ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

Du uns zu Heiligen machen, so machst Du uns erst zu ein Mensch haben, der ein noch ganz ungebrochnes Herz
Sündern; willst Du uns erhöhen, so führst Du uns hat. Aber der wahre Glaube ist vielmehr eine vom
erst in das tiefe Thal der Demuth. Allein durch die Heiligen Geiste gewirkte göttliche, himmlische Kraft,
Schmerzen der Buße führst Du uns zum Troste des wider alle Unruhe und Angst des Gewissens über die
Glaubens; allein durch die Hölle in den Himmel, Sünde, Gottes Zorn, Tod, Gericht und Hölle sich
durch Weinen zum Lachen, durch Traurigkeit zur Christi in fester Zuversicht zu trösten, durch welche der
Freude. O so hilf uns denn, daß wir Dir folgen, so Mensch wiedergeboren, die Liebe zur Sünde in ihm
oft Du diese Wunderwege mit uns gehen willst; daß ausgerottet, sein Herz gereinigt und erneuert und die
wir Dir still halten, so oft Du Deine heilenden Hände Liebe zu Gott und dem Nächsten darin ausgegossen
an die Wunden unseres Gewissens legest; daß wir wird.
Deinem Gnadengeist nicht widerstreben, so oft er an

Diese wunderbare Veränderung kann aber mit unseren Seelen arbeiten will. Du meinst es ja immer keinem Menschen vor sich gehen, so lange er über seine gut mit uns; auch alle Deine harten Schläge sind ja Sünden in guter Ruhe bleibt. Christus vergleicht nur Liebesschläge. Denn Du suchst mit allem, was selbst die Geburt der Freude des wahren Glaubens in uns wehe thut, nichts anderes, als unser Heil und dem Herzen eines Menschen mit der leiblichen Geburt unsere Seligkeit. Wenn wir uns aber nicht von eines Kindes, und spricht: „Ein Weib, wenn sie Dir führen lassen, sondern unsere eigenen Wege gehen gebieret, so hat sie Traurigkeit, denn ihre wollen, nach der Lust und dem Willen unseres Fleisches, Stunde ist kommen; wenn sie aber das so find wir verloren. Ach, so segne denn jezt die Pre-Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr digt Deines Wortes, daß uns dasselbe alle willig an die Angst, um der Freude willen, daß mache, uns in die wunderbare Ordnung Deiner Gnade der Mensch zur Welt geboren ist." So, will zu fügen, und in Deiner Zucht zu bleiben, bis wir Christus sagen, ist es auch mit der Freude des Glauendlich die Freude genießen, die niemand von uns bens. Ohne Geburtsschmerzen wahrer Neue kommnt nehmen soll. Amen.

I.

[ocr errors]

auch sie nicht zur Welt. Die himmlische Glaubenspflanze kann unmöglich in einer Seele aufgehen und gedeihen, in der noch die Disteln und Dornen der

Zwar zeigt Christus in unserem Evangelio den Gleichgiltigkeit gegen die Sünde wuchern. Das Oel bereits im Glauben stehenden Jüngern nur den Weg, des göttlichen Glaubenstrostes kann unmöglich in ein auf welchem ihr Glaube solle geprüft, geübt, und so Herz eindringen, das noch steinern und unzerschlagen ist. gestärkt und erhalten werden, bis zum Eingang in die Die lindernde Salbe des Evangeliums kann unmöglich ewige Freude. Aber, meine Lieben, der Weg, auf ihre heilende Kraft beweisen, so lange die Sündenwunwelchem dies geschieht, das ist derselbe, auf welchem der den noch ungestört innerlich forteitern. Der Heilige wahre Glaube mit seiner Freude auch in dem Herzen Geist ist ja der Thürhüter des Schafstalls Christi; zuerst erzeugt und geboren wird. Welches ist nun aber dieser Geist der Heiligkeit kann aber die Thür zu der Weg, den der HErr den Jüngern vorschreibt? demselben feinem öffnen, der noch ein Liebhaber der Er gibt ihn mit den Worten an: Wahrlich, Sünde ist. Christus ist ein Arzt der Kranken; wer zu wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen ihm geht, ohne die Krankheit seiner Sünde schmerzlich und heulen, aber die Welt wird sich freuen; zu fühlen und ohne Heilung davon bei ihm zu suchen, Ihr aber werdet traurig sein, doch eure dessen Kommen zu Christo ist nur Schein. Das Traurigkeit soll in Freude verkehret Gnaden-Evangelium ist ein Gnadenmahl, wer daher werden." Traurigkeit, nemlich nicht weltliche, son- noch nicht hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, der dern göttliche Traurigkeit, ist also der Weg erstlich zur stellt sich nur, als ob er von jenem Mahle äße, er Freude des Glaubens in der Zeit. täuscht sich aber damit nur selbst. Es kann dies auch gar nicht anders sein. Der Nein, soll der wahre Glaube mit seiner himmwahre Glaube ist ja nicht ein todtes Fürwahrhalten lischen Freude in ein Herz kommen, so muß der Mensch, alles dessen, was in der Bibel steht. Das kann freilich wie Gott durch den Propheten Jeremias sagt, erst ein

mal inne werden und erfahren, was es für Jammer | Mammon; oder ihr höchstes Ziel ist ihre eigene Ehre; und Herzeleid bringt, den HErrn, seinen Gott, verlassen oder sie geben gewissen Leidenschaften Raum; sie hegen und ihn nicht fürchten." Soll ein Mensch mit David gewisse unreine Lüste, oder Neid, oder Haß und Unverohne Heuchelei frohlocken lernen: Lobe den HErrn, söhnlichkeit gegen ihre Beleidiger. Ueber dieses alles meine Seele, der dir alle deine Sünden vergibet und aber empfinden sie nun wohl dann und wann eine geheilet alle deine Gebrechen", so muß er erst mit dem wisse Unruhe in ihrem Gewissen, aber sie suchen sich selben David ohne Heuchelei haben sagen können: immer bald zu überreden, es seien dies nur SchwachMeine Sünden gehen über mein Haupt; wie eine heiten und Kleinigkeiten, bei denen sie doch bei Gott in schwere Last sind sie mir zu schwer worden. Es ist Gnaden stehen könnten; sie unterdrücken daher die mit mir gar anders. Ich heule vor Unruhe meines empfundenen Gewissensregungen und schlagen sich die Herzens.“ Sache so schnell als möglich aus dem Sinne. Werden

Es ist dies nicht darum nöthig, weil sich der sie aber darüber von Brüdern gestraft, was thun sie Mensch mit dieser seiner Reue und Traurigkeit über |dann? Anstatt sich zu demüthigen, leugnen oder verseine Sünden etwas bei Gott verdienen sollte oder theidigen, oder beschönigen sie doch ihre Sünden und könnte; sondern allein darum, weil kein Mensch so, werfen von dieser Zeit an auf den, der sie straft, einen, wie er von Natur ist, wahrhaft glauben kann, weil nur wenn auch nicht offenbaren, doch heimlichen Groll, ein über seine Sünden Erschrockener wirklich und wahr während ihre Mienen freundlich gegen ihn bleiben. haftig Christum im Glauben ergreift, so daß er dann Wie? sollten solche unlautere Menschen wahre Christen beides in Wahrheit sagen kann: Ich weiß es, meine sein? — Nein, wahrlich nicht! Ein wahrhaft gläubiger Sünden sind mir vergeben, und: Ich weiß es, ich hasse Christ, wenn er in eine Sünde gefallen ist, hat dann die Sünde, und werde mich scheuen alle mein Lebtage keine Ruhe noch Rast, weder Tag noch Nacht, bis vor solcher Betrübniß meiner Seele“, darein mich meine Sünde gestürzt hatte.

Sehet daher hieraus, nicht nur diejenigen haben eine eitle Hoffnung selig zu werden, welche gar nichts vom christlichen Glauben, gar nichts von Christo, gar nichts von Gottes Wort und Kirche wissen wollen; sondern auch viele von denen, welche den Glauben zu haben sich einbilden, und nicht nur fleißig zur Kirche und zum heiligen Abendmahle gehen, sondern auch zu Hause täglich ihren Hausgottesdienst halten, wenn sie nemlich noch nie eine wahre Traurigkeit über ihre Sünden erfahren haben."

er davon gereinigt ist durch Christi Blut und Geist. Die kleinste Sünde macht ihn oft so elend und macht ihm oft so angst und bang, daß er nicht weiß, wo er davor bleiben solle. Aber woher kommt es nun, daß viele meinen, bei allem diesem ihrem Hinken zwischen Christo und Belial doch im Glauben zu stehen? - Es kommt daher, weil sie einen Glauben haben, der nicht unter wahrer Traurigkeit über ihre Sünden geboren worden ist, einen elenden Wahnglauben, der weder in Anfechtung, noch im Tode besteht, der gefährlicher ist, als der offenbare Unglaube.

Ach, möchten sich doch solche Seelen nicht auch Es gibt leider nur zu viele, die wollen gläubige unter uns befinden! Aber zwar gehört vielleicht nicht Christen sein, aber eine ernstliche Sorge und Scheu vor Einer unter uns zu jenen Gottlosen, von denen die der Sünde haben sie nicht. Sie verfahren hier und da heilige Schrift sagt, daß sie nicht einen Augenblick vor in ihrem Handel und Wandel nicht streng gewissenhaft, der Hölle erschrecken; allein sind nicht hingegen gar ja, zuweilen geradezu unehrlich; oder sie bleiben nicht manche unter uns, die, wenn sie auch dann und wann immer streng bei der Wahrheit, sondern behelfen sich eine Rührung erfahren haben, doch nie jene wahre göttzuweilen, wenn sie in eine Verlegenheit kommen, mit |liche Traurigkeit über ihre Sünden empfunden haben, einer, wie sie meinen, kleinen Nothlüge; sie sind After- die das Herz gründlich umkehrt? redner, oder sie reden gern Böses von ihrem Nächsten Ach, ihr unglückseligen Seelen, ihr habt es vielhinter seinem Rücken; oder sie handeln sonst lieblos leicht schon tausendmal gehört und gelesen, daß die gegen ihn; oder sie stellen sich hie und da der eitlen Gnadenordnung darin besteht, daß der Mensch erst zur Welt gleich und verleugnen ihr gegenüber zuweilen ihre Buße und dann zum Glauben und durch den Glauben Ueberzeugung; oder sie hängen heimlich an dem Gott zu einem neuen Leben in Gott komme; ihr könnt daher

auch vielleicht diese Lehre, so zu sagen, an den Fingern | wendigkeit des Leidens und Todes Christi nicht anders hersagen: aber an euch selbst erfahren habt ihr sie möglich war, als daß sie diese Erfahrung machen nicht! Ihr tröstet euch mit einem Glauben ohne mußten. Eben darin besteht ja Gottes unbeschränkte Buße. Ach, fürchtet ihr denn nicht, daß es bei eurem Macht und Weisheit, daß er nicht, wie wir Menschen, Wissen ohne Thun zulcht ein schreckliches Ende mit eine Sache um einer anderen Sache willen gleichsam euch nehmen müsse? Denkt ihr denn nicht daran, wider seinen Willen thun muß. Nein, was uns Gott daß in eurer Todesstunde euer bloßes Scheinchristen- auch immer widerfahren lassen mag, das läßt er uns thum wie ein Kartenhaus über euch zusammen fallen darum. widerfahren, weil es uns so und nicht anders werde? Habt ihr denn keine Sorge, daß die Ge- nüßlich und heilsam ist. wissensbisse, welche ihr schon jezt zuweilen empfindet, So war es denn auch mit der Traurigkeit der aber unterdrückt, im Angesichte des Todes zu lauter lieben Jünger. Sie hatte freilich ihre äußere VeranFlammen der Verzweiflung werden könnten? Ach, so lassung in Christi Leiden und Sterben und in der widerstrebet denn dem Geiste Gottes nicht länger, und Entziehung seiner sichtbaren Gemeinschaft, sowie in bittet Gott selbst um jene rechte göttliche Traurigkeit, der Feindschaft und Verfolgungswuth der Welt. Der die allein der Weg zur Freude des wahren Glaubens Grund aber, den Gott hierbei hatte, war, daß die in der Zeit ist. lieben Jünger auf dem Wege der Traurigkeit zur ewigen Freude geführt werden sollten. Denn es ist kein Zweifel, hätte sie Gott immer geistliche und leibliche

II.

Doch, meine Lieben, es kann ein Mensch diese Freude genießen lassen, so würden sie insgesammt verTraurigkeit und Freude wohl einmal erfahren haben loren gegangen sein. Sie hätten die Hoheit der Würde und doch der ewigen Freude noch verlustig gehen. ihres Amtes und die Herrlichkeit der Gaben, die sie Darum last mich euch nun noch zweitens zeigen, wie hatten, womit sie alle Menschen, selbst alle Propheten die göttliche Traurigkeit auch der fernere Weg bis zur weit übertrafen, nicht ertragen können, sondern wären Freude des Schauens in der Ewigkeit sei. sicher und stolz geworden. Aber die Traurigkeit, in die

Die lieben Jünger hatten, meine Lieben, ohne sie der treue Gott immer und immer versezte, bewahrte Zweifel schon damals, als sie zu Christo kamen, die sie davor; daher denn auch Paulus, als er um Erlörechte göttliche Traurigkeit über ihre Sünde erfahren; sung aus seinen schweren Aengsten und Anfechtungen hatte sie doch nichts anderes, als ihre Sündennoth, wiederholt betete und flehte, von Gott die Antwort zu ihm treiben können. Judas, der Verräther, war erhielt: „Laß dir an meiner Gnade genügen; denn vielleicht der einzige, den nur irdische Absichten bewogen meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ hatten, Christo zu folgen. Alle anderen Jünger such Diesen Weg ist aber Gott nicht nur mit den lieben ten, wenn ihnen auch noch manche Schwachheit anhing, Jüngern gegangen, den geht er allezeit mit allen seinen doch bei Christo offenbar vor allem ihrer Seelen Selig lieben Christen. Wenn der HErr zu Anfange unseres keit; daher Petrus einst im Namen aller auf die Frage: Tertes zu den Jüngern spricht: Ueber ein Klei„Wollt ihr auch weggehen?“ ausrufen konnte: „HErr, nes, so werdet ihr mich nicht sehen“, so hat wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Christus hiermit die kurze Lebensbeschreibung nicht nur Lebens." Dieses kann aber eben nur darin seinen der lieben Apostel, sondern auch aller Christen gegeben. Grund gehabt haben, daß sie ihr Sündenelend schon Ihr Leben ist nemlich zwar nicht eine stete ununterlebendig erkannt hatten; daher denn auch z. B. Petrus, brochene Traurigkeit, aber ein steter Wechsel von Freude als Christus ihn einst mit einem wunderbaren Segen und Traurigkeit, und zwar, wie der Grund ihrer überschüttete, im tiefsten Gefühle seiner Unheiligkeit Freude ist, daß sie Christum sehen, d. h. daß sie der erschrocken ausrief: HErr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch!"

Woher kam es nun, daß Christus ihnen auch in Zukunft noch immer Traurigkeit verkündigte? Es fam dies nicht etwa daher, weil es ja wegen der Noth

Gnadennähe Christi gewiß sind, so ist der Grund ihrer Traurigkeit, daß sie Christum zuweilen, ja, oft nicht sehen, d. h. daß sie der Gnadennähe Christi ungewiß werden.

Christen nehmen zwar nicht nur Theil an den ge

meinsamen Trübsalen aller Menschen, ihrer Zeit und wahrer gläubiger Christ geworden sei, so müsse er immer ihres Volkes, sondern haben auch, weil sie Christen sind, freudig als ein Held im Glauben und in der Liebe einnoch besonders zu leiden, nemlich Schmach, Zurück- hergehen. Aber dem ist keinesweges so. Selbst die sehung, Verfolgung. Aber das ist es eigentlich nicht, Väter im Glauben, ein Abraham, ein David, ein Pauworin der Gegenstand der Christentraurigkeit besteht. lus, ein Luther haben mehr geseufzt, als frohlockt. Trauern die Christen über ihr Creuz, so ist das nur Die wahre Beschaffenheit des äußeren und inneren eine Schwachheit ihres Fleisches, ja, mehr eine weltliche, Christenlebens ist vielmehr, wie gesagt, in den Worten als eine göttliche Traurigkeit. Ihrer Trübsale sollten Christi ausgesprochen:,,Ueber ein Kleines wersie sich ja vielmehr freuen und rühmen, als darüber det ihr mich nicht sehen, und aber über ein traurig sein. Kleines, so werdet ihr mich sehen." Da ist

Die Christentraurigkeit besteht, wie schon bemerkt, bald Gewißheit, bald Zweifel, bald Ruhe, bald Unruhe, vielmehr in etwas ganz anderem. Wahre Christen bald Kraft, bald Schwachheit, bald Freude, bald Traukennen nemlich keinen größern Schaß in dieser Welt, rigkeit, kurz, ein steter Kampf. Nur der falsche Glaube als daß sie Gottes Gnade haben und daß sie nach ist ohne Anfechtung, der wahre Glaube aber ist immer Gottes Willen leben. Das ist es allein, was ihnen angefochten.

das Leben lieb und werth und aus einem Jammerthal

Wer davon nichts erfährt, und zwar nicht täglich

zu einem Ort der Freude macht. So lange sie aber etwas davon erfährt, der hat damit eben ein sicheres auf Erden leben, bringen sie es nie dahin, weder daß Kennzeichen, daß sein Glaube nur eine leere, kraftlose sie sich der Gnade Gottes ungestört trösten, noch daß Einbildung sei.

sie den Willen Gottes vollkommen erfüllen könnten. So traurig es aber um solche kraft- und kampfSie sind noch nicht ganz Geist, sondern haben noch lose Christen steht, so wohl steht es um die, die es bekenviel Fleisch an sich. Heute glauben sie mit voller nen müssen, daß sie von der Noth, Sorge und TrauZuversicht, und schon morgen ist es ihnen, als ob rigkeit ihres Herzens fast nie gänzlich frei werden. in ihnen der Glaube wie ein Licht ausgelöscht sei; der Können sie auch zwar fast von nichts sagen, als von alte Unglaube dringt wieder mit Macht in das Herz. ihrem unheilbaren Verderben, und müssen sie, was das So bald sie aber in ihrem Glauben schwach wer- Gute betrifft, das sie je gedacht, geredet und gethan den, so verlieren sie auch die vorige Kraft, wider haben, mit jenem Liede zu Gott sprechen: Ist etwas ihre Sünden zu kämpfen, ihren Gott und ihren Näch- | Guts am Leben mein, so ist es wahrlich lauter dein“. sten zu lieben und ihm zu dienen und sich selbst zu wohl ihnen! — Ohne das Gefühl ihres Sündenelendes verleugnen. Fallen sie nun dabei auch nicht alsobald und ihres Herzens Traurigkeit darüber würden sie nicht ganz aus der Gnade, so versezt sie doch dies immer bei Christo bleiben, sondern bald sicher, stolz und selbstin einen schweren steten Kampf und Streit, so daß sie gerecht werden; aber die Traurigkeit, mit welcher sie mit Paulus seufzen müssen: „Ich elender Mensch, immer und immer wieder heimgesucht werden, ist das wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?" Mittel, das Gott gebraucht, sie bei Christo zu erhalten. Und es vergehen nicht nur wenige Tage in dem Und o selig ist, wer sich so bei Christo erhalten läßt; Leben eines Christen, in welchen er diesen Kampf der ist damit auf dem gewissen Wege zur ewigen Freude; nicht mit Schmerzen kämpfen müßte; es kommen auch wie denn Christus am Schlusse unseres Tertes ausoft längere Zeiten im Christenleben vor, in welchen drücklich spricht: „Und ihr habt auch nun Trauder Christ fast nur seinen Unglauben und seine Sünd rigkeit; aber ich will euch wieder sehen, haftigkeit und zwar so schmerzlich fühlt, daß sein Herz und euer Herz soll sich freuen, und eure fast immer voll Seufzens ist. Mit Traurigkeit er- Freude soll niemand von euch nehmen. füllt ihn die Erinnerung an seine Vergangenheit, mit und an demselbigen Tage werdet ihr mich Traurigkeit der Blick in sein gegenwärtiges Herz und nichts fragen." — Leben, mit Traurigkeit und Furcht der Gedanke an die O meine Brüder, so laßt uns denn gern den Weg Zukunft. der göttlichen Traurigkeit gehen, den der HErr uns Viele meinen, wenn ein Mensch einmal ein führt. Sein Ziel und Ende ist ja Freude in Zeit und

Ewigkeit. Hier zwar entschlüpft unserem schwachen durch Mühe und Arbeit zu ewiger Ruhe, durch TrauHerzen in der Noth unserer Seele noch manchmal die rigkeit zu ewiger Freude geführt habe.

Frage: Ach, HErr, warum? aber an jenem Tage, wenn wir Gott schauen, und von unserer Thränensaat die Freudenernte einsammeln werden, da werden wir

Gott nichts mehr fragen, sondern ihn nur loben und preisen, daß er uns durch Leiden zu ewiger Herrlichkeit,

Gern wollt die Welt auch selig sein,

Wenn nur nicht wär die Schmach und Pein,

Die alle Christen leiden:

So muß es doch nicht anders sein,
Darum ergeb' sich nur darein,

Wer ew'ge Pein will meiden. Amen.

Am vierten Sonntage nach Ostern, oder Cantate.

Gott gebe euch allen viel Gnade und Friede durch | thue ich denn Böses? Ich bin von Jugend auf nach die Erkenntniß Gottes und JEsu Christi, unseres dem Grundsaß gegangen: Thue recht, scheue niemand! HErrn. Amen. Was kann Gott anderes und mehr von mir wollen? So weitverbreitet jedoch, meine Lieben, jener

In demselben, unserem theuren Heilande, herzlich Grundsaß insonderheit in unseren Tagen geworden ist, geliebte Zuhörer! so durchaus falsch ist er doch.

Es ist in unsern Tagen nicht selten ausgesprocheEs ist ja freilich wahr, wenn ein Mensch etwas ner Grundsaß, daß man von einem Menschen nicht Böses thut, obwohl er selbst überzeugt ist, daß es böse mehr verlangen könne, als daß er immer nach seiner sei, so ist das allerdings eine noch viel größere Sünde, Ueberzeugung handle. Bei der Frage, ob jemand als wenn er das Böse in der irrigen Meinung thut, recht oder unrecht gethan habe und ob er einst vor es sei etwas Gutes. Ausdrücklich sagt daher der heiGott bestehen oder nicht bestehen werde, komme alles lige Apostel Paulus einigermaßen zu seinem Troste von darauf an, ob er bei seinen Handlungen seiner Ueber sich: „Der ich zuvor war ein Lästerer, und ein Verzeugung gefolgt sei oder nicht. Thue ein Mensch folger, und ein Schmäher; aber mir ist Barmherzigkeit etwas in der Ueberzeugung, daß es gut sei, so sei es widerfahren, denn ich habe es unwissend gethan, im auch gut. Unglauben." Ja, Petrus, nachdem er den Juden

Die Folge von diesem Grundsay ist erstlich die größte zu Jerusalem zugerufen hatte: „Den Fürsten des Religionsgleichgiltigkeit; man meint nemlich: was für Lebens habt ihr getödtet“, sezt doch, um sie nicht in einen Glauben und was für eine Religion ein Mensch Verzweiflung zu stürzen, gleichsam zu ihrer Enthabe, darauf komme wenig oder nichts an. Wenn schuldigung hinzu: „Nun, lieben Brüder, ich weiß, daß z. B. ein Heide Sonne, Mond und Sterne, Menschen, ihr es durch Unwissenheit gethan habt, wie auch eure Thiere oder Gößenbilder verehre und anbete, so sei dies Obersten."

Gott ebenso gefällig, als wenn ein Christ den wahren Hieraus ist jedoch keinesweges der Schluß zu zie Gott im wahren Glauben verchre und anbete, wenn hen, daß eine Sache dadurch, daß man sie für recht nur der Heide in der Meinung stehe, daß jene Geschöpfe hält, auch recht sei oder recht werde! Der HErr sagt seine Götter seien, denen er dienen müsse. Jener wohl: Der Knecht, der seines Herrn Willen weiß, Grundsay hat aber auch die andere Folge, daß diejeni- und hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem Wilgen, welche denselben hegen, ganz ruhig sind, wenn sie len gethan, der wird viele Streiche leiden müssen." nach ihrer Ueberzeugung gehandelt haben, und meinen, Aber Er sezt sogleich hinzu: „Der es aber nicht weiß, daß sie dann vor Gott und Menschen gerechtfertigt hat doch gethan, das der Streiche werth ist, wird wenig seien. Werden solche aufgefordert, aus Gottes Wort Streiche leiden", also doch gestraft werden. Und Gotzu erkennen, daß auch sie große Sünder seien, und tes Wort geht noch weiter. Es zeigt uns, daß gerade ermahnt, Buße zu thun, so sprechen sie wohl oft: Was darin die rechte Gottesfurcht und Frömmigkeit besteht,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »