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sorgte Auge des ernsten, unter den musikalischen Zuständen seiner Zeit leidenden deutschen Künstlers hervorblicken sieht.

2.

Der Verfasser des musikalischen Quacksalbers, Johann Kuhnau, war der Vorgänger Joh. Seb. Bachs im Thomaskantorat zu Leipzig. Unter den vielen bedeutenden Männern, die dieses Amt verwest haben, lässt sich mit Kuhnau inbezug auf Vielseitigkeit des Wissens und Wirkens wohl nur der etwa 100 Jahre früher lebende Sethus Calvisius vergleichen. Von den Musikschriftstellern des 18. Jahrhunderts sagt Joh. Mattheson über ihn er war in der Gottesgelahrtheit, in der Rechten, in der Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, in fremden Sprachen und in Musik sehr erfahren; und Jacob Adlung: ich weiss nicht, ob er Idem Orden der Tonkünstler oder dem der Gelehrten mehr Ehre gemacht.

Kuhnau lebte von 1660 bis 1722. Von seinem Geburtsort Geysing im sächsischen Erzgebirge kam er nach Dresden an die Kreuzschule. Der Pest wegen siedelte er 1680 an das Gymnasium in Zittau über. 1682 finden wir ihn an der Leipziger Universität. 1684 wurde er Organist an der Thomaskirche, 1701 auch Kantor an der Thomasschule.

Von den Persönlichkeiten, die Einfluss auf seinen Werdegang gewannen, nenne ich den Organisten Alex. Hering, den Kantor Jac. Beutel und den kurfürstl. Kapellmeister Vincenzio Albricci in Dresden, durch welchen er die theatralische Musik und ihre Vertreter kennen lernte (in diesem Kreise ist vielleicht das Vorbild des Helden seines Romans zu suchen). In Zittau förderten ihn der angesehene Stadtrichter Joh. Jac. Hartig auf Rittergut Hörnitz (im Roman Schloss Riemelin)

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Einleitung.

es ist ein gross Ergetzen,

sich in den Geist der Zeiten zu versetzen. “

1.

Wer in eine altertümliche Stadt kommt, fühlt sich nicht nur zu pietätvoller Betrachtung ihrer Kirchen, Denkmåler, Thore, Brunnen, sondern wohl auch dazu aufgefordert, ihre versteckten Plätze und winkligen Gassen zu besuchen und vor unscheinbaren Gebäuden mit wunderlichen Giebeln und Erkern zu verweilen, im Gedanken, welche Menschen einst hier ein- und ausgegangen, welche Schicksale sich hier abgespielt.

Einem solchen zurücksinnenden und Vergangenes verehrenden Beschauer wird das vorliegende Büchlein, das vor numehr 200 Jahren zuerst ans Licht kam, Genuss verschaffen. Ea gewährt einen Einblick in das Kleinleben und Treiben deutscher Stadte Dresden, welchen Orten sein Verfasser sich

Zittau, Lex nacheinar

hunderts,

Geschmac es schild

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und vor allen der weitberühmte Rektor Christian Weise, der auch als sein schriftstellerisches Vorbild angesehen werden muss.

Zu erörtern, welche Bedeutung Kuhnau als Komponist für die Geschichte der Programm - Musik und musikalischer Formen als Sonate, Suite, Fuge, Cantate hat, ist hier nicht der Ort (man lese hierüber: Philipp Spitta, J. S. Bach I, 233 f. und II, 162 f. nach). Von seinen Schriften sei zunächst die juristische Dissertation vom Jahre 1688 angeführt, die von den Rechten und Pflichten des Kirchenmusikers handelt und viele Ansichten und Citate enthält, welche später im,,Quacksalber" wiederkehren (vgl. die Rede des Gentulejus im Cap. 10).

Aus der Generalbasslehre von Joh. David Heinichen (1728), der neben dem Darmstädter Kapellmeister Graupner der hervorragendste Schüler Kuhnaus war, erfahren wir den Inhalt zweier musiktheoretischer Schriften, die Manuskript geblieben und leider verschollen sind. Adlung (Musikalische Gelahrtheit 1783, S. 231) sagt: ihm werden auch 3 lustige Bücher zugeschrieben, Cotala 1696, Pancalus, Battalus 1691 (von Spitta a. a. O. I, 20, 151, 68284 citiert). Forkel (Allgemeine Litteratur der Musik, 1792) weist diese anonymen Schriften dem zu gleicher Zeit mit Kuhnau lebenden Musikschriftsteller Wolfg. Caspar Printz zu. Ich habe sie bisher nicht erlangen können, möchte aber der Vermutung Raum geben, dass Joh. Riemer, aus der Schule Chr. Weises, ihr Verfasser ist.

Endlich sei mitgeteilt, dass Kuhnau sich auch mit philosophischen Arbeiten sowie mit Übersetzungen fremdsprachlicher Werke (eine Probe ist im 49. Cap. des Quacksalbers erhalten) befasst hat.

Des musikalischen Quacksalbers wird von den Schriftstellern des 18. Jahrhunderts öfters rühmend Erwähnung gethan. Ich verweise auf Adlung, a. a. O. Cap. 20; Andreas Werckmeister, „Cribrum musicum“,

wo der Abschnitt über den wahren Virtuosen und glückseligen Musicus" (Quacksalber Cap. 53) wörtlich abgedruckt ist; Forkel, a. a. O. S. 473 (,,es ist eine satirische Schrift, worin die Thorheiten ungeschickter und unwissender Musiker lächerlich gemacht werden, jedoch so, dass überall sehr guter Unterricht für die Liebhaber der Musik untergemischt ist"). Das Urteil, welches im 19. Jahrhundert Fétis (Biographie universelle des musiciens) über das Buch fällt (,, cet ouvrage n'est plus lisible aujourd'hui"), bedarf in diesem Falle der Berichtigung nicht. Vgl. dagegen Dommer, Handbuch der Musikgeschichte 1878, S. 467.

Der oben genannte Werckmeister gehört mit W. C. Printz, Joh. Beer, Martin Fuhrmann und dem etwas später schaffenden Joh. Mattheson zu den Musikern jener Zeit, die wie Kuhnau eine starke satirische Ader haben, diese aber nicht in belletristischen sondern theoretischen Schriften pulsieren lassen.

3.

Musikgeschichtliches. Um 1600 waren im musikalischen Kunstgebiete neue Quellen entsprungen. Italien wurde die Geburtsstätte einer „,nuova musica", welche im Gegensatz zu der bis dahin herrschenden polyphonen Vokalkunst in solistischem, von einem Generalbass begleiteten Gesang bestand. In den aufblühenden Gattungen der Cantate, Oper und des Oratoriums verband sich dieser Sologesang (in seinen Hauptformen Arie und Recitativ) mit dem Chor und der Instrumentalmusik. Aber wie früher in der Kunst der Polyphonie, so kam es auch in der der Monodie zu Übertreibungen des Prinzips, und die Musik fand wie die Dicht- und Baukunst ihre Marinis und Borro

minis. Zumal in der Oper. Diese Gattung nahm von Italien ihren Weg nach Frankreich und fasste

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