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trennen können, wenn unser Geist imstande ist, die inneren Beziehungen der Ordnung und Schönheit in die Natur hineinzulesen und umgekehrt diese nicht nur dazu auffordert und den Anstoß giebt, sondern auch das rein Subjektive, nur im Menschengeist Entsprungene, zu tragen vermag als etwas ihr gleichsam von Ursprung an Zukommendes und Wesenhaftes: sollte dann nicht eine Responsion, ja eine innere Harmonie obwalten, und sollte die Welt des Geistes, die wir in uns aufbauen, die wir auch der Welt der Dinge gegenüber, kraft unserer Phantasie, unseres Gefühls, unseres Verstandes und unseres Willens, in Thätigkeit versetzen, (freilich ohne die Grenzen ziehen zu können), nicht auch nur ein Abbild des Ewigen sein, das wir nicht sehen, das wir mit dem Verstande nicht erfassen können, und sollte nicht dies Ewige erst das wirklich Wahrhafte in uns sein, weil wir es unmittelbar in unserem geistigen Wesen erleben?

Freilich können wir das Unendliche nur unter dem Spiegel des Endlichen betrachten; aber wir können auch und das ist das Göttliche in uns das Endliche nur unter dem Gesichtspunkte des Ewigen betrachten, wenn wir überhaupt die Welt philosophisch anschauen wollen. Wir müssen --- das ist unser göttliches Erbteil, das der Künstler mit dem Metaphysiker teilt im Kleinsten wie im Größesten im Samenkorn wie im Wandel der Gestirne und in der Erhabenheit der Gletscherwelt, das Geistige in der Natur ahnen.

So wenig wir das rein Körperliche ohne Leben, ohne Seele verstehen können, auch wenn wir uns bewußt sind, sie ihm nur metaphorisch zu leihen, so wenig vermögen wir die reine Geistigkeit zu denken. Weil wir eben selbst an die Schranken des Endlichen gebunden sind, ist uns das über die Erfahrung Hinausgehende, das Unendliche, rein Geistige nur in der Hülle des Endlichen, des Gleichnisses, des Bildes deutbar. Das ist unsere metaphorische Philosophie, das ist die Philosophie des Metaphorischen.

Das Metaphorische ist das Göttliche im Menschen, das wahrhaft Schöpferische, soweit es die Durchgeistigung des Stoffes bedeutet, soweit es Geist in die Natur, Leben in das Starre und Tote trägt. Es ist nicht Lug und nicht Schein, sondern die Brücke zu dem Ewigen selbst, das wir in der herrlichen Schön

heit und in der gesetzmäßigen Ordnung der Natur, das wir in der Kunst, in der Wissenschaft bewundern. Auch wenn wir noch so sehr das Hineintragen des Menschlichen, sei es an Ursachen, sei es an Zwecken, vermeiden wollen und wenn wir es auch noch so sehr als „bildlich" geißeln: die unentfliehbare Nötigung, metaphorisch zu sein, die Dinge durchgeistigend zu betrachten, weist uns über die Erkenntnis der Schranke hinauf zu Ideen, die ewiger als wir sind, zu dem Allumfasser, dem Allerhalter, der uns mit unserer physisch-psychischen Gestaltung auch nur metaphorische Erkenntnis der Dinge sub specie aeterni vergönnte.

Jedenfalls wird erst mit dem letzten Menschen die Sehnsucht nach dem Übersinnlichen, nach der Einheit mit dem Weltengrunde, unter welchem Bilde, unter welcher durch Analogie möglichen Steigerung des Menschlichen dieser auch immer gedacht werden mag, aussterben, mag diese Sehnsucht nun die Form der Poesie annehmen oder der Begriffswissenschaft. Poesie und Philosophie sind Reiser an demselben Stamme, der Vergeistigung des Natürlichen; wo die Logik ihre Grenze findet, da fördert die Phantasie und der Wille und der Affekt die göttlichen Intuitionen zu Tage; wo die physikalische Erklärung der Welt die Schranke des ignorabimus erreicht, da setzt das ethische Moment ein und fordert Ideen, Ideale und baut über der realen eine ideale Welt auf.

Das hat noch jede Zeit gethan; auch die unsrige arbeitet an ihr durch alles Schwanken zwischen Materialismus und Spiritismus wird auch sie sich zu der philosophischen Synthese zwischen der Welt und dem gegenwärtigen Geistesleben, zu einem einheitlichen, die Gegensätze versöhnenden und die Errungenschaften des modernen Erkennens zusammenfassenden Systeme emporringen. Es hat noch keine Epoche in der Weltgeschichte gegeben, die sich nicht selbst als --- unerquickliche Übergangsperiode empfunden hätte; so thut es auch die Gegenwart, und zwar um so empfindlicher, je mächtiger die geistigen Faktoren sind, die nach dem Ausgleich streben.

Was bleibend ist, findet immer erst die Zukunft. Die Zeit ist, ja nach dem bekannten Dichterwort, eine Sphinx, die sich in den Abgrund stürzt, wenn ihr Rätsel gelöst ist.

Biese, Philos. d. Metaph.

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Man erkennt an einem philosophischen System das Metaphorische als solches erst, wenn es selbst überwunden ist. Aber so viele Systeme auch bereits dem menschlichen Geiste entsprungen und überwunden sind: das Denken und Dichten wird allezeit metaphorisch bleiben. Das ist seine Grenze und seine Größe, das ist das Anthropozentrische und das Göttliche im Menschen. Der Mensch ist eben in der Wurzel eins mit Gott: too rap xai γένος εσμέν.

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