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Marsche durch Austretung der Flüsse und eine furchtbare Ueberschwemmung alle seine Wagen, sein ganzes Gepäck, alle seine Schäße und eine Menge Menschen und Pferde verlor, der Kummer darüber endlich seinem, ungleich mehr an Fluch als an Segen fruchtbaren Les ben ein Ende machte. Die Regierungsjahre Johanns, so wie auch seines Sohnes und Nachfolgers, des eben so schwachen, jedoch minder lasterhaften Heinrichs III. muß man in der Geschichte Englands als eine Uebergangsperiode betrachten, nämlich von einer niedern zu einer höheren Entwickelungsstufe, auf welcher Eng land endlich eine Verfassung erhielt, welcher sich in jenen Zeiten, da ganz Europa noch unter dem Drucke des Feudalwesens lag, keine andere Nation sich zu erfreuen hatte. Es versteht sich von selbst, daß von allem Diesem in der eigentlichen Geschichte Englands noch weit nähere, umständlichere und in alles Detail eingehende Rede seyn wird. Nur weil nach dem Tode eines Monarchen die erstern, oft selbst der größte Theil der Regierungsjahre seines Nachfolgers gewöhnlich als ein Nachtrag zu der Regierung des Verstorbenen betrachtet werden kann; zudem auch allgemein behauptet wird, daß jede Gegenwart blos eine Geburt der jüngsten Vergangenheit sey; es mithin auch hier scheinen könnte, als wenn alle Unfälle, welche England unter Johann trafen, schon während Ris chards Regierung wären vorbereitet worden, die sie doch offenbar blos in der nicht nur höchst unbedeutenden, sondern durchaus schlechten Persönlichkeit des Ty rannen, der Richard gefolgt war, ihren einzigen Grund hatten; so glaubten wir unsern Lesern, bea vor wir von Richard, diesem, seiner ungewöhnlich großartigen Natur wegen, zu den größten und merk würdigsten Regenten Europa's gehörigen Monarchen auf immer scheiden dürften, auch von den Hauptereignissen der Regierung seines Nachfolgers ein, oba

gleich nur in seinen äußersten Umrissen entworfenes Gemälde vorführen zu müssen. Eben so werden wir auch von dem wichtigen, länger als sechs Jahre dauernden, und gewissermaßen in der Geschichte der europäischen Staatsverhältnisse Epoche machenden Conflict zwischen König Johann und dem römischen Stuhle in der nun bald wieder folgenden speciellen Kirchengeschichte weit ausführlichern, daher auch die Leser auf den gehörigen Standpunkt, aus welchem sie dies sen merkwürdigen Hergang überschauen und beurtheilen können, segenden Bericht erstatten, und zwar um so mehr, da jene sich diesmal ganz vorzüglich mit dem thatenvollen Leben des großen, durch die seltensten Eigenschaften des Characters wie des Geistes ausgezeichneten, jedoch von Mißgriffen nicht völlig freien Papstes Innocenz des Dritten sich beschäftigen wird.

II.

Geschichte der ayubitischen Dynastie unmittelbar nach dem Tode Sultan Saladins.

1. Saladin hinterließ eine Menge Söhne, wovon uns jedoch nur vierzehn dem Namen nach bekannt sind. Unter die drei ältesten seiner Söhne vertheilte Saladin sein Reich. Der Aelteste, Afdal, erhielt das Königreich Damascus, Aziz Aegypten und Das her das Königreich Haleb; die übrigen Söhne erhiel ten, als Apanage *), einzelne, von einem dieser drei

*) Apanage ist freilich kein eigentliches deutsches Wort; daher auch die Gelehrten, welche fich die Reinigung der deutschen Sprache von allem Fremdartigen ganz besonders angelegen seyn ließen, statt Apanage Verbrodung in Vorschlag gebracht haben. Ueber das Passende oder Nichtpassende dieses Ausdruckes wollen wir uns jegt in keine Untersuchung einlassen, sondern überlassen es ganz allein unsern Lesern, zu entscheiden, was sie allenfalls für natürlicher und einfacher halten wollen,

Königreiche abhängige Städte, Schlösser, Burgen oder Statthalterschaften; und bald hatte das Reich eben so viele Herren, als es Statthalterschaften, oder. auch nur Befehlshaberstellen selbst in wenig bedeutenden Städten gab; und so mußte nun auch hier wieder. das, beinahe in dem ganzen Orient eingeführte, verderbliche Feudalwesen die vorzügliche Ursache des bald erfolgenden Unterganges des von Saladin gegründeten Reiches, wie der gesammten Nachkommenschaft des großen Sultans werden.

2. Das Signal zu einer allgemeinen aufrührischen Bewegung in dem ganzen Reiche gab schon unmittel bar gleich nach Saladins Tod der König von Mosoul, der durch Saladin am meisten verloren hatte; er pflanzte zuerst die Fahne der Empörung auf, brach in Mesopotamien ein und verband sich mit mehreren andern zinsbaren Fürsten, die, des syrischen Joches müde, es gleich dem Mazoud zu zerbrechen suchten. Da aber Mazoud nur sehr langsam und mit allzugroßer Bedenklichkeit zu Werke ging, so gewann Maleck-el-Adel, Saladins Bruder, dieser unsern Lesern schon bekannte, eben so kriegerischer als staatskluger Prinz, Zeit ge= nug, sich in aller Eile zum Kriege zu rüsten. Mit zahlreichen ägyptischen und syrischen Schaaren rückte er hierauf in Mesopotamien ein, dämpfte durch einen, über den Mazoud erfochtenen Sieg den Aufruhr und zwang den König von Mosoul und dessen Verbündeten, denen er zum Theil auch einige ihrer Städte abnahm, auf das neue zur Unterwerfung und zum Gehorsam gegen den Sultan von Damascus. Aber leider vergaffen Saladins Söhne nur zu bald die weisen Leh

wenn man z. B. sagte: der König hat seinem zweiten Prinzen diese oder jene Grafschaft als Apanage übergeben, oder er hat sie demselben zu dessen Verbrodung überlassen...

ren ihres verstorbenen großen Vaters. Afdal, der sich anfangs in die größten Ausschweifungen stürzte, sich dem Trunke ergab und einem der verhaßtesten Muselmänner die Leitung der Staatsgeschäfte überließ, gerieth mit seinem Bruder, dem Sultan Aziz in Aegypten in Streit; diesen suchten die Anverwandten des ayubitischen Hauses wieder beizulegen, besonders nahm sich der Onkel, Maleck-el-Adel, der Sache mit der größten Lebhaftigkeit an, aber unter dem Scheine, blos für die gerechte Sache zu eifern, suchte er beide. Brüder nur noch stärker gegen einander zu erbittern, und dem unter ihnen schon glühenden Feuer der Zwietracht in Geheim immer noch mehr Nahrung zu geben. Indessen war Afdal von seinen Verirrungen zurückge kommen und aus einem Wüßtling ein sehr frommer Muselmann geworden. Aber während er jegt, unbekümmert um das, was außer ihm vorging, sich ganze, Tage blos seinen Andachtsübungen überließ, ja sogar den ganzen Koran mit eigenen Händen abschrieb, rückten Aziz und el-Adel in Syrien ein, eroberten Damascus, verjagten den Afdal aus dem Lande und schickten ihn in einer Art ehrenvoller Verbannung nach: Samosathe, eine unbedeutende Stadt und die einzige, die sie ihm noch lassen wollten *).

3. Schon jezt war Saladins ungeheures Reich.

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*) Quellen- und Hülfsschriften für die Geschichte der Herr=" schaft der Ayubiten im Orient find: Abulfeda, Annales Muslemici. Abul-Faradge, Geschichte der muhamedanischen Dynastien. Abd-el-Atifs Beschreibung von Aegypten, so weit nämlich die, von Herrn von Sacy aus Abd-el-Atif ausgezogenen und in das Französische übersezten Stellen hierher gehören. Herbelot, Bibliotheque orientale. Marins Geschichte Saladins. II. Theil. Schloffers Geschichte der Ayubiten in dem zweiten Theile des dritten Bandes seiner Weltge= schichte in zusammenhängender Erzählung.

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