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Wie kann diese sinnesrichtung mehr und mehr auch in den heranwachsenden schülern entwickelt werden? nun, besonderer veranstaltungen dazu bedarf es kaum; sie wird in den meisten fällen die von selbst reifende frucht geschichtlicher belehrungen sein, wenn sie in dem pragmatischen geist erteilt werden, von dem wir schon in auslegung des lehrplans sprachen. immerhin wird man in oberen classen bei vielen gelegenheiten, z. b. bei besprechung der überstürzten neuerungen Josephs II, der französischen revolution, der Steinschen reformen, der gegenwärtigen socialdemokratischen und socialreformatorischen bestrebungen, insbesondere auch der, um mit Bismarck zu reden, auf gewachsenem boden' begründeten bundesstaatlichen organisation des neuen deutschen reiches, sich nicht entgehen lassen, auf diesen unterschied einer ungeschichtlichen auffassung und behandlung politischer dinge mit besonderm nachdruck hinzuweisen.

Diese beiden aufgaben, die das allgemeine lehrziel einschlieszt, sollen nun in einem zweistufigen lehrgang erfüllt werden, dem die lehrpläne vom jahre 1882 einen mit je einer wochenstunde bedachten propädeutischen cursus in den zwei untersten classen vorangestellt haben, eine neuerung, die an O. Jäger einen entschiedenen widersacher gefunden hat. er wünscht in seiner broschüre bemerkungen über den geschichtlichen unterricht', dasz sich dieser auf der unterstufe auf die biblischen geschichten beschränke: dienten sie freilich zunächst religiösen zwecken, so gäbe es doch keinen lehrstoff, der gleiche vorzüge auch zur ersten einführung in die geschichte aufwiese; dahin rechnet er die übersichtlichkeit des engen historischen schauplatzes, die patriarchalische einfachheit der zustände und sitten, das deutliche herauswachsen eines stammes aus der familie, das sichtliche hervortreten mächtiger persönlichkeiten, die berührungen mit fremden völkern, das überall erkennbare unmittelbare eingreifen gottes in die menschlichen schicksale und endlich die unermeszliche geschichtliche perspective nach rückwärts und vorwärts. auszerdem beruhe der unterricht auf quellenlectüre, die wieder mit ihrer naiv kindlichen und zugleich dramatisch so bewegten sprache der fassungskraft wie dem interesse des kindes vollkommen entspreche. er befürchtet nun von einer gleichzeitigen einführung in die reizvolle griechische sagenwelt, der neben einer ersten bekanntschaft mit den grösten heldengestalten der alten und vaterländischen geschichte jene stunden gewidmet sein sollen, nur eine abschwächung der starken eindrücke, die er sich von den biblischen erzählungen verspricht, und plaidiert deshalb überhaupt für zurücknahme dieses zweifelhaften dem geschichtsunterrichte gemachten geschenkes.' es mag dahingestellt bleiben, ob man hier Jäger beipflichten müsse; jedenfalls hat sich die unterrichtsverwaltung diesen

1 noch andere bedenken hat kürzlich Lattmann in der zeitschr. für gymn.-wesen vom interessenstandpunkt des lateinischen aus geltend gemacht.

von der zerstreuung des interesses hergenommenen bedenken nicht angeschlossen, vielmehr die beiden stunden auch in den neuen lehrplänen beibehalten und ihre aufgabe dahin präcisiert, dasz in sexta lebensbilder aus der vaterländischen geschichte und in quinta erzählungen aus der sagenhaften vorgeschichte der Griechen und Römer geboten werden sollen. vermutlich hat der patriotische wunsch, der ersten frischen empfänglichkeit der in die schule eintretenden grosze eindrücke gerade aus der heimischen geschichte entgegenzubringen, für diese sonst etwas auffällige reihenfolge der beiden unterrichtspensen entschieden. in übereinstimmung damit soll auch der gang, den der lehrer im unterricht der sexta einzuhalten hat, ein regressiver sein, dies aber wohl mehr noch deshalb, weil der kleine zuhörer in seinem bewustsein mehr anknüpfungspunkte für das lebensbild kaiser Wilhelms oder Moltkes mitbringt als für die heroen einer weiter zurückliegenden vergangenheit. dasz anderseits aber seine empfänglichkeit mit jedem schritt rückwärts erlahme, steht kaum zu befürchten. wenn jedoch ein heimatlicher ausgangspunkt für diese erzählungen gewünscht wird, so läszt sich der wohl nur in sehr ausgedehntem sinne, etwa dem der heimatlichen provinz verstehen; denn wie sollte an den weitaus meisten schulorten ein besonderer localer anhaltspunkt für jene lebensbeschreibungen gegeben sein? Hinsichtlich des der quinta zufallenden pensums hätte sich der lehrplan füglich klarer ausdrücken sollen. er unterscheidet zwischen 'der sagenhaften vorgeschichte' der Griechen und Römer und 'den eigentlichen sagen' des classischen altertums. was soll diese unterscheidung bedeuten? zu welcher kategorie gehören denn nun Hercules, Perseus, Iason, Oedipus, Theseus, Achilles, Odysseus? will man, wie die praktische auslegung der dunklen bestimmung wohl durchgängig gethan hat, sie der ersten zuweisen, was bleibt dann von den 'eigentlichen sagen' des classischen altertums, die der altsprachlichen und deutschen lectüre vorbehalten werden? wollte man dagegen umgekehrt unter der sagenhaften vorgeschichte der beiden fraglichen völker nur etwa die zeit von der dorischen wanderung bis auf Solon und wiederum die zeit von der gründung Roms bis zu den punischen kriegen verstehen, so würden die für die quinta geeigneten biographischen stoffe im ganzen so unergibig und trocken sein, dasz sich der lehrer durch überflusz an zeit in verlegenheit gesetzt sehen müste. denn die geschichten des Kodros und Aristomenes, wie des Horatius Cocles und Mucius Scaevola sind rasch genug erzählt. da nun die lehrpläne unmöglich die quintaner haben zur langeweile verurteilen wollen, so hilft über den zweifel nur die annahme hinweg, dasz hier unter 'eigentlichen sagen' des altertums die antike götterwelt verstanden wird und demnach die ganze heroensage in geeigneter auswahl in den themenkreis der quinta gehört.

Wenn der lehrplan dann noch vorschreibt, dasz das deutsche lesebuch den sagengeschichtlichen und biographischen aufgaben

möglichst verwandte stoffe bringen soll, so ist das deshalb eine unabweisbare forderung, weil die sextaner und quintaner ohnehin die ihnen zugemutete beschäftigung mit so vielerlei dingen kaum ohne schaden vertragen. dieser forderung sachlicher concentration entspricht auch der wunsch, dasz der deutsche lehrer zugleich den geschichtlichen anfangsunterricht erteile.

Übrigens halte ich es nicht für angebracht, dem schüler einen leitfaden in die hand zu geben und ihm überhaupt eine häusliche repetition zuzumuten. das einzige, was er sich schriftlich aufzeichne und repetiere, seien die vom lehrer an die wandtafel geschriebenen namen; sonst soll ja der ganze unterricht nichts weiter leisten, als die kleinen kerle aufhorchen machen, sie erwärmen und mit einem ganz bescheidenen vorrat geschichtlicher grundbegriffe ausrüsten, der junge lehrer unterschätze aber keineswegs die grosze schwierigkeit, die vor allem darin beruht, einen ungekünstelten kindlichen ton in der erzählung zu treffen. soweit sich diese fähigkeit überhaupt erlernen und erarbeiten läszt, schule er sich an so vortrefflichen mustern, wie sie Niebuhr, Gust. Schwab, die gebrüder Grimm in ihren erzählungen bieten.

Mit quarta setzt dann der erste cursus des eigentlichen geschichtsunterrichts ein, um in untersecunda gemäsz der in einem vorläufigen abschlusz aller unterrichtszweige bestehenden gesamtaufgabe dieser classe sein ende zu finden.

Hier ist nun der ort, unter rückweis auf die im eingang gemachte andeutung einen wichtigen gesichtspunkt zu betonen, den Jäger in seiner angezogenen broschüre gründlich erörtert. gymnasium und realschule vergleichend, erkennt er den eigenartigen. beruf der ersteren anstalt geradezu in der aufgabe, geschichtliche bildung mitzuteilen; an ihrer durchführung seien jedoch in erster linie nicht etwa die besondern geschichtsstunden beteiligt, die vielmehr nur eine ergänzende bedeutung hätten, sondern der altsprachliche unterricht, natürlich dieser weniger nach seiner grammatischen als nach seiner sachlichen seite, ein vorbehalt, der eigentlich in sich selbst zerfalle, da sprach- und sachunterricht sich zwar in wirklichkeit nicht immer deckten, aber doch immer decken sollten. indem der schüler die schriften des Thukydides und Xenophon, Caesars und Ciceros lese, und zwar mit der genauigkeit lese, die die überwindung sprachlicher schwierigkeiten erfordere, treibe er recht eigentlich ein historisches quellenstudium und erarbeite sich selber aus zeitgenössischen zeugnissen eine ungleich deutlichere kenntnis der geschichtlichen begebenheiten und zustände, als sie ihm der notwendig immer summarische vortrag des lehrers oder abgeleitete und abgeblaszte geschichtsdarstellungen in buchform vermitteln könnten. hier sehe er in anschaulicher wirksamkeit die groszen und kleinen kräfte, die die geschichte bewegten. durch eine eindringende lectüre der Sophokleischen Antigone gewinne er den tiefsten einblick in die denkungsart nicht etwa

blosz des dichters, sondern zugleich seiner von ihm vertretenen volksgenossen, und aus Homer schöpfe er ein allseitig detailliertes culturgemälde von der jugendzeit des griechischen volkes.

Diese vorzüge der altsprachlichen lectüre sind bei richtigem betrieb gewis unbestreitbar; nur sei ergänzungsweise darauf hingewiesen, dasz auch die realschüler in ihren neusprachlichen lesestoffen ähnliche mittel historischer bildung besitzen, die freilich zu wenig in einander greifen und zeitperioden mit weniger übersichtlichen und auch aus andern gründen für den unterricht weniger ergibigen verhältnissen betreffen. natürlich behält daneben der besondere geschichtsunterricht sein volles recht; wenn die sprachliche lectüre ihn durch die intensität geschichtlicher anschauungen überbietet, so gibt er in extensiver beziehung den geschichtlichen kenntnissen ihre unentbehrliche erweiterung.

Was nun die genauere sichtung und gliederung des stoffes sowie seine verteilung auf die einzelnen classen hier wie auf der oberstufe betrifft, so geben die lehrpläne darüber verbindliche, an ort und stelle nachzulesende vorschriften, die freilich auch nur wieder allgemein gehalten sind und nur allgemein gehalten sein können. ich begnüge mich damit, einiges principielle hervorzuheben.

Dasz und warum von den perioden der geschichte die neuere geschichte und von den völkern das deutsche am eingehendsten behandelt werden soll, erwähnte ich schon. dieses plus musz durch energische abstriche an der geschichte des altertums und mittelalters ausgeglichen werden. wenn dies im lehrplan aber in so entschiedener weise geschieht, dasz in secunda ein volles jahrespensum gestrichen wird, so fragt sich freilich, ob man hier nicht des guten zu viel gethan hat. im gymnasium mag diese einbusze nicht so fühlbar werden, da hier die griechische und lateinische lectüre sie wenigstens einigermaszen ausgleichen dürfte, aber den oberrealsecundanern in einem jahre griechische und römische geschichte mit einiger gründlichkeit und anschaulichkeit vorzuführen, ohne die schüler zu überbürden oder von der pflicht sicherer aneignung des gebotenen zu entbinden, ist wohl nicht allein mir bisher nicht gelungen. richtig aber bleibt gegen den früheren zustand, dasz die alte und mittelalterliche geschichte vielfache kürzungen zuläszt. so verträgt die ältere, von der sage überwucherte geschichte Roms bis zu den punischen kriegen auf beiden stufen ein knappestes masz der behandlung; insbesondere werde die äuszere geschichte der königszeit gekürzt, wie überhaupt die kriege, die zu der allmählichen unterwerfung Italiens führten. um so entschiedener ist dieses ihr schluszergebnis festzuhalten. mit möglichster gründlichkeit musz ferner auf der oberstufe auf die grundlegenden verfassungseinrichtungen, die classenteilung des volkes, die volksversammlungen, den senat, die ämter, insbesondere auf das in aller geschichte einzigartige tribunat, das das gesamtvolk in zwei nicht sowohl staats

rechtlich als völkerrechtlich mit einander verkehrende gruppen zu teilen scheint, u. a. m. eingegangen werden. bringt der lehrer diese politischen bildungen in ihren anfängen nach art und bedeutung zu anschaulichem verständnis und sicherer einprägung, so hat er einer raschen erledigung der späteren perioden tüchtig vorgearbeitet. übrigens wäre es sehr wünschenswert, für die ganz mit unrecht bisher vernachlässigte römische kaiserzeit eine gröszere stundenzahl zur verfügung zu haben, da wir hier einem von der geschichte nicht wiederholten und auch in zukunft nicht wiederholbaren phänomen gegenüberstehen, einem weltreich nämlich, das im strengen wortsinn ein solches ist, während alle andern, das assyrisch babylonische, das persische, das griechische, das mittelalterlich-deutsche, das islamitische, britische, russische, nur wegen ihrer beträchtlichen ausdehnung über verschiedene nationen, nicht aber wegen ihrer die ganze culturwelt umspannenden dimensionen so genannt werden. zugleich ist jene periode, wenn ich so sagen darf, im sittlich-pathologischen sinne höchst anziehend und lehrreich, wie anderseits in ihr die anfänge groszer, noch heute blühender nationen, der romanischen, und die entscheidenden siege der edelsten weltreligion liegen. zu warnen ist wieder vor öder nomenclatur; die sämtlichen namen und regierungsjahre der zahlreichen römischen kaiser einzuprägen, wäre ebenso zwecklos, ja nachteilig, wie die reihe der römischen päpste oder der englischen könige herunterleiern zu lassen. Mit gleicher entschiedenheit läszt sich unter den äuszerlichkeiten der mittelalterlichen geschichte aufräumen, wozu ich auch hier wieder zahlreiche in den gangbaren schulbüchern mitgeteilte kriegsbegebenheiten rechne. um so eindrucksvoller entwickle sich vor den augen der schüler die wahrhaft groszartige weltmachtspolitik der deutschen kaiser auf der höhe des mittelalters und die heldenhafte persönliche hingebung, mit der sie diese betrieben. es braucht dabei nicht die bedenkliche einseitigkeit des politischen programms verschwiegen zu werden, das einer phantastischen grösze die garantien einer zwar bescheidenen, aber dauerhaften nationalen zukunft opferte, aber darum verliert es nicht die kraft, noch heute, ja heute vielleicht mehr denn je, begeisternd zu wirken und zur nachfolge anzuspornen. wem sich das bild Barbarossas in die seele prägt, wie er hoch zu rosz, ein siebzigjähriger greis, an der spitze des waffenfrohen deutschen adels Europa und Kleinasien durchzieht, um als schutzherr der abendländischen christenheit das ferne Jerusalem zu erobern, wie er vor der zeit und dem ziele sein leben läszt in diesem kampfe, der mag, selbst unter anwendung der eigenartigen maszstäbe, die jene zeit an die hand gibt, immer noch an der überschwänglichkeit des wollens anstosz nehmen, aber trotz aller kritischen einreden empfängt er doch die stärksten eindrücke von dem weitausschauenden sinn und der rücksichtslosen thatkraft, womit die geschicke einer groszen nation heute wie immer geleitet sein wollen, und solche eindrücke thun, wie ich glaube, der heranwachsenden generation in unsern

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