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II.

Bum Abendmahlsstreite.

1.

Oekolampads Begleitschreiben zu seiner ersten Streitschrift über das heilige Abendmahl 1525.

Den geliebten Brüdern in Christo, welche Christum im Schwabenlande verkündigen.

Ihr wißt, geliebte Brüder! wie ernstlich und heilig uns die Liebe von Christo empfohlen ist, ihr wißt aber auch, wie der alte böse Feind alle Minen und alles schwere Geschüß, alle Hinterlist und allen Spott aufbietet, diese Liebe zu schwächen und zu untergraben, zumal unter den Dienern des Wortes; denn es entgeht ihm nicht, welch ein Schaden der Kirche daraus erwächst, wenn statt eines Hirten Viele regieren, d. i. wenn die, welche einmüthig die Heerde besorgen, unter sich uneins find, und so die Schafe ohne Hirten umherirren; preisgegeben der Wuth reißender Wölfe. Da nun auch ihr überzeugt seid, daß es nichts Verdammlicheres, nichts Verderblicheres, nichts Tödtlicheres gebe, als dieses Aergerniß, so zweifle ich auch nicht, daß ihr alles Gebet, allen Dienst, alle Geduld, alle Sanftmuth und Tapferkeit aufwenden werdet, den Feind nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, auch wenn er es versucht. Und er versucht es allerdings, und bei Etlichen gelingt es ihm einigermaßen, aber ich habe das gute Vertrauen, der Herr Jesus, der von obenher für uns streis tet, werde ihn zu Schanden machen und das Feld behalten. Wahrlich, was mich betrifft, so zöge ich einen seligen Tod einem unseligen Streite mit irgend einem der Brüder vor, und wäre es der Geringsten Einer, auch werde ich nichts unterlassen, was dazu dienen kann, das freundliche Vernehmen wieder herzustellen oder zu erhalten, obgleich ich nicht sehe, wie ich es verhüten kann, daß nicht durch falsche Brüder, die Alles verwirren, Einiger Herzen mir entfremdet werden, wenn sie nicht, wie ich vernommen habe, mir bereits entfremdet sind; denn was soll ich nicht von den Abwesenden befürchten, da ja bisweilen in ein und demselben Hause auch bei aller Friedfertigkeit, es zu aufgeregten Stimmungen kommt? Und wo wäre nicht die Liebe besorgt, das sie keinen

bewährt sind und mit denen ich durch die heiligsten Bande der Freundschaft verknüpft bin, wäre es über die Maßen traurig, getrennt zu werden, und so viel an mir liegt und so lange wir gemeinschaftlich an Christo Wohlgefallen haben, werde ich mich dieser Sünde (des Unfriedens) nicht theilhaft machen. Es geht nun aber das Gerücht- und Etlicher Briefe bestätigen es- daß Einige wider mich aufgebracht seien, weil ihnen zu Ohren gekommen, daß ich in meinen Predigten im Punkte des Abendmahls denen nicht beigestimmt habe, die für Säulen der Kirche gehalten werden. Ich läugne die Wahrheit der Sache nicht, aber deßhalb ist die Liebe noch nicht verlegt worden, da nichts Ungehöriges, über den reinen Eifer um die Wahrheit Hinausgehendes vorge= fallen ist. Aber ich kann es nicht dulden, daß die Trefflichen mir lange zürnen, wie sie thun; es sei denn, daß Christus mein Seufzen nicht erhöre. Und warum sollten sie zürnen dem, der sie von Herzen liebt, dem Unschuldigen, der nichts anderes sucht, als die Ehre Christi, nicht ohne Fährlichkeit? Wollen sie mir aber zürnen, dann müssen ste auch sich selbst züruen, da sie eben so hizig, wo nicht hißiger als ich, ihre Lehrweise vertheidigen. Bei Christen gilt des Dichters (Terenz). Spruch nicht: „die Wahrheit zeuget Haß.“ Vielmehr freuet sich die Liebe der Wahrheit, wie der Apostel lehrt; und derselbe Gott ist die Wabrheit, der auch die Liebe ist. So wenig man sich durch Liebe zur Wahrheit an der Liebe verjündigt, eben so wenig geschieht der Wahrheit ein Abbruch um der Liebe willen. In der Kirche aber soll nichts angelegentlicher betrieben werden, als die Erforschung der Wahrheit, wodurch das Wachsthum in der Erkenntniß Christi gefördert wird. Aber auch wir, die Einzelnen, können wachsen; denn der Vater des Lichts läßt Einiges unsern Augen verborgen sein, das er mit der Zeit offenbart und den um die Wahrheit fich Mühenden aufschließt; wo nur Neid und eitle Ruhmsucht ferne gehalten werden. Schreibt doch der Apostel an die Philipper: (3, 15): „Und so ihr etwas nicht wisset, so wird er es euch offenbaren“,*)_und_an einem andern Orte (1 Cor. 14, 30): „So eine Offenbarung geschieht einem (Andern), der da siget, so schweige der Erste.“ Wo kann der Friedliebende etwas übel nehmen, was kann der Aufrichtige in's. Gehässige ziehen, da wo nicht der Streitsucht, sondern der Wahrheit gedient wird? Das hieße ja wohl Gutes au Böses tauschen! Durch nichts können wir mehr Frucht schaffen, als wenn wir nach dem Beispiel und durch die Gnade Christi das Licht und -die Wahrheit besonders in dem was noth thut, nicht verbergen, sondern wünschen, daß fie Gemeingut werden. Db ich in dieser Weise etwas geleistet habe, möget ihr beurtheilen. Gewiß könnt ihr eine solche Gesinnung nicht verdammen, wie streng ihr auch die Ausdrücke auf der Richterwage wägen möget. Ich maße mir die Meisterschaft in keiner Weise an, sondern ich fühle mich genöthigt, meines Dienstes eingedenk zu sein, und

*) Genau heißt es: „so ihr anders gesinnt seid“ (ɛi vɩ étéqws pooveite).

wie ich allermeist die Wahrheit im Auge habe, so seße ich auch die Liebe nicht hintan. Damit also nicht Jemand von der Unbestimmtheit des böswilligen Gerüchtes her ein Aergerniß nehme, so habe ich dieses Buch, das mir durch das ungestüme Geschrei Etlicher abgenöthigt worden ist, zu meiner Vertheidigung herausgegeben. Ich empfehle es Euch, Geliebte! damit ihr daraus erkennen möget, ob meine Behauptungen oder das was andere sagen das Zuverlässigere sei, ob ich die Väter verachte, wie sie mir vorwerfen, ob ich das suche, was die Ehre Gottes oder was die Ehre meines Namens fördert. Ihr werdet urtheilen, wie ihr es gewohnt seid, nicht nach Ansehn der Person. Vielleicht wird es dem Einen oder Andern scheinen, ich hätte besser gethan, wenn ich nicht von der Sache selbst, nicht über das Wesen des heiligen Abendmahls und in welchem Sinne das Brot der Leib Christi, sondern blos vom Gebrauch des Abendmahls vor dem christlichen Volke gehandelt hätte. Aber so fromm diese Ansicht auch unter Umständen sein mag, so konnte ich mir fie doch nicht aneignen, insofern die Papisten und Andere mit aller Leidenschaft den Unfinn aufdringen, was zu verheimlichen wider das Gewissen wäre. Die Zuhörer erwarteten, daß ich einmal mit meiner Meinung öffentlich hervorträte, und täglich trieben mich die Freunde auf brieflichem Wege an, Rechenschaft von meinem Glauben zu geben in dieser Sache. Auch vermag ich nicht einzusehen, wie ein guter und reiner Gebrauch des Abendmahls stattfinden könne wenn der so tief eingewurzelte und verderbliche Aberglaube unangetaftet bleiben soll. Streitsucht hat mich nicht geleitet, sondern um guten Samen ausstreuen zu können, mußte ich den Acker umpflügen, der von Unkraut strozte. Wollte Gott, daß auch die Andern sich derselben Mäßigung der Rede beslissen, manches würde an manchen Orten ein friedlicheres Ansehn gewinnen. Aber mir hat die Bescheidenheit nichts geholfen, als daß die Widersacher nur um so wüthender gegen mich toben und mich auf alle Weise herunterreißen. Deßhalb habe ich es der Mühe werth geachtet, endlich in offener Schrift eine Sache zur Sprache zu bringen, die das Licht nicht scheut, welch verdrießliches Gesicht auch immer jene guten Leute dazu machen und mich beschuldigen mögen, mich, dessen Absicht nicht ist zu reizen sondern zu versöhnen.

Aber so ist es des himmlischen Vaters Wille, daß mit der Bewährung seiner Kinder die Wahrheit ans Licht komme; denn nach seiner Weisheit bedient er sich der Sünden der Menschen zu seiner Verherrlichung. Und so wollen auch wir, Brüder! Jeder an seinem Orte, fichs angelegen sein lassen, daß wir nicht zu den Gefäßen des Zornes gezählt werden, und daß wo irgend ein Aergerniß entsteht, wir nicht dran schuld seien. Laßt uns wachen ob der Heerde wider die Wölfe, aber auch wachen über uns selbst, denen noch größere Gefahr droht, zumal wenn wir nicht die Liebe als das Vornehmste bewahren. Irrthum mag vergeben werden, wo nur der Glaube vorhanden ist. Zwietracht dagegen vermögen wir selbst mit unserm Blute nicht zu fühnen; denn Gott

Er erhalte uns zu allen Zeiten verbunden in seinem heiligen Geiste, er lasse uns einerlei gesinnet sein in Christo, und aus einem Munde den Vater preisen. Amen.

2.

Oekolampads Thesen über das heilige Abendmahl
(an einen Freund) 1527.*)

Ich nenne es eine unerträgliche Rede, zu sagen, das Abendmahlsbrot sei der Substanz nach der Leib Christi.

Ich glaube, daß der natürliche Leib Christi nur an einem Orte sei, nämlich im Himmel; denn sonst wäre er kein Leib (Körper).

Daß der Leib bei'm Brote sei (adesse pani), will ich gern bekennen, in der Weise, wie er auch bei'm Worte ist, durch welches das Brot zum Sacrament, zum sichtbaren Worte wird.

Wären die Sacramente nicht von Christo eingesezt und geheiligt durch das Wort des Glaubens, dann wären sie nicht mehr und nicht von höherer Würde, als irgend ein anderes Bild, z. B. die Statue des (Horatius) Cocles.

Das Wort der Verheißung verliert dadurch nichts (non excidit), auch wenn das Brot nicht der Substanz nach der Leib Christi ist; denn daß solches geschehen werde, hat Christus nicht verheißen. Könnte diese Verheißung erwiesen werden, so würde ich weiter nicht mehr streiten.

Nun aber haben die Abendmahlsworte die Verheißung, daß nur der Leib Chrifti gegeben wird, in sofern er für uns gestorben ist und das Blut uns gegeben wird, in sofern es für uns vergossen ist zur Vergebung der Sünden.

Dieses Glaubenswort heiligt die Sacramente,

Der läugnet nicht die Wahrheit des Mysteriums, bekennt sie vielmehr auf's Bestimmteste und in aller Reinheit, der diese Verheißungen sich aneignet; denn ein Solcher allein genießt das Brot und trinkt das Blut wahrhaft auf geistliche Weise.

,,Das Wort bewirkt alles was Gott will." Gut! Aber bedenke dabei, daß Gott sowohl durch das äußere Wort, als durch Symbol und Schrift nur das bewirken will, daß sie uns zur Mahnung werden (admoneant.) Das Uebrige wirkt er durch seinen Geist.

Dem Brote wird der Leib gegeben durch das Wort, wie das Wort in sich hat den Leib.

*) Epp. f. 129.

Durch den Glauben wird der abwesende Leib Christi dem Geiste (Gemüthe, animo) vollkommen gegenwärtig (praesentissimum).

Durch den Glauben erkennt das gläubige Gemüth in dem sichtbaren Worte (dem Symbol) wie in dem hörbaren den Leib Chrifti wie er ist, erkennt ihn wahrhaft und seiner Substanz nach, obgleich im Geheimniß (in mysterio) durch einen Spiegel im Räthselworte; aber daraus folgt nicht, daß das Brot der Leib Christi sei der Substanz nach, noch daß der natürliche Leib an verschiedenen Orten sich befinde, so wenig als das Angesicht des Menschen darum an verschiedenen Orten ist, weil es in verschiednen Spiegeln sich abspiegelt.

Die, welche des Geistes Christi theilhaft geworden sind durch den Glauben, haben das Fleisch Christi nicht nur so im Geiste gegenwärtig, wie etwa die, welche des Andenkens an die treuesten Freunde sich erfreuen, die Freunde in der Seele (im Herzen) tragen; sondern so, daß, weil Christus wahrhaftig durch seinen Geist in ihnen wohnt, als in seinem Tempel, sie auch seinen Leib wahrhaftig haben, obgleich er, von welchem die Gottheit nicht abgetrennt ist, im Himmel sich befindet.*)

Christus trägt (gestat) unser Fleisch im Himmel, und wir tragen sein Fleisch an uns auf Erden in eigenthümlicher Weise (juxta speciem).

Diese völlige Gegenwart des Fleisches ist überaus heilsam; unnüß aber und ohne die Ueberzeugungskraft des Glaubens (absque elencho fidei), wenn wir das Brot in substantieller Weise den Leib Christi nennen, oder behaupten, daß dieser Leib an vielen Orten zugleich sei.

Die, welche das Bildliche in den Abendmahlsworten verwerfen, erklären sich damit als streitsüchtige Leute und legen die Schrift aus, ohne Analogie des Glaubens.

Recht und fromm (religiose) drücken sich die aus, welche sagen, daß sie (in der Feier des Abendmahls) zum Leibe Christi hinzutreten oder den Leib Christi genießen. Unfromm (profane) und ohne Ehrerbietung (contemptim) drücken sich dagegen die aus, welche sagen, daß fie bloßes Brot und ein bloßes Zeichen empfangen: damit erklären fie ihren Unglauben. Der Gläubige nimmt es als eine Beleidigung (injuria) auf und glaubt sich für einen Verräther geachtet, wenn man von ihm aussagt, er habe nur das Sacrament, und nicht auch die Sache, welche das Sacrament bezeichnet, empfangen, obgleich er jenes mit dem Munde, dieses mit dem Herzen (animo) empfängt. Daraus erklärt sich der Sprachgebrauch der Alten.

Wir, die Lehrer der Kirche, sollen wohl bedenken, mit welchen Finsternissen das Volk umhüllt ist, damit es aufs Klarste und ohne Wortklaubereien das Geheimniß erkennen möge und nicht zu noch gröberer Blindheit hingeriffen werde.

*) Also nicht eine bloß subjective Vorstellung oder Einbildung; sondern ein reelles Innewohnen. Oekolampad hat dafür noch den Ausdruck ovvendo

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