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Kunst" betont zwar die Richtigkeit der aristotelischen Auffassung der Metapher als einer auf Analogie, auf Proportion beruhenden Auffassungsweise des Wirklichen und weist auch nach, wie jedes Wort ein Tropus ist, aber er zählt doch wieder drei ästhetische Figuren: Synekdoche, Metonymie und Metapher auf und teilt diese ein in Metaphern der Schilderung (a, eines ruhenden, b, eines bewegten Bildes) und in personifizierende Metaphern.

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Und so ist denn auch die Auffassung des Quintilian, wonach die Metapher ein verkürztes Gleichnis ist und nichts weiter, die herrschende geblieben. So sagt Hugh Blair in den Lectures on Rhetoric I, lect. XVp. 372: the metaphor is a figure founded entirely on the resemblance which one object bears to another. Hence it is much allied to simile or comparison, and is indeed no other than a comparison in an abridged form. Wackernagel (Poetik, Rhet. u. Stilistik S. 395) lehrt: „Mit einem Worte die Metapher ist eine abgekürzte Vergleichung"; so auch Scherer (Poetik S. 262):,,Die Metapher ist nichts als ein zusammengezogenes Gleichnis." Auch Gottschall (Poetik S. 222) sagt: „Die Metapher ist eine konzentrierte Vergleichung, eine kühne Metamorphose der Phantasie, die statt des Gegenstandes, welcher verglichen wird, unmittelbar denjenigen setzt, mit dem die Vergleichung stattfindet." So auch Vischer (Ästh. § 852): „Die mehr äusserliche, aber farbenreichere Hauptform des indirekten Verfahrens, der Tropus, zieht vergleichend eine Erscheinung aus einer anderen Sphäre herbei; verschweigt sie diesen Akt und scheint sie das Verglichene identisch zu setzen, so ist sie eigentliche Übertragung, Metapher" und Carriere (Ästhet. II 471): „Die Metapher scheidet Sinn und Bild nicht mehr, sondern setzt das Bild statt der Sache." Aber wie Carriere (Poesie S. 102) mit Recht betont, daß die Bildlichkeit der Rede und der Vers keine äußerliche Zierat und Zuthat, sondern die innerlich bedingte und wesenhafte Weise dichterischer Darstellung ist, so fährt auch Gottschall fort: Eine innere Nötigung treibt die Phantasie zu dieser Vertauschung von Bild und Bedeutung, zu dieser beziehungsreichen Verwechslung der Erscheinungen; unter der Hand des Dichters verwandelt sich alles in Metapherngold." Ja, Gottschall spricht schon dasselbe aus, worauf meine Studie über das Metaphorische in der dichterischen Phantasie ruhte und worauf auch

Das

Dilthey (die Einbildungskraft des Dichters1) hinzielt:,,Der Bild ist kein müßiger Schmuck der Rede, sondern eine innere Notwendigkeit des dichterischen Schaffens. Das Bild ist nur Abbreviatur dessen, was die Dichtung im Ganzen und Großen ist. Die ganze Sprache ist, auch in ihren abstrakten Wendungen, ein Schatz abgeblaßter Bilder, die ihre ursprüngliche sinnliche Bedeutung so verloren hat, daß man sich kaum noch derselben erinnert. Der Dichter denkt in Bildern und Tönen. Rhythmus und Reim sind die Musik, das Bild ist die Malerei der Sprache. Der unendliche Reichtum der Beziehungen des Geistigen und Sinnlichen ruft das Bild hervor." Zu verwundern bleibt dann nur, wie Gottschall hinzufügen mag:,,Dieses ist sachlich-poetisch, die Figur (!) sprachlich-rhetorisch." Die Scheidung ist ja eine völlig willkürliche, garnicht durchführbare!

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Wir kommen nimmermehr darum herum, das Metaphorische, diese wechselseitige Übertragung des Inneren und Äußeren, eine primäre Anschauungsform zu nennen, deren notwendiger sprachlicher Ausdruck die Metapher ist und aus der all unser Denken und Dichten seine charakteristische Färbung gewinnt. Die anthropocentrische Analogie ist jene geheimnisvolle Macht, welche diesen metaphorischen Verschmelzungsprozeß innerer und äußerer Eindrücke in unserem Geiste vollziehen hilft, auf daß wir das Fremde und Neue der Außendinge durch Erkanntes der Innenwelt bewältigen, auf dass wir die Eindrücke der Außendinge mit ihren Formverhältnissen, die wir an ihnen wahrnehmen, als analog den unsrigen und so als Träger eines Inneren deuten. So reich nun die Innenwelt und so reich die Außenwelt ist, so reich sind auch die Beziehungen, welche hin und widerspielen, und die metaphorischen Kombinationen, auf denen im Grunde genommen alles Geistvolle und Witzige beruht.

Wie zwischen den Organen des Leibes und der Seele, zwischen physischen und psychischen Erregungen, Bewegungen und Vorgängen aller Art beständig die Analogie waltet, so auch in der Welt des Geistes, in der Wahrnehmung, im Vorstellen und Begreifen und Schließen, in allem Künstlerischen und Philo- sophischen. Die Analogie des Inneren und Äußeren ist für den

1) Ztschr. für Völkerpsychologie Bd. X u. Philosophische Aufsätze, zu Zeller's 50. Doktorjubiläum.

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Menschen als persönliches, geistig-leibliches Individuum d. h. als ein äußerlich sichtbar seiendes, in Gestalt sich ausprägendes Inneres der Schlüssel des Weltproblems; auf der metaphorischen oder symbolischen Synthese beider im Grunde eine Einheit wie Leib und Seele bildenden Phänomene ruht unser Erkennen und Schaffen. „Alles, was wir Erfinden, Entdecken im höheren Sinne nennen," sagt Goethe, ist eine aus dem Inneren am Äußeren sich entwickelnde Offenbarung, die den Menschen seine Gottähnlichkeit vorahnen läßt. Es ist eine Synthese von Welt und Geist, welche von der ewigen Harmonie des Daseins die seligste Versicherung giebt" (Spr. in Prosa 903), und an anderer Stelle (nr. 362) heißt es:

„Die große Schwierigkeit bei psychologischen Reflexionen ist, daß man immer das Innere und Äußere parallel oder vielmehr verflochten betrachten muß. Es ist immerfort Systole und Diastole, Einatmen und Ausatmen des lebendigen Wesens; kann man es auch nicht aussprechen, so beobachte man es genau und merke darauf."

Und so sei diese kurze Übersicht mit einem (statt vieler) Worte Fr. Th. Vischer's geschlossen. Es findet sich in seiner letzten Arbeit (das Symbol"): „Überblickt man aufmerksam alle Formen, die sie (die Lehre von den Tropen und Figuren) umfaßt, so ergiebt sich als Resultat: alle diese Formen laufen darauf hinaus, die Körperwelt zu beseelen und das Geistige zu verkörpern; sie entspringen in der Mannigfaltigkeit ihrer Wendungen alle dem Drange, Geist und Natur, die scheinbar wesentlich Verschiedenen, ineinszuschauen, und so dienen sie samt allen Formen des Symbols und Mythos, das Weltall als Eines vor Sinn und Phantasie zu stellen." Und so fragt er: „Könnte nicht die Ästhetik den Dienst leisten, daß diese Einheit mehr als Postulat ist?" Der Begriff, den er sucht, der da das Band bildet zwischen Denken und Dichten, zwischen Wirklichkeit und Phantasie in Sprache und Mythos, Religion und Kunst und Philosophie, ist das als notwendige Folge unseres psycho-physischen Wesens sich ergebende Metaphorische.

Erstes Kapitel.

Das Metaphorische in der kindlichen Phantasie.

Wie wir nur in begrifflicher Abstraktion das Physische vom Psychischen sondern können, wie beides in seinem innersten Grunde eine für die Vorstellung unlösbare Einheit bildet, so sind auch Inneres und Äußeres, Innenwelt und Außenwelt nur die begrifflich geschiedenen Pole unseres Seins. Es besteht ein inneres Band zwischen ihnen, das in der Sprache deutlich sich ausprägt durch das Metaphorische.

Wäre der Mensch nur Verstand, so würde er nur in Begriffen denken, aber da er auch Phantasie ist und diese beständig ihre bunten Bilder zwischen die Abstraktionen hineinschiebt, ja der ganzen Welt erst anschauliches Leben leiht, so ist das Metaphorische das Übertragen des in der Innenwelt, bewußt oder unbewußt, Erkannten und des in der Außenwelt Geschauten und innerlich Verarbeiteten auf alles, was wieder neu zuströmt und Einlaß in unser Seelenleben begehrt, das trotz aller Kompliziertheit so wunderbar einheitlich und mit der in ihrem Innersten so rätselvollen Außenwelt auf einen Ton gestimmt ist. Auch heute noch spiegelt uns das Erwachen des geistigen Lebens im Kinde und seine Auffassung der Wirklichkeit, die es umgiebt, und nicht minder die Vorstellungen der Naturvölker die Macht des Metaphorischen als jenes vermittelnden Bindegliedes zwischen Innen und Außen greifbar wieder.

Im Kindesalter überwiegt die Phantasie; und welche Anschauung vom Leben ist wohl in ihr lebendiger als die des Lebens selbst und zwar die des eigenen kleinen Lebens mit seinem Empfinden und Begehren? Dies Empfinden des eigenen Lebens

Biese, Philos. d. Metaph.

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wird dem Kinde der Schlüssel für die umgebende Welt, und je mehr es an Eindrücken gewinnt, desto leichter vermittelt das bereits Erkannte ein Verständnis des Neuen.

Es kann daher jeder an Kindern beobachten, wie dies beständige Kombinieren und Subsumieren, das beständige Übertragen seines eigenen inneren und äusseren Erlebens auf die Aussendinge und die beständige wechselseitige Verschmelzung sinnlicher und geistiger Eindrücke schließlich das erstehen lassen, was wir Menschengeist und Menschenvernunft nennen.

Immer arbeitet im Stillen und webt ihr Wundergespinst die Zauberin Analogie und bricht hervor durch den Mund des Kindes in metaphernreicher Sprache.

Für das Kind besteht nicht die Kluft zwischen dem Lebenden und Leblosen; leiht es also diesem Empfinden und Thätigkeit, so wird das Wort dafür dem erwachsenen Menschen metaphorisch erscheinen, während es für das Kind nur die eigenste und wahrste Wirklichkeit bedeutet. Es lernt erst im Laufe der Zeit, den toten Gegenstand von der Person unterscheiden. -- Zunächst ist alles ein Ich neben dem eigenen Ich,1) von den Dingen natürlich vor allen diejenigen, welche Lebenszeichen von sich geben, Veränderungen erleiden oder erzeugen. Wird das Kind von einem fallenden Körper getroffen und empfindet Schmerz, so wird es, wenn derselbe Körper auf einen anderen Gegenstand fällt, den Schmerz, den es selbst nicht empfindet, an die Stelle der Berührung verlegen und ein Thun und Leiden voraussetzen. Wie in „kindlichen“ Zeiten der Mensch wähnte, es drehe sich um unsere kleine Erde, weil Er sie bewohnt, das ganze Weltenall, so macht sich auch heute noch das Kind zum Mittelpunkte des Ganzen oder vielmehr, es löst sein kleines Ich garnicht von der Umgebung los, wandelt alles, ob es nun lebend oder leblos ist, nach seinen kleinen Verhältnissen um. Selbst der Säugling bemißt alles, was sich ihm darbietet, nach seinem eigensten Begehren; er kennt aber vor allem das Wohlgefühl, welches ihm das Saugen seines Mundes verursacht, und so ist denn nichts natürlicher, als daß er alles in sein Mäulchen führt, um dies sein wesentlichstes Begehren zu stillen. Für das Kind existiert immer nur wieder 1) Vgl. O. Flügel, das Ich im Leben der Völker, Ztschr. f. Völkerpsychol. XI, 60 f.

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