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meines erachtens der fall, wenigstens seit die beschwörung des erdgeistes und die schluszscenen geschaffen waren. vernichten des strebens selbst durch die macht der sinnlichen begierden, sei es durch befriedigung im sinnlichen sei es durch zerstörung der seelischen kraft, schlieszt sc. 22 auf das bestimmteste aus. wenn sich Faust mitten in der verzweiflung über Gretchens von ihm verschuldetes geschick auf sein herz und seine seele beruft ('groszer erhabener geist..., der du mein herz kennst und meine seele, warum an den schandgesellen mich schmieden . . .?'), so ist der dauernde abfall vom edlen zur gemeinheit damit ebenso ausgeschlossen wie die vernichtung der inneren kraft durch das gemeine. eher könnte es möglich erscheinen, dasz trotz obiger, dazu freilich wenig stimmenden, worte Faust wie ein tragischer held noch in schuld und verzweiflung scheitere, ein solches unterliegen entspräche dem wesen und charakter des Urfaust zweifellos (K. Fischer II3 233 f.) mehr als ein befriedigtes aufgehen in der sinnlichkeit; und als möglichkeit ist es auch in früheren stellen der dichtung, sowohl in dem anfange des Urfaust (v. 467; dazu im 'fragment' v. 1775) als auch innerhalb der Gretchentragödie (v. 3362 ff.), ausdrücklich aufgestellt. wenn aber die Gretchentragödie, die höchste verschuldung, die Faust auf sich laden konnte, abschlosz, ohne dasz dies facit gezogen wurde 23, so muste es dem dichter bewust werden, dasz es nicht mehr gezogen werden konnte.

Zweifellos ist der von K. Fischer so entschieden hervorgehobene gegensatz zwischen dem fragment' und der wette der Fausttragödie' hinsichtlich der erwartungen, welche Mephistopheles auf unterliegen Fausts rechnen lassen. die der wette zu grunde liegende annahme des Mephistopheles, Faust im sinnenleben zu befriedigen, könnte man in die bereits im 'fragment' hinzugefügten v. 1851-1867 nur mit äuszerster willkür hineininterpretieren. 24 man müste unter berufung auf v. 1855 'so hab' ich dich schon unbedingt' und auf den dahinter stehenden gedankenstrich Mephistopheles' eigentliche erwartung über den ausgang in v. 1851-1855 für abgeschlossen halten und 'lasz nur in blend- und zauberwerken dich von dem lügengeist bestärken' pressen zu 'gewöhne dich nur an nichtiges, finde schlieszlich deine befriedigung darin'. man müste in v. 1856 ff. die andere alternative auf

23 auch v. 4596 o wär' ich nie geboren' gehört erst der "Fausttragödie' an.

24 thatsächlich thun dies auch die verfechter der einheit nicht. sondern Baumgart (s. 135) legt Mephistopheles auch beim abschlieszen der wette das bewustsein bei, dasz Fausts natur im genusse nie befriedigung finden werde, wohl aber er hoffen dürfe, in den genüssen, die er nach der wette Faust biete, seine beste kraft zu zerstören. Veit Valentin (s. 67) bezeichnet die wette in verbindung mit der annahme, dasz Faust unersättlich sei, als eine sicherung des Mephistopheles für beide ihm denkbaren fälle; aber dann erwartet man doch eben im monolog einen hinweis auf den andern fall.

gestellt sehen, dasz es ihm nämlich nicht gelinge, Faust zu befriedigen, hinzugefügt unter dem frischen eindrucke von Fausts in v. 1770 ff. bekundetem grenzenlosen streben, und die daran angeschlossene erklärung, inwiefern auch in diesem falle Faust zu grunde gehen müsse. thun wir aber den worten des dichters keine gewalt an, so haben wir hier nicht zwei möglichkeiten von Fausts unterliegen, sondern nur eine, und die zuversicht des Mephistopheles gerade darauf begründet, dasz Faust im wilden leben, in den trivialen freuden flacher unbedeutendheit keine erquickung und befriedigung finden könne, dasz er einen geist habe, dessen übereiltes streben der erde freuden überspringt, die freuden des nur endlichen menschen nicht zu genieszen vermag. wenn dieser vernunft und wissenschaft verachte, die ihn noch am ehesten zu erquicken vermöchten, und sich durch nichtige blend- und zauberwerke, durch ein wildes leben und durch flache unbedeutendheit führen lasse, die ihn nie befriedigen können, so werde er und sein streben durch seine unersättlichkeit selbst und durch das quälende vergebliche schmachten nach erquickung aufgerieben werden. treffend fügen sich nun die schluszverse an 'und hätt' er sich auch nicht dem teufel übergeben, er müste doch zu grunde gehn': eine natur, bei welcher sich so das höchste verlangen nach befriedigung und die unmöglichkeit sich befriedigt zu finden gegenüberstehen, bedarf nicht erst der führung des bösen, um in die gefahr sich aufzureiben zu kommen, wenigstens nicht vom standpunkte des Mephistopheles aus, des verächters des idealen und seiner unversiegbaren kraft.

Wie verhält sich zum prolog und zu der wette der schlusz der gesamtdichtung? in dem etwa 30 jahre später gedichteten zweiten teil des Faust kommt ein augenblick, in welchem eines augenblickes befriedigung, der wunsch, einen augenblick verweilen zu können, Faust doch möglich scheint, unmittelbar vor seinem tode nach einem schaffensreichen leben: v. 11558 ff. und 11578 ff.: 'ein sumpf zieht am gebirge hin, verpestet alles schon errungene; den faulen pfuhl auch abzuziehn, das letzte wär' das höchsterrungene. eröffn' ich räume vielen millionen, nicht sicher zwar, doch thätig frei zu wohnen... solch ein gewimmel möcht' ich sehn, auf freiem grund mit freiem volke stehn. zum augenblicke dürft' ich sagen: verweile doch, du bist so schön! es kann die spur von meinen erdentagen nicht in äonen untergehn. im vorgefühl von solchem hohen glück geniesz' ich jetzt den höchsten augenblick.'

Hat hiermit Faust seine wette verloren? diese frage hat Goethe geflissentlich in halbdunkel gehüllt: der leser hat die bestimmteste überzeugung, dasz Mephistopheles seine wette nicht gewonnen haben kann noch darf; anderseits aber überwiegt der eindruck, dem buchstaben nach will der dichter des zweiten teils des Faust Mephistopheles gewonnen haben lassen. dies ausdrücklich hervorzuheben, ist nicht etwa klügelei,

sondern, wie sich später zeigen wird, bedeutsam und für das verständnis sowohl einer Faustnatur wie Goethes selbst wesentlich. erstlich ist Mephistopheles selbst v. 11586 ff. zweifellos, dasz er die wette gewonnen hat; und niemand bestreitet es ihm, sondern die engel erbeuten (v. 11933 ff. 11941 ff.) durch die erlösende macht der liebesrosen den teufeln die seele ab. ferner tritt unmittelbar nach den worten Fausts, in denen er den höchsten augenblick genieszt, der tod ein; und dasz er die folge dieser worte sei, hebt die wahl des ausdrucks hervor, dessen sich Mephistopheles und die Lemuren bedienen, um den eintritt des todes zu constatieren: 'die uhr steht still', 'der zeiger fällt', 'es ist vorbei' mit wörtlicher anlehnung an Fausts wette (v. 1705) 'die uhr mag stebn, der zeiger fallen, es sei die zeit für mich vorbei'. freilich anderseits 'kommt' doch 'der tod' schon vorher (v. 11396) und wird schon vorher statt eines grabens das grab für Faust durch Mephistopheles und die Lemuren gegraben; und so kann es wieder scheinen, dasz nicht Fausts tod die folge seiner worte sei, sondern umgedreht seine worte die folge des nahenden todes, insofern mit der lebenskraft des sterbenden zugleich auch der lebens- und thatendrang stocken musz und der (in der phantasie nun genossenen) letzten vorstellung eines zieles nicht mehr ein thätiges streben nach erreichen dieses zieles zur seite stehen kann. das wesentlichste jedoch ist, dasz Faust auch bei buchstäblicher auslegung durch seine worte eigentlich die wette überhaupt nicht verloren haben kann. der augenblick, zu dem er sagen könnte 'verweile doch, du bist so schön' ist ja gar nicht gekommen; nur in seinem vorgefühl genieszt er, wie er sagt, den höchsten augenblick seines lebens; er schwebt ihm nur als ein ideal vor; und würde seine vorwärtsdrängende natur dies ideal je erreichen, so würde sie, sofern sie noch lebenskraft besäsze, auch bereits ein neues ideal aufstellen, ein neues ziel stecken.

Mit der auffallenden, den lesern des ersten teils der 'Fausttragödie' unerwarteten thatsache, dasz der dichter des zweiten teils offenbar den schein erwecken wollte, als habe Mephistopheles seine wette dem buchstaben nach gewonnen, kann man sich nicht ausreichend abfinden durch die erklärung (K. Fischer II3 156 u. a.), Faust verliere die wette scheinbar, gewinne sie aber in wahrheit wegen des gebietes der ihm zu teil werdenden 'befriedigung'. ich vermag deshalb nicht anzunehmen, dasz Goethe bereits bei der erweiterung des ersten teils an die möglichkeit eines solchen ausganges dachte, dasz er vielleicht gerade in rücksicht auf ein solches ende Fausts in der wette die worte gewählt habe 'werd' ich zum augenblicke sagen: verweile doch, du bist so schön'. die wette ist nur ein symbol, gewählt, um einen ausblick auf den ausgang der rettung Fausts zu geben; mit diesem ausgang aber widerlegt sich das symbol; denn durch ihn erhält ein einzelnes bei der wette gewähltes wort eine derart selbständige bedeutung, dasz es den gang der handlung nicht allein bestimmt, sondern dem gedanken des gesamten

symbols entgegengesetzt bestimmt. noch weniger steht dieser ausgang in einklang mit dem prolog, zumal mit den worten v. 328 f. 'und steh beschämt, wenn du bekennen muszt, ein guter mensch in seinem dunkeln drange ist sich des rechten weges wohl bewust.' diesen worten hätte Goethe unbedingt eine andere wendung gegeben, wenn er an die möglichkeit eines ausganges dachte, der die überlegene zuversicht des herrn nicht voll bestätigte. das ist aber bei dem ausgange des zweiten teils nicht der fall. blieb sich auch Faust des rechten weges bewust, so hat er doch unbedachtsam in der wette worte gewählt, welche ihn wie wenigstens Goethe es scheinen lassen will Mephistopheles überliefern und den herrn nötigen, seine überlegene macht gegen diesen zu gebrauchen. und keinesfalls hat Mephistopheles anlasz zu einem "beschämten bekenntnis', sondern weit eher zu 'triumph aus voller brust', wenn er glauben darf gewonnen zu haben und nur schlieszlich der macht weichen musz; die beschämung aber, dasz er selbst dieser macht zum siege mitverholfen hat durch seine lüsternheit den hübschen engeln gegenüber (v. 11740-11842), liegt doch auf einem völlig andern gebiete. gewis hat erst nach 1808 Goethe den plan dieses ausganges gefaszt und nur bei seiner ausführung an die dazu passenden worte der wette angeknüpft.

Was Goethe bestimmte, den plan abzuändern und Faust die wette nicht glatt gewinnen zu lassen, kann die erkenntnis scheinen, dasz der einsatz des rastlosen vorwärtsstrebens, den Faust gibt, ein auch für den edelsten durchschnittsmenschen, ja für den Titanismus eines Faust nicht einzuhaltender sei, so dasz er, der sein leben lang siegreich den einsatz aufrecht erhalten, am ende doch versagte. aber der grund liegt tiefer. er betrifft nicht das ende von Fausts streben, an welches äuszerlich der schein seines unterliegens geknüpft ist, sondern den wert seines strebens überhaupt und den gang seines lebens: es sollte raum geschafft werden für die göttliche gnade, deren notwendigkeit Goethe auf der höchsten stufe der reife seines lebens erkannte. für den dichter des zweiten teils ist keineswegs Fausts läuterung und erhebung durch den gang seines lebens so abgeschlossen, dasz die symbolischen schluszbilder nur das ergebnis der voraufgehenden handlung noch einmal zusammenfaszten. die höchste läuterung innerhalb der grenzen eigner menschlicher kraft vermag weder die spuren vergangener fehltritte (bei Faust in der Gretchentragödie) auszulöschen und so zur rechtfertigung aus eigner kraft zu werden noch kann sie je den erdenrest abstreifen, welcher auch beim höchsten streben den menschen sittliche vollkommenheit nie erreichen läszt; dasz dies letztere auch für Faust gilt, hat der dichter scharf hervorgehoben, indem er ihn unmittelbar vor seinem ende die dann von Mephistopheles so unheilvoll ausgeführte gewaltthätige zerstörung von Philemons und Baucis' haine anordnen läszt. so bedarf Faust in doppeltem sinne der göttlichen gnade, sowohl der erlösenden, sünden vergebenden, die bereits v. 11678, dann aber

besonders 11936 hervorgehoben wird, als auch der heiligenden und zu voller läuterung und reinheit führenden. auf die notwendigkeit letzterer weisen die vollendeteren engel 11953 ff.: 'uns bleibt ein erdenrest zu tragen peinlich, und wär' er von asbest, er ist nicht reinlich. wenn starke geisteskraft die elemente an sich herangerafft, kein engel trennte geeinte zwienatur der innigen beiden, die ewige liebe nur vermag's zu scheiden.' Diesen schlüssel zum ende seines Faust hat Goethe selbst gegeben in dem in allen commentaren citierten gespräch mit Eckermann vom 6 juni 1831: 'im Faust selber eine immer höhere und reinere thätigkeit bis ans ende, und von oben die ihm zu hilfe kommende göttliche liebe. es steht dieses mit unserer religiösen vorstellung durchaus in harmonie, nach welcher wir nicht blosz durch eigene kraft selig werden, sondern durch die hinzukommende göttliche gnade.' noch bedeutsamer ist die von Förster berichtete (vgl. Vogel Goethes selbstzeugnisse nr. 492), aber freilich in die von Biedermannsche ausgabe der gespräche Goethes nicht aufgenommene ablehnung der vermutung, dasz die rechtfertigung der worte 'ein guter mensch in seinem dunklen drange ist sich des rechten weges wohl bewust' die lösung des Faustproblems bilden werde: 'das wäre ja aufklärung; Faust endet als greis, und im greisenalter werden wir mystiker.'

SCHNEEBERG.

4.

WALTHER GILBERT.

FRIEDRICH DER GROSZE UND MARK AUREL.*

Keinem aufmerksamen beobachter kann es entgangen sein, dasz die gegenwärtige politische lage fast so wie beim beginn des siebenjährigen krieges ist, nur dasz heute die feindschaft Russlands und Frankreichs etwas ganz anderes bedeutet wie vor 140 jahren, weil nicht die cabinette, sondern die leidenschaftlich erregten völker den krieg gegen Deutschland wünschen. ja, hätte nicht die weisheit des alten im Sachsenwalde, Bismarcks, den gott uns noch lange erhalten wolle, für uns gesorgt und Österreich aus einem grollenden feind zu unserm engsten bundesgenossen gemacht, so sähen wir uns heute genau von denselben feinden und in ebenso bedrohlicher weise umringt wie der alte Fritz um das jahr 1756. dasz er dieser furchtbaren gefahr nicht erlegen, sondern ruhmvoll aus dem gefährlichen kampf hervorgegangen ist, ist für uns ein glückverheiszendes omen und ein starker trost für alle anfälle des kleinmuts.

Von selbst richtet sich also heute unsere aufmerksamkeit auf

*festrede, königsgeburtstag 1894, anfang und schlusz sind weggelassen. benutzte quellen: neben den werken Mark Aurels und Friedrichs d. gr., Onken Friedrich II, Reinhold Koser könig Friedrich d. gr. 1893, Karl Biedermann Deutschlands trübste zeit oder der 30jährige krieg in seinen folgen für das deutsche culturleben.

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