ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

zu erreichen. unter diesen zweckbegriff passen nun viele andere derselben periode angehörende ereignisse und ereignisgruppen minder wichtiger art, z. b. der Gasteiner vertrag, sofern er eine verzögerung des entscheidungskampfes mit Österreich bedeutet, oder die luxemburgischen händel, sofern sie den misglückten versuch Napoleons darstellen, uns in unserer entwicklung zur einheit und macht dicht vor dem ziele noch aufzuhalten. auch viele innerpolitische vorgänge ordnen sich zwanglos unter: z. b. die parlamentarischen verhandlungen über die verfassung des norddeutschen bundes, die errichtung eines besondern, auch Süddeutschland umfassenden zollparlaments u. s. f. nehmen wir aber wieder jene einheitskriege als ganzes und suchen sie in einen gröszern zusammenhang einzuordnen, so bilden sie nur die schluszglieder einer langen kette, die bis zum westphälischen frieden zurückreicht und alle die bemühungen und begebenheiten zusammenhält, deren enderfolg die aufrichtung des deutschen einheitsstaates unter preuszischer führung war. in dieser deutschnationalen perspective nehmen sich selbst die Napoleonischen kriege, so sehr sie ein gewaltiges ganze für sich auszumachen scheinen, nur als eine episode, als mittel zum zweck aus. Anderseits aber fehlt es auch nicht an bildungen und ereignissen, die mit jenen grundgedanken nur wenig oder gar nichts gemein haben, beispielsweise die socialistische agitation Ferd. Lasalles und ihre erfolge. gleiche incongruenzen begegnen in allen gröszern abschnitten der geschichte. gleichwohl aber gibt man den manigfachen einzelheiten, die sie einschlieszen, a potiori eine gemeinsame überschrift, und wenn hier wieder die unmöglichkeit einleuchtet, den geschichtsstoff mit gleich wissenschaftlicher strenge wie etwa das tier- und pflanzenreich zu gliedern, so bildet doch diese zum teil fehlerhafte systematisierung auch hier das einzige mittel, in die chaotische fülle der einzelnen thatsachen licht und zusammenhang zu bringen und sie damit erst für das denken fruchtbar wie für das gedächtnis behaltbar zu machen.

BERLIN.

[ocr errors]

H. DENICKE.

2.

Prof. dr. F. ZANGE, REALGYMNASIALDIRECTOR: LEITFADEN FÜR EVANGELISCHEN RELIGIONSUNTERRICHT AN HÖHEREN SCHULEN IN FREIEM ANSCHLUSZ AN DIE PREUSZISCHEN LEHRPLÄNE VOM 6 JANUAR 1892. I. TEIL: 1. HEFT. SEXTA. 2. HEFT. QUINTA UND QUARTA. Gütersloh, verlag von Bertelsmann. 1893.

Die beiden ersten hefte dieses leitfadens werden den meisten der fachgenossen ihrem inhalte nach schon bekannt sein, da sie als beilage zu den jahresberichten des Erfurter realgymnasiums in den jahren 1889-1892 erschienen sind. sie unterscheiden sich von andern leitfäden in charakteristischer weise dadurch, dasz sie den lehrstoff nach pädagogischen gesichtspunkten geordnet dar

bieten, um den unterricht recht fruchtbar zu gestalten und auf seinen verschiedenen gebieten reichen und bleibenden gewinn für die schüler zu erzielen. wie der verfasser schon früher für die planmäszige verbindung des biblischen geschichts- und des katechismusunterrichts eingetreten ist, so finden wir auch in diesem leitfaden biblische geschichte, spruch, katechismus und lied mit einander verknüpft und daneben den religionsunterricht zu den übrigen unterrichtsgegenständen, vor allem auch zu dem alltäglichen leben und der heimatlichen welt des schülers in beziehung gesetzt.

Das erste heft enthält das pensum der sexta, nämlich als jahresziel: das auserwählte volk und seine glaubenshelden. dieses jahresziel ist nun wieder in vier unterziele gegliedert, die ebenfalls ganz nach obigen gesichtspunkten behandelt und mit kurzen wiederholungen abgeschlossen sind, wie dann zuletzt ein zusammenfassender überblick über die geographischen, culturgeschichtlichen und naturkundlichen dinge, für welche ein interesse erweckt ist, das ganze abschlieszt.

Was das pensum der quinta und quarta im zweiten hefte betrifft, so lernen die schüler dieser stufe 'den heiland und die seinen' kennen. zunächst entwickelt der verfasser die bedeutung Jesu aus der alttestamentlichen geschichte und weissagung, hauptsächlich aber aus der geschichte der auferstehung, der himmelfahrt und geistesausgieszung, um dann im anschlusz an den zweiten glaubensartikel des Lutherschen katechismus das leben und wirken Jesu von seiner kindheit an bis zu seinem tode darzustellen. sodann leitet er folgerichtig über zu einer behandlung der geschichte der ersten christen mit zugrundelegung der ersten hälfte der apostelgeschichte (cap. 1-12) und unter steter verknüpfung der geschichtlichen ereignisse mit der erklärung des zweiten und dritten glaubensartikels und des dritten bauptstücks. auch mit den hauptabschnitten des kirchenjahres und den hauptteilen des gottesdienstes werden die schüler bekannt gemacht.

[ocr errors]

Der inhalt des gegebenen ist so reichhaltig, dasz er hier nur in ganz allgemeinen umrissen angedeutet werden kann. jeder, der das buch näher prüft, erkennt leicht, mit welchem pädagogischen geschick die verschiedenen teile des religionsunterrichts mit einander verknüpft, ja sogar scheinbar entlegene dinge aus andern unterrichtsfächern passend herangezogen und verwertet sind. allerdings und das dürfen wir uns nicht verhehlen stellt der unterricht, wie ihn der verfasser gegeben wissen möchte, sehr hohe anforderungen an den religionslehrer; aber anderseits wird auch die darauf verwandte mühe und arbeit durch die sichere aussicht auf bleibenden gewinn für die schüler reichlich belohnt; denn nur auf diesem wege wird es uns gelingen, für das leben zu bilden und zu erziehen und demgemäsz schule und leben in innige wechselbeziehung zu setzen.

CÖTHEN.

STERZ.

3.

KRITISCHE ERÖRTERUNGEN ZU GOETHES FAUST.

Die erörterungen, welche hier zum abdruck gelangen, haben zunächst den eigentlichen Goethestudien fernstehende leser im auge, welchen daran gelegen sein dürfte, aus einer kurzen und nüchternen beleuchtung von grundfragen nach einfachen gesichtspunkten sich ein urteil über den grad der einheitlichkeit des Goetheschen Faust, dieser gewaltigsten und tiefsinnigsten schöpfung deutschen geistes, zu bilden. vielleicht aber werden einzelne abschnitte, besonders im 3n und 4n capitel, auch in den kreisen der wissenschaftlichen Fauststudien interesse finden, wenngleich verf. auch selbst bekennen musz, in der 'Faustlitteratur' nur mangelhaft bescheid zu wissen.

Für leser, welche dessen bedürfen, schickt verf. eine summarische übersicht voraus, wie sich die einzelnen scenen und abschnitte des ersten teiles der Faustdichtung auf die drei perioden dichterischer arbeit verteilen, welche bezeichnet werden 1) durch den (auch nach Eckermann 10 februar 1829) 1775 abgeschlossenen Urfaust, den Erich Schmidt 1887 aus einer handschrift des boffräuleins Luise von Göchhausen veröffentlicht hat, 2) durch das 1790 gedruckte fragment', 3) durch 'Faust, eine tragödie, erster teil' (zuerst gedruckt 1808, im folgenden kurzweg 'Fausttragödie' genannt).

Walpurgisnacht und Walpurgisnachtstraum (sc. 20 und 21) entstammen erst der dritten periode, und auch aus der erwähnung der Walpurgisnacht im 'fragment' (v. 2590) kann man ein früheres planen der Walpurgisnachtscene nur vermuten, nicht erschlieszen. aber sonst liegt die Gretchentragödie (sc. 7-24) bereits im Urfaust fast vollständig vor, auch die schluszscenen 22-24, welche im 'fragment' fehlen, sc. 24 jedoch in prosa. sc. 18, welche ebenfalls im fragment' fehlt, ist im Urfaust begonnen (durch Valentins monolog und das kommen von Faust und Mephistopheles nebst den später in sc. 13 übertragenen versen 3342-3369), und ihre fortsetzung, die tötung Valentins durch Faust, ist zum mindesten geplant, da in sc. 22 darauf bezug genommen wird. dem Urfaust fehlt von der 3n Gretchentragödie nur die der eigentlichen periode zugehörige ausführung von sc. 18 und auszerdem die im 'fragment' zugefügte sc. 13 'wald und höhle', welche den gang der Gretchentragödie sowohl bei der ihr 1790 wie bei der ihr 1808 gegebenen stelle nur beeinträchtigt. Sc. 5 Auerbachs keller liegt im Urfaust in prosa vor, sc. 6 hexenküche ist erst für das 'fragment' gedichtet. Von den vorausgehenden scenen enthält der Urfaust nur: aus sc. 1 den anfang v. 354-605 (erster monolog Fausts, beschwörung des erdgeistes, erstes gespräch mit Wagner) und aus sc. 4 (jedoch mit bemerkenswerten abweichungen) das gespräch zwischen Mephistopheles

[ocr errors]

und dem schüler. letzterm sind im "fragment' die nachfolgenden verse 2051-2072 zugefügt, sowie die vorausgehenden verse 1770 -1867, in denen Faust von Mephistopheles dafür gewonnen wird, da er doch die menschheit nicht auszufüllen vermöge, sich in das genuszleben einführen zu lassen. alles weitere gehört, wie auch zueignung, vorspiel und prolog im himmel erst der dritten periode an. freilich ist damit nicht ausgeschlossen, dasz das und jenes des später zugefügten schon in der zeit des Urfaust bruchstück weise von Goethe ausgeführt war. Also sind folgende erweiterungen des Urfaust erfolgt: 1) im fragment' (1790) v. 1770 —1867 und 2051-2072, welche das gespräch mit dem schüler umschlieszen, ferner sc. 6 hexenküche und sc. 13 wald und höhle. 2) in der Fausttragödie' (1808): zueignung, vorspiel, prolog im himmel, ferner in sc. 1 v. 606-807 (Fausts entschlusz zum selbstmord und das erklingen der osterglocken), sc. 2 vor dem thore ostertag, sc. 3 (Faust und pudel-Mephistopheles bis zu dessen entweichen während des schlummers Fausts), der anfang von sc. 4 v. 1530-1769, welcher besonders auch die verschreibung an Mephistopheles enthält, ferner die ausführung von sc. 18 'nacht, Valentin', endlich sc. 20 und 21 (Walpurgisnacht und Walpurgisnachtstraum).

Trotz der selbstzeugnisse Goethes, nach denen die spätere Faustdichtung, ja auch die des zweiten teils, nur als die ausführung eines fest entworfenen ursprünglichen planes erscheinen möchte, ist es erstlich an sich das wahrscheinlichere und geht es zweitens aus der groszen lücke, welche Goethe in seiner ältesten dichtung zwischen sc. 1 und 4 liesz, zwingend hervor, dasz das, was ihn zunächst anzog, nicht plan und symbolik war, sondern einzelne realistische scenen und die Gretchentragödie. aber dennoch lag ein gewisser plan, wenigstens seit vollendung der sc. 22 und der im Urfaust vorliegenden teile von sc. 1, implicite in den wesentlich von der volkssage abweichenden zügen, mit denen sich in Goethes seele der charakter Fausts spiegelte, in der dem erdgeiste zugewiesenen stellung und in der unmöglichkeit, die teufelsverschreibung mittelalterlicher form ernstlich aus der volkssage herüberzunehmen, endlich auch in der charakteristik des Mephistopheles. tritt man an die frage heran, in wie weit dieser plan oder sagen wir statt dessen unbestimmter und zugleich umfassender, in wie weit der geist der ältesten dichtung in den spätern erweiterungen festgehalten ist, so wird man streng scheiden müssen, ob die spätere fortführung bereits aus der frühern dichtung als geplant hervorgeht oder ob sie sich nur ohne widerstreit an diese anschlieszt, und ebenso ob im falle anscheinend fehlenden einklanges nur die symbolik, also nur die dichterische form, oder ob der gedanke und der geist der dichtung eine änderung erfahren hat. die erwartung, mit welcher man an die frage herantritt, wird gewis die sein dürfen, dasz ganz augenscheinlichen äuszern widerstreit, wie die einfügung einer wette, welche Faust in der (früher gedichteten) nachfolgenden handlung

unausgesetzt verliere, Goethe vermieden haben werde, dasz dagegen die groszen zwischenräume zwischen den einzelnen perioden dichterischen schaffens kleinere unebenheiten erwarten lassen und bei der tiefen umwandlung von Goethes seelenleben vielleicht auch verschiebungen in der eigentlichen grundlage der dichtung, in dem charakter des Goethe- Faust selbst auch schon innerhalb der ersten, die gleiche stufe in Fausts lebensgange darstellenden scenen.

1. Der gang der Gretchen tragödie im Urfaust, im fragment und in der Fausttragödie.

"Überschauen wir die folge der Gretchenscenen im Urfaust, so greift ein glied der kette fest ins andere . . . am brunnen erfahren wir Gretchens schande; in der kirche beim totenamt für die mutter bricht sie zusammen; Valentin flucht ihrem fall; Faust wütet dem kerker entgegen; im gefängnis endet die wahnsinnige' (Erich Schmidt, Goethes Faust in ursprünglicher gestalt3 s. XLVI f.). es seien nur einige erläuternde bemerkungen verstattet. sc. 13 fehlt; auf sc. 12 folgt unmittelbar sc. 14 (Gretchens stube) und sc. 15 (zweite gartenscene), in welcher Gretchen verspricht, heut nacht den riegel offen zu lassen und der mutter den schlaftrunk zu geben. für sc. 16 (am brunnen) ist die zeit des morgendlichen wasserholens anzunehmen unmittelbar nach der liebesnacht, ehe noch Gretchen nach der mutter gesehen hat; faszt man v. 3854 'der sünde blosz', das doch wohl eine genetiv verbindung ist (von Löper s. 226), als dativverbindung, so könnte man auch an das abendliche wasserholen vor der liebesnacht denken, aber dazu passt nicht das präteritum 'trieb' v. 3855. für sc. 17' ist die zeit wohl um einen tag später; der morgen, an dem sie früh in allem jammer in ihrem bett schon aufsasz, ist der morgen der ersten reuenacht; auf den (in dunkel gehaltenen) tod der mutter, den sie vom brunnen zurückgekehrt wahrgenommen haben musz, scheint mir v. 3616 zu weisen 'hilf, rette mich von schmach und tod', da auch den tod sie erwarten zu lassen ihre hingabe an Faust allein doch wohl kaum ausreicht. auf sc. 17 folgt im Urfaust unmittelbar sc. 19 dom, im Urfaust ausdrücklich bezeichnet als exequien der mutter in gegenwart aller verwandten: ihr zusammenbrechen offenbart ihre schande. — Daran schlieszt sich der anfang einer auf Valentins tötung zielenden scenengruppe mit der bezeichnenden überschrift vor Gretchens haus', bestehend aus Valentins monolog (sc. 18, v. 3620—3645) und aus sc. 18 v. 3650-3659 (wie von dem fenster dort der

1 wie verschieden die zwingerscene angesetzt worden ist, zeige der gegensatz zwischen dem zweiten abdruck von Erich Schmidts Urfaust, wo sie falls verf. nicht die erinnerung täuscht vor den tod von Gretchens mutter gerückt ward, und Veit Valentin (Goethes Faustdichtung in ihrer künstlerischen einheit, s. 93), der Gretchen bereits 'mutter geworden' (d. h. ihres neuen zustandes sich bewust geworden) sein läszt.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »