ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

kenden, steigenden und fallenden Linien der Landschaft reden, wir müssen die Töne, die an unser Ohr schlagen, in schnellerem oder langsameren Rhythmus, in sich hebender oder senkender Folge, als aufundabwogende Empfindungen und Gedanken, die nichts anderes als Analogieschlüsse sind, deuten, und der Verstand ordnet und teilt und verbindet die Anschauungen in Analysis und Synthesis, wie die tastende Hand an den Dingen, die sie greift, experimentiert vom Kindesalter an, sie wendet und zerlegt und zusammmensetzt; und den Werkzeugen in der Hand gleichen die Begriffe des Verstandes.1)

Ob wir nun Anschauungen oder Vorstellungen oder Begriffe bilden, wir bleiben immer nur im Bildlichen, im Metaphorischen, wie es die innere geistige Verarbeitung der äußeren Eindrücke mit sich bringt, haften.

Aber wie die Nötigung, uns zum Maße der Dinge zu machen, in uns selbst liegt, so muß auch eine Harmonie zwischen dem Geiste und den Dingen an sich, die wir nicht erkennen, walten, da wir sonst nicht die Brücke der Analogie vom Inneren zum Äußeren bauen könnten. Die Mechanik der Ätherschwingungen und die Empfindungsfähigkeit der Seele sind gleichsam auf denselben Ton gestimmt; es ist ein und dasselbe Prinzip, welches als Naturkraft und als „,bewußtseinsfähige ideale Wesenheit" wirksam ist. Es muß eben eine Harmonie zwischen Welt und Gott, zwischen Welt und Mensch bestehen, die beide von der allgegenwärtigen Gotteskraft erfüllt sind; es ist eine tiefe Wahrheit in dem Goethe'schen Spruche:

Wär nicht das Auge sonnenhaft,

Die Sonne könnt' es nie erblicken;

Läg' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt' uns Göttliches entzücken?

Auch die Erkenntnistheorie führt notwendig zum Monismus; nur die Abstraktion vermag Symbol und Inhalt, Erscheinung und Ding an sich, die spontane Thätigkeit der Seele und die Welt, die von dieser unabhängig ist, zu sondern. Anschauungen ohne Begriffe sind blind, Begriffe ohne Anschauungen sind leer, sagt Kant. —

Aber das Metaphorische in unserem Denken, speziell in der Philosophie, bekundet sich nicht nur darin, daß wir in der 1) Vgl. Paulsen a. a. O. S. 423.

Metaphysik und in der Erkenntnistheorie das Verhältnis von Innerem und Äußerem, wie wir es in uns erleben, zur Synthese zwischen Geist und Welt überhaupt gestalten und so zum Weltprinzip machen müssen, daß wir die aus jenem notwendig folgenden Anschauungen und Vorstellungen in die Dinge selbst übertragen, sondern auch darin, daß die Begriffe selbst metaphorisch von der einen Sphäre in die andere hinüberspielen und daß, was ursprünglich nur „bildlicher" Begriff war, als Wirklichkeit, als Wissenschaft gesetzt wird.

Durch das gesamte Denken diesen Prozeß des Metaphorischen zu verfolgen, würde eine Geschichte der menschlichen Irrtümer bedeuten;1) wir mögen uns hier auf paar Beispiele, wie sie die Entwickelung der Philosophie an die Hand giebt2), beschränken.

Wie die Sprache in uns dichtet, leise, faßt unbewußt den Poeten von Reim zu Reim und somit auch von Anschauung zu Anschauung führend, so, denkt sie auch in uns; sie übermittelt uns fertige Begriffe und zieht uns in deren Bann. Wohl eignen wir uns durch sie die Errungenschaften einer jahrhundertealten Entwickelung des geistigen Lebens an. Aber es hat auch seine Schattenseite: mögen wir uns selbst zu verstehen suchen, sagt Eucken treffend, mögen wir das Verhältnis zu unseren Mitmenschen ordnen, mögen wir über Welt und letzte Dinge grübeln, immer bringt uns die Zeit in den Begriffen ein eigentümliches Bild entgegen, immer zieht sie uns durch sie unvermerkt in ihre Bahnen; immer steht unsere Arbeit unter dem bestimmenden Einfluß verborgener Voraussetzungen, fertiger Urteile. So nur ist es erklärlich, wie fest die alten Vorurteile haften, wie unausrottbar der durch Jahrhunderte hin gepflegte Irrtum ist.

In ihre herrschenden Begriffe

führt Eucken aus

legt die

1) Wer die Irrtümer unserer Zeit auf allgemein-geistigem Gebiete studieren will, der muß das ,,Rembrandt"-Buch lesen. Es ist von den schillernden Zeitphrasen durch und durch beherrscht; und besonders lehrreich ist es, den Prozeß zu verfolgen, wie das Metaphorische in einem geistreichen und geistreichelnden Kopfe fortwuchern kann, bis es die Blüte barsten Unsinns zeitigt; sein Wort,,im Sumpfe wachsen schillernde Blumen" trifft ihn selbst. 2) Ich folge dem schönen, gerade für die gährende Gegenwart mit ihren herrschenden und irreführenden Schlagwörtern außerordentlich wichtigen Werke von Rudolf Eucken, „Die Grundbegriffe der Gegenwart" 2. Aufl. Leipzig, 1893.

Zeit ihre Liebe und ihren Haß; ihr Denken und ihr Empfinden. In ihren Begriffen spiegelt sich die Besonderheit der Zeit.

[ocr errors]

Die unsrige man denke an Entwickelung, Anpassung, Kampf ums Dasein, Erfahrung u. a. — beherrschen die Naturwissenschaften. Ihre Scheu vor philosophischen Erwägungen verführt sie, komplizierte Begriffe als schlicht gegebene zu übernehmen, z. B. den Begriff der Thatsache so handgreiflich zu fassen, als sei die tiefe Kluft zwischen Denken und Sein plötzlich überbrückt und ein naiver Unschuldszustand wiederhergestellt. Aus der mechanischen Naturauffassung werden die Begriffe kühnlich auf das Geistige übertragen, und man spricht von einem Mechanismus der Seele, ohne sich des Bildlichen noch bewußt zu sein, ja mit völliger Abweisung aller Metaphysik, aller Zweckbetrachtung. Das „Ideale“ gilt als Illusion, und der Materialismus wandelt die Naturbegriffe zu Weltbegriffen um; Begriffe wie Gegenstand, Gesetz, Entwickelung erhalten überall die besondere Fassung, welche sich an der Natur bewährt hat. Man trägt kein Bedenken, Begriffe, die der Welt des Geistes, die man doch in ihrer Besonderheit leugnet, angehören, auf die Dinge zu übertragen, zunächst vielleicht des Metaphorischen sich bewußt, dann aber ganz sicher sich in ihnen wiegend, als ob man sie lediglich der Empirie verdanke. Doch ohne Ideen, ohne Geist den Dingen einen Sinn abzugewinnen, dafür soll erst die Methode gefunden werden. Überall bedarf die mechanische Naturauffassung des Hintergrundes hypermechanischer Prinzipien. Weder ist die großartige Erschließung der Erfahrung ohne gewaltige Denkarbeit möglich gewesen, noch auch die Wirklichkeit durch diese unverändert geblieben; die Welt der exakten Naturwissenschaften ist grundverschieden von der Welt des noch so sinnesscharfen Naturmenschen; sie ist eben umsponnen von einem dichten Netz geistiger Ideen; durch ihre Übertragung in das Reich des sinnlichen sinnlichen Eindrucks entsteht erst ein System von Kräften, Gesetzen, Beziehungen. Denn woher stammen diese Begriffe, wenn nicht aus der Welt des Gedankens? In Wahrheit wäre ohne eine Immanenz der Ideen des Unendlichen und ohne ihre Üebertragung auf das äußere Geschehen, auf die Erfahrung, die innere Bewegung des menschlichen Erkennens, die stete Unruhe, das rastlose Weiterund Weiterstreben unerklärlich. Vielmehr hat unser Denken nur

so viel von den Dingen, als es gelingt, sie in unseren eigenen Lebensprozeß aufzunehmen, das Physische mit dem Mentalen zu verschmelzen.

Und so spiegelt die Geschichte der Begriffe z. B. des der Erfahrung1) den großen Gegensatz immer wieder, ob in dem Verhältnis von Innerem und Äußerem, von Geist und Dingen, der Geist oder die Dinge die Hauptrolle spielen, ob jener sich dem Äußeren anzupassen hat oder ob die Dinge in einen überlegenen Geistesprozeß aufgenommen werden, um in der Umwandlung ihre eigene Tiefe zu finden.

In der Geschichte der Begriffe ,,objektiv-subjektiv" ist nicht nur interessant, wie sie sich geradezu vertauscht haben, sondern auch wie mit jedem neuen philosophischen System die Erkenntnis erwacht, daß das vergangene die Dinge durch den dichten Schleier der Vorstellungen gesehen und daher uneigentlich, bildlich, wie in kindlichem Spiel, erfaßt habe. Welche Fülle geistiger Größen war in die Welt der antiken Anschauung unbegrenzt eingeströmt und hatte sie künstlerisch belebt, aber der Wissenschaft verschlossen, welche Riesenarbeit war es, dies um die Wirklichkeit gesponnene Netz menschlicher Begriffe wiederaufzulösen! Man denke an Baco!

Aber das Problem „objektiv-subjektiv" bleibt ewig; denn wir können nicht sehen ohne Auge, ohne unsere geistige Art; immer werden die Gesetze unseres Denkens und Strebens sich auch in den Dingen Geltung verschaffen. Die Philosophie durchläuft eben den Prozess von der Alleinherrschaft der Außenwelt bis zum siegesbewußten Triumph der Innerlichkeit, die zur Seele der ganzen Welt wird, in den mannigfachsten Stadien.

Der Begriff der „Entwickelung" im Sinne des Sichentwickelns, als Selbstentwickelung, gewann erst Boden mit der Übertragung von unserer Thätigkeit auf den realen Welt- und Naturprozeß. Also, offenbar das Bild des Werdens und Wachsens eines organischen Wesens, ward er aus einem künstlerischen (Herder, Goethe) zu einem exakt-mechanischen (Darwin); aber selbst in dieser metaphorischen Umformung kann er den Ursprung nicht verleugnen; aus dem Worte fließen unerwartet geistige Vorstellungen und Wertschätzungen in die mechanische Lehre und stellen sie der Empfindung ruhiger, künstlerischer und liebenswürdiger dar.

Die Begriffe mechanisch-organisch" zeigen uns in ihrer

[ocr errors]

1) Vgl. auch den Nachweis der schillernden Bedeutung dieses Begriffs in Kants transcendentaler Deduktion bei Paulsen S. 417.

[ocr errors]

Entwickelung so recht deutlich, wie das zunächst als bildlich Gefaßte dogmatisch wird. Wenn Lessing (7 Litteraturbrief) von dem „Mechanismus der Seele" schreibt, so ist er sich des Metaphorischen, ja des,,plumpen" Ausdrucks bewußt, Herbart aber (III 255) erklärt es als Aufgabe, „den Organismus der Vernunft aufzulösen in seine einfachen Fibern, die Vorstellungsreihen, deren Entstehung nur aus der Mechanik des Geistes konnte erklärt werden."-,,Organisch" bedeutete ursprünglich ziemlich dasselbe wie ,,mechanisch", es ward erst allmählich auf die Lebewesen beschränkt und dann auf das große Weltall, auf das gemeinsame Leben der Menschheit in Gesellschaft, Geschichte, Recht u. s. w. übertragen. Der Begriff „Gesetz" ist wie Eucken lichtvoll auseinandersetzt - von dem menschlichen Handeln auf die Natur übertragen worden, kommt hier zu mächtigster Entwickelung und kehrt nach erheblicher Umbildung und mit neuen Ansprüchen endlich zum Menschen zurück. Er ist ein Beispiel eben jener allgemeinen anthropocentrisch - metaphorischen Erscheinung, daß der Mensch sein eigenes Thun in die Welt hineinträgt, es damit aber unter neue Einflüsse bringt und schließlich das Eigene in neuer Gestalt und mit umwandelnder Kraft wieder empfängt. Was zunächst ein rein menschlicher, dann ein göttlicher Begriff war, wird allgemach, mit mehr oder weniger deutlicher Personifikation, zu einem Naturbegriff; und so bedeutet „Naturgesetz" vielfach das letzte Ideal, an das sich das Gemüt des Menschen anklammert, um ein Objekt der Verehrung zu finden, wobei freilich der Rest anthropomorpher Fassung sich deutlich macht, nämlich, das Gesetz wie etwas von den einzelnen Geschehnissen Abgesondertes und vor ihnen Feststehendes zu behandeln, das auf sie eine Art von Zwang übe.

Es ist eben immer die Macht der Analogie, welche die Brücke vom Inneren zum Äußeren und umgekehrt schlägt und so unser gesamtes Denken, erstrecke es sich nun auf das Metaphysische oder Erkenntnistheoretische oder Begriffliche, mit dem Elemente des Metaphorischen durchsetzt.

Doch dies wird uns noch deutlicher entgegentreten, wenn wir in möglichst gedrängten Zügen das Metaphorische in der Geschichte der Philosophie zu verfolgen suchen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »