ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Dann wird das rege Wiegenkindlein Schmerz
Im Busen endlich schlafen,

und Storm:

und:

und Heyse:

Leise sich der Schmerz

Well' um Welle schlafen leget,

Der Geier Schmerz flog nun davon,

Dem Schmerz, so lang er jung ist,

Sind die Wände des Leibes viel zu eng, ihn einzuschließen.

Er tobt umher, daß er den Ausweg fände.

Im deutschen Volksliede (Uhl. S. 716) heißt es:

Armut hat mir die Lauten geschlagen,

Ellend hat mir gepfiffen.

Bei Lenau lächelt leise die Freude auf den kummerbleichen

Wangen. Moerike redet die Hoffnung an:

O vergieb, du Vielgetreue! Tritt aus deinem Dämmerlicht,

Daß ich dir ins ewig neue, mondenhelle Angesicht

Einmal schaue recht von Herzen,

und Lenau klagt:

Hab' ich das süße Kind, die Hoffnung, erschlagen! Storm sagt von der Sehnsucht:

[blocks in formation]

Wir glaubten den Sieg bereits am lockigen Haar gefaßt; er nennt die Liebe schwarzlockig, feurig glühend, wie auch Goethe (,, Pilgers Morgenlied") ruft:

Allgegenwärtige Liebe, durchglühst mich,

Beutst dem Wetter die Stirn, Gefahren die Brust.

Ein italienischer Dichter (Praga) beginnt eine seiner Terzinen:
Wenn rings die Abendglocken leis verklingen,
Beginnen Lieb' und Frieden sanft verklärt
Ein Chorlied stillen Seelen vorzusingen,

und Leopardi („Dante“):

Ob auch die weißen Schwingen der Friede breitet
über unser Land . . .
Goethe sagt von der Ungewißheit (Iphig. III 1):
Die Ungewißheit schlägt mir tausendfältig
Die dunklen Schwingen um das bange Haupt.
Eichendorff frohlockt:

[blocks in formation]

Geibel von der Freiheit:

Auf steigt sie aus den Schlacken,

Unschuldig, auf der Stirn den Strahl von oben,

Storm von der Leidenschaft:

Noch einmal fällt in meinen Schoß

Die rote Rose Leidenschaft,

und ein andermal:

vom Schlaf:

Du giebst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose giebst du mir,

Und wie die Brust dir atmend schwellt und sinkt,
Trägt uns des Schlummers Welle sanft hinüber.

In allen Litteraturen ist die abstrakte Zeit zu sinnvollem Leben personifiziert worden; die Orphiker gaben dem alov (der

Ewigkeit) ein zähnefletschendes Löwenhaupt; Simonides spricht von dem,,Zahn der Zeit"; ein Dichter der Anthologie (A. P. VII 225) kündet von der Zeit, daß sie Felsen zermalmt und auch des Eisens nicht schont und alles mit einer Sichel vernichtet wie bei Horaz der Tod (ep. II 2, 178) und in der christlichen Vorstellung der Engel des Todes (Offenb. 14, 17) die Sense führt ; bei Euripides führt die Zeit, wenn wir einer glänzenden Vermutung v. Wilamowitz' Glauben schenken wollen, eine Keule 1) (Herakl. 776); der Gedanke ist von tiefer Symbolik, den Euripides ausprägt in kurzer Prägnanz: Glück und Gold so deutet Wilamowitz ihn aus verleiten den Menschen, daß er die Selbstbeherrschung fahren läßt und nach der Macht greift, die nicht mehr mit der Gerechtigkeit besteht; die Überhebung (ößpıç) kommt über ihn, und so fährt er dahin auf dem stolzen Wagen der irdischen Herrlichkeit; aber das nimmt kein gutes Ende; die Zeit, die allgewaltige, erhebt ihre Keule, und der Blick des bösen Gewissens scheut vor ihr; der Glanz des güldenen Wagens, der gleißende Schein der erlogenen Herrlichkeit verlischt; unerbittlich fährt die Keule der Zeit nieder; Wagen und Glück, Ehre und Leben ist zerschmettert. - Das ist Poesie und Symbolik! Beide sind eben eins in der das Geistige versinnlichenden Macht des Metaphorischen.

Von der grauen Zeit sagt Catullus:

Des schwindenden Greisentums Wackelköpfchen

Zu guter letzt jedem jegliches Wort benickt,

von der jungen Zeit Geibel:

Barbieux:

Wohl schwillt mir hoch die Brust,

Sah ich die junge Zeit,

Wie sie gewaltsam ringt,

Die Vagantin Zeit, die Greisin,

Deren Fuß gleichgültig niedertritt,
Was untergehen muß,

Goethe (Egmont):

1) Ο χρυσός ἅ τ ̓ εὐτυχία φρενών βροτοὺς ἐξάγεται δύνασιν ἄδικον ἐφέλκων. Χρόνου γὰρ οὔτις ῥόπαλον εἰσορᾶν ἔτλα Νόμον παρέμενος, ἀνομία χάριν διδοὺς ἔθραυσεν ὄλβου κελαινὸν ἅρμα.

„Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die Rosse der Zeit mit unseres Schicksals leichtem Wagen durch".

Heine:

Hopfen:

Die Stunden sind aber ein faules Volk!

Schleppen sich behaglich träge,
Schleichen gähnend ihre Wege;

Tummle dich, du faules Volk!

Hörlos und faulen Ganges schleicht die Zeit

Dahin in meinem stillen Krankenzimmer.

Aber auch andere abstrakte Begriffe der Zeit werden in Anschauung umgesetzt. Ich erinnere an den Anfang des 90. Psalms, wo das Wort „ewig" umgedeutet wird:

Ehe denn die Berge worden und die Erde und

die Welt geschaffen worden.

Das abstrakte,,nie" wird in der ganzen Weltlitteratur durch die anschauliche Schilderung von Naturunmöglichkeiten umschrieben, besonders häufig bei den antiken Dichtern, z. B. Vergil (ecl. I 59): Eher wird der Hirsch im Äther weiden, das entweichende Meer die Fische auf dem Trocknen lassen, als daß des Caesar Antlitz aus unserem Herzen weiche",

[ocr errors]

Properz (I 15, 29):

Denn eh' soll kein Strom ins unendliche Meer sich ergießen, Eher ja sollen des Jahres Wechsel sich wandeln im Lauf, Als sich wendet die Liebe,

und (III 15, 31):

Eher mit trügender Furcht wird höhnen den Pflüger

der Acker,

Eher mit dunklem Gespann ziehen die Sonne daher,
Eher die Flüsse zum Quell aufwärts die Fluten ergießen
Und auf trockenem Grund eher verdorren der Fisch,
Als je anderswohin ich trage die Schmerzen der Liebe.
So singt auch Leopardi:

Eh' wird ins Meer gestürzt der Sternenreigen
Auslöschend in der Tiefe Schlund verzischen,
Bevor der Nacht zum Raube

So heller Ruhm verblasse u. s. f. u. s. f.

So wird also durch das Medium des Metaphorischen auch in

[ocr errors]

der Poesie nicht nur das Äußere zu einem beseelten Inneren, sondern auch das Innere, das Gedankenmäßige und noch so Abstrakte, zu lebendiger Anschauung und gewinnt sinnfällige Gestalt. Diese Veranschaulichung des Geistigen ist nicht eine widerspruchsvolle Erscheinung der Dichter spricht von Flügeln des Geistes, ohne an sie zu glauben, und ohne das rettende ,,gleichsam, gleichwie" ist auch nicht unverständig weiter verschleppte Sprachformel", sondern wurzelt in unserer menschlichen Anschauungsweise, die notwendig, nach Maßgabe unseres geistig-leiblichen Wesens, metaphorisch ist und in Ermangelung einer Erkenntnis des Seelischen und Geistigen die Sinnenwelt als Wegweiser durch die terra incognita nehmen muß. Das Poetische, wie das Künstlerische überhaupt, ist eine Synthese von Welt und Geist und führt zu jenem Einklang, der aus dem Innern dringt und in das Herz die Welt zurückeschlingt.

In der Poesie wird das Geistige Wort, wird die Anschauung Bild und von Empfindung beseelt, wird das Abstrakte konkret, kommt das Starre in Fluß und Bewegung, wird das Tote belebt. Das ist das Metaphorische, die unentrinnbare Symbolik in der Dichtkunst; es ruht auf der Verschmelzung von Innenleben und Außenwelt, d. h. auf unserem physisch-psychischen Menschenwesen.

Und so können wir mit Dilthey1) schließen: „Es ergiebt sich, daß das Bild, die Vergleichung, der Tropus" (kurz das Metaphorische) nicht in der Darstellung hinzukommt wie ein Gewand, das über einen Körper geworfen wird, vielmehr sind sie dessen natürliche Haut. Das Symbolbilden, das die Seele des dichterischen Vorganges ist, erstreckt sich durch den ganzen Körper der Dichtung bis in die Personifikation und Metapher und Synekdoche und Metonymie".

Wie Leib und Seele, so sind auch Bild und Gedanke in der Dichtung eins, ja in diesem harmonischen Zusammenklingen von Außenbild und Innenleben beruht der Zauber aller Poesie, ja aller Kunst.

1) „Die Einbildungskraft des Dichters" in den Aufsätzen, Ed. Zeller zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum gewidmet (Leipzig 1887) S. 464.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »