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ten sie sich. Und einer unter ihnen, ein nur einen Augenblick zu besinnen, spricht er: „Du Schriftgelehrter, versuchte ihn, und sprach: sollst lieben Gott, deinen HErrn, von ganMeister, welches ist das vornehmste Gebot zem Herzen, von ganzer Seele, und von im Gesez?" Kurz zuvor hatten nemlich die Saddu- ganzem Gemüthe. Dies ist das vornehmste cäer, welche an keine Auferstehung glaubten, Christo und größte Gebot. Das andere aber ist über diesen Punct eine Frage vorgelegt, von der sie dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, glaubten, daß sie Christus werde unbeantwortet lassen als dich selbst. In diesen zweien Geboten müssen. Christus hatte ihnen aber die Auferstehung hanget das ganze Gefeß und die Propheten." aus den Schriften Mosis so klar nachgewiesen, daß sie Mit Bestürzung hörte das Volk und die Pharisäervor allem Volk zu Spott und Schanden geworden schaar diese Antwort. Niemand konnte etwas darauf waren. Darüber freuten sich nun die Pharisäer, welche entgegnen. Vergeblich sahen alle auf den SchriftFeinde der Sadducäer waren, nicht nur, sondern sie gelehrten, der sich vermessen hatte, mit Christo auf den beschlossen nun auch, zur Beschämung der Sadducäer Kampfplaß zu treten. Auch er schwieg. Auch er, wie und zu ihrem desto größeren eigenen Ruhme, zu zeigen, alle, die gegenwärtig waren, fühlte sogleich in seinem wie man es anfangen müsse, wenn man Christum über- Gewissen, daß hiermit das scheinbar unlösbare Räthsel winden wolle; denn sie dachten, wenn Christus, der die wirklich gelös't sei. Denn da die Liebe Gottes und Sadducäer so leicht eingetrieben hatte, hingegen auf ihre Frage würde schweigen müssen, so werde ihr Ansehen bei dem Volke groß werden.

des Nächsten die Summa aller Gebote, sowohl der ersten wie der zweiten Tafel, in sich enthält, so muß auch das Gebot dieser Liebe nothwendig das größte, höchste und vornehmste unter allen sein.

Was thun sie nun? Sie versammeln sich, und kommen endlich überein, Christo eine Frage vorzulegen, Doch, meine Lieben, wir würden uns sehr irren, die sie für unauflöslich achteten, da sie selbst darüber wenn wir meinten, Christo sei es mit seiner Antwort nie hatten einig werden können; die Frage nemlich, nur darum zu thun gewesen, die Pharisäer zu bez welches das vornehmste Gebot im Gesetz sei. Die einen schämen; nein, er, der da gekommen war, zu suchen und von ihnen nemlich meinten, vielleicht sei es das Gebot selig zu machen, was verloren ist, hatte auch hiermit die vom Sabbath, die anderen das Gebot von den Opfern, gnädige Absicht, ihnen zugleich zu ihrem Heile zu zeigen, wieder andere das Gebot von der Beschneidung. Da wie thöricht es sei, daß sie ihr Heil in dem Geseße aber auf jede dieser Antworten Einwürfe aus der suchen wollten, worin es ja nimmermehr zu finden sei. Schrift gemacht werden konnten, so meinten sie, es sei Denn so ist es, meine Lieben, in der That. Käme dies ein unauflösbares Räthsel. Um aber recht sicher es bei der Erfüllung des Geseßes, wie die Pharisäer zu gehen, wählen sie aus ihrer Mitte einen Schrift- meinten und wie noch jezt unzählige so genannte gelehrten aus, von dem sie glaubten, daß er, wie auch Christen meinen, allein darauf an, daß ein Mensch nur immer Christus antworten möge, alles wieder mit der die und jene Pflicht erfülle, die und jene Tugend übe, Schrift widerlegen werde. Nachdem sie nun alles wohl das und jenes Werk thue, die und jene Sünde meide, berathen haben, so tritt endlich der ausgewählte Schrift- das und jenes, wozu er Luft hat, verleugne: dann wäre gelehrte auf den Kampfplay hervor, nähert sich Christo es ja freilich möglich, daß mancher Mensch das Gesetz und spricht: „Meister, welches ist das vor- erfüllte und darin das Heil wirklich fände. Aber dem nehmste Gebot im Gesez?" Er will sagen: du ist keinesweges also. Das vornehmste und größte Geläßt dich einen Meister nennen, wohlan, so beweise ein- bot im Gesetz, die eigentliche Summa, die wahre Meimal deine Meisterschaft und beantworte uns diese nung, der Kern und Stern des Geseßes ist vielmehr: Frage, die bis zur Stunde noch kein Gelehrter hat be- „Du sollst lieben Gott deinen HErrn von antworten können. Ohne Zweifel war jezt alles, ganzem Herzen, von ganzer Seele und von Pharisäer und das gegenwärtige Volk, auf das höchste ganzem Gemüthe und deinen Nächsten als darauf gespannt, was Chriftus auf diese, wie sie mein dich selbst." Wo diese Liebe fehlt, da mag ein ten, schwierigste aller Fragen sagen würde. Mensch in Gedanken, Geberden, Worten und Werken

Und was antwortet Christus? - Ohne sich auch thun und lassen, was er will, so hat er das Gesetz

damit noch keinesweges erfüllt, sondern, mit jenem vor nehmsten und größten, alle Gebote ohne Ausnahme übertreten.

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willen oder doch nach Gottes Rath etwas verliert oder leidet, es für keinen Verlust, sondern für Gewinn, für fein Leid, sondern für eitel Freude achtet. Kurz, nur Von welchem Menschen kann aber gesagt werden, der licht Gott von ganzem Herzen, von ganzer daß er erstlich Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe“, in dessen Seele und von ganzem Gemüthe liebe? Herz be- Innern nichts ist, als Liebe zu Gott, der nichts mehr deutet hier den Willen, Seele die Begierden, Gemüth und nichts gleich liebt, als Gott, und dessen Liebe zu den Verstand des Menschen. Von ganzem Herzen Gott auch nie aufhört, ja, nie unterbrochen wird und liebt daher nur der Gott, der Gottes Willen zu seinem nie abnimmt, und der stets in allem, was er denkt, Willen gemacht hat; von ganzer Seele nur der, dessen redet und thut, von der Liebe Gottes erfüllt ist und Begierden allein nach Gott ausgestreckt sind; von gan=|regiert wird.

zem Gemüthe nur der, dessen Gedanken fort und fort Doch das Gesez fordert nicht nur, daß wir Gott auf Gott gerichtet sind. Wer Gott zu lieben meint, über alles, sondern auch unsern Nächsten als uns selbst aber nicht von Herzen, d. h. ohne Antheil seines lieben. Von welchem Menschen kann nun dies gesagt Willens liebt, ist ein Heuchler; wer aber zwar Gott von werden? Dies werden wir dann recht beurtheilen, Herzen liebt, aber nicht von ganzem, sondern mit ge- wenn wir überlegen, wie jeder Mensch sich selbst liebt. theiltem Herzen, der ist ein auf beiden Seiten Hinkender Sich selbst liebt aber der Mensch nicht blos scheinbar, und liebt darum in Wahrheit Gott gar nicht, denn sondern aufrichtig, nicht kalt oder lau, sondern brünstig, Gott kann und will nur des Menschen ganzes Herz nicht nur dann und wann, sondern beständig, nicht nur einnehmen. Wer Gott zu lieben meint, aber ohne seine wenn er fromm ist, sondern auch wenn er gottlos ist, Seele, d. h. ohne Antheil seiner innerlichen Begierden und er sucht daher nie seinen Schaden, sondern immer ihn liebt, dessen Liebe ist kalt und darum so wenig eine seinen Nußen, selbst mit der größten Mühe und Gefahr. Liebe, so wenig ein kaltes Feuer Feuer ist; wer aber Nur der liebt daher seinen Nächsten als sich selbst, wer zwar Gott liebt mit seiner Seele, aber nicht von ganzer gegen jeden Menschen, sei es Feind oder Freund, sei es Seele, dessen Liebe ist lau, die Lauen aber will Gott ein Gottloser over Frommer, so gesinnt ist, als wäre ausspeien aus seinem Munde, denn Gott kann und jeder Mensch er selbst; also nur der, welcher jeden will nur feurig geliebt werden mit allen Begierden. Menschen so aufrichtig, so brünstig, so beständig, so ohne Wer Gott zu lieben meint, aber nicht liebt mit seinem Unterschied liebt, wie er sich selbst liebt, und den SchaGemüthe d. i. ohne Antheil seines Verstandes, der den des Nächsten so cifrig abwendet und den Nußen hat Gott noch gar nicht erkannt; wer ihn aber zwar des Nächsten so eifrig sucht, als wäre es sein eigener mit seinem Gemüthe, aber nicht von ganzem Gemüthe Schaden und sein eigener Nußen. Ja, nur der liebt liebt, der erkennt Gott noch nicht für das höchste Gut, seinen Nächsten als sich selbst, welcher, wie der Apostel hält also Gott in Wahrheit noch nicht für Gott und sagt, nicht sucht, was sein ist, sondern das, was des liebt, indem er meint Gott zu lieben, nur Gottes andern ist; nur der, dessen ganzes Leben, Thun und Gaben, nur die Creatur. Nein, Gott licht nur der Treiben den Zweck hat, dem Nächsten zu dienen, und ,,von ganzem Herzen, von ganzer Seele der nicht nur bereit ist, um des Nußens des Nächsten und von ganzem Gemüthe", dem alles gefällt, willen selbst Schaden zu leiten, sondern auch, wo es was Gott gefällt, und dem alles mißfällt, was Gott nöthig ist, sein Leben für ihn zu lassen. mißfällt; der alles Gute liebt, weil Gott es liebt, und Nun sagt selbst, meine Lieben, wo sind die Menalles Böse haßt, weil Gott es hast; der, wenn er eine schen, die Gott und ihren Nächsten also lieben? Es Gabe und Creatur licht, sie nur um Gottes willen ist wahr, wir leben in einer Zeit, welche sonderlich das liebt, also in ihnen eigentlich nur Gott licht; wer an Zeitalter der Liebe sein will, wo man fort und fort nur Gott seine höchste Freude hat, und daher immer Gottes von Liebe, als der Hauptsache, redet, wo man zahllose Gemeinschaft und Umgang begehrt; wer ohne Gott in nichts eine Freude findet, aber mit Gott auch im Unglück zufrieden und fröhlich ist, und wenn er um Gottes

öffentliche und geheime Gesellschaften gebildet hat, welche alle vorgeben, daß sie nur die Religion der Liebe verbreiten und nur die Werke der Liebe üben wollen.

Vergleichen wir aber die Liebe, welche Gottes Gesetz die der Mensch hat, richten, denn nur die Liebe ist des fordert, mit der Liebe, der man sich jest rühmt, so wer- Geseßes Erfüllung. Gäbe es daher keine andere göttden wir bald sehen, daß dasjenige, was man jezt Liebe liche Lehre, als die Lehre des Geseßes, so müßten alle nennt, nichts ist, als die ausgesuchteste eigennüßigste Menschen jezt nach dem Fall ewig verdammt und verSelbstsucht. Gerade weil die Liebe in der Welt aus- loren sein. Und darum ist es eben so thöricht, ja, gestorben ist, weil niemand mehr frei des Nächsten sich so wahnsinnig, sein Heil im Geseß zu suchen. annehmen will, darum hat man Gesellschaften errichtet, in welchen man durch gestellte Aussicht auf eigenen größeren Vortheil zu heuchlerischen Liebeswerken nöthigen will. Was sind die jest so häufigen sogenannten Veranstaltun- und zwar eine Lehre, in welcher, Gott sei dafür ewig gen zu wohlthätigen Zwecken, zu denen selbst Bälle, Gastmähler, Comödien, Ausloosungen und dergleichen gehören, was sind diese anders, als thatsächliche Beweise, daß keine freie Liebe mehr in der Welt ist, daß nur Selbstsucht, nur Eigennuß die ganze Welt regiert?

II.

Aber wohl uns, es gibt noch eine andere Lehre,

Lob und Preis, das Heil, was der arme Mensch vergeblich in dem Geseze sucht, gewiß gefunden wird. Und diese Lehre ist keine andere, als die Lehre des Evangeliums von JEsu Christo. Davon last mich denn nun noch zweitens einiges Wenige hinzuseßen.

Doch, meine Lieben, können etwa wenigstens die In unserem Tertevangelium wird uns weiter also wahren Christen sagen, daß sie wirklich Gott von gan- berichtet:,,Da nun die Pharifäer bei einander zem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Ge- waren, fragte sie JEsus und sprach: Wie müthe und ihren Nächsten als sich selbst lieben? Wohl dünket euch um Christo? Weß Sohn ist er? gibt es namentlich in diesem Lande Schwärmer, welche Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen: von sich behaupten, daß sie diese vollkommene Liebe er- Wie nennt ihn denn David im Geist einen langt haben; aber was ist das anders, als unbegreif- HErrn, da er sagt: Der HErr hat gesagt zu liche Verblendung, was anders, als offenbarer Wahn- meinem HErrn: Seße dich zu meiner Rechten, sinn und Naserei des Herzens? Wohl ist die Flamme bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel wahrer Liebe zu Gott und dem Nächsten, auch zu den deiner Füße. So nun David ihn einen Feinden, in den Herzen aller wahrer Christen wieder HErrn nennet, wie ist er denn sein Sohn? angezündet, denn wo dieses himmlische Feuer noch gar Und niemand konnte ihm ein Wort antnicht brennt, da ist das ganze vorgebliche Christenthum worten, und durfte auch niemand von dem nichts als Lüge und Selbstbetrug; aber wo sind die Tage an hinfort ihn fragen." Christen, die da sagen können, daß in ihnen nichts als Was war, meine Lieben, wohl die Ursache, daß Gottes Liebe wohne und daß ihr ganzes Leben nichts Christus, nachdem er die ihm von den Pharisäern vorals ein fröhlicher Dienst ihres Nächsten sei? Wo sind gelegte Frage über das Gefeß beantwortet hatte, dendie Christen, die da sagen können, daß das Tricbrad selben nun die Frage vorlegte: Wie dünket euch aller ihrer Gedanken, Geberden, Worte und Werke um Christo? Weß Sohn ist er?" Christus nichts als die Liebe Gottes und ihres Nächsten sei? hatte hierbei keine andere Ursache, als diese, die blinden Wo sind die Christen, die da sagen können, daß sie Pharisäer zu überzeugen, daß das in dem Geseß von gegen Gott und ihren Nächsten nie gleichgiltig, ge- ihnen vergeblich gesuchte Heil hingegen in dem Evanschweige mit Widerwillen erfüllt gewesen sind und noch gelio von Christo gewiß gefunden werde. Die Pharisind? Ach, prüft sich der Mensch, und wäre es der säer trugen sich nemlich mit einer ganz falschen Vorheiligste Christ, nach dem Gesez der Liebe, so muß ein jeder mit David seine Kniee beugen, sich in den Staub werfen und seufzen: „HErr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht. Auf tausend kann ich dir nicht eins antworten.“

Aber, meine Lieben, wenn Gott den Menschen nach dem Gesez richten soll, so muß er ihn nach der Liebe,

stellung auch von dem durch die Propheten verheißenen Christus. Sie meinten nemlich, derselbe werde ein bloßer Mensch sein, nur ein weltliches herrliches Reich aufrichten und in demselben das jüdische Volk zu einem alle Nationen der Erde beherrschenden Volke machen. Darum beweis't denn Christus den Pharisäern, da der verheißene Christus nach ihrem eigenen Geständniß Davids

Sohn sei, David ihn aber, noch ehe er geboren war, seinen | Sünden, um des Todes, Gerichts und der Hölle willen HErrn nenne, daß derselbe daher kein bloßer Mensch sein sich zu fürchten, wenn er Christum im Glauben zu könne, sondern Gottes ewiger Sohn selbst sein müsse; seinem HErrn angenommen hat, der nicht nur alle woraus denn die Pharisäer endlich selbst den Schluß seine Sündenschulden bezahlen will, sondern längst machen sollten, daß also auch Christi Reich nicht ein bezahlt hat, und nicht allein jene seine Seelenfeinde menschliches, irdisches und zeitliches sein könne, sondern ein überwinden will, sondern längst überwunden hat.

göttliches, himmlisches und ewiges Reich sein müsse, in welchem allein das Heil und die Seligkeit zu finden sei.

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O, meine Lieben, so seid denn nicht so thöricht, euer Heil in dem Gesetz zu suchen. Lernet vielmehr Und so ist es, meine Lieben. Wie unsere Liebe zu erkennen, daß wir schon alle durch das Gesetz verdammt Gott und dem Nächsten die Summa des Gesezes ist, sind, denn wir haben Gott nicht über alles und unseren so ist Christi Liebe zu uns die Summa des Evan- Nächsten nicht als uns selbst geliebt, und vermögen cs geliums. Mag daher ein Mensch immerhin auf die nicht. Darum fliehet eilend aus dem Gesez wie aus Frage: Hast du das Gesez gehalten? beschämt seine dem feuerbrennenden Sodom und suchet eure Zuflucht Augen niederschlagen müssen: wenn er nur auf die in dem stillen Zoar des Evangeliums von Christo. Frage: Wie dünket dich um Christo? Weß Dahin rief Christus selbst die verstockten Pharisäer, daSohn ist er?" fröhlich und von ganzem Herzen ant-hin ruft er auch uns noch heute. Da findet ihr, was worten kann: Er ist der HErr und darum auch mein eure mit Sünden beladene Seele sucht, Vergebung, HErr, der mich verlornen und verdammten Menschen Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Da wird euch aus Gnaden geschenkt, was das Geseß Tod und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold von euch mit Drohungen fordert. oder Silber, sondern mit seinem heiligen theuren Blut Und was das Herrlichste ist, wer das Heil von und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben: auf Herzen im Evangelio sucht, der bekommt dadurch auch daß ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm ein anderes Herz, das dann anfängt in der Liebe Gottes lebe und ihm diene, in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und seines Nächsten zu glühen, denn wem viel vergeben und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, ist, der liebt auch viel und bekommt dadurch schon hier lebet und regieret in Ewigkeit; das ist gewißlich wahr.“ die Erstlinge von der Ernte des ewigen Lebens, und O, wer so Christum von Herzen seinen HErrn nennen wenn er stirbt, so sterben mit ihm auch alle Ueberbleibsel kann, dem kann nichts das Heil entreißen, obgleich er der Sünde und er erwacht dort vollkommen nach Gottes das Gefeß nicht erfüllt hat, noch erfüllen kann. Wie Bilde. Denn da er dort Gott von Angesicht zu Angesicht ein armer Knecht sich nicht um seiner großen Schulden schaut, so durchleuchtet die ewige dreieinige Gottessonne und um seiner vielen Feinde willen zu fürchten hat, sein ganzes Wesen also, daß vor ihren Strahlen alle wenn er einen ihn liebenden, gütigen, reichen, über Sündenfinsternisse auf ewig daraus verschwinden. alles gebietenden HErrn hat, der für ihn bezahlen und Das helfe uns allen JEsus Christus, Gottes und

ihn schüßen will, so hat auch kein Mensch um seiner | Davids Sohn, hochgelobet in Ewigkeit. Amen.

Am neunzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Gott gebe euch allen viel Gnade und Friede | Sünden ist bei beiden der Mittelpunct, um welchen sich durch die Erkenntniß Gottes und JEsu Christi, unse- darin alles bewegt. Während bei jeder anderen Relires HErrn. Amen. gion die Hauptsache darin besteht, daß den Menschen eine Anweisung zu einem frommen und tugendhaften In demselben, unserem treuen Heilande, ge- Leben gegeben wird, so ist hingegen in dem von Christo gestifteten Reiche die Hauptsache die Vergebung der Sünden.

liebte Zuhörer!

Die christliche Religion und Kirche ist eine Reli gion und Kirche der Vergebung. Die Vergebung der

Um diese allen Menschen zu erwerben, darum ist

er, der Sohn Gottes, ein Mensch geworden und am hat. Darauf kann ich mich schon hier in aller AnCreuze gestorben. Dies war der eigentliche Zweck und fechtung und in allen Zweifeln und auch einst vor seidas Ziel seines ganzen großen Werkes auf Erden. nem Throne berufen. Ich kann sagen: Ich bin ja geUnd nachdem Christus durch sein Leben, Leiden und tauft, o JEsu, wollte ich daher zweifeln, daß meine Sterben allen Menschen Vergebung aller ihrer Sünden Sünden mir vergeben seien, so müßte ich dich selbst zu erworben hatte, so haben auch alle ferneren Werke, An- einem Lügner machen. Mit deiner Taufe hast du stalten und Stiftungen Christi keinen anderen Zweck, deine Gnade mir verpfändet, darum sprichst du mich als alle Menschen zum Glauben an die ihnen erwor- nun auch gewiß los und machst mich selig. bene Vergebung zu bringen, dieselbe ihnen anzubieten, zu überreichen und zu versiegeln.

Doch, meine Lieben, Christus hat es auch mit der heiligen Taufe nicht genug sein lassen; damit sich unser Erstlich hat Christus sein Evangelium aufschreiben Glaube ein immer neues Pfand der Sündenvergebung lassen und das heilige Predigtamt eingeseßt, damit holen könnte, hat er auch noch sein heiliges Nachtmahl durch dasselbe die Vergebung der Sünden in seinem eingeseht. Auch dieses heilige Sacrament hat keinen Namen geprediget werde unter allen Völkern und zu anderen Zweck, als unserem Glauben eine neue Stüße allen Zeiten, bis an das Ende der Tage. Wer dieser zu geben, daran er sich wider alles Wanken und an alle Menschen gerichteten Gnadenpredigt von Herzen Schwanken festhalten könne. Wer zum heiligen Abendglaubt, dessen Sünden sind vergeben, so gewiß Gottes mahle gegangen ist, kann nemlich sagen: Wie dürfte ich Wort keine Lüge, sondern ewige Wahrheit ist. Denn zweifelnd fragen, ob ich Theil habe an Christi WeltGott fordert nach seinem Evangelium kein Werk oder versöhnung und ob mir meine Sünden vergeben seien? Leiden von unserer Seite, womit wir unsere Sünden Christus hat mich ja selbst des Leibes theilhaftig ge= selbst tilgen oder uns die Erlassung derselben verdienen macht, den er Gott am Creuze für die Sünderwelt zum müßten. Gott will allein die Ehre unserer Seelen- Opfer dargebracht hat, und er hat mich ja selbst mit rettung und Seligkeit haben, darum will er uns alles dem Blute getränkt, das zur allgemeinen Vergebung schenken umsonst, ohne unser Verdienst und Würdigkeit, auf Golgatha floß! Was konnte Christus mehr thun, aus bloßer, lauterer Gnade und Barmherzigkeit.

mich zu überzeugen, daß auch ich zu den durch ihn Begnadigten gehöre? Hier muß aller Zweifel schwinden.

Weil aber Christus weiß, wie schwer es einem Sünder wird, wenn er erkennt, was für ein großer Doch, meine Lieben, Christus hat für seine Sünder er sei, dann fest zu glauben, daß er doch ein Erlös'ten nicht nur nach Nothdurft gesorgt, daß sie die Kind Gottes und in sein Gnadenreich aufgenommen Vergebung ihrer Sünden glauben können: er hat sie sei, daher hat Christus zweitens die heilige Taufe zu mit Unterpfändern seiner Gnade recht eigentlich überseinem Worte, wie das Siegel zu einem Briefe, gegeben. schüttet; er hat dafür überschwänglich mehr gethan, als Er hat nemlich nicht nur den Befehl gegeben: Gehet ein menschliches Herz je bitten und verstehen konnte; hin in alle Welt, und lehret alle Heiven und taufet sie er hat es bewiesen, daß er nicht nur Barmherzigkeit hat, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen sondern daß er, wie die Schrift sagt, reich ist an Geistes", sondern er hat diesen Befehl auch mit der Barmherzigkeit. Christus hat nemlich seiner Kirche Verheißung verbunden und geschmückt: „Wer da glau- auch noch die Gewalt verliehen, zu jedem einzelnen bet und getauft wird, der wird selig werden." Die Sünder in seinem Namen sagen zu dürfen: „Sei geTaufe soll also ein sichtbares Unterpfand sein, welches trost, dir sind deine Sünden vergeben“, und Christus Christus allen Menschen geben will, daß auch sie an hat verheißen, daß eine solche in seinem Namen auf der von ihm erworbenen Vergebung Theil haben. Jeder Erden ertheilte Absolution auch vor ihm im Himmel Getaufte kann daher, wenn er daran glaubt, sagen: giltig sein soll und daß er sie einst bestätigen will am Wollte mich Christus gleich einst verdammen, so kann jüngsten Tage. Da nun in unserem heutigen Evaner nicht; denn er hat einen Gnadenbund mit mir ge- gelio Christus selbst einem Gichtbrüchigen eine Absolumacht und zur Bestätigung desselben mir ein Unter- tion ertheilt, so laßt mich jezt von dem besonderen pfand gegeben, nemlich die heilige Taufe; sie ist das Troste, der in der Privatabsolution liegt, ein Mehreres erste Angeld, das er mir für meine Seligkeit überliefert zu euch sprechen.

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