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der dienstbare Geist erscheint in der Geschichte unsers Myconius, so auch hier. Er nahm Abschied von dem theuern Lehrer und wandte sich wieder zu seinen Studien in Basel. Dort war er bekannt mit dem Stiefsohn des Bürgermeisters, Jacob Meier (zum Hirschen), Heinrich Billing. Bei diesem verstand er es trefflich zu erlauschen, ob der viel vermögende Vater geneigt wäre, bei den Herren des Raths ein Wort einzulegen für den Myconius, damit er an die Stelle zu St. Alban berufen würde. Die Sache gelang. Der junge Billing sprach mit dem Bürgermeister, seinem Vater; der Bürgermeister sagte es wieder den,,Deputaten “*). „Diese aber (erzählt Thomas weiter) beschickten mich in das Augustinerkloster**). Wie sy mich nun gehört hand, schickten sy mich gen Zürich und bracht Myconium mit mir abe (nach Basel); aber die Kosten han ich an mir selbs ghan.“

7. Reise nach Basel.

Eine Reise von Zürich nach Basel war damals noch eine Reise, die kaum ohne Abenteuer abging, zumal in einer aufgeregten Zeit, unmittelbar nach den Schrecken des Religionskrieges. Unfre beiden Reisenden kamen (es war in der winterlichen Jahreszeit) durch das Frickthal, das unter österreichischer Herrschaft stand. Die Gefahr, von den umherschweifenden Reitern aufgehoben und nach Ensisheim, dem Siß der österreichischen Regierung geschleppt zu werden, lag nahe genug, und war um so gegründeter, als unsre Reisenden wirklich in Mumpf, wo sie im Gasthaus zur Glocke einkehrten, mit einem Trupp Reisiger zusammentrafen. Es waren jedoch keine Feinde, sondern gute Basler: Junker Wolfgang von Landenberg und sein Sohn, Junker Eglin von Offenburg und noch ein Reiter. Plater erkannte sie gleich; er wollte fie schon öfters in Dekolampads Predigten geschn haben. Die Reiter knüpften ein Gespräch an. „Wo kommt ihr her?" -,,Von Zürich“. — Was sagt man in Zürich? -,,Man ist traurig, daß Mstr. Ulrich Zwingli ist umgekommen."—,,Wer seid ihr?“ - „Ich heiße Oswald Myconius, bin in Zürich beim Fraunmünster Schulmeister." Die Bekanntschaft war bald ge macht. Der Landenberg trank dem Myconius zu und wollte ihn nöthigen, ihm nachzutrinken. Dieser weigerte sich und zwar in etwas derben Ausdrücken, die nicht gerade den „Humanisten“ verriethen. Ueber dem Wortwechsel der sich erhob, trat der andere Ritter, Eglin dazwischen und verwies es seinem

*) Deputaten, Deputati ad ecclesiam, hießen bis in die neueste Zeit in Basel die Månner der Regierung, welche die kirchlichen Dinge, namentlich die Bauten und Besoldungen zu besorgen hatten.

**) Dort wurden überhaupt die kirchlichen Berathungen gehalten. Erst in neuester Zeit ist das alte Gebäude, auch das,, obere Collegium" genannt, abgebrochen worden. Jezt steht das Museum mit seinen Kunstschäßen an

Kameraden, daß er einen alten Mann (doch war er nicht über 42 Jahre) wolle zum Trinken nöthigen. Nun fragte auch er den Myconius nach Namen und Herkunft. Als der Ritter den Namen Myconius hörte, fragte er ihn, ob er nicht einst Schulmeister zu St. Peter in Basel gewesen, und als der Fremde dieß bejahte, brach der Ritter in die Worte aus: „mein lieber Herr, ihr wart auch mein Praeceptor; hätte ich auch gefolgt, ich wäre ein Ehrenmann geworden, jezt weiß ich kaum selbst was ich bin“. Sie fuhren fort zu trinken, ihrer Vier. Als des Landenbergs Sohn etwas trunken und schläfrig geworden, stüßte er sich auf den Ellbogen. Darüber schalt ihn der Vater aufs Heftigste, als ob er das größte Verbrechen begangen. Nach dem Nachtessen begaben sich Myconius und Plater zur Ruhe, die Ritter aber zechten und lärmten bis tief in die Nacht hinein. Des andern Morgens früh seßten Myconius und Plater ihre Reise fort über das Möhlifeld. „Wie hat dir gestern der Edelleute Disciplin gefallen?“ fragte Myconius seinen Gefährten. „Einander bis zum Ersticken voll füllen, ist keine Schande, aber ein wenig mit dem Ellbogen auf dem Tisch liegen, das ist solch Scheltens und Fluchens werth.".

Ohne weitere Abenteuer langten die Beiden in Basel an. Sie nahmen ihre Herberge bei dem befreundeten und gelehrten Johann Oporin. Eine feste Anstellung hatte Myconius in Basel noch nicht; doch sollte er einige Tage nach seiner Ankunft die sogenannte Rathspredigt Morgens um 6 Uhr halten; gewissermaßen eine Probepredigt, allein er verschlief sich, und sein Custos Plater mußte ihn wecken.,,Was soll ich predigen?" fragte er Plater. Dieser meinte, das beste Thema wäre zu reden über die Ursachen des Unfalles, der die Evangelischen betroffen. Myconius ließ sich das Thema von Plater auf einen Zettel schreiben, diesen legte er in sein neues Testament und betrat die Kanzel. Eine große Menge Zuhörer war versammelt, den fremden Prediger zu hören, auch Herren des Raths und der Geistlichkeit waren zugegen. Myconius predigte aus dem Stegreife und predigte so gewaltig, daß der anwesende Dr. Grynäus fich zu Dr. Simon Sulzer wandte mit den Worten: o Simon, laß uns Gott bitten, daß uns der Mann bleibt, denn der kann lehren“.

Nun fehlte ihm auch nicht mehr die Stelle zu St. Alban. Die Erwählung geschah den 22. Dec. 1531. Plater begleitete seinen Lehrer Myconius nach Zürich zurück. Dieser kam um seine Entlaffung ein, die er ohne Schwierigkeit erhielt. Er siedelte nach Basel über.

Zweiter Abschnitt.
Myconius, Antistes von Basel. 1531—1553.

Sehet an, meine lieben Brüder! euern Beruf; nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen; sondern was thöricht ist vor der Welt, das hat Golt erwählet, daß er die Weisen zu Schanden machte, und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählet, daß er zu Schanden machte was stark ist und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählet und das da nichts ist, daß er zu nichte machte was etwas ist, auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme." 1 Cor. 1, 25-29.

1. Der Uebergang aus dem Schuldienst in das Pfarramt.

Ein Schulmeisterleben ist an unsern Augen vorübergegangen, wie es nicht zu jeder Zeit sich wiederholt. Doch das von der Welt wenig geachtete saure Leben, das Luther einmal nach seiner Art zu reden, dem Märtyrerthum gleichgestellt hat, wir sehen es hier eingefaßt in den Rahmen einer Geschichte, die auf alle menschlichen Verhältnisse umgestaltend, und wo der rechte Funke zündete, veredelnd gewirkt hat. Nicht als Führer und Tonangeber der neuen gewaltigen Zeit, aber als wahrer Beobachter derselben und empfänglicher Schüler ihres Geistes ist uns Myconius bisher erschienen. In Basel, in Zü rich, in Luzern und Einsiedeln, und dann wiederum in Zürich, war es überall derselbe Mann, der den Tag über seines einförmigen, äußerlich wenig Lohnenden Amtes wartete, dann aber, wenn er den Schulftaub von sich_ge= schüttelt, in Schrift und Wort mit den Männern verkehrte, in denen er die Leuchten des Jahrhunderts erkannte, hier mit den Humanisten Glarean und Erasmus, dort mit den reformatorischen Theologen im engeren Sinne, allermeist mit Zwingli, an den er mit dem unbedingten Vertrauen eines Kindes und fast mit schwärmerischer Liebe sich anschloß, dann aber auch mit Vadian, Haller u. A. — Stand er den Genannten auch nicht gleich an Rang und Würden nach bürgerlichem Maaße gemessen, vielleicht auch nicht Allen gleich an eigentlicher Gelehrsamkeit, so war er ihnen doch ebenbürtig an geistiger Regsamkeit und Empfänglichkeit, an praktischer Einsicht in den Geist

und die Bedürfnisse der Zeit, an Strebsamkeit nach dem Bessern in Kirche und Schule. Hatte nun der bescheidene Mann bisher in einer untergeordne ten Stellung seine Gaben in den Dienst dessen gestellt, dem er die Ordnung seiner Schicksale gläubig vertraute, so sah er sich nun durch desselben Gottes Hand auf einen Posten gestellt, von wo aus er, und zwar in umfassenderer Weise als bisher, der ihm liebgewordenen Schule aufs Neue dienen, zugleich aber auch der Kirche seine besten Kräfte zuwenden sollte.

Der Boden, den er betrat, war ihm nicht ganz neu. Manche Erinnerungen an sein erstes Schulmeisterleben, an seinen ersten Hausstand, an das was in Scherz und Ernst an ihm vorübergegangen in den Stunden, da er mit Erasmus und Holbein verkehrte, mochten jezt wieder in ihm aufwachen! Welch eine ganz andere Zeit aber war es jeßt! Als er im Jahr 1516 Basel verlassen und Zürich sich zugewendet hatte, da war in Deutschland Luthers Name noch ungekannt und ungenannt, Zwinglis Reformen hatten wohl in der Abgeschiedenheit des schweizerischen Gebirgslandes im Stillen fich vorbereitet, und in Basel war Defolamp ad einstweilen nur eine vorübergehende Erscheinung gewesen. Noch wußte man damals und träumte man von keiner andern Reformation, als von der, welche schon längst die edlern Geister anstrebten, welche aber die alte Kirche aus ihren eigenen Mitteln bestreiten zu können hoffte, oder welche sich, wie die Bessern hofften, aus den Fortschritten der Wissenschaft allmählig ergeben sollte. Die Reformationshoffnungen Basels im Besondern hingen damals noch an dem wohldenkenden Bischof Christoph von Utenheim und an dem hochberühmten Erasmus! Wie ganz anders nun. Es war nicht mehr die bischöfliche Stadt mit ihrem Domkapitel und ihrer dem päpstlichen System ergebenen Hochschule, in welche Myconius eintrat, und auch Erasmus hatte sich weggewendet. Aber das nicht allein. Der Mann, deffen Lehre und Wirksamkeit in wenigen Jahren alle diese Veränderungen hervorgebracht hatte, der Reformator Basels, Johann Dekolampad, er hatte wenige Wochen zuvor die Augen geschlossen, als Myconius die ihm übertragene Stelle eines Pfarrers zu St. Alban antrat*). Ob Myconius während Defolampads Lebzeiten mit diesem in näherer persönlicher Berührung gestanden, wissen wir nicht genau. Ein directer Briefwechsel zwischen beiden scheint nicht stattgefunden zu haben. Beide aber stauden Zwingli nahe, und durch den allzeit dienstwilligen Thomas Plater mochte Myconius fortwährend auch von dem in Kenntniß gesezt worden sein, was in Basel vorging. Wer sollte nun an die Stelle Dekolampads treten? Die meisten Augen waren auf den Mann gerichtet, der ihm auch im Leben nahe gestanden, Dr. Simon Grynäus. Dieser zog aber vor, ausschließlich der ihm übertragenen theolo

*) Zwischen dem Todestag Dekolampads 22. Nov. 1531 und dem Tage der Erwählung des Myconius nach St. Alban, dem 22. December liegt gerade

gischen Professur zu warten. Und so wurde der noch unlängst nach Basel berufene Luzerner Schulmann, als er kaum seine Pfarrei in St. Alban ange treten im August des Jahres 1532 zum,, obersten Seelsorger und Pfarrherrn“*) gewählt. Niemand war darüber mehr betroffen, als er selbst. „Ich bin, schreibt er an Vadian in St. Gallen**), als Nachfolger des seligen Dekolampad ernannt worden. Großer Gott! welche Ungleichheit! Aber Gott hat es beschloffen. Die Wahl, fährt er fort, geschah faft nach der Weise der alten Kirche. Die Vornehmsten des Rathes, die Geistlichkeit des Münsters und Ausschüsse der Gemeinde waren die Wahlmänner. Die Wahl fiel auf mich. Unerwartet und befremdend ist mir Alles. Dringend bitte ich Gott, mich eher von der Erde wegzunehmen, als zuzulaffen, daß durch meine Amtsführung feine Ehre geschmälert werde". Und in der That nahm er die Stelle nur unter der Bedingung an, von derselben wieder abtreten zu dürfen, sobald ein Würdigerer fich zeige. In diesem bescheidenen Gefühl konnte er sich auch leicht hinwegsezen über eine briefliche Aeußerung des Erasmus, wenn sie ihm je zu Ohren ge= kommen, die sich also vernehmen ließ: „An Dekolampads Stelle ist Myconius erwählt worden, ein einfältiger Mann und weiland armseliger Schulmeister; ich begreife nicht, was der Rath (mit dieser Wahl) hofft oder sucht!"***) Und doch hatte Erasmus diesen Einfaltspinsel von Schulmeister früher seines Umgangs gewürdigt und ihn vor Vielen ausgezeichnet! Aber der grämliche Mann war jezt gegen Alles erbittert, was mit der von ihm verkannten und ge= haßten Reformation in Verbindung stand und glaubte sich, vom alten Ruhme seines Namens zehrend, berechtigt, seinem Unwillen jeden beliebigen Ausdruck zu geben.

2. Die Zeitlage.

Myconius trat sein wichtiges Amt unter erschwerenden Umständen an. Noch bluteten die Wunden, welche die Kappelerschlacht nicht nur auf dem Schlachtfelde dem Einzelnen, welche sie noch viel tiefer den gesammten evangelischen Kirchen des Vaterlandes rings umher geschlagen hatte. In Zürich war eine große Niedergeschlagenheit und Muthlosigkeit eingetreten, und dieser müssen wir es wohl auch Schuld geben, daß man Myconius so leichten Kaufes den Baslern überließ. Die Reaction suchte sich nur allzugern der Männer zu entledigen, auf welche mit Fingern gezeigt wurde als auf die Urheber des öffentlichen Unglücks. Auch anderwärts sah es trübe aus. Bern sah sich von

Dieß der officielle Titel in dem obrigkeitlichen Mandat über die erste Vifitation von 1533. (Ant. Gernl. I. f. 108 ff.)

**) Brief v. 21. Aug. in der Simmler'schen Sammlung, b. Kirchhofer S. 107. ***) Basileae in locum Oecolampadii surrogatus est Myconius, homo

ineptus et quondam ludimagister frigidus. Demiror quid sperent aut quid sibi proponant Magistratus. Ep. 1233. (5. Oct. 1532.)

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