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Gergis und Marpessos in der Troas.

Von Richard Kiepert.

Ueber die Stadt Gergis in der Troas liegen folgende Angaben vor. Zuerst nennt Herodot V, 122 und VII, 23 die Einwohner Gergithes und bezeichnet sie als Reste der alten Teukrer oder Troer. Die zweite Stelle ist für die Festlegung des Ortes wichtig: Xerxes erreicht, von Süden her, von Adramyttion und Antandros kommend, den Skamandros, zieht nach dem Pergamon des Priamos (heute Hisarlik) hinauf, opfert dort und marschiert am folgenden Tage weiter nach Abydos, wobei er links Rhoiteion (Palaeokastra), Ophryneion (Ruinen bei Eren Köi) und Dardanos (Ruinen 2 km südlich vom Vorgebirge Kefez Burnu), rechts aber die Stadt der Gergithes zu liegen hatte. Daraus folgt, dass Gergis von der nach Nordosten verlaufenden Linie Rhoiteion-Ophryneion-Dardanos landeinwärts d. h. etwa in südöstlicher Richtung zu suchen ist, unbestreitbar nördlich des Skamandros-Flusses. Nun hat Calvert (Archaeological Journal XXI, 1864, 48 ff.) Gergis in den Ruinen des Ballyk Dagh, 10 km südsüdöstlich von Hisarlik auf dem linken Skamandrosufer wiederzuerkennen geglaubt und die Zustimmung von Eduard Meyer (Geschichte von Troas S. 23) und Judeich (Kiepert - Festschrift S. 226 und Sitzungsber. Akad. d. Wissensch. Berlin 1898, S. 540 f.) gefunden. Aber Xerxes hatte, als er in nordöstlicher Richtung bei jenen drei Städten vorbeizog, den Ballyk Dagh, wie ein Blick auf die Karte zeigt, genau im Rücken und nicht zur rechten Seite. Der 17 km von Alexandreia Troas entfernte Ballyk Dagh kommt mithin für Gergis, das nach Pausan. X, 12, 4 (s. unten) mindestens 200 bis 220 Stadien d. h. 36-39 km von Alexandreia Troas entfernt war, nicht in Betracht; H. Kiepert hat auf seiner Karte Asia Provincia (Formae Orbis Antiqui IX und Text S. 3, Anm. 31) dort Petra eingetragen, das in einem Briefe des Antiochos I Soter an Meleagros vorkommt (Dittenberger, Sylloge1, 158); der Name passt gut zur Lage.

Nach Xenophon Hellen. III, 1, 10 ff. verwaltete die Dardanerin Mania unter Pharnabazos ein kleines Vasallenreich, zu dem die Städte Skepsis (auf dem Kurschunlu Tepe nördlich vom oberen Skamandros), Kebren (auf dem Fughla Tepe 14 km WSW von den Ruinen von Skepsis und südlich

vom Skamandros), Gergis und später die Küstenstädte Larisa (südlich von Alexandreia Troas), Kolonai (bei Köse Deresi) und Hamaxitos (am Gök Tepe) gehörten. Diese Ortsliste zeigt, dass Gergis unweit von Skepsis und Kebren gelegen hat. Der schon erwähnte Brief des Antiochos weist sodann den Meleagros an, 2000 Plethren Ackers von dem an das Gebiet von Gergis oder Skepsis angrenzenden Lande einem gewissen Aristodikides anzuweisen und es dem Gebiete von Ilion oder Skepsis anzugliedern. Ilion liegt nun 10 km, Skepsis 38 vom Ballyk Dagh entfernt; hätte dort auf dem Ballyk Dagh Gergis gestanden, so wäre Meleagros wohl ange

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wiesen worden, die 2000 Plethren dem nahen ilischen Gebiete zuzuschlagen und ihm nicht die Wahl zwischen Ilion und dem fast viermal so weit entfernten Skepsis gelassen worden. Gergis muss also weiter landeinwärts, näher an Skepsis gesucht werden, als auf dem Ballyk Dagh.

Stephanus Byzantinus s. l'éoys bietet nichts geographisches; nur gibt er an, dass der Genetiv Γέργιθος auch als Nominativ ἡ Γέργιθος gebraucht werde, und dass Gergithia die weissagende Sibylle heisse, deren Bild sich auf den Münzen von Gergis finde. Die Form légydog ist als Gergithus bei Livius 38, 39 10 zu finden: Iliensibus Rhoeteum et Gergithum addiderunt (Romani), woraus sich wiederum die Nachbar

schaft von Ilion und Gergis ergibt. Die Schol. Plat. Phaedr. erwähnen den Ort sodann als Gergetion (Ογδόη [Σίβυλλα] ἡ Ἑλλη σποντία, ἥτις ἐν κώμῃ Μαρμυσσῷ τὴν γένεσιν ἔσχε περί τινα πολίχνην Γεργετίωνα; Lactantius Inst. dir. I, 22, 12 u. 13 als Gergithium (Octavam Hellespontiam in agro Troiano natam vico Marmeso circa oppidum Gergithium) und Suidas s. Σίβυλλα (Bernhardy II, 2, 742) als Gergittion (ὀγδόη Ελλησποντία τεχθεῖσα ἐν κώμῃ Μαρμισσῷ περὶ τὴν πολίχνην Γεργίττιον).

Weiter in der topographischen Bestimmung von Gergis führt uns die Sichtung der Namen, mit welchen die alten Autoren das in der Nähe von Gergis gelegene Heimatsdorf der Hellespontischen Sibylle bezeichnen. Marmyssos heisst es in den Scholien zu Platon (s. oben), Marmissos bei Suidas s. Σίβυλλα (s. oben), Marmessus bei Lactantius (s. oben und Mermessos bei Steph. Βyz. s. v. (Μερμησσός, πόλις Τρωϊκή, ἀφ ̓ ἧς ἡ Ἐρυθραία Σίβυλλα. ἦν γὰρ καὶ ἡ πόλις αὐτοῖς ἐρυθρὰ τῷ χρώματα). Zweimal dagegen wird es Marpess o s genannt, von Tibull. II, 5, 67 (Quidquid Amalthea, quidquid Marpesia dixit) und von Pausanias X, 12, 4, topographisch der wichtigsten Stelle. Nachdem er ein Orakel der Sibylle mitgeteilt, welches mit den Worten schliesst

πατρὶς δέ μοι ἐστιν ἐρυθρή

Μάρπησσος, μητρὸς ἱερή, ποταμός τ' Αϊδωνεύς fahrt er fort: καὶ ἐν τῇ Ἴδῃ τῇ Τρωϊκῇ πόλεως Μαρπήσσου τὰ ἐρείπια . . . . . ὑπέρυθρος δὲ πᾶσα περὶ τὴν Μάρπησσον γῆ καὶ δεινῶς ἐστὶν αὐχμώδης, ὥστε καὶ τῷ Ἀϊδωνεῖ ποταμῷ καταδύεσθαί τε ἐς τὴν χώραν καὶ ἀνασχόντι τὸ αὐτὸ αὖθις πάσχειν, τέλος δὲ καὶ ἀφανίζεσθαι κατὰ τῆς γῆς, αἴτιον (ἐμοὶ δοκεῖν) ἐστὶν ὅτι λεπτή τε κατὰ τοῦτο καὶ σηραγ γώδης ἐστὶν ἡ Ἴδη. ἀπέχει δὲ Ἀλεξανδρείας τῆς ἐν τῇ Τρῳάδι τεσσαρά κοντα ἡ Μάρπησσος καὶ διακόσια στάδια. Aus diesen Worten folgt, dass des Pausanias Marpessos identisch mit dem Mermessos des Steph. Byz. ist, weil beide, wie auch das Orakel, das Dorf als Heimat der Sibylle bezeichnen und die rötliche Erde als besonderes Kennzeichen hervorheben. Vorzüglich wertvoll ist aber die Angabe, dass Marpessos 240 Stadien (43,2 km) von Alexandreia Troas entfernt war: diese bringen uns, wenn wir, wie üblich, etwa ein Sechstel für die Biegungen und Steigungen des Weges abziehen, also 36 km rechnen und die aus Herodot VII, 23, Xenophon, dem Briefe des Antiochos und Livius gewonnenen ungefähren Andeutungen über die Lage des nahen Gergis damit kombinieren, in die Gegend nordwestlich von Salihlar (21 km östlich von Ilion) oder auch näher zur Küste, wo H. Kiepert's Karte vom Westl. Kleinasien Bl. IV 3 km nordöstlich von der Stätte von Ophryneion Ruinen angibt, die in der Luftlinie genau 36 km von Alexandreia Troas entfernt sind. Dass Pausanias dieses Hügelland zum Ida-Gebirge rechnet, kann nicht dagegen sprechen; bei den höchst unvollkommenen Karten der Alten konnte er

es wohl für einen Ausläufer des Ida halten. In Wirklichkeit hat aber die fürchterlich dürre, poröse Umgegend von Marpessos und ihr versickernder und schliesslich ganz unter der Erde verschwindender AïdoneusFluss mit dem waldreichen Ida, dessen ständiges Beiwort in der Ilias лovaidag ist, nichts zu tun.

Aber für die Wiederauffindung von Gergis, Marpessos und Aïdoneus kann die Beschreibung des Pausanias von dem rötlichen trockenen Erdboden und dem unter der Erde verschwindenden Flusse von Bedeutung werden, wenn sich einmal einer der zahlreichen Troja besuchenden Altertumsfreunde entschliessen sollte. von der Völkerstrasse des Hellespont aus einige Meilen weit in das Innere vorzudringen, um mit eigenen Augen zu sehen. Konnte doch auf solche Art Judeich (Jahreshefte Oest. Arch. Inst. IV, 124) H. Kiepert's Vermutung, Marpessos entspreche den Ruinen auf dem Kozlu Dagh an der troischen Südküste (Formae Orbis Antiqui IX, Text, S. 3), durch die einfache Beobachtung abweisen, dass das dortige Gestein nicht rot gefärbt, sondern graubrauner Trachyt ist.

Verschieden von dem in der Gegend von Salihlar zu suchenden Gergis ist das weinberühmte Gergithion in der Lampsakene (Strab. 589 ἐν δὲ τῇ Λαμψακηνῇ τόπος εὐάμπελος Γεργίθιον), das etwa doppelt so weit von Alexandreia Troas entfernt war, als das erste. Vielleicht ist es identisch mit dem Gergis, das Steph. Byz. s. Mágzaιov erwähnt: Μάρκαιον, ὄρος τῆς Τρῳάδος πρὸς τῇ Γέργιθι; doch wird das Gebirge nur hier genannt, so dass es nur eine allerdings wahrscheinliche Vermutung ist, dass es den heutigen Kara Dagh und Schab Dagh zwischen den Granikosquellen und dem Hellesponte entspreche. Ed. Meyer (Geschichte von Troas 23). Lolling (bei J. Müller, Handbuch der klass. Altertumswiss. III. 250; er wirft die beiden Gergis zusammen) und H. Kiepert (Formae 0. A. IX) suchen dies Gergis am oberen Granikos, etwa bei Tschan Bazar Köi. Dies muss aber dahingestellt bleiben; denn wir wissen nicht, ob das Gebiet von Lampsakos so weit landeinwärts gereicht hat. Vielleicht ist das antike Weinland der Lampsakene eher auf dem hellespontischen Abhange des Markaion zu suchen: durch heutige Verhältnisse lässt sich das nicht mehr entscheiden, denn der treffliche Wein von Lampsakos, dessen sich Themistokles durch des Perserkönigs Gnade erfreute, soll heute einem abscheulichen Getränke Platz gemacht haben.

Schliesslich gab es auch bei diesem Gergis einen Ort, der ähnlich dem oben besprochenen Marmyssos, Marmissos, Marmessos, Mermessos hiess: Steph. Βyz. s. v.: Μυρμισσός, πόλις περὶ Λάμψακον, ὡς Πολέ uov. Seine Lage ist ebenso unbekannt, wie die des nördlichen Gergithion. Berlin.

Zur Geschichte der Alanen.

Von E. Täubler.

1. Das erste Auftreten der Alanen.

Die älteste Nachricht über die Alanen scheint Lucan de bello civ. 8, 223 zu bieten:

si vos, o Parthi, peterem cum Caspia claustra

et sequerer duros aeterni Martis Alanos

passus Achaemeniis late decurrere campis

in tutam trepidos nunquam Babylona coegi.

Der fliehende Pompeius richtet nach Pharsalus diese Worte durch den Mund des Deiotarus an den Partherkönig. Ein Feldzug des Pompeius gegen die Alanen ist jedoch weder sonst bezeugt noch nach seinen genau überlieferten Märschen, die ihn nicht über den Kaukasus führten '), überhaupt möglich. Das Zusammenrücken des vermeintlichen Feldzugs gegen die Alanen mit der Schonung der Parther zeigt aber, verglichen mit Plutarch, Pomp. 36 2), dass Lucan nicht eine frei erfundene Nachricht bietet, sondern nur den später von anderen (z. B. von Tacitus, hist. 1, 6) 3) wiederholten Fehler beging, die nördlich des Kaukasus wohnenden Alanen mit den südlich desselben wohnenden Albanern zu verwechseln 1).

1) Drumann, Gesch. Roms 4 S. 449.

2) Pompeius macht in Albanien, drei Tagemärsche vom kaspischen Meer entfernt, Kehrt, εἰς δὲ τὴν μικρὰν ̓Αρμενίαν ἀνεχώρησε. Καὶ τῷ μὲν Ἐλυμαίων καὶ Μήδων βασιλεῖ πέμψασι πρέσβεις ἀντέγραψε φιλικῶς, τὸν δὲ Πάρθον εἰς τὴν Γορδυηνὴν ἐμβεβληκότα καὶ περικόπτοντα τοὺς ὑπὸ Τιγράνῃ πέμψας μετὰ ̓Αφρανίου δύναμιν ἐξήλασε διωχθέντα μέχρι τῆς ̓Αρβηλίτιδος. Lucan hat, der Situation entsprechend, den feindlichen Zusammenstoss verschwiegen; es ist aber richtig, dass Pompeius gegen Parthien nicht weiter vorging.

3) Dagegen sieht Mommsen mit Unrecht auch ann. 2, 68: Vonones. . . . effugere ad Armenios, inde Albanos Heniochosque (15 p.) eine Verwechselung mit den Alanen. Ich erwähne zugleich, dass die Alanen, die in Halms Ausgabe des Tacitus im 7. Fragment der Historien (= Orosius 7, 34, 5) genannt werden, ebensowenig wie Hunnen und Gothen dem Text des Tacitus angehören.

4) Ganz verfehlt ist Franckens klügelnder Versuch (z. St. in s. Ausg., Leyden 1896), Lucans Angabe aufrecht zu halten: eos non debellasse dicunt veteres intpp., sed ne sequitur quidem e verbis; sequerem“ i. q. peterem, non attingerem. Für eine zweite Erwähnung, 10, 454: quem non violasset Alanus, non Scytha non fixo qui ludit in hospite Maurus kommt eine Quellenentlehnung nicht in Betracht.

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