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alle heiszen, reden hören, nicht zuletzt endlich von dem können, das dieses alles gleichsam zusammenfassend jenem toten wissen gegenübergestellt wird. dieser letztere ausdruck aber scheint nicht besonders glücklich gewählt zu sein. ein können, eine fertigkeit im ausgesprochensten sinne ist z. b. die flieszende beherschung einer fremden sprache, und wenn etwas obne jenes denken erworben werden musz, dann ist es eine solche suada. in den bereich des bisherigen gehören also alle solche fertigkeiten nicht, auch wenn sie in noch so bestimmten 'formen' ablaufen.

Wenn es sich bei der formalen bildung nun um weiter nichts handeln würde, als um diesen gegensatz und die erscheinungen, die er umfaszt, und wenn es gelingen würde, über das verhältnis derselben überall zu einer entscheidung zu kommen, so dürfte schon das als ein gewinn betrachtet werden. sind doch der schwierigkeiten und strittigen fragen nicht wenige, die da begegnen. vor allem die, ob diese zu erwerbende formale bildung, auf welchen standpunkt sich Schmeding in seiner gegen das classische sprachstudium gerichteten tendenzschrift zur frage der formalen bildung' (Duisburg 1882) stellt, durchaus nur an der materie, an der sie durch jene gymnastik' erzielt wird, hafte und ob sie also für jede andere durchaus neu erworben werden müsse, oder ob und bis zu welchem grade das an einem bestimmten stoff erworbene können auch andern zu gute komme. je nach dem standpunkt, den man in einer andern frage einnimmt, scheint die entscheidung hier sehr leicht oder sehr schwer zu treffen. nimmt man nämlich an, dasz das, was an formaler bildung durch das sprachstudium, durch die mathematik, durch die lectüre deutscher classiker u. a. erreicht werde, alles dasselbe sei, dann ist es gar nicht anders möglich, als dasz der an dem einen dieser gegenstände erzielte gewinn auch bei den andern sich bewähren müsse. gesteht man aber jenes nicht zu, dann erhebt sich erst die neue frage, worin denn die unterschiede bestehen, und nach ihrer beantwortung wäre zu suchen.

Weiter aber hätte man auch zu untersuchen, nicht nur, wie sich die oben genannten ergebnisse, die als gewandtheit, scharfsinn usw. bezeichnet wurden, zu einander verhalten, sondern auch, ob sie überhaupt alle so kurzweg als formale fertigkeiten bezeichnet werden können, ob man z. b. nicht geläufigkeit logischer formen mit gewissen qualitäten der vorstellungen, besonders der reizbarkeit, verwechselt. und so noch manches.

Aber unsere formale bildung umfaszt doch noch mehr. wir fuszen noch auf dem sprachgebrauch, und wenn wir diesem auch nicht die berechtigung zugestehen, uns allein die directive zu erteilen, so hat er sich doch zahllose male auch in speculativen dingen als ein pfadfinder bewährt, allerdings in dem sinne jenes sprüchleins:

was kein verstand der verständigen sieht,
das übet in einfalt ein kindlich gemüt,

und wir zollen ihm darum die gebührende beachtung.

Hier gibt uns einen fingerzeig der terminus selbst. er umfaszt zwei bestandteile. auf den ersten blick könnte es scheinen, als sei die formale bildung nur eine ab- oder unterart der bildung überhaupt, so dasz sie mit einander stiegen und sänken. dies ist aber, so reich die wechselbeziehungen auch sind, nicht der fall; das verhältnis hier festzustellen, unterlassen wir jedoch, da es sich aus der ganzen arbeit von selbst ergeben wird. wir fassen hier nur das eine moment ins auge, dasz in der verbindung mit formal die 'bildung' darauf hinweist, dasz das können, welches es nun sei, im sinne eines guten, geläufigen könnens zu nehmen sei, und dasz es eine gewisse höhe erreicht haben musz, wenn die bezeichnung dafür gelten soll.

Betrachten wir nun aber das epitheton formal, so wird dasselbe, so glücklich es auch gewählt zu sein scheint, doch anderseits leicht eine quelle der verwirrung. das hauptwort form nämlich, von dem es gebildet ist, ist ein homonym und zwar ein mehrdeutiges. was heiszt nicht alles form! vor allem wird es auch gebraucht für gestalt, und gerade diese verwendung kann hier nicht, oder doch nur cum grano salis in betracht kommen, da wir es ja nicht mit einer substantiellen materie zu thun haben. unsere materie, die lernstoffe, haben ihr leben nur in der bewegung und können, als angeeignete, ihre existenz nur durch bewegungsacte kund geben. auf die bewegung bezieht sich also hier form, und suchen wir nun nach einer deutung für das wort, so sagen wir: was die gestalt für die substantielle materie ist, das ist die form für die bewegung, nämlich die art und weise, zu werden, sich zu vollziehen und in die erscheinung zu treten. an beiden, an gestalt und form, haftet so die manigfaltigkeit und der wechsel, sie sind das wirkliche leben. sie erleiden also auch umbildungen, haben ihre spielarten und sind, was nun die bauptsache ist, wenn bestimmte zwecke und ziele ins auge gefaszt werden, der vervollkommnung fähig. und auf diese weist für unsere form eben der träger bildung hin.

Aus diesem allein durch blosze deduction uns nun in unseren gegenstand hinein zu folgern, würde uns aber doch nur in die irre führen, dahin nämlich, dasz alle fertigkeiten als der formalen bildung zugehörig gelten müsten, darunter auch wieder jene fremdsprachige suada, die, wie wir sehen werden, dies nur dann erreicht, wenn sie vollständig an die stelle der muttersprache getreten ist. aber um der bessern abgrenzung willen war jene feststellung doch notwendig, und wir werden ab und zu von ihr gebrauch machen. so müssen wir sie gleich hier im auge behalten, wenn wir nun glauben, auch jenem sprachgebrauch beachtung schenken zu müssen, nach dem, wie der substantiellen materie die gestalt gegenübersteht, so bei schriftlichen darstellungen oder reden dem inhalt gegenüber alles, was nicht zu diesem gehört, als form zusammengefaszt wird. dazu gehört aber gar vielerlei: der aufbau, die logische weiterführung oder die causale verknüpfung der ge

danken (d. h. des inhalts), der grad der sprachlichen vollendung mit dem vielen wieder, was zu ihr gehört, ferner die vortragsweise, die orthographie, die interpunction und selbst die schrift. demgemäsz hören wir denn auch urteile, wie die, dasz eine rede oder arbeit sowohl nach inhalt wie form ein meisterwerk sei, aber auch, dasz sie inhaltlich zwar schwach und trivial, aber formvollendet, dasz jemand zwar ein oberflächlicher schwätzer, aber doch ein gewandter redner sei, dasz er wenigstens die form behersche u. dergl. damit wird also beides, inhalt und form, nicht nur in einen scharfen gegensatz gebracht, sondern auch wie selbstverständlich anerkannt, dasz, in weitem abstand sogar, jedes seiner besondern ausbildung fähig sei. aber welche von den genannten dingen sind es denn nun, die als hierher gehörig genommen werden dürfen, und welches ist bei der auswahl das entscheidende kriterium? denn dasz z. b. die orthographie nicht auf jenen bloszen sprachgebrauch hin sich das recht dazu erwirkt, das geht daraus hervor, dasz dann jedes noch so mechanisch erworbene können, jede fertigkeit ein gleiches beanspruchen dürfte. der weg, auf dem man zur beherschung der orthographie gelangt, ist ja zum weitaus grösten teil der der rein mechanisch - gedächtnismäszigen einprägung der schreibgestalten. und wie steht es mit der sprachlichen vollendung?

Wir brechen hier ab; denn weder fragen zu lösen, noch auch nur alle zu stellen, ist die aufgabe dieser einführung, sondern wie gesagt nur durch beachtung des sprachgebrauchs, vorbehaltlich folgender sichtung, einigermaszen das material zusammenzuhäufen.

Folgendes ist aber, meine ich, doch klar ersichtlich. es steht mit unserer formalen bildung gerade so wie mit der bildung. die versuche, diese zu zerlegen und so zu einer festen inhaltsbestimmung zu gelangen, sind so umfangreich ausgefallen, dasz das streiten um die berechtigung seiner anwendung in bestimmten fällen dadurch nicht im geringsten eingeschränkt worden ist. und dies aus dem grunde, weil zur bildung so vielerlei gehört, dasz, wer den von einer seite gestellten ansprüchen genügt, doch daneben mängel aufweisen kann, auf die hin ihm von der andern das prädicat 'gebildet' bestritten wird. von der unbildung zur bildung, die nicht gegensätze, sondern nur gradbezeichnungen sind, führen nicht nur viele stufen, sondern auch der leitern sind nicht wenige. auf vielen und sehr verschiedenen gebieten, die in ihrer gesamtheit unsern culturreichtum ausmachen, musz man sich umgesehen und erwerbungen gemacht haben, um in den bereich der gebildeten eingang zu gewinnen. darum ist der ausdruck auch so vielsagend, dasz er schlechthin gesetzt doch so viel wie nichts sagt, weil nichts bestimmtes. und das alles gilt nun auch für unsere formale bildung. soll der terminus also einen festen inhalt bekommen, dann wird wohl das sicherste sein, auch mit diesem eine zerlegung vorzunehmen und zu versuchen, ob sich die eine allgemeine formale bildung nicht auflösen läszt in besondere arten derselben.

Dies wollen wir denn nun auch thun, und zwar schlagen wir jetzt das entgegengesetzte verfahren ein, indem wir sofort das ergebnis voranstellen, womit wir uns jedoch durchaus nicht der verpflichtung, zu begründen, warum wir die bezeichnung formal gerade auf die zu nennenden arten einschränken oder ausdehnen, entziehen wollen. die aufgabe wird aber so um so kürzer und rascher erledigt. dieses ergebnis nun ist, dasz eine dreifache formale bildung zu unterscheiden ist, nämlich

1) eine logisch-formale,

2) eine sprachlich-formale,

3) eine ästhetisch-formale.

Es sind nicht nur allbekannte dinge, von denen wir ausgehen müssen, sondern ich musz mich auch zum teil wiederholen. über denselben gegenstand habe ich früher einmal gesprochen, und sogar ziemlich ausführlich, wenn auch nicht über alle drei arten; nämlich auf den seiten 126-152 meines buches: 'das studium der sprachen und die intellectuelle bildung' (Wien 1882). es handelte sich dort jedoch mehr um die bedeutung gewisser sprachlicher erscheinungen für das wesen und die entwicklung des logischen denkens, und wenn dieses moment auch hier nicht auszer betracht bleibt, so liegt es doch ziemlich zur seite.

Die logisch-formale bildung.

Was für den körper das atmen, der blutumlauf, der innere ernährungsprocess, kurzum alle animalischen bewegungen sind, die sich ohne absicht und zum teil ohne dasz sie zum bewustsein kommen, vollziehen, das ist für die seele die blosze bethätigung der bewustheit durch fühlen, empfinden, percipieren und das auftauchen isolierter vorstellungen, also das denken im weitesten und niedersten, primitivsten sinne des wortes. jene bewegungen sowohl wie diese sind blosze bethätigungen des dualistischen lebens, ohne welche dieses leben überhaupt nicht wäre. denn ohne bewegung ist kein leben, auch kein geistiges. darum kann das bewustsein z. b. selbst im schlafe nicht leer sein. auch jenes primitive denken hat seine form, aber eine solche, die man der formlosigkeit chaotischer massen vergleichen könnte, ein bloszes nacheinander, und ist darum ohne intellectuellen wert. dies ändert sich aber sehr bald. mit den kleinsten verbindungen beginnend, wann, ist für uns belanglos, entstehen organisierte gebilde, die sich dann in wachsender fülle mehren, und deren wesen im zusammenhang besteht. denn wie die erscheinungen auszerhalb in endlosen beziehungen zu einander stehen, so werden, diesen im anfang allerdings seltener entsprechend und erst ganz allmählich aus zusammengeratenen zusammenhängende werdend (Lotze), solche auch unter den durch die sinne und erfahrung vermittelten aufnahmen, die man als materielle, um ein wort dafür zu haben, den beziehungen gegenüberstellen kann, gestiftet.

N. jahrb. f. phil. u. päd. II. abt. 1895 hft. 2.

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So gehören also zwei dinge zum denken: ein stoff, die vorstellungen, vom einfachsten inhalt und geringsten umfang bis hinauf zu jenen begriffen, die umfangreiche erkenntnisse in so verdichteter gestalt, dasz sie als einheiten ihren teil am denken haben, in sich bergen, und zweitens die beziehungen, in welche diese zum teil selbst wieder von beziehungen erfüllten gebilde zu einander treten. und darin, dasz auf diese weise verbindungen zwischen jenen hergestellt werden, liegt das formen der denkmaterie zu logischen denkreihen, deren exacteste form schlieszlich der gesprochene satz ist.

Die beziehungen sind aber äuszerst zahlreich und manigfaltig. man halte umschau und beobachte, in wie endlos verschiedenen die erscheinungen, die dinge und vorgänge der welt und dazu die des geistes zu einander stehen. diese alle zu erfassen und für sie erkenntnisäquivalente zu schaffen, ja vermittels dieser beziehungen über das gebiet der individuellen und allgemein menschlichen erfahrung hinauszudringen, ist die freilich immer nur zum kleinen teil und auch in bezug auf wahrheit nur mangelhaft erfüllte aufgabe des menschlichen strebens. längst hat man es unternommen, jene beziehungen auszulösen und nach ihrer gleichartigkeit zu sondern, um einen überblick zu gewinnen, und so ist man zu jenen unter sehr verschiedenen namen gehenden tafeln gelangt, in denen übereinstimmung natürlich schwer zu finden und zu verlangen ist. einzelne gruppen ergeben sich von selbst: die der räumlichen und zeitlichen beziehungen, inhärenz und adhärenz, über- und unterordnung, gleichheit und verschiedenheit, ausschlieszung und gegensatz, die der causalen in ursache und wirkung, grund und folge usw. aber wenn man die probe macht und sätze darauf hin analysiert, um alle unter den gliedern sich findenden beziehungen irgendwo einzureihen, dann kommt man gerade so dazu, immer neue beziehungskategorien anzusetzen, wie es etwa dem geht, der für die grammatik alle arten der genetive, die auch beziehungen ausdrücken, aufzählen will (sprachstudium s. 257).

Doch nicht um solche schematisierungen handelt es sich hier, die ja nur abstractionen sind, und noch weniger darum, hier etwa auch eine solche tafel zu geben, sondern um das wirkliche leben im concreten denken, wie jeder durch sein material bestimmter denkact es mit sich bringt. in der auszenwelt haben sie also für sich keinen bestand, sie sind keine erscheinungen für sich, durch die sinne etwa direct wahrnehmbar, sondern sie sind relativ, sie walten ob zwischen dingen, zuständen, eigenschaften und vorgängen in jeder verbindung. da sie also keine objecte directer wahrnehmung sind, so werden sie auch nicht durch acte primärer perception übermittelt, sondern zu ihrer erfassung ist immer ein besonderer geistes vorgang erforderlich, zu dessen vollziehung die seele von natur aus mit den erforderlichen befähigungen oder kräften ausgestattet ist, wie ja auch zur perception, und die durch die reizungen der wahrnehmung sich zu bethätigen veranlaszt oder gezwungen werden. wie die seele

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