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Beruhigung. Wie die Engel den Heiland erquickten, |

Wenn wir nun dies, was die heilige Schrift uns als er im Garten Gethsemane mit dem Tode rang, so von den heiligen Engeln erzählt, wirklich glauben, muß haben die Christen nach der Schrift die Unterstüßung das nicht unseren Eifer reizen, auch Gott rechtschaffen der Engel auch in ihrem leßten Kampfe zu erwarten; zu dienen? Wie? o Mensch, du hörst dies von den sie versammeln sich um sein Sterbebett, und wenn die hohen Engeln, und du, Erde und Asche, solltest Gott Seele ihre sterbliche Hülle verläßt, so tragen sie sie durch deinen Dienst versagen wollen? Sie, die himmlische die Reihen der bösen Geister in der Luft hinauf in die Fürstenthümer besigen, legen sich demüthig Gott zu seligen Wohnungen des himmlischen Vaters. Füßen, achten es für die allerhöchste Ehre, von Gott zu

O welche Liebe Gottes sehen wir also in der Lehre Wächtern der geringsten Geschöpfe bestellt zu werden, von den Engeln offenbart! Nicht genug, daß uns und du, Mensch, dessen Leben ein Dampf ist, du BeGott geschaffen hat, nicht genug, daß die Erde voll wohner des Staubes, du Sünder, wolltest dich nicht seiner Güter ist, nicht genug, daß uns Gott zu ver- vor dem großen Gott demüthigen? Du wolltest stolz sorgen verheißen hat, so versichert er uns noch aus- und hoffärtig sein, dich wider Gott, sein Wort und drücklich, daß die Diener, die um seinen Thron stehen, seinen Willen erheben? Die heiligen Engel achten auch uns dienen, sobald wir in diese Welt treten, bis alle Herrlichkeit des Himmels gegen den Willen Gottes wir dort in ewiger Gemeinschaft mit ihnen uns freuen für nichts, sie verfügen sich auf seinen Wink auf die vor seinem Angesicht. Erde und halten das für ihren Himmel, wo sie Gott verherrlichen und ihm gehorchen können, und du, armer Sterblicher, wolltest den Tand, die Schatten, das Gold und Silber der Erde, das der Rost verzehrt, zu deinen Göttern machen, daran dein Herz hängen und es dem Willen Gottes vorziehen?

III.

Doch, meine Theuren, der Glaube an das Dasein der Engel reizt endlich auch drittens unseren Eifer, Gott zu dienen in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Von den heiligen Engeln hören wir, daß sie ohne Gewiß, wer das lebendig glaubt, was die Schrift Aufhören Gott dienen. Es sind reine, heilige, keusche, von den Engelu sagt, der wird sich immer mehr schämen, demüthige Geister, die die Sünde hassen und Gottes daß sein Herz so verderbt ist, daß er Gott nicht so lieben, Willen über alles lieben. Gott und seine Herrlichkeit loben, dienen und verherrlichen könne, als er wollte; er zu erkennen, ist ihre höchste Lust; daher sie auch gelüftet, wird Gott täglich bitten, ihm seinen Heiligen Geist zu wie der Apostel sagt, die Geheimnisse des Evangeliums verleihen, daß er seinen Willen immer besser erkennen zu schauen. Sie suchen darin ihre höchste Freude und und erfüllen lerne; er wird begehren, aus diesem Lande Seligkeit, Gottes Befehle auszuführen; so oft ihnen der Sünde bald in den Himmel erhoben, von seinem Gott etwas aufträgt, so thun sie dies eilends und danken Verderben bald ganz durch einen seligen Tod erlös't Gott, daß er sie würdigt, seine Diener zu sein. Wenn und in die Gemeinschaft der heiligen Engel aufder Heiland in unserem Terte sagt: „Sie sehen alle-genommen zu werden.

zeit das Angesicht des Vaters im Himmel", Du also, o Mensch, der du der Sünde noch dienest, so heißt das: sie entfernen sich nie von Gott, sie fallen der du noch keine herzliche Sehnsucht hast, Gott ganz nie von Gott ab, sie schauen immer auf Gott, sie blei-|zu leben und dich ihm ganz aufzuopfern; der du die ben in seiner seligen Gemeinschaft, sie richten sich in Gebote Gottes noch wissentlich und muthwillig überallem nach Gott und suchen nie ihre eigene Ehre, son- trittst und der du Gott mit halbem Herzen, nur gedern allein Gott ohne Aufhören zu verherrlichen. Ihre zwungen, aus Furcht vor der Hölle dienst, — in deinem Speise und ihr Trank, ihr einiges Vergnügen, wornach Herzen ist die Lehre von den Engeln noch nicht lebendig sie ohne Aufhören Verlangen tragen, und was sie ohne geworden. Du bist noch kein Freund der Engel; du Aufhören üben, ist Gott loben und preisen. Daher ist kannst dich in diesem Zustand auch nicht ihres Schußes ihnen auch alles groß und wichtig, was Gott ihnen getrösten. Du lebst in Werken der Finsterniß, wie aufträgt; mit Freuden eilen sie auf die Erde, ein Kind können die Engel des Lichts dich begleiten? Du zu bewachen oder die Seele eines elenden Lazarus in trachtest nicht nach dem Himmel, sondern nach der Erde Abrahams Schooß zu tragen. und ihren Gütern, wie können die Engel des Himmels

deine Gefährten sein? Du hast noch Gott zu deinem | büßt hat; ergreifet in eurer Sündenangst sein theures Feinde, wie können Gottes Diener und Boten dir hold Verdienst, so wird euch Gott annehmen, er wird euch sein? Du lebst noch in den Sünden der Unreinigkeit, alle eure Sünden vergeben und euer Herz verändern, wie können jene heiligen, reinen, keuschen Geister dich und ihr werdet dann mit den Engeln Gott loben und umschweben? sie fliehen vor dir und tragen Leid um mit Freuden ihm dienen können. O verachtet meine dich, daß du den Weg des Todes gehst; sie möchten Ermahnung nicht; dienet hier mit den Engeln Gott, gern deine Freunde sein, aber weil du noch kein Freund so werdet ihr, nachdem ihr hier schon alle Engel zu Gottes bist, so müssen sie deine Freundschaft hassen. Freunden und ganze Schaaren derselben zu Beschüßern hattet, dort mit ihnen unaussprechlich selig sein.

Nun, wer sich unter uns bewußt ist, daß er noch nicht angefangen habe, den heiligen Engeln nachzu- Ihr aber, die ihr schon mit ganzem Ernste täglich folgen, und Gott allein zu dienen, wer es sich bewußt betet: „Vater unser, der Du bist im Himmel, Dein ist, daß er noch von der Liebe der Sünde gefangen ist, Wille geschehe, wie im Himmel von Deinen heiligen o, der lasse doch heute sich bewegen, den Dienst der Engeln, also auch von uns auf Erden“, o fahret fort, Sünde zu verlassen. Es ist Freude im Himmel unter hienieden durch Christi Gnade der Engel Nachahmer allen Engeln über einen Sünder, der Buße thut. So zu sein, so werdet ihr auch einst dort als Kinder der bereitet denn, o Sünder, heute den Engeln diese Freude; Auferstehung den Engeln gleich sein und mit ihnen fallet nieder vor Gott, bekennet, beklaget, beweinet vor stehen vor Gottes Thron und mit ihnen ihn loben, ihn ihm euer Elend und gehet mit allen euren Sünden schauend von Angesicht zu Angesicht in ewiger Freude zu JEsu Christo, der eure Sünden getragen und ge- und seligem Licht. Amen.

Am Reformationsfefte.

Gott! so ist er denn wiedergekehrt der Tag im Glauben gestärkt werden! Wir gedenken heute der Jahre, den Du Dir von Ewigkeit auserwählt hattest, Treue und Beständigkeit unserer Väter bis zum Tode: ihn einst zu einem Tage unaussprechlichen Segens für | o laß dadurch auch unseren Eifer, bei Deinem Wort auch Millionen zu machen; auserwählt, um an ihm endlich jezt festzustehen, mächtig entzündet werden! Wir gedas tausendjährige Seufzen Deiner Kinder unter des denken heute der ungezählten Wohlthaten, die Du einst Antichrists Tyrannei und Verführung zu erhören und über Deine Kirche ausgeschüttet und zu deren Erben sie daraus mächtig und herrlich zu erlösen. O so Du auch uns ohne unser Verdienst und Würdigkeit mache denn, Du noch immer unversiegte Segensquelle, gemacht hast: o laß dadurch unsere Herzen voll Dankes diesen auserwählten Tag auch heute wieder zu einem und unsere Zunge voll Rühmens werden, heut und Tage des Segens! Siehe, wir gedenken heute Deiner allezeit, einst aber droben vor Deinem Throne von großen Thaten: o laß dadurch unseren so schwachen | Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Text: 2 Thess. 2, 1–12.

Aber der Zukunft halben unsers HErrn JEsu Christi und unserer Versammlung zu ihm bitten wir euch, lieben Brüder, daß ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem Sinn, noch erschrecken, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Briefe, als von uns gesandt, daß der Tag Christi vorhanden sei. Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise. Denn er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbaret werde der Mensch der Sünde, und das Kind des Verderbens; der da ist ein Widerwärtiger, und sich überhebet über alles, das Gott oder Gottesdienst heißet, also, daß er sich sezt in den Tempel Gottes, als ein Gott, und gibt sich vor, er sei Gott. Gedenket ihr nicht daran, daß ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war? Und was es noch aufhält, wisset ihr, daß er offenbaret werde zu seiner Zeit. Denn es reget sich schon bereits die Bosheit heimlich, ohne daß, der es jezt aufhält, muß hinweg gethan werden. Und alsdann wird der Boshaftige offenbaret werden, welchen der HErr umbringen wird mit dem Geist seines Mundes, und wird sein ein Ende machen durch die Erscheinung seiner Zukunft, deß,

welches Zukunft geschieht nach der Wirkung des Satans, mit allerlei lügenhaftigen Kräften, und Zeichen, und Wundern, und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrthümer senden, daß sie glauben der Lüge; auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.

In dem HErrn geliebte Glaubens- und Festgenossen! | Schriften wieder aus ihren Gräbern zu steigen, die den Gibt es irgend einen Tag im Jahre, an welchem Christen so lange verstopft gewesenen Quellen des vollen wir als Lutheraner vor anderen Ursache haben, vor evangelischen Trostes sich ihnen wieder zu öffnen und aller Welt ein großes Freudenfest anzustellen, so ist es die ihnen so lange verschlossen gewesenen Thüren zu heute am 31. October. Wenn je, so sollten heute die allen Speisekammern der göttlichen Gnade in reinem Häuser aller Lutheraner vom Morgen bis zum Abend Wort und unverfälschtem Sacrament sich ihnen wieder Häuser der Freude und des Frohlockens sein. Wenn aufzuthun. Mit jenen Hammerschlägen begann endje, so sollte heute kein Lutheraner durch irgend etwas lich der Thron des Antichrists, den er sich im Tempel sich abhalten lassen, in das Haus des HErrn zu eilen, Gottes mit List, Trug und blutiger Gewalt errichtet sondern alle, Jung und Alt, Reich und Arm, da er hatte, zu wanken und die stärksten Säulen seines fast scheinen, um gemeinschaftlich Gott mit lauter Stimme tausendjährigen Baues zusammen zu brechen und in zu loben und zu preisen. den Staub zu sinken.

Denn was ist einst an dem heutigen Tage ge= gesegneter Tag! Seit dem ersten christlichen schehen? Es war heute vor drei hundert und drei Pfingsttag ist der Christenheit kein gesegneterer auf Erund fünfzig Jahren, am 31. October 1517, da schlug den angebrochen. Seit den Tagen der Apostel ist Dr. Martin Luther, Prediger und Professor zu Witten- feinem Erdentage eine Zeit herrlicherer Gnadenberg in Sachsen, fünf und neunzig Säße wider den heimsuchungen gefolgt. Groß waren die Wohlthaten, päbstlichen Ablaß öffentlich an die Thür der dasigen welche die Kirche des Alten Bundes am Gedenktage Schloßkirche an. Wohl scheint dies ein gar geringes, ihrer Errettung aus der egyptischen Knechtschaft und nichts weniger als einer alljährlichen Gedächtnißfest- aus dem babylonischen Gefängniß feierte, größer noch Feier würdiges, Ereigniß gewesen zu sein. Aber wie sind die Wohlthaten, welche die Kirche des Neuen Bunalle großen Werke Gottes klein und unscheinbar vor den des heut feiert, die Wohlthaten einer wahren ReforAugen der Menschen beginnen, so geschah es auch hier. Und vor allen wir Lutheraner sind es, die Jene Hammerschläge, mit welchen Luther seine fünf sie in ihrer ganzen Fülle genießen. und neunzig Säße an jene Kirchthür öffentlich an- Darum seid mir gegrüßt, theure Brüder und schlug, waren, ohne daß es Luther selbst ahnte, nach Schwestern, ja, seid mir gegrüßt und gesegnet im NaGottes Rathschluß nichts Geringeres, als die Glocken- men des HErrn, die ihr heute hier in seinem Heiligschläge, welche der Welt den Anbruch einer neuen, besse- thum erschienen seid, um jene in den Tagen unserer ren Zeit des Reiches Gottes auf Erden verkündigten. Väter geschehenen großen Thaten Gottes festlich zu Mit jenen Hammerschlägen begann plößlich der Schutt begehen!

mation.

zu weichen, unter welchem die Kirche Christi fast ein Doch, welche Wohlthat ist es, die ich euch heute Jahrtausend lang wie vergraben gelegen hatte, die nun vor anderen vorstellen soll, um eure Festfreude zu entleuchtend wie eine Start auf hohem Berge sich wieder zünden und zu einer hellen Flamme des HErrn anzum Himmel erhob. Mit jenen Hammerschlägen be- zufachen? Heute, wo wir den Antichrist zu Rom gannen plößlich die dichten Wolken sich zu zerstreuen, lüstern nach seiner alten Gewalt sein Haupt wieder in die Jahrhunderte lang den Christen das Evangelium der Kirche hoch empor heben sehen, heute sei auf Grund von Christo bedeckt hatten, das nun hellstrahlend wie unseres verlesenen Tertes der Gegenstand unserer Festdie Sonne über der erstaunten und erfreuten Christen- betrachtung:

heit wieder aufging. Mit jenen Hammerschlägen be- Der geweissagte Sturz des Antichrifts, eine der großen gannen plöglich alle Propheten und Apostel in ihren Wohlthaten der lutherischen Kirchenreformation;

reden.

I.

ich zeige euch hierbei zweierlei: scher Bischof selbst, Gregor, mit dem Zunamen der 1. wie durch die Reformation der Anti-Große, in einem Briefe an Kaiser Mauritius warnend christ gestürzt und aus: Ich sage unbedenklich: ein jeder, welcher sich 2. welche große Wohlthat hierdurch uns den allgemeinen Priester nennt oder so genannt zu und der ganzen Christenheit zu Theil werden begehrt, ist in seiner Selbstüberhebung ein Vorgeworden sei. läufer des Antichrists, weil er sich in seinem Hochmuth über die anderen sezt";*) aber was geschah? Schon einer der nächstfolgenden römischen Bischöfe, nemlich Daß, meine Lieben, der Pabst zu Rom und nie- Bonifacius III., nahm den Titel eines allgemeinen mand anders der in der Schrift vorausverkündigte Bischofs von dem durch Mord auf den Kaiserthron Antichrift oder Wiverchrist sei, dies habe ich euch schon gekommenen Phokas mit Freuden an. Und da die zu anderer Zeit aus Gottes Wort, und zwar vor allem römischen Bischöfe diesen Titel von nun an nicht aus unserem verlesenen Terte, nachgewiesen. Heut nur behielten, ja, es in ihrem Kirchenrechte endlich laßt mich daher einmal allein von seinem Sturze zu euch ausdrücklich festseßten, daß sie von Gottes und Rechts wegen die allgemeinen Päbste der ganzen ChristenNachdem nemlich der heilige Apostel Paulus in heit seien, sondern diese angemaßte abgöttische Würde unserem Terte den Thessalonichern entdeckt hat, daß auch dazu gebrauchten, von Jahrhundert zu Jahrsich ein Antichrist, ein Widerchrist mitten in dem Tem- hundert immer greulichere Irrlehren in der Kirche pel Gottes, d. h., in der christlichen Kirche, auf einen einzuführen, und Alle, die wider sie zeugten, mit ihren Thron sezen, über alles, was Gott oder Gottesdienst Bannbullen, ja, mit Feuer und Schwert zu verfolgen, heiße, sich überheben und wie ein Gott sich geberden so hat es freilich auch in keinem der folgenden Jahrwerde, so weissagt der Apostel hierauf in unserem Terte hunderte an Männern gefehlt, welche es laut verkünvon ihm weiter also: „Welchen der HErr um- digten, daß Nom das geistliche Babel und der römische bringen wird mit dem Geist seines Mundes." Pabststuhl der Thron des Antichrists selbst sei. Dies Hieraus ersehen wir: die furchtbare Zwingherrschaft haben zu verschiedenen Zeiten Kaiser, Könige, Fürsten, des Antichrists sollte also nicht von immerwährender Geschichtschreiber, Theologen, selbst viele Bischöfe und Dauer sein; es sollte vielmehr eine Zeit kommen, in Mönche und ganze von der römischen Kirche varum sich welcher er werde umgebracht oder gestürzt werden, und trennende kirchliche Parteien, wie die Waldenser, Hufzwar nicht leiblich durch leibliche Gewalt, sondern geist- siten und böhmischen Brüder, mündlich und schriftlich lich, durch den Geist des Mundes“ Christi, behauptet. Als unter anderem zur Zeit des heiligen das ist, durch Christi Wort, von dem Christus ja selbst gesagt: „Meine Worte find Geist und sind Leben.“

So entsteht nun die Frage: welches war die Zeit, in welcher der Widerchrist durch den Geist des Mundes Christi umgebracht oder gestürzt worden ist? Es ist dies keine andere, als die Zeit der lutherischen Kirchenreformation, deren Gedächtniß wir heut feiern.

Märtyrers Huß einige englische Theologen nach Prag in Böhmen kamen, ließen dieselben ein großes Bild malen und hängten es öffentlich aus, welches auf der einen Seite den demüthigen Heiland in seiner irdischen Armuth mit der Dornenfrone als den wahren Christ und auf der anderen Seite den hoffärtigen Pabst in seiner weltllchen Pracht mit seiner dreifachen goldenen Gehen wir in die Geschichte der Kirche zurück, so Krone als den wahren Antichrist darstellte. Auch Huß finden wir zwar, daß viele Christen es schon bald ge- selbst bekannte es ohne Scheu in seinen Schriften, daß merkt und darüber laut geklagt haben, daß die römi- der Pabst der geweissagte Antichrist sei. Aber was war schen Bischöfe sich über alle anderen Bischöfe, ja, über die Folge? Wie Huß, so haben auch viele andere die ganze Christenheit antichristisch erhoben; aber weit theure Gottesmänner wegen dieses ihres Zeugnisses entfernt, dadurch gestürzt zu werden, stiegen dieselben

vielmehr an Macht und Anschen von Jahrhundert zu tem vocat, vel vocari desiderat, in elatione sua Antichristum *) Ego fidenter dico, quisquis se universalem sacerdoJahrhundert nur immer höher und höher. Noch um præcurrit, quia superbiendo se cæteris præponit, Lib. 6. das Jahr 600 sprach es ein noch besser gesinnter römi- epist. 30.

schon vor der Reformation den blutigen Märtyrertod | Luther dies geschrieben, da kam die Bannbulle des sterben müssen. Weit entfernt, daß durch ihr Zeugniß Pabstes selbst in seine Hände, in welcher alles, was der römische Antichrist gestürzt worden sein sollte, so Luther bisher durch den Heiligen Geist als die ewige wurde er vielmehr troß desselben nur immer mächtiger, Wahrheit des Evangeliums lebendig erkannt und so daß endlich selbst die mächtigsten Weltherrscher sich mündlich und schriftlich gelehrt hatte, als gotttlose vor ihm fürchten und zittern mußten. Hatten doch die Keßerei verflucht und verdammt war und in welcher römischen Bischöfe endlich fast den ganzen Erdkreis sich nicht nur er selbst, sondern alle, die mit ihm glauben zu ihren Füßen gelegt, so daß sie selbst Kaiser und und bekennen oder ihn auch nur herbergen würden, mit Könige abseßen und einsehen, große Reiche nehmen und dem Bann belegt und mit Beraubung ihrer Güter, verschenken, und zu behaupten wagen konnten, sie trü- Freiheit, Herrschaften, ja, des Lebens bedroht waren. gen beide Schwerter, das geistliche und weltliche, und Jezt fiel es daher Luthern wie Schuppen von den der Kaiser trage das Kaiserthum von ihnen nur zu Augen; nun war es ihm plößlich sonnenklar, daß der Lehen. Pabst selbst und kein anderer der wahre geweissagte

Doch die Weissagung Pauli, daß der HErr den Antichrift oder Widerchrist sei. Weit entfernt aber, Antichrist mit dem Geist seines Mundes um- darum nun vor den päbstlichen Drohungen zu er= bringen" werde, mußte sich erfüllen, und sie hat sich schrecken, schrieb er vielmehr nun im October des Jahres erfüllt durch die lutherische Kirchenreformation. 1520 an Spalatin: „Ich bin nun viel ruhiger, nach

Zwar wurde es gerade unserem gewissensängst-|dem ich gewiß weiß, daß der Pabst als der Antichrist lichen Luther Anfangs gar schwer, das päbsitiche Ge- und des Satans Stuhl offenbarlich erfunden sei“;*) heimniß der Bosheit zu durchschauen. Als er einst und zwei Monate später, Anfangs December desselben heute vor drei hundert und drei und fünfzig Jahren jene Jahres, gab nun Luther seine gewaltige Schrift: fünf und neunzig Säße wider die Ablaßgreuel anschlug, „Wider die Bulle des Antichrists“, heraus, die er mit da meinte er noch, wie er selbst schreibt, Pabst Leo werde den Worten schloß: Wird der Pabst diese Bulle nicht ihn darob nur loben und schüßen. *) Als ihm hierauf widerrufen und verdammen, so soll niemand daran „im Namen der Kirche“ geboten wurde zu schweigen, zweifeln, der Pabst sei Gottes Feind, Christi Verfolgér, überfiel ihn daher große Angst. Er schreibt selbst: der Christenheit Verstörer und der rechte Endechrist.“ **) „Da ich der Kirche Namen hörte, erschrack_ich.“**) Was that nun Luther, da der Pabst nicht widerWie? dachte er, sollte es möglich sein, daß die Kirche rief? Von nun an schrieb Luther keine Schrift und selbst mir die Wahrheit zu bezeugen verböte? Und hielt keine Predigt, bis an seinen Tod, ohne daß diegerade, weil dieser Befehl aus Rom kam, so war ihm selbe ein Zeugniß wider das antichristische Pabstthum das um so unerklärlicher. Denn noch immer konnte er enthalten hätte. Und dabei trat Luther mit einer nicht glauben, daß der Pabst selbst der Antichrist sei, Schonungslosigkeit und Kühnheit wider den sogenannvielmehr schrieb er noch im Jahre 1518 an den Nürn- ten heiligen Vater" auf, wie bisher noch kein Sterbberger Theologen Link, sein Urtheil sei dieses, daß der licher es je gewagt hatte. Unerbittlich riß er ihm die wahre Antichrist“ nicht im römischen Pabste, aber im Heuchlerlarve seiner verstellten Heiligkeit vom Angesichte römischen Hofe herrsche". 4) Von dem Pabste selber und zeigte ihn aller Welt in seiner wahren Gestalt, in hatte Luther selbst noch im September des Jahres seiner ganzen Scheuslichkeit, indem er sich dabei, wie 1520, also noch kurz vor dem Erscheinen der päbstlichen einst Elias, selbst der Waffe des bittersten Spottes beBannbulle wider ihn, eine so gute Meinung, daß er diente. Mochte nun der Pabst in seinem Zorne alle Pabst Leo X. in einem Schreiben an ihn das „Schaf Großen der Erde wider Luther in Bewegung seßen und unter den Wölfen" und den,,Daniel unter den Löwen") nannte. Doch, was geschah? Kaum hatte

*) Siehe Luthers Werke von Walch, Tom, XIV, 450. **) Ebendaselbst XIV, 472.

†) Ebendaselbst XV, Anhang S. 59.

†) Ebendaselbst XV, 938.

mochte man diesem daher nun von allen Seiten mit Bann, Reichsacht, Gefängniß, Feuer und Schwert drohen: er, obwohl ein wehrloser Mönch, lachte nur solcher Drohungen sterblicher fündiger Menschen und wurde

*) Siche Luthers Werke von Walch, XV, Anhang S. 93. **) Ebendaselbst XV, S. 1752.

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