ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

verschaffen weiß? Er ist im Stande, Bewegung durch alle Glieder des Leibes zu verbreiten, die thierische Trägheit desselben zu überwinden, und die Begierden, die sich in demselben regen, zu unterdrücken. Er widersteht jedem Antriebe des Körpers, sobald es ihm beliebt; er überwindet jeden Schmerz desselben, sobald er sich anstrengen will; er gibt einzelne. Glieder desselben hin, soz bald er es nöthig und nüßlich findet; er opfert ihn ganz auf, wenn Pflicht und Gewissen es gebieten, und verläßt ihn dann mit der Entschlofsenheit und Fassung eines Wesens, das nichts weniger fürchtet, als unter den Ruinen seiner einstürzenden irdischen Wohnung gleichsam be graben zu werden. Doch es ist zu viel, es ist wenigstens zu allgemein, was ich hier von der Ueberlegenheit des Geistes über den Körper fage. Er kann ihm so gebieten, soll sich so über ihn erheben, und feine Würde behaupten; aber thut er es auch, ist er so eifersüchtig auf die Gewalt, die ihm gebührt, daß man sagen könnte, er übe sie wirklich aus? Sehet euch um auf Erden, betrachtet die genauer, mit denen ihr lebet, werfet einen Blick auf euch selbst, und höret die Stimme eures Gewiffens. Wo, wo find die Helden, die Männer voll Hoheit und Würde, die weisen standhaften Christen, die jene Unabhängigkeit des Geistes vom Körper erkämpft haben? Ist dieser zur Herrschaft bestimmte Geist nicht bei unzähligen Menschen noch unmůndig, und unter der Gewalt des Körpers? Arbeiten nicht viele selbst daran, diese Gewalt zu befesti gen, ihrem Geiste neue Banden zu bereiten, und die schimpflichen Feffeln desselben zu vervielfälti gen? Und geschieht dieß nicht mit einer Sorg

losigkeit, als ob auch nicht die mindeste Gefahr dabei Statt fånde? Traurige Verblendung! Uch man kann sich selbst_nicht mehr erniedrigen, man kann sich von dem Sinne, welchen das Christenthum von uns fordert, nicht weiter entfernen, als wenn man seinen Geist in die Sclaverei des Körpers stürzt, und ihn in derselben erhält. Dieß will ich jest beweisen, dazu will ich den ernsthaften Inhalt des heutigen Evangelii dießmal ane

wenden.

Evangelium: Luc. XVI. v. 19—31.

Ihr sehet hier die Denkungsart, die Lebensweise und das Schicksal eines Menschen beschrieben, dessen Geist, so lang er sich auf Erden auf. hielt, der elende Sclave eines wollüstigen Körpers war. Der reiche Schwelger, von welchem Jesus redet, lebte alle Tage herrlich und in Freuden, und die Betäubung, in welche er sich durch sinnliches Vergnügen stürzte, war so groß, daß er weder eines vernünftigen Nachdenkens über seine Bestimmung, noch einer ernsthaf ten Hinsicht auf Zukunft und Ewigkeit, noch endlich einer mitleidigen Empfindung gegen einen Elenden fähig war, der mit Jammer bedeckt an der Schwelle seines Hauses verhungerte. Welch ein Zustand, wie erniedrigt, wie aller seiner Würde beraubt ist unser Geist, wenn er sich in der Sclaverei seines Körpers befindet! Doch diese Sclaverei ist so süß, daß sie nur von Wenigen für das große Unglück gehalten wird, welches sie wirklich ist. Ich weiß dießmal von un ferm Evangelio, keinen bessern. Gebrauch zu machen, als wenn ich nach Anleitung desselben da von spreche

wie gefährlich es sey, die Macht des Körpers über den Geist zu verstärken.

Laffet mich 1) zuerst erklären, wie dieß geschieht; hernach II) zeigen, wie gefähr lich es sey; und zulegt III) die Folgen be rühren, die unmittelbar aus dieser Betrachtung entspringen.

.

1) Daß unser Körper eine gewisse Macht über den Geist hat und haben muß, ist schon aus der Verbindung beider Theile mit einander flar, Allein, da wir unmöglich vernünftige tugendhafte glückliche Menschen seyn können, wenn unser Geist nicht im Stande ist, überall dem zu folgen, was er für gut und recht erkennt: so muß es freilich ein Ziel geben, über welches die Macht des Körpers nicht hinausgehen darf. Sobald nåmlich unser Körper mehr ist, als das Werkzeug der Seele; sobald unser Geist nicht auf das sieht, was Pflicht ist, und mit dem Willen Gottes und Jesu übereinstimmt, sondern sich gezwungen fühlt, nur für die Bequemlichkeit, das Wohlseyn und die Erhaltung seines Körpers zu sorgen: so ist das Gleichgewicht aufgehoben; so fångt der Körper an zu herrschen, und der Geist zu dienen; so ist die Macht zu groß, die der Körper sich anmaßt. Diese Macht verstärken, heißt also machen, daß der Geist den Körper nicht als das Werkzeug seiner Thätig keit, sondern als den vornehmsten Ge genstand seiner Bemühungen betrachte, und die thierischen Ansprüche dessel ben seinen eignen und vernünftigen vorziehe. Es ist sehr der Mühe werth, den mannigfaltigen Arten nachzuspüren, durch die wir

unfern Geist oft unvermerkt diefer Sclaverei unterwerfen. Es gehört nåmlich

1) schon der unmäßige Genuß sinn. licher Vergnügungen hieher. Daß es erlaubt, daß es sogar Pflicht sey, sinnliche Vergnügungen zu genießen, ist außer Streit; unser Körper könnte nicht fortdauern, das menschliche Geschlecht könnte nicht bestehen, wir könnten in unsern gegenwärtigen Verbindungen nicht thätig feyn, wenn wir die Triebe und Bedürfnisse des Leibes unbefriedigt laffen wollten. Allein es ist auch leicht einzusehen, wie weit man bei dieser Befriedigung gehen darf, wenn der Genuß sinnlicher Vergnügungen unserm Geiste keinen Eintrag thun soll. Folgen wir den Begierden des Körpers nur so weit, als die Erhaltung unsers Lebens und unfrer Gesundheit, als die Fortdauer unsers Geschlechts es fordert; ist uns der Genuß sinnlicher Freuden nicht so unentbehrlich gewor den, daß er die freie Selbstthätigkeit unsers Geistes beschränkte, und uns in der Erfüllung unsrer erweislichen Pflichten stört: so sind die Ansprüche des Körpers gerecht und unschädlich für die Würde des Geistes. Aber wird unfre Begierde nach den Vergnügungen der Mahlzeit zu einer Leckerhaftigkeit, die nur nach ausgesuchten Nahrungsmitteln strebt; wird die Neigung, unserm Körper die gehörige Bekleidung zu geben, eine Neigung zum Puk, die keinen Aufwand scheut; wird bas Verlangen nach Erquickung und Ruhe eine Gemächlichkeit, die Anstrengung und Arbeit flieht; wird der edle Trieb, den Gott beiden Geschlechtern zu so großen ehrwürdigen Endzwecken eingepflanzt hat, bis zur viehischen Wildheit emport: ach fo ifts geschehen um die Freiheit un

fers Geistes; dann gebieten ihm die ausgearteten Begierden seines Körpers; dann mag er immer hin einsehen, was wahr, recht und PflichtƐist; er fieht, er billigt es vergeblich, er muß dem Ges sez der Sünde in seinen Gliedern gehor chen. Wer noch fähig ist, jedem Vergnügen seis nes Körpers, auch dem liebsten, zu entsagen, so oft er will: den lasset uns glücklich preisen, sein Geist hat das volle Vermögen, das ihm gebührt. Aber wem es sein Herz sagt, daß er wenigstens dieser oder jener Versuchung unterliegen würde: der ist im Begriff, seinen Geist zum Sclaven zu machen. Aber nicht nur durch jeden unmåßigen Genuß. finnlicher Vergnügungen, sondern auch

4

2) durch jede Vermehrung finnli cher Bedürfnisse verstårken wir die Macht des Körpers über denselben. Gott hat es uns leicht gemacht, glücklich zu seyn; wir können es ohne fonderlichen Aufwand werden, wenn wir uns einzuschränken wiffen. Aber wie weit, wie weit sind wir abgekommen von jener natürlichen Genügsamkeit und Einfalt, die der Freiheit unfers Geistes so vortheilhaft war! Lassen sich die Bedürfnisse alle zählen, die wir jeht für nothwendig zu einem glücklichen Leben halten? Mehren fie fich nicht täglich, und kennt unser Hang zum Wohlleben Grenzen? Sind nicht ganze Gesells schaften und Stånde unaufhörlich beschäftigt, die Gegenstände unsers Genuffes zu vervielfältigen, und sie immer anziehender für uns zu machen? Ist es aber nicht offenbar, daß jedes neue, zum Wohlleben gehörige Bedürfniß eine Begierde vorausseßt, die nicht auf Wahrheit, nicht auf Tugend, nicht auf etwas Geistiges, sondern bloß auf den Körper und seine Gemächlichkeit gerich

[ocr errors]

1

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »