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stehen, die den anfang der dritten scene bilden: v. 1178 -1185. 1194-1201. die triebe des nicht auf das endliche beschränkten menschen, aber wohlgemerkt nicht etwa der drang des Urfaust, der ganzen erde weh und glück in der eignen brust zu durchleben, sondern die menschen- und gottesliebe, vernunft und hoffnung, die sehnsucht nach dem absoluten geiste (nach des lebens quelle'), zusammengefaszt die bessere seele, das alles regt sich in der stillen zelle (aus der es den Urfaust gerade hinausdrängt), wenn das leben nicht mehr die sammlung der gedanken auf das höhere stört ", wenn entschlafen sind die wilden triebe mit jedem ungestümen thun (also wenn eben der lebenskampf und eben die leidenschaften schweigen, die für den Titanen Faust einen wesentlichen teil des unbegrenzten bilden, nach dem es ihn drängt). Es war oben bemerkt, dasz der gegensatz der sinnlichen natur zu seinem idealen streben dem Titanen Faust vor den erfahrungen seines welt- und sinnenlebens fremd ist. aber im verlauf dieses welt- und sinnenlebens tritt er ihm vor die seele, jedoch nicht als der hang am leben, auch nicht als die kleinlichen interessen des lebens, wohl aber als die sinnliche gier. und zwar empfindet Faust diesen gegensatz im Urfaust ausschlieszlich als den auch ihn knechtenden gegensatz zwischen ihm selbst und dem die gemeine sinnlichkeit verkörpernden Mephistopheles (sc. 11. sc. 15 ende. sc. 22). erst im fragment', am schlusz des 1788 gedichteten monologs erhabener geist. . .' (sc. 13), der im 'fragment' seinen platz nach Gretchens verführung hatte, ist er zum teil in die seele Fausts verlegt: v. 3240-3250 (bes. v. 3243 f. 'den gefährten, den ich schon nicht mehr entbehren kann'). dagegen in der 'Fausttragödie' (bes. v. 1110 ff. 636 ff.) ist zwar nicht dieser gegensatz, aber der mit ihm vergleichbare zwischen dem idealen streben und der vom endlichen gehemmten und am endlichen hängenden (ja schlieszlich am endlichen befriedigten) menschennatur völlig in die seele Fausts verlegt und ihm in widerspruch mit der früheren auffassung das bewustsein eines solchen gegensatzes schon vor seinem welt- und sinnenleben gegeben.

In das fragment' dagegen ist eine jüngere fassung der Faustnatur noch nicht eingedrungen mit ausnahme einer nebensächlichen unerheblichen verschiebung, nämlich der nunmehr wieder der wissenschaft gewährten schätzung. wie dies den gedankeninhalt des monologs 'erhabener geist. (sc. 13) bestimmt hat, ist oben (s. 31) besprochen. aus dem gleichen grunde beginnt der monolog des Mephistopheles " v. 1851 f. 'verachte nur vernunft und

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18 ebenso v. 1560 f. die schöpfung meiner regen brust mit tausend lebensfratzen hindert'.

19 weicht so diese stelle des fragments hinsichtlich der schätzung der wissenschaft vom geiste des Urfaust ab, so ist anderseits K. Fischers aufstellung (II 197), dasz sie durch des Mephistopheles schätzung der vernunft in widerspruch mit der Fausttragödie', nämlich mit dem prologe, trete, nicht begründet: nur wegen ihrer unzulänglichkeit, wegen ihres nach jedem auffluge wieder eintretenden aus

wissenschaft, des menschen allerhöchste kraft'; dagegen für den Urfaust sind (überlieferte) wissenschaft und vernunft beinahe gegensätze, insofern letztere die grundlage des genialen eignen erlebenden schöpfens aus der natur und der eignen seele ist.

4. Fausts entschlusz zur weltfahrt in der erweiterten dichtung ein duplicat.

Sehen wir von der vorausgehenden erweiterung in der 'Fausttragödie' ab und betrachten wir das 'fragment' allein, so fügen sich v. 1770 ff. (und was der ganzen menschheit zugeteilt ist' usw.) in den gang des ganzen ohne schwierigkeit, sofern man anerkennt, was anzuerkennen ist, dasz Fausts seele auch wieder in den zustand vor der zurückstoszung durch den erdgeist zurücktreten konnte, ja es vielleicht erforderlich war, den in dieser zurückstoszung symbolisch vorgeführten seelenvorgang Fausts nochmals in zergliederung der wirklichen gedanken vorzuführen. denn eine wiederholung jenes seelenvorganges ist dieser abschnitt, den Goethe (wie wortwahl, ton und vers in 1789-1802. 1806 -1841 vermuten lassen, vielleicht unter ausgedehnter benutzung längst vorhandener stücke) bei der veröffentlichung des 'fragments' dem Urfaust einfügte. er zeigt zunächst Fausts sehnen nach dem unendlichen, nach erleben des menschentums in seiner vollen tiefe und breite, als wäre 20 die ernüchternde zurückstoszung durch den erdgeist nicht vorausgegangen: v. 1770-1775 (fast eine genaue nachbildung von 464-467); v. 1785 allein ich will'; v. 1803-1805 'was bin ich denn, wenn es nicht möglich ist, der menschheit krone zu erringen, nach der sich alle sinne dringen?' und der zweifel an der möglichkeit, dies ideal zu erreichen, ist anfänglich nur in des Mephistopheles gegenreden verkörpert, welche bestimmt sind, Fausts ideales verlangen zu zerstören: v. 1776-1782. 1788-1802. 1806-1809; erst 1812 -1815 ('ich fühl's, vergebens hab' ich alle schätze... bin dem unendlichen nicht näher') wird er infolge dieser gegenreden von Faust selbst ausgesprochen. hiernach geht die entwicklung treffend vorwärts: es folgt Mephistopheles' aufforderung, sich in den strudel der welt und des genusz lebens zu stürzen, nebst der indirecten zusage Fausts durch die worte 'wie fangen setzens, bezeichnet Mephistopheles für den menschen die vernunft als grund der verschlechterung seines lebens (v. 280–290. 330. Baumgart, Goethes Faust als einheitliche dichtung I s. 131 ff.).

20 es ist schon oben (s. 40) bemerkt, dasz das streben des Urfaust, als übermensch' sich den geistern gleichzuheben' (also dem göttlichen, das ja der erdgeist vertritt), in den hier besprochenen versen des fragments' entweder neu oder specieller bestimmt ist als das verlangen nach genusz des der ganzen menschheit zugeteilten, nach erweiterung des eignen selbst zu ihrem selbst. aber ein versuch, aus dieser abweichung einen handlungsfortschritt, eine in des erdgeistes zurückstoszung begründete wesentliche herabsetzung des verlangens Fausts zu folgern, würde dem verf. ganz unberechtigt scheinen.

wir das an?' und am schlusz, nach Fausts abgang, v. 1851-1867 die begründung, weshalb Mephistopheles Fausts untergang erwartet.

Aber von der erweiterung in der 'Fausttragödie' musz man unbedingt absehen, um 1770-1850 (über 1851 — 1867 ist später zu sprechen) als einen berechtigten teil des ganzen anzuerkennen. wie kenntlich in der 'Fausttragödie' die naht zwischen 1770 ff. und dem vorausgehenden trotz des reimens von 1768 f. auf 1770 f. ist, bat Scherer in den aufsätzen über Goethe s. 287 ff. ausgeführt. aber weit wesentlicher ist es, dasz die seelenvorgänge, welche v. 1770-1841 vorgeführt werden, und besonders ihr ergebnis, der entschlusz, sich in den sinnenrausch zu stürzen, (dieser von 1741 an) in der erweiterung der Fausttragödie' v. 1530 bis 1767 (v. 1768 f. kommen als blosze naht nicht mit in frage) vorweggenommen werden. letztere enthält nämlich: 1) Fausts verzweiflung 1566-1571. 1588-1606. 1744-1749; 2) Mephistopheles' aufforderung, sich in das leben zu stürzen, v. 1540—1543; 3) des verzweifelnden Faust entschlusz, in den tiefen der sinnlichkeit glühende leidenschaften zu stillen und durch wunderzauber sich zu betäuben, v. 1750—1759; 4) das bewustsein, dasz dieser rausch ihn nie befriedigen kann, auszer in den stellen der wette besonders 1675-1687. 1765-1767. Somit bilden v. 1530-1767 (nur in der Fausttragödie') und v. 1770-1841 (schon im 'fragment'), wenn wir von der in der mitte ersterer enthaltenen wette und verschreibung absehen, ein duplicat, und zwar ein duplicat nur mit folgenden abweichungen: 1) das ursprüngliche ziel Fausts, an dessen erreichung er verzweifelt, ist entsprechend der in capitel 3 erörterten verschiedenheit zwischen der älteren und der jüngeren fassung der Faustnatur ein verschobenes, besonders liegen die glühenden leidenschaften' des sinnlichen menschen (v. 1751) für den Faust des 'fragmentes' an sich innerhalb, für den Faust der 'Fausttragödie' auszerhalb dieses zieles." 2) in der erweiterung der 'Fausttragödie' wirkt die zurückstoszung durch den erdgeist von anfang an, was das zurückgreifen auf Fausts seelenzustand vor dieser zurückstoszung in den versen des 'fragments' (1770 ff.) nur um so störender macht, wenn man diese verse als glied der 'Fausttragödie' liest. 3) in der erweiterung der 'Faust

21 hiernach könnte zwischen dem in der erweiterung der Fausttragödie' gefaszten entschlusz, in den tiefen der sinnlichkeit glühende leidenschaften zu stillen, und dem im "fragment' gefaszten entschlusz, sich in die welt (das genuszleben) zu stürzen, der schein eines handlungsfortschrittes entstehen, wenigstens in den augen der unbedingten vertreter der einheitlichkeit der dichtung. aber auch der schein eines solchen handlungsfortschrittes verflüchtigt sich durch das unmittelbar neben den glühenden leidenschaften' genannte: zauberhüllen und wunder (v. 1752 f.), rauschen der zeit und rollen der begebenheit (v. 1754 f.), taumel, schmerzlicher genusz, verliebter hasz, erquickender verdrusz (v. 1766 f.); vgl. auch v. 1678-1687.

tragödie' wird Faust das dem "fragment' völlig fremde bewustsein beigelegt, auch im weltleben und im sinnenrausch nie befriedigung finden zu können. dieses unmutvolle bewustsein Fausts beim antreten der weltfahrt, dasz weder sinnliche noch geistige genüsse ihm die ersehnte befriedigung gewähren können, bildete die voraussetzung der in der 'Fausttragödie' eingefügten wette zwischen Faust und Mephistopheles und ist vielleicht gerade um dieser willen. in die seele Fausts gelegt. zugleich aber steht es in enger innerer beziehung zu der neuen fassung der Faustnatur: denn das bewustsein der doppelseele gibt die innere erfahrung widerstreitender bedürfnisse, denen zufolge von jedem erstrebten gut oder genusz die eine seelenhälfte wieder hinwegreiszt. Die thatsache, dasz hiernach v. 1770-1841 (schon im 'fragment') und die vorausgehende erweiterung der 'Fausttragödie' ein duplicat bilden und nicht neben einander bestehen können, dasz eigentlich v. 1770-1841 entweder zu tilgen oder in das vorausgehende hineinzuarbeiten waren, scheint mir die einheitlichkeit des ganzen stärker zu beeinträchtigen, als die im folgenden zu besprechende abweichung in den erwartungen, welche Mephistopheles auf Fausts unterliegen rechnen lassen.

5. Fausts wette im verhältnis sowohl zur älteren dichtung wie zum schlusse des zweiten teils. Es sei auch hier gestattet, zunächst einige wohlbekannte thatsachen zu wiederholen.

Bei der erweiterung seiner dichtung wollte Goethe klar den ausblick auf die zukunft geben. deshalb schickte er den prolog voraus mit des Mephistopheles erwartungen und den entgegengesetzten aussprüchen des herrn, deshalb fügte er in der form einer der verschreibung vorausgehenden wette zwischen Faust und Mephistopheles ausdrücklich die bedingungen für unterliegen oder rettung Fausts ein. die gewählte form, die verschreibung und damit auch die wette, ist hierbei nur symbol, das deutet der dichter selbst uns verständlich an (K. Fischer II2 152 ff.): Faust nennt die verschreibung eine 'fratze' (1739), den Mephistopheles, der sie verlangt, einen pedanten (1716); und die verschreibung läszt Faust nicht unbedingt und natürlich noch weniger unter vorausbestimmung einer zeitgrenze dem teufel verfallen (wie beides in der volkssage stattfindet), sondern nur für den fall, dasz er im genusz sein besseres selbst verlöre (also für den fall, in dem er nach mittelalterlichem glauben so wie so 'dem teufel verfiele'). allerdings enthalten v. 1658 f. ('wenn wir uns drüben wiederfinden, so sollst du mir das gleiche thun', d. h. mir dienen) diese bedingung nicht; darauf baut Düntzer (I 111. II 291) die meinung, dasz nach dem (von Düntzer von der wette geschiedenen) vertrage Faust Mephistopheles unbedingt verfalle und die wette dem nur die möglichkeit einer beschleunigung von Fausts tod beifüge; aber auf v. 1658 f. wird ja überhaupt ein vertrag nicht geschlossen.

Das, was Fausts erliegen herbeiführen würde, ist am entschiedensten ausgesprochen im prolog v. 334 'staub soll er fressen, und mit lust' (und ähnlich, aber euphemistisch, v. 1691) und in der wette v. 1696 'kannst du mich mit genusz betrügen'. aber in dieser wette konnte sich Faust nicht auf das negative beschränken. sollte er nicht als ein durchschnittsmensch erscheinen, so muste er gegen Mephistopheles' erwartung, ihn im gemeinen zu befriedigen, die volle göttlichkeit seines lebensdranges einsetzen (seinen 'urquell' v. 324), sein rastloses vorwärtsstreben, das ihn eben trotz aller irrungen und fehltritte davor bewahrt, im gemeinen befriedigung zu finden (v. 300–311. 317. 328 f. 11935 f.), aber ebenso auch im edlen bei jedem erreichen eines zieles statt befriedigten stehen bleibens (vgl. v. 341) nur sofort neue ideale aufstellen läszt: 'werd' ich beruhigt je mich auf ein faulbett legen'; 'kannst du mich schmeichelnd je belügen, dasz ich mir selbst gefallen mag' (in selbstzufriedenheit); 'werd' ich zum augenblicke sagen: verweile doch, du bist so schön'; 'wie ich beharre, bin ich knecht, ob dein, was frag' ich, oder wessen.

Wenn wir uns nicht an das eine wort heften werd' ich zum augenblicke sagen: verweile doch, du bist so schön', sondern den sinn des einsatzes Fausts festhalten, so werden wir nicht zu dem urteil K. Fischers (II 200 ff.) gelangen, dasz Faust in der dem Urfaust angehörigen handlung seine wette alle augenblicke verliere. ist doch auch ein unterschied zwischen befriedigendem genusse, der den durst stillt, und bloszem netzen der lippen, das sofort den durst nach neuem entbrennen läszt; und ist doch nach der scene, in welcher Gretchen die erste (im Urfaust einzige) liebesnacht zusagt, in der älteren dichtung die nächste, in der wir Faust wiedersehen, diejenige (im Urfaust: nacht, Valentin. im 'fragment': wald und höble), in welcher er weisz, dasz seine zu stetem vorwärtsstürmen drängende natur ihn zwingt Gretchen zu verlassen: v. 3348 'bin ich der flüchtling nicht, der unbehauste, der unmensch ohne rast und ruh?' vgl. s. 30. aber der bahnbrecher und altmeister der Faustkritik hat mit obigem urteil auch nur in eine zu weit gehende kraftvolle form seinen grundlegenden zweifellos richtigen nachweis geprägt, dasz (II' 143) die alte dichtung von der idee des prologs und der wette noch nicht durchdrungen und beherscht ist und dasz (II' 224) das verschwören der befriedigung für den Faust der alten dichtung auch nach der zurückstoszung durch den erdgeist (welche die auf den makrokosmos bezüglichen verse von der weltfahrt trennt) unmöglich bleibt.

Nur einer einschränkung scheint mir dieser nachweis K. Fischers noch zu bedürfen. war die alte dichtung noch nicht von der idee des prologs und der wette beherscht, so konnte doch bereits dem dichter des Urfaust die notwendigkeit einer schlieszlichen rettung Fausts bewust vor der seele stehen. 22 und dies war 22 auszer K. Fischer II2 234 lehnt dies z. b. Minor (deutsche litteraturzeitung 1894 nr. 16) ab.

N. jahrb. f. phil. u. päd. II. abt. 1895 hft. 1.

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