ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

nicht urtheile noch ansche nach den Augen, sondern nach dem Hören und dem Worte. Wie ein Schäfe lein, das hat sein Leben von dem Hören; wenn es seines Hirten Stimme nicht hört, so läuft es unter die Wölfe. Denn ohne des Hirten Stimme kann man's nicht halten. Wo es dieselbe hören kann, so bleibt's sicher. Wo es aber des Hirten Stimme verliert, so ist alle Freude und Sicherheit aus, und muß sich allenthalben fürchten, scheuen und irre laufen. Eben also ist es mit einem Christen auch, wenn er das Wort verleuret, so ist auch aller Trost aus. Wenn er aber am Worte fest hält, so sichet er seinen Hirten Christum, und alles was Christus ihm erworben und verheißen hat, nämlich, Verge bung der Sünden und das ewige Leben. Gehet also in voller gewisser Hoffnung hin, iffet, trinket, arbeitet, und thut was ihm befohlen ist; ja er leis

und muß sterben wie andere, so an Christum nicht | glauben; was liegt daran? Ich habe aber meines Hirten Stimme, die mir auf das freundlichste zu spricht: Wer an mich glaubet, der wird den Tod nicht sehen ewiglich." Item, "Ich lasse mein Leben für meine Schafe." Darum zweifle ich gar nicht, mein treuer Hirte, Jesus Christus, kennet mich. Es bleibt aber solches Kennen verborgen, auf daß der Glaube Raum habe, sonst wo wir so bald aus der Taufe rein und unsterblich gingen, so dürften wir weder des Worts noch Glaubens. Weil aber das Wort noch bleibt, so muß es geglaubt, und nicht gar erfahren sein, bis an jenen Tag, da wir's nicht mehr glauben, sondern im Werk sehen und erfahren werden. Also ist gar kein Zweifel, wenn ein Mensch getauft wird, so wird er in der Taufe vor Gott so schön und hell, als die liebe Sonne, daß gar keine Sünde mehr da bleibt, sondet wohl auch mit Freuden, was ihm zu leiden aufvern eitel und ewige Gerechtigkeit. Denn also sagt gelegt wird. Denn er hängt mit den Ohren an Christus selbst: Wer glaubt und getauft wird, seines Hirten Stimme und Munde, und gewöhnet der wird selig." Aber solches läßt sich äußerlich sich, daß er nicht urtheile nach dem er siehet und nicht sehen. Dennoch ist's wahr, so ferne man das fühlet, sondern nach der Stimme wie sie lautet. Urtheil nach dem Wort und nach des Hirten Stimme Das ist nun, daß Christus hier sagt: „Ich kenne stellen will. Darum lieget alles an dem, daß man die Meinen, und bin bekannt den Meinen: gleich am Worte halte, und bleibe fest daran bis zu sei wie mich mein Vater kennet, und ich den Vater ner Zeit, da es in dem zukünftigen, seligen und kenne: und ich lasse mein Leben für sie." Das ewigen Leben wird offenbaret werden, wie wir's sollen wir lernen, und unsere Herzen also gewöhjezt im Worte hören und glauben. Denn gleichnen, daß wir uns nicht dran ärgern, ob gleich die wie das jezige und jenes Leben zwei unterschied: liche Leben sind; also ist's nicht möglich, daß man hier in diesem Leben das gar und ganz fühle, das man dort fühlen und erfahren wird.

[ocr errors]
[ocr errors]

Christen leiden und sterben müssen, wie andere Menschen. Denn das ist die rechte Weisheit und güldene Kunst der Christen, daß sie können sagen: Des äußerlichen Lebens halb sehe ich keinen Unter schied zwischen Christen und Unchristen; ja, den Chri

Darum ist's eine große Kunst, einen Christen kennen. Ja, man kann ihn hier auf Erden nichtsten gehet's gemeiniglich ärger und müssen hundertrecht kennen. Denn welcher Mensch kann sagen, daß er im ewigen Leben sei? Gleichwohl müssen wir bekennen, ist auch die lautere Wahrheit, daß ein Kind, welches noch mit Tod, Sünde und allem Unglück beladen ist, da man kein ewiges Leben an: fiehet, von seiner Taufe bald anhebt, ewig zu leben. Wie gehet das zu? Sichet man's doch nicht, son dern man siehet nur das alte Leben. Aber über dasselbe alte und sündliche Leben hat Gott ein ewi ges Leber gemacht, darin wir bereits (dem Wort und Glauben nach zu rechnen) leben, ob wir's gleich noch nicht sehen noch fühlen. Das heißt denn einen Christen recht erkennen, daß man ihn |

mal sich mehr leiden und Böses ausstehen, denn andere Leute. Aber im Worte sehe ich einen grofen, trefflichen Unterschied, nämlich, daß Christen und Unchristen unterschieden sind, nicht nach ver Nase oder äußerlichen Frömmigkeit; sondern daß fie ihres Hirten Stimme haben und hören. Die selbe aber hören die Heiden, Türken und Juden nicht; die Heuchler, falschen Christen, die durch ihre Werke den Himmel verdienen wollen, auch nicht. Vielweniger hören dieselben die Tyrannen und der widerchristische und epicurische Haufe, der Papst, sammt seinen Geistlofen: sondern allein die Schäflein des Herrn Christi. Sonst nach dem äußer

lichen Ansehen und weltlichen Wesen zu rechnen, wird man keinen Unterschied finden.

Daß aber der Herr von andern Schafen sagt, die er auch herzu führen soll, auf daß ein Hirte und eine Heerde werde," folches hat sich alsbald nach Pfingsten angefangen, da das Evangelium in aller Welt, durch der Apostel Predigt erschollen ist, und gehet noch bis zu Ende der Welt. Nicht dermaßen, als sollten alle Menschen sich bekehren und das Evangelium annehmen. Denn da wird nichts aus; der Teufel läßt's dazu nicht kommen. So ist die Welt ohne das dem Wort

[ocr errors]

feind und will ungestraft sein. Derhalben werden für und für mancherlei Glauben und Religion in der Welt bleiben. Das aber heißt, ein Hirte und ein Schafstall," daß Gott alle, so dem Evangelio glauben, um Christi Willen zu Kindern aufs nehmen will, es seien Juden oder Heiden. Denn das ist die rechte, einige Religion, diesem Hirten und seiner Stimme folgen.

Das verleihe uns der treue und einige Hirte und Bischof unsrer Seelen, Jesus Christus, sammt dem Vater und dem heiligen Geist, welchem sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

Predigt am Sonntage Jubilate,

über das Evangelium Joh. 16, 16-23.

eber ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen, denn ich gehe zum Vater. Da sprachen etliche unter seinen Jüngern unter einander: Was ist das, das er faget zu uns: Ueber ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen, und daß ich zum Vater gehe? Da sprachen sie: Was ist das, das er saget: Ueber ein Kleines? Wir wissen nicht, was er redet. Da merkte Jesus, Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Davon fraget ihr unter einander, daß ich gefaget habe: Ueber ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen, ihr aber werdet traurig sein; doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehret werden. Ein Weiß, wenn sie gebieret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist kommen; wenn sie aber das Kind geboren hat, denket sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, daß der Mensch zur Welt geboren ist. Und ihr habt auch nun Traurigkeit; aber ich will euch wieder sehen; und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Und au demselbigen Tage werdet ihr mich nichts fragen.

Dieses Evangelium ist ein Stück von der Trost | predigt, welche der Herr seinen Jüngern des Abends über Tische thut, da er bald hernach im Garten von Juda verrathen und von den Juden gefangen worden ist. Und gehet sonderlich solcher Troft dahin: ob wohl die Jünger über den schmäh: lichen Tod des Herrn geärgert und heftig darüber bekümmert werden, so soll doch solche Kümmerniß

nicht lange währen; denn er, der Herr, werde nur ein Kleines von ihnen sein; darnach werden sie ihn wieder sehen, wenn er von Todten auferstehet, und sich sein freuen und solcher Freude in Ewigkeit genießen. Nun meldet Johannes mit vielen Worten, wie die Jünger solche Predigt nicht verstanden, und sich in das Kleine," da der Herr hier von sagt, nicht haben richten können. Derhalb muß es ihnen

[ocr errors]

der Herr erklären, und sie verstehen's dennoch nicht. | dern für alle Christen, daß sie an dem Wörtlein Wie es nun den Jüngern sauer worden ist; also Modicum (über ein Kleines) lernen sollen, daß sie erfahren wir auch, daß wir aus dem Kleinen uns es in aller Anfechtung können practiciren und sich nimmermehr verrichten können, und uns eben das trösten: Es sei nur um ein Kleines zu thun; darim Wege liegt, das die Jünger an solchem Ver nach müsse das Leid verschwinden, und aller Trost stande hinderte. Denn da die Anfechtung herdrang, und Freude sich finden. und sie den Herrn Jesum so schmählich und elendiglich sterben sahen, da konnten sie nicht gedenken, daß es nur ein Kleines wäre; sondern so stunden ihre Herzen: Es wäre nun mit dem Herrn Christo gar aus, und würde fortan an ihnen sein, daß man eben mit ihnen, wie mit ihrem Meister, fahren und umgehen würde. Daß sie aber sollten gedacht ha: ben, es wäre nur um zween Tage zu thun, da würde der Herr von den Todten in ein ewiges Leben auferstehen, und ihnen hier auf Erden wider die Welt, Teufel, Sünde und Tod helfen, bis er sie endlich auch selig machte, da ward nichts aus. Darum meldet Johannes hernach, wie sie am Oster tage aus Furcht der Juden das Haus verriegelt und schlecht nicht haben glauben wollen, daß Christus von Todten auferstanden sei, obgleich die Weiber, Petrus und die andern zween Jünger solches ihnen sagten. In Summa, sie konnten's nicht glauben, daß es nur um ein Kleines zu thun wäre. Sie dachten, Christus würde also ewig im Tode bleiben, wie andere Menschen; sonst würden sie nicht so getrauert, sondern seiner Auferstehung mit Freuden gewartet und derselben sich getröstet haben. Eben also gehet's uns auch; wenn Gott ein Unglück über uns läßt kommen, da ist's bald der erste Gedanke: Wir müssen am Heft bleiben, da sei weder Hülfe noch Rath. Es will fich in uns weder sagen noch singen lassen, daß es nur um ein Kleines zu thun sei, und Gott bald und unversehens sich mit seiner Gnade und Hülfe werde sehen lassen. Darum werden wir kleinmüthig, kön nen nichts, denn schreien und klagen. So doch, wie St. Paulus sagt, wir uns der Anfechtung freuen und rühmen sollten: nicht allein der künftigen Hülfe halber, die nicht kann außen bleiben, wenn wir nur glauben und an dem Wort halten, son: dern auch darum, daß wir durch's Kreuz, als durch eine gewisse Probe, mögen erkennen, daß wir Got tes Kinder sind, wie wir unten weiter melden wol len. Also ist nun dieses Evangelium eine schöne Troftpredigt, die nicht allein für die Jünger, son

Auf daß nun solcher Trost desto baß möge gefasfet werden, wollen wir jeßt insgemein vom Kreuz und Leiden reden. Die Vernunft hält's dafür, wo Gott ein Auge auf uns hätte und uns liebete, so werde er allem Unglück wehren und uns nichts leiden lassen. Weil aber jegt da, jest dort alle Widerwärtigkeit auf uns wächst, da schleußt sie: Gott hat mein entweder vergessen oder ist mir feind und will mein nicht; sonst würde er mir helfen und mich nicht so jämmerlich liegen und zappeln lassen. Wider solche Gedanken aber, die wir von Natur haben, müssen wir uns mit Gottes Wort rüsten, und nicht nach dem uns dünkt, sondern das Wort uns vorsagt, urtheilen. Denn urtheilen wir außer und ohne das Wort, so ist unser Urtheil falsch und verführt uns. Was sagt nun das Wort? Erstlich, daß auch nicht ein Härlein von unserm Kopf ver fallen könne, es sei denn der Wille Gottes. Ber nun nach solchem Wort unsers lieben Herrn Christi urtheilet, der wird schließen müssen, es sei gleich Teufel und Welt so stark und mächtig fie immer wollen, so vermögen sie doch nicht das geringste wider einen Christen, es sei denn der Wille Gottes. Wie der Herr Christus ein Gleichniß von den Sperlingen giebt; das ist ein unnüger Vogel, der mehr Schaden thut, denn er nüßet; und dennoch sagt Christus, derselben falle keiner auf die Erde und komme nicht um, es sei denn der Wille des Vaters im Himmel, Matth. 10. im Himmel, Matth. 10. Da muß ein Christ gewiß schließen, will er anders Christum nicht Lügen strafen, daß Gott mehr an einem Menschen, denn an vielen Sperlingen gelegen ist; wie Christus selbst am selben Orte sagt. Derhalb wird er sie in guter Acht und Hut haben, und beiden, Teufel und Welt, nicht so viel Macht lassen, daß sie wider einen Christen könnten thun, was sie wollten. Thun sie ihm aber etwas, so wird Gott wohl darum wisseu, und seinen Willen zuvor dazu gegeben haben, sonst müßten sie es wohl lassen. Das ist eins, dvs merke wohl, auf daß du nicht denkest, wenn es dir übel gebt, Gott habe dein vergessen; so er an dich

"

So ihr nun die Züchtigung erduldet, so erbeut sich euch Gott als Kindern. Denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtiget? Seid ihr aber ohne Züchtigung, welcher sie alle theilhaftig worden sind, so seid ihr Bastarde und nicht Kinder." Item, So wir unsere leiblichen Väter zu Züchtigern gehabt und sie gescheut; sollten wir denn uicht viel: mehr unterthan sein dem geistlichen Vater, daß wir leben? Und jene zwar haben uns gezüchtiget wes nige Tage nach ihrem Dünken; dieser aber zu Nug, auf daß wir seine Heiligung erlangen. Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein. Aber darnach wird fie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt find." Dieser Spruch zeiget nicht allein, daß die Strafe, die Gott auf uns legt, eine Liebesstrafe, und nicht eine Zornstrafe sei; sondern, daß sie eine väterliche Liebesstrafe sei. Der: halb sollen wir ja nicht denken, wenn wir die Strafe fühlen, daß Gott mit uns zürne, oder wolle unser nicht. Denn eben darum ftrafet er uns, daß wir Kinder sind, und beim Erbe bleiben und davon nicht verstoßen werden sollen.

gedächte, würde dir's anders gehen: denn er gedenkt | und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst. an dich, und läßt dir's dennoch übel gehen. Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er, Da findet sich alsbald ein anderer Gedanke, | und stäupet einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt. der noch gefährlicher ist. Denn so ich's dafür soll halten, das Unglück, welches ich leide, das habe Gott über mich verhängt, da fährt die Vernunft weiter und schleußt: Gott muß es nicht gut mit mir meinen; sonst würde er mich nicht so lassen plagen, er würde mich des Leides überheben und mir gnädig sein. Wo denn das Gewissen hierzu schlägt, und die Sünden uns unter Augen kommen, da ist's zumal Mühe, daß man nahe an Gott vers zweifeln, ihm feind werden, von ihm sich wenden, und anderswo, da es Gott. verboten hat, Hülfe suchen will. Denn uns dünkt, es wäre viel eher zu gedulden, und weit geringer, wo das Unglück vom bösen Feind oder bösen Leuten uns wäre zu gefügt, denn daß es Gott also über uns verhängen soll. Da ist nun wieder Noth, daß wir mit Gottes Wort gefasset sein, und der Vernunft und ihrem Urtheil nicht nachhängen. Denn da müßten wir gewißlich entweder in Verzweiflung fallen, oder Gott feind werden, und sein gar nichts achten. Nun was sagt das Wort hiervon? St. Paulus spricht 1. Cor. 11: „Wenn wir uns selbst richteten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtigt, auf daß wir nicht sammt der Welt verdammt werden." Das ist je ein klarer Spruch, daß Gott die, so er zum ewigen Leben erhalten und bewahren will, züchtiget und strafet, und ihnen nicht kann feind sein, und daß sie dennoch müssen allerlei Unglück, Kreuz und Anfechtung leiden. Derhalb sollen wir in der Anfechtung an solchen Spruch uns halten. Einer hat dieses, der andere ein anderes Anliegen, welches er wollte gern überhoben sein; wenn er aber dran gedenkt: Siche, wäre diese Anfechtung nicht, so würs dest du in diesen oder andern Unrath fallen, Gott thut dir's zum Besten, auf daß er dich in seiner | Furcht halte, dich zum Worte und Gebet treibe; alsdann wird sich's fein finden, daß Gott nicht davom Kreuz hernieder". Eben wie nun Gott seinen rum strafet, daß er uns feind sei; sondern daß er gegen uns seine Liebe erzeige, und uns vor dem ewigen Jammer bewahre.

Auf diese Weise führet die Epistel an die He bräer den Spruch Salomo, Sprüchwört. 3: Mein Sohn, achte nicht geringe die Züchtigung des Herrn,

|

Eben nun, wie das Wort vom Kreuz und Leiden uns vorpredigt, also sehen wir's in Erempeln auch. Wer kann doch, darf oder will sagen, daß der allmächtige, himmlische Vater seinen einge bornen Sohn, Christum Jefum, nicht habe lich gehabt? Und dennoch siche sein Leben und Sterben an, ist nicht die Liebe dermaßen verborgen, daß, wer dem äußerlichen Ansehen nach wollte urtheilen, müßte sagen, Gott sei ihm von Herzen feind und achte sein weit, weit weniger, denn der gottlosen Juden, die allen ihren Muthwillen mit ihm übten? Wie Jesaias sagt: "Wir achteten ihn als den, der von Gott geschlagen war." Und die Juden am Kreuz spotteten sein: "Ist er Gottes Sohn, so steige er

Sohn hier auf Erden gehalten hat; also will er alle Christen auch halten. Wie Christus selbst spricht: "Der Knecht ist nicht größer, denn sein Meister. Haben sie mich verfolget; sie werden euch auch verfolgen." Und die Epistel an die Hebräer, wie jest gehöret, sagt über die Maßen fein: "So ihr ohne

"

Züchtigung seid, welcher alle Kinder Gottes theils | dahin bewegen, daß er verbotene Mittel und Hülfe haftig worden sind, so werdet ihr nicht Kinder, son fuchen wollte: sondern er wartet auf Gottes Hülfe dern Bastarde sein." Also siehet man, wie Schrift und bittet darum. und Exempel fein zusammen stimmen, daß wir Gottes gnädigen Willen erkennen, und nicht gedenken follen, wenn es uns übel gehet, als habe Gott unser vergessen, und wolle unser nicht; sondern sollen die Anfechtung für eine gewisse Anzeigung der Liebe Gottes annehmen, und nicht zweifeln, weil uns Gott also heimsuchet, wir sein feine lieben Kinder. Nun soll man aber auch die Ursache lernen, warum doch Gott mit seinen Kindern so unbarm herzig (wie es scheinet) umgehet, und sie stets unter der Ruthe hält. Solche Ursache zeigt St. Paulus an, da er spricht: „Wir werden vom Herrn gezüchtiget, auf daß wir nicht mit der Welt ver: dammet werden." Item David, Ps. 119: „Es ist | mir gut, Herr, daß du mich gezüchtiget hast, auf daß ich dein Recht lernete." Und Jesaias am 28: Vexatio dat intellectum, Der Unfall allein lehret ¦ auf das Wort merken." Denn gewiß ifts, wo Gott uns Alles gäbe, das wir gern hätten, und vor allem Unglück bewahrete, so würden wir sicher und unsrer Sünde nicht Acht nehmen, auch weder au das Wort, noch au das Gebet gedenken. Wenn aber jezt da, jest dort der Hagel herein schlägt, und jest die, bald eine andere Widerwärtigkeit sich findet, da hat man Uksache, daß man nicht allein zum Gebet eile, sondern auch daran gedenke, wie wir mit unsern Sünden solche Strafe wohl verdienet haben, und derhalb unser Leben fortan desto flei ßiger anschicken und bessern, auf daß die Strafe wieder weggenommen oder gelindert werde. Wie die Epistel an die Hebräer spricht: Unser Vater im Himmel züchtiget uns, uns zu Nuß, auf daß wir feine Heiligung erlangen." Derhalb, wo ein Chrift das Kreuz fühlet, da soll er sich nicht lassen weich machen, daß er nicht mehr denn weinen und klagen wollte. Er soll gedenken: Ich habe einen gnädigen Gott im Himmel, der hält mich, wie alle seine Kinder, und will durch solche Anfechtung, Schaden und Widerwärtigkeit mich meiner Sünden erinnern und mich zur Buße vermahnen, daß ich frömmer werden und mich vor Sünden bewahren soll, und sein Kind bleiben. Wer solches thut, der braucht des Kreuzes recht, und wird nicht ungeduldig im Leiden; läßt sich derhalb auch durch Ungeduld nicht |

[ocr errors]

Denn das ist das vierte Stück, nachdem man weiß, daß außer Gottes Willen uns nichts widerfahren kann, und daß es Gottes gnädiger Wille sei, wo er uns etwas widerfahren läßt, daß man alsdann weiter wissen und glauben soll, daß Gott mit der Anfechtung auch das Ende und die Errettung schaffen werde, wie der heilige St. Paulus sehr fein spricht, 1. Cor. 10: "Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen; sondern machet, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr's könnet ertragen." Und auf dieses Stücklein reimet sich sonderlich, daß der Herr hier von dem Modico (dem Kleinen) sagt: „Es soll nicht lange währen, eure Traurigkeit soll zur Freude und zur ewigen Freude werden." Da finden sich aber zwei treffliche Ursachen, daß man's nicht für ein Kleines halten, und es derhalb mit dem Glauben nicht hernach will. Die erste ist: daß die Anfechtung gar zu groß und heftig ist, daß uns dünkt, wir müssen drüber bleiben, da sei keine Kraft noch Macht mehr, daß man könne länger halten. Wie man an dem König Hiskia siehet, Jef. 37. Da des Königs von Affyrien Erzschenk die Stadt Jerusalent aufforderte, da schickte Hiskia zum Propheten Jesaia, und ließ ihm diese Worte sagen: „Das ist ein Tag des Trübsals, Scheltens und Lästerns. Denn die Kinder sind bis an die Geburt kommen, und ist keine Kraft da zu gebären." Und der Herr braucht hier auch dasselbe Gleichniß von einem gebärenden Weibe. Da läßt sich's ansehen, als müsse Kind und Mutter bei einander bleiben. Denn der Christen Anfechtungen sind nicht schlechte, keine Anfechtungen; wie man im 69. Pf. siehet, da Ehristus selbst schreiet und klaget: "Gott hilf mir, denn die Wasser gehen mir bis an die Seele, ich versinke im tiefen Schlamme, da kein Grund ist. Ich bin in tiefen Waffern, und die Fluth will mich erfäufen. Die andere ist, daß wir keinen Weg, Mittel noch Weise sehen, dadurch uns könne geholfen wer den. Da schließen wir, es sei aus mit uns, und können nicht glauben, daß es nur um ein Kleines zu thun sei. Da dienet nun sonderlich das Gleichniß zu, das der Herr hier führet, von einer Frau, die in Kindesnöthen ist. Da läßt sich's auch anse

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »