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König Ludwig I. von Baiern, schon als Kronprinz um die Begründung und Vermehrung seiner reichen Kunstsammlungen emsig bemüht, betraute ihn viel mit kunsthåndlerischen Geschäften.

Friedrich Müller starb am 23. April 1825 zu Rom, als fünfundsiebenzigjähriger Greis. Kurz vorher hatte er seine Ge= målde an den Cardinal Fesch verkauft. Er hat sich die Grabschrift geschrieben: »Wenig gekannt und wenig geschäßt, hab' ich beim Wirken nach dem Wahren gestrebt, und mein höchster Genuß war die Erkenntniß des Schönen und Großen; habe gelebet! Daß Fortuna nie mich geliebt, verzeih' ich ihr gern!«<

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Im Jahr 1851 wurde ihm von König Ludwig in der Kirche St. Andrea della Fratte zu Rom ein Denkmal errichtet.

Sechstes Kapitel.

Wilhelm Heinse.

Den tollen Traum der Sturm- und Drangperiode, auch das Leben ganz nach den Eingebungen und Gelüsten der Phantasie und Leidenschaft leben zu dürfen, hat Keiner verwegener und ausschweifender geträumt, als Wilhelm Heinse. Er ist der Dichter der entfesselten Sinnlichkeit, oder, wie sich einst die Literaturrichtung des sogenannten jungen Deutschland auszudrücken pflegte, der Emancipation des Fleisches.

Wilhelm Heinse, am 16. Februar 1746 zu Langenwiesen in der Nähe von Ilmenau geboren, war in der dürftigsten Lage aufgewachsen und hatte nur sehr unzusammenhängenden Schulunterricht genossen; aber die höchste Lust schon seines Knabenalters war es gewesen, in den grünen Bergen des Thüringer Waldes umherzustreifen, die schönsten Bilder der herrlichen Landschaft warm in sich aufzunehmen und an den Ufern der rauschenden Bäche die Dichter zu lesen, wie sie ihm Zufall und Tagesmode in die Hand gab. Vor Allem hatte Wieland auf ihn eingewirkt; daneben Gleim, Hagedorn, Horaz, Anakreon und Chaulieu. Und diese ersten bleibenden Eindrücke waren vertieft und verstärkt worden durch den persönlichen Umgang, in welchem Heinse als Erfurter Student eine Zeitlang mit Wieland lebte. Heinse ist der Schüler Wieland's, wenn er (vgl. Wilh. Heinse's Sämmtliche Schriften, herausgegeben von H. Laube, 1838,

Bd. 8, 15) bei der Uebersendung seines Gedichts »Elysium« an Gleim schreibt, daß er sich bestrebe, wenigstens mit der Phantasie in die Gesellschaft heiterer und weiser Griechen und Griechinnen zu gelangen; und ebenso gehört es den Anregungen Wieland's, daß Heinse sich allmålich immer mehr und mehr dem Studium der italienischen Dichter zuwendet, besonders Petrarca's, Boccaccio's, Ariost's und Tasso's. Es ist überaus bezeichnend, wenn Heinse (ebend. S. 94) einmal gegen Wieland selbst als seinen Zukunftsplan ausspricht, daß er ein Gedicht schreiben wolle, das mit Ariost an Phantasie, mit Tasso an Schönheit des Ganzen, mit Plato an Philosophie wetteifere, ohne gleichwohl von allen Dreien etwas nachzuahmen, außer was er nothwendig von ihnen annehmen müsse; als Mann aber wolle er der deutsche Lucian werden. Unwillkürlich muß man an Wieland's Oberon und Lucianübersehung denken.

Mit vollem Recht daher ist es hergebracht, Heinse als einen Anhänger und Schüler Wieland's zu bezeichnen. Auch noch die spåteren bekanntesten Werke Heinse's bezeugen sowohl in den Aufgaben, welche sie sich stellen, wie in der Art ihrer Lösung, diese Einwirkung Wieland's auf's unzweideutigste. Und doch verkennt man Heinse völlig, wenn man mit dieser Bezeichnung sein ganzes Wesen und seine eigenste geschichtliche Stellung erfaßt zu haben meint. Es liegt in Heinse etwas, das ihn auf's bestimmteste von Wieland abscheidet und ihn ganz und gar zum Genossen der Sturm- und Drangperiode macht. Dies ist seine schwärmerische Hinneigung zu Rousseau, welche ein so hervor= stechender Zug des gesammten jungen Geschlechts war.

Seine Briefe athmen durchweg die rückhaltloseste Rousseaubegeisterung. Schon als Erfurter Student bekennt er (ebend. S. 14) an Gleim, daß er sich zur Secte der Rousseauisten geschlagen. Lediglich aus dem Streben nach dem Rousseau'schen Naturmenschen ist es zu erklären, daß Heinse, obgleich er nach

Hettner, Literaturgeschichte. III. 3. 1.

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Jung-Stilling's Bericht nur ein kleines rundköpfiges Männchen mit schalkhaft hellen Augen und immer lächelnder Miene war, so oft seine strohende Kraftfülle, feine Nerven von Stahl und Eisen rühmt und sein leidenschaftlich unruhiges Wesen mit den Strdmen vergleicht, die sich von den höchsten Alpen herabstürzen müssen, ehe sie Ruhe finden und sanften Lauf haben. Die Uraber in der Wüste sind ihm die wahren Kinder der Natur; wie kläglich sind wir dagegen in unseren Steinhaufen mit Ziegeldåchern! Und was ist es anderes als der Zornausbruch eines Anhångers Rousseau's, wenn er in einem Briefe, in welchem er (ebend. S. 62) seinem våterlichen Freund Gleim meldet, daß er, von einer Reise zurückgekehrt, sein ganzes Heimathsdorf und das Haus und den Garten seiner Eltern und nächsten Verwandten von einer furchtbaren Feuersbrunst eingeåschert gefunden, in die bedeutsamen Worte ausbricht: »Die Thüringer Bauern fangen an, bei diesen entseßlichen Drangsalen das Recht der Menschheit zu fühlen. Die Regierungen vom Thüringer Walde beschäftigen sich nur damit, dessen Wildpret zu erlegen und alte und neue Abgaben von den armen brotlosen Einwohnern zu erpressen; die armen Teufel merken jest erst den Nugen, daß ihre Urvåter sich in Gesellschaft begeben haben. Meine alte Eiche ruft mir die Freiheit meiner Vorfahren, der alten wilden Teutonen, in die Seele, und mein Gleim-Tyrtåus die Freiheit der alten Griechen.«< Ja, Heinse ist so weit entfernt, die Wiederherstellbarkeit des vermeintlich ursprünglichen Naturzustandes für eine Utopie zu halten, daß er im Gegentheil (ebend. S. 134) alle unsere neueren Staatsverfassungen Utopien außer der Natur nennt, in denen die Quellen und Bäche der ersten Schöpfung Gottes zu todten stillen Seen geworden.

Diese Einwirkung Rousseau's ist in Heinse ebenso mächtig, wie die Einwirkung Wieland's. Oder vielmehr nur aus dem innigen und lebendigen Zusammengreifen beider Einwirkungen ist

die Denk und Empfindungsweise Heinse's erklärbar. Einerseits das revolutionåre Grollen Rousseau's gegen die Enge und den Zwang des Staates und der Gesellschaft, welche jede freie Regung der angeborenen Menschennatur in unnatürliche Fesseln legen; andererseits aber als lehtes Ideal nicht der wilde Naturmensch, sondern die sinnliche Lebensfülle des Griechenthums, wie ihm dasselbe in den Wieland'schen Romanen an sich schon verzerrt entgegentrat und wie es von seiner durch ungebåndigte Sinnlichkeit und schlechten Umgang verliederlichten Phantasie nur noch mehr verzerrt und vergröbert wurde.

Im Sinn dieser Vereinigung Wieland's und Rousseau's ist es zu deuten, daß sich Heinse schon in einem seiner frühsten Briefe (ebend. S. 14) einen freien und verfeinerten Rousseauisten nennt. Was bisher nur tåndelnde Anakreontik und müßige Grazienphilosophie gewesen, das machte der junge Brausekopf der Sturm- und Drangperiode, der in seinem Rousseau lebte und webte, zur Sittenlehre und zum Grundgesetz eines neuen Lebens in neuen Staats- und Gesellschaftsformen. Und war die Zeit der Erlösung noch nicht für die ganze Menschheit gekommen, so sollte wenigstens der Einzelne, der sich zu diesem neuen Menschheitsideal aufgeschwungen, oder ein Bund auserwählter Gleichgesinnter, dies sinnendurchglühte Naturleben des verfeinerten Rousseauismus verwirklichen.

So phantastisch und unfertig dieser Gedanke ist, es ist der Grundgedanke seines Lebens.

Es ist überraschend zu sehen, wie schon der zweiundzwanzigjährige Jüngling am 23. August 1771 (ebend. S. 20) an Gleim schreibt: »Ich möchte gleich einem Platonischen Weisen in Ruh' und Frieden meine Tage auf dieser Erde beschließen und in irgend einer Eindde, die freilich bisweilen der Frühling mit seinen Nachtigallen und Rosen und Grazien und Musen und einigen von ihren Freunden und Freundinnen besuchen müßte, von

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