nig um das Versprechen des griechischen Kaisers bekümmerten, und einzelne Pilger und schwache Pilgerschaaren, die sich von dem Heere getrennt hatten, beraubten und alle ermordeten, die ihnen in die Hände fielen. Der Raub- und Mordlust dieses Räubergesindels wurden jedoch bald sehr enge Schranken gesezt; denn ein Graf von Kyburg, dem die Säuberung der Wege übergeben ward, spähete mit der größten Wachsamkeit jeden Ort durch, der zu einem Hinterhalt dienen konnte, erschlug und zerstreuete die Räuber überall, wo er sie fand, und schon nach wenigen Tagen wurden die deutschen Waffen auch diesen Räubern so furchtbar, daß, als eines Tages eine zahlreiche Horde derselben in ei nem Thale, da sie gerade ihr Mittagsmahl halten wollten, von dem Grafen von Kyburg überrascht ward, sie dessen Angriff gar nicht abwarteten, sondern gleich beim ersten Anblick desselben davon flohen, und ihr Silberwerk, nebst anderen Raub, ja sogar über dreihundert Pferde den Christen zur Beute überließen. Aber ganz besonders zeichnete sich auf diesem Zuge, durch ungemeine Kühnheit und Stärke, ein Schwabe aus Ulm aus. Unter mehreren von Räubern erschlagenen Knechten entdeckte er einst auch die Leiche seines Bruders. Untröstlich über das traurige Ende eines Bruders, an dem sein ganzes Herz hing, aber auch nach Rache dürstend, gesellte er sich sogleich noch zehn gleich kühne Männer aus seinen Landsleuten zu, und durchsuchte mit ihnen den nahe liegenden Wald nach allen Richtungen. Nach langem Suchen entdeckte er endlich, jedoch auf einem ringsum von Wasser umgebenen Plaz, zehn solcher Räuber. Den braven Schwaben verließen jezt seine Gefährten, weil sie, der Localität wegen, das Unternehmen für unausfühlbar hielten. Aber jener, weder geschreckt durch die Ueberlegenheit seiner Feinde, und noch viel weniger durch die Schwierigkeit des Angriffes, beharrte in wildem Grimme auf seinem Vorsage, sprang in das Wasser, schwamm glücklich durch dasselbe hindurch, griff ganz allein die zehn Räuber an, und erschlug sie sämmtlich bis auf einen, der durch schnelle Flucht seinen Händen entkam. Diese und noch mehrere dergleichen Thaten brachten nun auch den Einwohnern der griechischen Provinzen in Asien ungemein hohe Begriffe von der Tapferkeit und Unüberwindlichkeit der Deutschen bei. 2. Vorwärts der Stadt Philadelphia betrat das Heer nun den türkischen Boden. Seine eingegange nen Verbindlichkeiten stets mit gewissenhafter Treue befolgend, ließ der Kaiser dem Heere bekannt ma= chen, daß es sich jest auf dem Gebiete des Sultans von Iconium, mithin in freundlichem Lande befände, und verbot demnach unter den strengsten Strafen jeden Raub, wie jede andere Gewaltthat. Wirklich wurden auch die Pilger von den türkischen Einwohnern sehr freundlich aufgenommen, und zu Laodicäa so reichlich und um so geringe Preise mit Lebensmitteln versorgt, daß Friedrich ausrief: „Hätten sich die griechischen Christen in Europa. eben so benommen, so wäre kein Blut vergossen worden, und unser großer Zweck wäre vielleicht jetzt schon erreicht." Nach einigen Tagen der Ruhe brach das Heer von Laodicäa wieder auf. Aber nun kam man in wüste, ganz öde und wasserlose Gegenden; und leider hatte man, für einen so langen Weg durch theils unfruchtbare, theils ganz öde Länderstrecken sich in Laodicäa, wo man alles im Ueberflusse hätte finden können, nicht hinreichend mit Lebensmitteln versehen. Es konnte nicht fehlen, daß nach einigen Tagmärschen schon ein sehr großer Mangel an Lebens mitteln wieder eintrat, jedoch glücklicher Weise noch keine eigentliche Hungersnoth. Aber immer mehr ward, das Heer von den vielen herumschwärmenden leichten türkischen Reitern belästiget. Zogen die Christen durch einen Wald, so fanden sie bald da, bald dort türkische Bogenschüßen versteckt, die immer einigen der Vorüberziehenden verderblich wurden. Kamen die Pilger bei Engpässen an, so fanden sie diese gewöhnlich von Türken besezt, und mußten sie erst mit den Waffen erstürmen. Bezogen sie endlich ein Lager, so ward dieses die ganze Nacht von türkischen Reitern umschwärmt, und durch deren wildes Geschrei die Ruhe der ermüdeten Pilger unaufhörlich gestört. Um selbst den Schein der Treubrüchigkeit von sich ferne zu halten, hatte bisher der Kaiser jeden Angriff vermieden, aber bei den ihn begleitenden Gesandten *) des Sultans des *) Schon in Europa, als das Pilgerheer noch in der Gegend von Philippopolis stand, waren diese Gesandten zu Friedrich gekommen. Der vorgebliche, oder wie man zu sagen pflegt, ostensible Zweck ihrer Mission war, den Kaiser in Kenntniß zu sehen, daß der alte Sultan Kislidge-Arslan die Regierung niedergelegt und seinem Sohne Maleckschah übergeben habe, und dann den Kaiser zugleich auch zu versichern, daß Maleckschah, eben so wie sein Vater, dem in Nürnberg geschlossenen Vertrag volle Genüge leisten werde. Aber dabei hatten fie nun auch noch einen geheimen Auftrag. Der Sultan, wie wir wissen, hatte nämlich auch mit Saladin einen Vertrag geschlossen, dessen Verbindlichkeiten aber fenen, die er mit dem Kaiser eingegangen, völlig zuwiderliefen. Nun wollte Kislidge-Arslan doch gegen feinen dieser beiden Monarchen bundbrüchig werden, wünschte daher der Verpflichtungen, die sein Bund mit Saladin ihm auflegte, überhoben zu werden; welches jedoch auf keine andere Weise geschehen konnte, als wenn Friedrich mit seinem Heere nicht den Weg durch Kleinasien wählte, sondern zur See nach Syrien zöge. Die Aufgabe der Gesandten war daher, den Kaiser, den fie unaufhörlich vor den feindseligen Absichten und und von Iconium sich über dieses offenbar feindliche 3. Aber je weiter das Heer vorrückte, je weniger hatte man Ursache, die Bundbrüchigkeit des Sul geheimen Nachstellungen der Griechen in Asien warnten, ་ tans und die Verrätherei seiner Gesandten noch länger zu bezweifeln. Als die Pilger in derselben Gegend ankamen, die einst, wie man sich erinnern wird, dem Kaiser Manuel in seinem Kriege gegen den Sultan Kislidsch-Arslan so verderblich ward, fanden sie dieselbe von einem aus mehr als dreißigtausend Mann bestehenden türkischen Heere beseßt. Friedrich ordnete jedoch seinen Angriff klüger, als Kaiser Manuel denselben geordnet hatte. Die Türken wurden geschlagen, und zwar so vollständig, daß fie in der größten Verwirrung, selbst mit Zurücklassung ihres Lagers davon flohen, und da dieses mit Vorräthen mancherlei Art angefüllt war, so ward dadurch allem Mangel an Lebensmitteln, wenigstens auf einige Zeit, abgeholfen. Aber diese waren leider nach einigen Tagen aufgezehrt, und das Heer befand sich in einer äußerst gebirgigen, öden und wü ften Gegend. Man wußte jezt nicht, welchen Weg man einschlagen sollte; denn die Hauptstraße war von den Türken völlig verdorben worden, und der Weg zur Rechten führte wieder in noch größere Wüsten. Aus dieser Verlegenheit ward jedoch der Kaiser durch einen gefangenen Türken gezogen, der, nachdem man ihm Erhaltung des Lebens und Belohnung versprochen hatte, sich erbot, das Heer links über die Gebirge in eine fruchtbare Ebene zu führen. Aber schon das Herabsteigen von dem Gebirge war mit bedeutendem Verluste von Pferden und Lastthieren, die in die Abgründe hinabstürzten, verbunden; und als man endlich am Fuße des Gebirges in der ersehnten Ebene anlangte, fand man darin doch nicht die gehofften und verheißenen Erfrischungen. Die zahllose türkische Reiterei schnitt alle Zufuhren ab, und ohne Kampf, wozu es jedoch selten Gelegenheit gab, war nicht das Mindeste zu gewinnen. Zudem hatte das Heer weder Tag noch Nacht |