ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

der Sanftmut oder Gelassenheit aber haben wir einen trefflichen Panzer gegen alle unsanfte Berührung der Welt.

Es erweisen sich also diese drei Tugenden, die Geduld, die Demut, die Sanftmut als eine ausgezeichnete Rüstung im Kampf des Lebens.

Werden wir die von Jesu geforderte Versöhnlichkeit, die dem Bruder, dem Nächsten (d. i. dem Ehemann, der Ehefrau, dem Kind) siebzigmal siebenmal vergibt, ungünstiger beurteilen? Der räjonnierende Normalmensch urteilt gewiß, wenn man dem Nächsten immer und immer wieder verzeihen wollte, so würden wir endlich ihr Spiel und Spott; es sei eine ungereimte Zumutung. Aber ich stelle die Gegenfrage: Wie weit bringt ihr's denn mit eurer Unversöhnlichkeit? Was kommt dabei heraus, wenn ihr dem Ehegespons oder dem andern Familienglied, das etwas Kleines oder Großes gefehlt hat oder gefehlt zu haben scheint, zürnet, eine Stunde, einen Tag, ein paar Tage, vielleicht Jahre? Was kommt dabei heraus, wenn dieser Anlaß zum Zürnen, zum Tadeln, zu sauren Gesichtern sich oft, vielleicht täglich wiederholt? Dann weicht am Ende der Unmut von eurer Stirne nicht mehr; vor euerm selbst= verständlich immer höchst gerechten Zürnen und Tadeln flieht alles Behagen des Hauses, die ganze Familie lebt in einer frostig ungemütlichen Atmosphäre; die Sonne des Lebens mit ihren Liebes- und Friedensstrahlen ist verdunkelt, und es ist im Hause chronisch partielle oder totale Sonnenfinsternis. Und eine solche Familie, ist schwach zum Kampf des Lebens, schwach gegen alle feindlichen Gewalten, allen auflösenden Einflüssen bloßgestellt. Zur rechten Arbeit und zu allem Guten fehlt da die Freudigkeit, und so geht alles mühsam, und wenn's noch schlimmer kommt, geht alles den Krebsgang. Wie steht's also? Antwort: Das Zürnen, Tadeln, Schelten, vollends das Nörgeln, Kritteln und die Unversöhnlichkeit machen uns und unsere Familien schwach. Der Mann aber, der uns befohlen hat, immer und immer gütig zu sein und siebzigmal siebenmal zu vergeben, hat uns eben damit stark machen wollen zum Leben und zu allem guten Thun.

Aber geht nicht doch die weitergehende Forderung Jesu, daß wir die Beleidigung und Vergewaltigung fernerstehender Menschen nicht mit Gewalt abtreiben, für die erlittene Unbill nicht unser Recht suchen sollen, über das Vernünftige und Ersprießliche weit hinaus? Ich gebe zu, daß das Wort vom Backenstreich und einige andere etwas anstößig paradox formuliert sind; aber ich bestreite, daß ihr Inhalt widersinnig ist. Die anstößige Formulierung richtiger Gedanken gehört zu den ewigen Vorrechten der großen Menschen. Was aber den Inhalt betrifft, so erlaube ich mir folgende Fragen: Was kommt denn dabei heraus, wenn wir nach der herrschenden Denkweise böses Wort mit bösem Wort, Beleidigung mit Beleidigung, Schlag mit Schlag vergelten? Doch in der Regel dies, daß unserm Gegenschlag der Gegengegenschlag folgt und so weiter in infinitum. und wir haben glücklich ein vergiftetes Verhältnis mit einem Nachbar, einem Kollegen, einem Mitbürger, und der Gewinnst davon ist Aerger, Bitterkeit, Lebensverwüstung auf Jahre, vielleicht auf Jahrzehnte hinaus. Das Böse wird also durch unsern Gegenschlag nicht überwunden, sondern am Leben erhalten, großgezogen und auf Jahre hinaus konserviert. Wie anders, wenn wir Jesu und dem ihm gleichgesinnten Apostel (vgl. Röm. 12, 19-21) gefolgt wären. Seht zu: Wenn du Gewalt nicht mit Gewalt abtreibst, dich für Beleidigungen nicht rächst, so hält dich der Feind vielleicht zunächst für feig und fühlt sich ermuntert, sein böses Thun zu wiederholen; aber, wofern du dich sonst als Mann vor ihm erwiesen hast, wird er nach

gerade stubig, daß du Gewehr bei Fuß stehen bleibst; ja er wird perplex; er ahnt in dir etwas, woran er und sein böses Thun nicht hinanreicht: wenn du nun gar, wie's Jejus und Paulus wollen, ihm statt Bösem Gutes erweisest, so wirst du vollends glühende Kohlen auf seinem Haupt_sammeln, d. h. ihm die Schamröte ins Gesicht treiben. Er wird sich seines bösen Thuns schämen, und so hast du ihn, den Bösen und seine Bosheit wirklich überwunden. Dieser Weg, das Böse zu überwinden, ist wahrlich kein Irrweg: Jesus selbst ist ihn gegangen; er hat nicht wiedergescholten, da er gescholten ward, hat seinen Feinden und Henkern nicht Böses erwiesen. Und der Effekt? Ist er dadurch schwach geworden? Gerade dadurch ist er geworden ein Herrscher der Geister. An seinem Schandholz stand geschrieben: „Jesus, der Judenkönig"; es stand zum Hohn. Und siehe da, jezt steht's daran im Ernst. Es stand daran in den drei Weltsprachen. Siehe da, es steht daran in allen Weltsprachen jezt in vollem Ernst, daß er der Juden und aller Menschen König ist. Er ist es geworden als der Dulder, der den Feinden nicht zürnte, den Bösen nicht widerstand, Backenstreich nicht mit Backenstreich vergalt, und den Bösen nicht wehrte, da sie ihm nicht bloß den Oberrock, sondern Leib und Leben aberkannten und nahmen. Und sein Weg ist unser Weg: Wollen wir das Böse aus der Welt schaffen, mit Revanchieren und Prozedieren werden wir's nicht erreichen. Mir nach! spricht Christus, unser Held. Und wahrlich, sein Weg ist nicht ein Weg des Unterliegens, sondern des Sieges. Mögen die Feinde allenfalls unsern Leib töten, so bleibt doch unser wahres Wesen jedem feindlichen Angriff unerreichbar und triumphiert durch den Gott, der teines seiner Kinder dem Tode überläßt.

(Fortsetzung folgt.)

Wochenschau.

Das Basler Sanatorium in Davos für Lungenkranke ist eröffnet. Was früher nur reichen Patienten möglich war, soll nun durch Mithilfe der Menschenliebe auch manchem Armen zu teil werden, Heilung in reiner Gebirgsluft. Das ist einmal etwas wahrhaft Erfreuliches, kein christlich sociales Gerede, sondern christlich sociales Werk. Und doch gibt es Leute, die in solchen Anstalten eine Verirrung sehen. Sie sagen, man sollte lieber sterben lassen, was sterben will, denn dadurch, daß man schwächliche Exemplare der menschlichen Rasse notdürftig am Leben erhalte, thue man der menschlichen Gesellschaft einen schlechten Dienst, weil damit der Durchschnitt verschlechtert, das Niveau herabgedrückt werde. Alle Veranstaltungen wie die Ferienversorgung kränklicher Schulkinder, Rekonvalescentenhäuser, Sanatorien, Gratisspitäler, Suppenverteilung seien nur scheinbar wohlthätig, in Wahrheit nichtsnubig, tief schädlich, schwächliche Gefühlsduselei. Die Leute, die so denken, sind viel zahlreicher, als man für möglich halten sollte, sie fangen an, Vereine und Gemeinden zu bilden; ihr Führer und Meister ist ein ehemaliger Basler Professor, persönlich ein höchst seiner Mensch, der schon während seinen Lebzeiten hochgefeierte, aber seit mehreren Jahren geisteskranke Friedrich Nietzsche. Man nennt ihn vielfach den scharfsinnigsten Denker und den glänzendsten Schriftsteller der Gegenwart. Die Wahrheit zu verteidigen bedarf es keines besondern Scharfsinns und keiner stylistischen Kunst; das Evangelium Jesus war so einfach und einleuchtend, daß Fischer und Zöllner seine Apostel sein konnten,

aber was nicht wahr ist, das braucht, um Eindruck zu machen, geniale Menschen und ganz besondere Kunst. Diese Genialität und Kunst ist Friedrich Nietzsche nicht abzusprechen. Auch muß man entschieden loben an ihm, daß er den Mut hat, so zu schreiben, wie er denkt, und daß er offen heraussagt, seine Anschauung sei dem Christentum entgegengesezt, sie sei bewußtes und gewolltes Heidentum.

Eine andere erfreuliche Kunde ist die friedliche Beilegung der seit Jahren zwischen England und den Vereinigten Staaten obschwebenden Streites wegen Venezuela. Ein Schiedsgericht hat den Handel, der noch vor hundert Jahren zu einem blutigen Völkerkrieg geführt hätte, erledigt und beide Nationen erfreuen sich dessen. Dieses Ereignis nimmt in den Zeitungen nicht so viel Raum ein, wie der Bericht über die Abendunterhaltung irgend eines unbedeutenden Vereins, der darauf hält, daß sämtliche Mitwirkende öffentlich gelobt werden, und doch bedeutet es einen großen Schritt in der Geschichte der menschlichen Civilisation. Dieser Schritt konnte nur von zwei Völkern gemacht werden, in denen der protestantische Geist, das selbständige Denken vorherrscht, und nur von zwei Völkern, die nicht monarchisch regiert werden, was bekanntlich auch mit England troß seiner Königin der Fall ist. Gewiß wird das Beispiel nachgeahmt werden, aber aufhören kann der Krieg erst dann, wenn zuvor die mächtigen Dynastien gefallen sind. Friedrich Nietzsche freilich würde, wenn sein Geist nicht umnachtet wäre, in der friedlichen Beilegung des Venezuela-Handels nur das Zeichen geistigen Rückschritts und einer totalen Verkommenheit erblicken.

Eine dritte erfreuliche Kunde ist, daß wieder ein neues Gewehr erfunden wurde, das die Kugeln weiter trägt und mörderischer wirkt, als alle bisherigen. Das kostet nun zwar ein großes Geld, weil alle kriegsbereiten Nationen ihre Artillerie entsprechend verbessern müssen, aber gleichzeitig ist es doch ein großes Glück, weil man sicher sein darf, daß, so lange das Umgießen des groben Geschüßes dauert, wir uns des Friedens erfreuen dürfen. Auch ist nicht unmöglich, daß in den paar Jahren, welche das Umgießen fordert, das neueste Gewehr abermals von einem noch bessern überholt wird, so daß wir diesen andauernden Fortschritten der Technik schließlich immer wieder den Frieden verdanken, weil keine Macht losschlagen will, ohne daß sie die neueste Waffe hat.

Schweizerische Predigergesellschaft.

Die schweizerische Predigergesellschaft wird sich im Jahre 1897 in Chur versammelu und folgende Themata behandeln :

1. Das Evangelium Jesu Christi und die Moralphilosophie der Gegenwart. Referent: Pfarrer L. Ragaz in Chur; Korreferent Pfarrer N. Hauri in St. Gallen.

2. Wie hat die Kirche unter den heutigen Verhältnissen den Armen das Evangelium zu verkünden? Referent: Pfarrer G. Benz, Sekretär des evangelisch-socialen Vereins in Basel; Korreferent: Pfarrer G. Pflüger in Dußnang (Thurgau). Die Festpredigt hat Antistes A. v. Salis in Basel übernommen. Ehrenpräsident ist Dekan Herold, Festpräsident Professor Hosang, beide in Chur.

Zu kaufen gesucht die Jahrgänge 1893, 1894 und 1895 des Schweizer. Protestantenblattes. Offerten gefl. an die Erpedition des Blattes, Steinenvorstadt 15.

Druck und Erpedition von Z. Frehner, Steinenvorstadt 15, Vajel.

Zwanzigster Jahrgang.

No 4.

Samstag, 23. Januar 1897.

Schweizerisches Proteftantenblatt.

Herausgeber:

Pfr. A. Altherr in Basel, Pfr. §. Andres in Bern, Pfr. W. Bion in Zürich, Pfr. O. Brändli in Basel, Pfr. A. Steiger in Basel.

Wir sollen nur nicht in Sinn nehmen, daß der heilige Geist gebunden sei an Jerusalem, Rom, Wittemberg oder Vasel, an deine oder eine andere Person. In Chrifto allein ist die Fülle der Gnade und Wahrheit.

Oecolampad an Luther.

Grscheint auf jeden Samstag. Man abonniert auf jedem Postamt der Schweiz und des Auslandes. Preis halbjährlich franko zugesandt 2 Fr. für die Schweiz, nebst Postzuschlag für das Ausland. Arme können das Blatt auf der Erpedition, Steinenvorstadt 15, abholen.

Inhalt: Zum Gedächtnis eines Toten. Dr. A. Bolliger: Der Kampf ums Dasein und die Lebensordnung Christi. (Ein Vereinsvortrag.) IV. A. Altherr: Wochenschau. H. Andres: Aus dem Kanton Bern. — Albert Bizius über die Jesuiten. Kirchliche Personalnachrichten. Anzeigen.

Zum Gedächtnis eines Toten.

Ein Jahr vorbei!

Licht war der Tag wie heut'.

Die Sonnenfunken lagen duftverstreut
Wie Golditaub über blendend weißem Schnee.
Da faßte schweigend dich das letzte Weh
Dit blasser Hand im dämmerndem Gemach,
Und durch die Lüfte rauscht' ein falb' Gefieder;
Am hellen Mittag schwang es sich hernieder,
Am Mittag stieß von deines Hauses Dach
Der Totenvogel seinen heisern Schrei.
Ein Jahr vorbei.

Ein Jahr vorbei.

In Lüften Schnee und Sturm.

Des Friedens Himmelsstimme rief vom Thurm.

Sie führten einen müden, stillen Mann,

Mit seiner Ehre Zeichen angethan,

Zur lezten Ruh'.

Wie lang schen schläfft du drüben!
Doch will sich tiefer mir die Seele rüben,
Drückt seine Spur Verlust mir um Verlust

Wie ist's mein Trost, daß ich dir näher sei:

Ein Jahr vorbei!

Fr. Bopp.

Der Kampf ums Dasein und die Lebensordnung Chrifti.

IV.

Gehen wir weiter. Den alleranstößigsten Teil der Lebensordnung Christi bildet wohl der Befehl: Sorget nicht, was ihr essen und trinken werdet, forget nicht für den kommenden Tag. Ueberlaßt solches Sorgen den Heiden. Ihr aber sollt Gott vertrauen, der Sperlinge nährt und Lilien kleidet. Wie vielmehr euch, ihr Kleingläubigen! Dem gegenüber sagt der Normalmensch: Da hört alles auf. Wenn wir solchem Befehl gehorchen wollten, so würden wir elend zu Grunde gehen.

Ich erlaube mir die Frage: Wie viel Franken hast du denn wohl mit deinem Sorgen und kümmern, mit all deiner Furcht vor der Zukunft schon erworben? Ich sage: auch nicht einen und auch nicht einen Bazen und nicht das kleinste Stücklein Brot. Es ist doch Thatsache: mit deinem redlichen Wollen allein, resp. mit deiner Arbeit an jedem heutigen Tag hast du dir und den Deinen das Nötige verschafft. Dein Kummer aber, der dem heutigen Tag vorauseilend zur Arbeitslast des Heute jeweilen noch in vorgreifender Angst die Last der kommenden Tage trug, hat nie den kleinsten Stein aus deinem Wege geräumt, nie auch nur den kleinsten Teil deines Unterhaltes beschafft. Noch schlimmer: Dein Kummer war nicht nur gänzlich unfruchtbar, also unnüz, sondern positiv schädlich. Deine Sorge hat nämlich durch ihre zudringliche Anwesenheit deinen freien Ausblick gehemmt, deine ruhige Ueberlegung geschädigt, deinen Willen gelähmt, ja deine Gesundheit und damit das Werkzeug, mit dem du die Welt bezwingen sollst, untergraben.

Also behält Jesus doch wieder Recht: Die Sorge, die Furcht vor der Zukunft, nügt nichts, ja sie ist positiv schädlich, ruinös. Mithin hat er uns, da er uns das Sorgen verbot, zum Lebenskampf wieder nicht schwach, sondern stark machen wollen.

Verstehen wir ihn doch nur recht! Er hat uns nicht die Arbeit, nicht das Denken, auch nicht die Fürsorge für kommende Tage und Jahre verboten. Verboten hat er uns bloß die Sorge, d. i. die Angst vor der Zukunft; und es ist eine leidige Sache, daß in unserer deutschen Sprache jene gottgeordnete Fürsorge und die böse Sorge mit dem nämlichen Wortstamm bezeichnet werden. Jesus hat die alttestamentliche Ordnung, daß wir arbeitend die Erde und ihre Güter uns unterthan machen und im Schweiße unseres Angesichts unser Brot essen sollen, nie aufgehoben und nie aufheben wollen. Was anderes thut er in der berühmten Stelle der Bergpredigt: Er sagt uns: Tragt am heutigen Tag die Last des heutigen Tages, mühet euch redlich ab; wirket, so lange es Tag ist. Aber die Last des morgenden Tages last heute hübsch liegen; die einzige rechte Art der Fürsorge für die Zukunft ist die, daß ihr heute eure Pflicht thut; man baut das Leben nur, indem man jedes Heute redlich wirkend ausnüßt. Das Morgen aber mit seinen neuen Lasten, Gefahren, Bedürfnissen überlaßt ruhig dem Vater im Himmel, der allein ein Herr der Gegenwart und der Zukunft ist. „Thut ihr nur das Eure, er thut das Seine dann gewiß, wie zw. Wirth vor Jahren in einer Predigt diese christliche Grundordnung formulierte. Sorgt er schon für Sperlinge und Lilien, die nicht viel wert sind, die nicht säen noch ernten, nicht spinnen noch arbeiten, wie vielmehr wird er für euch sorgen, die ihr mehr wert seid in Gottes Augen, die ihr in redlicher Arbeit das Eure thut, ihr Kleingläubigen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »