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bestatteten. Dies beweisen die Beigaben: Lampen, Gebrauchsgeschirr, Netzbeschwerer, Angelhaken, Terrakotten, Münzen, die neben der Aschenurne sich finden. Besonders interessant war die Aufdeckung einer Krematoriums-Grube mit mächtiger Kohlenschicht und seitlichem Rauchabzug, neben der eine Reihe von flacheren Beisetzungsgruben lagen: Scherben ein und desselben, beim Trankopfer zerschlagenen Gefässes fanden sich im Krematorium und der Beisetzungsgrube; die Beisetzung fand aber auch direkt in den Gruben neben den Wohnhäusern statt in der diesjährigen Grabungskampagne habe ich viermal diesen Fall konstatieren können: halbverbrannte Menschenknochen, Schädeldecke und Beinknochen fanden sich in diesen Hausgruben, und jedesmal war dann das Inventar der Grube besonders reich: es fehlte der Küchenabfall, dafür waren heile Lämpchen, archaische Terrakottafiguren, Schalen und Teller vorhanden. Unter attischem Einfluss kommt dann die Leichenbestattung auf: neben dem Skelett steht die schwarzfigurige Lekythos, das Olbiaer Fischchen ist in der Hand oder im Mund, andere Beigaben um die Leiche verteilt. Die beschränkte Zeit verbietet mir, mich bei weiteren Einzelheiten aufzuhalten: der Gesamteindruck, den ich aus fünfjähriger Grabung gewonnen habe. lässt sich etwa dahin zusammenfassen: wir haben hier eine ionische Niederlassung vor uns, deren Bevölkerung Fischerei und Handel treibt. Die Bevölkerung ist nicht reich Gold fehlt fast gänzlich; aber ihre Handelsverbindungen reichen bis nach Aegypten die vielfach gefundenen Skarabäen aus dem VII. Jahrh., die Naukratisscherben beweisen es deutlich. Fische, Getreide und Tonwaren sind die hauptsächlichsten Exportund Importartikel. Die feine importierte Tonware versteht die Bevölkerung zu schätzen; die vielfach mit Bleiklammern geflickten Stücke lehren dies anschaulich. Als Wertmesser dienen die Broncefischchen, und die grossen Asse mit dem Athena- oder dem Medusakopf (die Asse mit Aufschrift und dem Demeterkopf, die erst dem Ausgang des fünften Jahrh. angehören, finden sich auf Berezan noch nicht). Zum grössten Teil ist die Bevölkerung alphabet; die zahlreichen Graffiti in rein ionischer Schrift, teils Weihungen (Ερμέω), teils Besitzerinschriften (μηδεὶς μὲ κλέψει, χαῖρε, λίθος εἰμὶ usw.) lassen darüber keinen Zweifel aufkommen.

Zu Ende des VI. Jahrh. wird dann diese ionische Kultur durch den überhand nehmenden attischen Einfluss verdrängt; wir dürfen dieses Prävalieren Athens wohl mit dem Glanz der Pisistratidenherrschaft, der Einnahme von Sigeion, in direkten Zusammenhang setzen. Nicht nur auf Berezan lässt sich diese Beobachtung machen; in Olbia, Pantikapaion, Phanagoria, Gorgippia usw. haben wir dieselbe Erscheinung; schwarzfigurige attische Tonware, hie und da ein Stück rotfiguriger Ware strengen Stiles, herrscht überall vor und weit nach Norden ins Festland hinein geht dieser Einfluss: die milesische Kulturwelle wird von der attischen abgelöst. Dann kommt eine jähe Unterbrechung, wohl durch die Perser

kriege hervorgerufen. Vasen aus der Uebergangszeit vom rotfigurigen strengen Stil zum freien finden sich fast garnicht.

Erst seit der Pontusexpedition des Perikles 1), der Begründung des athenischen Hafenplatzes Nymphaion 2), dem wahrscheinlichen Anschluss der wichtigen Handelsstädte Olbia, Pantikapaion an den attischen Seebund3) und der Pontusfahrt des Alkibiades, fasst Athen wieder festen Fuss im Schwarzmeergebiet; die massenhaft gefundenen attischen Vasen des schönen, malerischen und flüchtigen Stiles, attische Terrakotten, das Vorherrschen der attischen Sprache auf den epigraphischen Denkmälern beweisen, dass auch noch nach dem Fall des attischen Reiches, der attische Handel und damit auch Athens Einfluss während des ganzen IV. Jahrh. im Norden maßgebend blieben, so lange Athen als Grossmacht, als Fabrikations- und Konsumszentrum bestand.

Aber freilich politisch war das Kolonialgebiet selbständig und unabhängig geworden. Ueber die staatliche Organisation in den Pontusstädten am Ausgang des VI. und während des V. und IV. Jahrh. schweigt unsere literarische Ueberlieferung.

Herodot, der Olbia besucht hat, interessierte sich natürlich viel mehr. für das Leben und die Sitten der indigenen Bevölkerung, als für die Verfassung der griechischen Stadt. Da tritt nun das archäologische Material helfend und unsere Kenntnis fördernd ein. Ob ursprünglich Tyrannen oder Dynasten an der Spitze von Olbia standen, wage ich nicht auf Grund der Aufschriften auf den grossen Assen (avg und Koiroẞov) zu entscheiden. Sicher ist, dass Olbia, nach den epigraphischen Dokumenten zu urteilen, im Lauf des V. und IV. Jahrh. sich zu einer blühenden Polis entwickelt, mit einem vielköpfigen Verwaltungsapparat. Archonten, Strategen usw., — zu einer Polis, die auswärtige Beziehungen pflegte, und deren reiche Bürger für die Befestigung der Stadt und den Schmuck ihrer Heiligtümer sorgten1). Die Mauerreste des IV. Jahrh., die mein Schüler Pharmakowsky aufgedeckt hat, der seit Jahren als Mitglied der Kaiserl. archäol. Kommission erfolgreich die Ausgrabungen in Olbia leitet, bestätigen die Angaben der grossen Protogenesinschrift ), und zeugen von der Bedeutung dieses äussersten Vorpostens griechischer Kultur. In Pantikapaion hatte sich währenddessen das Geschlecht der Spartokiden (wohl thrakischen Ursprungs) den Archainaktiden, deren Namen und Zeit zweifelhaft erscheint, wollen wir lieber nicht reden ) - der Herrschaft bemächtigt und erweiterte Schritt 1) Vergl. Buseskul, Perikles 1899, S. 266 f. (russisch). Busolt, Griech. Geschichte III. 1 S. 586. — 2) Harpokration s. v. Niuganov.

3) U. Köhler, CIA I, 37. Busolt, Griech. Geschichte III, 1 S. 587.

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von

4) Latyschev, Untersuchungen über die Geschichte und Verfassung der Stadt Olbia. Petersburg 1887, S. 38-47 (russisch).

5) Latyschev, IOSPE I, 16. Latyschev, Untersuchungen u. s. w. S. 66—109. 6) Shebelew, Die bosporanischen Archainaktiden, Journal des Ministeriums der Volksaufklärung 1905 S. 130–138 (russisch).

für Schritt seine Macht: Nymphaion, das Athen in den Wirren des peloponesischen Krieges nicht mehr halten konnte, ergab sich Satyros I; er einverleibte Phanagoria, Kimmerion und Hermonassa seinem bosporonischen Reich und begann die Belagerung Theodosias: er findet dabei seinen Tod; aber sein Sohn und Nachfolger Leukon gelangt zum Ziel; wie wichtig die Einverleibung von Theodosia für die Spartokiden war, erhellt aus der seitdem in ihren Inschriften sich findenden Titulatur: ἄρχοντες Βοσπόρου nai Oɛodooías1). Dieses Theodosia, das nach Demosthenes 2) erst von Leukon als Emporion gegründet und laut den Scholien 3) nach dem Namen seiner Frau oder Schwester benannt sein soll, war nicht, wie Brandis meint 1), bisher eine Skythenstadt. Die Funde, die ich in meinem Buche Theodosia und seine Keramik) eingehend behandelt habe, beweisen zur Evidenz, dass Arrians") Charakteristik πάλαια Ἑλλὰς πόλις τη Recht besteht und dass die Periplen ") nicht irrten, wenn sie von einem zriouɑ Milŋoiov sprachen. Die Spartokideninschriften) zeigen uns in ihrer Titulatur die allmähliche Ausbreitung ihres Reiches über Barbarenstämme und Griechenstädte in Taurien; aber eine Stadt, die Theodosia im Kampf gegen die Herrscher von Bosporos unterstützte, bewahrte ihre Unabhängigkeit: die erst am Ende des V. Jahrh. vom dorischen Heraklea aus gegründete taurische Chersonesos.

Strabo) berichtet, dass die alte Stadt, deren Lage er auf der Halbinsel an der jetzigen Kosakenbucht fixiert, zu seiner Zeit in Trümmern lag; tatsächlich sind bei den Ausgrabungen 1890 dort zwei Mauerzüge aus alter Zeit aufgedeckt. Da aber Strabo persönlich das Schwarzmeergebiet nicht besucht hat und der Periplus, dem er folgte, über die taurische Halbinsel sehr fehlerhafte Daten enthält, so hat sein Bericht wenig Gewähr: der Raum zwischen den beiden Mauern kaum 200 Meter ist zu gering, um eine Stadt mit Tempeln und öffentlichen Gebäuden in sich einzuschliessen, und die Ausgrabungen lehren mit voller Sicherheit, dass seit dem Beginn des IV. Jahrh. wenigstens die Stadt Chersonesos dort gelegen war, wo die römische und byzantinische Chersonesos sich befindet an der Quarantänebucht. Ich habe die Frage neuerdings in den Zapiski10) der 1) Latyschev, IOSPE II, 344, 345; 346, 347. IV, 418, 419; II, 6, 7, 343, II, 36; vergl. Latyschev, Epigr. Neuigkeiten aus Südrussland 1901-1903 Nr. 21; E. v. Stern, Theodosia und seine Keramik, S. 2, S. 9.

2) Demosthenes geg. Leptines § 33.

3) Schol. zur Leptinea XX, § 33 (C. Müller II, p. 645) 467, 9.

4) Brandis bei Pauly-Wissowa s. v. Bosporos S. 763.

5) E. v. Stern, Das Museum der kaiserl. Odessaer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde III. Theodosia und seine Keramik. Odessa 1906 (russisch und deutsch.) 6) Arrian, Perip. P. E. p. 19 § 30 (K. Müller).

7) Пlegialove etc. 68. Anony. P. E. 77.

8) E. v. Stern, Theodosia und seine Keramik S. 9. 9) Strabon VII, 4, 2 (308 c). 10) E. v. Stern, Die Lage der alten Chersonesos, 1908, 43 S. (russisch.) Beilage zum XXVIII. B. der Zapiski der Odessaer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde.

Odessaer Gesellschaft ausführlich behandelt und erspare mir daher ein näheres Eingehen auf dieses Problem: an der Kosakenbucht haben wir eins der Forts der Stadt zu suchen, die in dem bekannten Bürgereid der Chersonesiten 1) erwähnt werden. Obwohl die Stadt Chersonesos ununterbrochen bis zur Türkenzeit bewohnt gewesen, ist doch genügendes epigraphisches Material durch die systematischen Ausgrabungen in den letzten 20 Jahren zu Tage gefördert, um über die Verwaltung und Bedeutung von Chersonesos eine Vorstellung sich zu bilden 2); fällt auch die Glanzzeit von Chersonesos in die byzantinische Periode 3), so war doch schon im IV. und III. Jahrh. v. Chr. die Stadt eine wohlverwaltete Polis, die ihren rein dorischen Charakter streng bewahrt hat, und deren Gebiet sich von KalosLimen bis Kerkinitis erstreckte.

Anschaulicher noch, als über die politische und kommerzielle Entwickelung der Schwarzmeerkolonien gestatten uns die Ausgrabungsresultate über das Kulturleben der Kolonisten zu urteilen. Der berühmte Kertscher Goldsaal in der Kaiserl. Ermitage ermöglicht jedem Besucher ein Bild zu gewinnen vom Reichtum der bosporanischen Kaufherren; und doch ist dieses Bild noch lange nicht der Wirklichkeit entsprechend; nur wer übersieht, was an Kunstgegenständen in die verschiedensten Provinzialmuseen und Privatsammlungen abgeflossen ist, dürfte das richtige Augenmass für den Reichtum dieser materiellen Kultur gewinnen. Lässt man die grosse Masse der Funde Revue passieren, so drängt sich eine nicht uninteressante Beobachtung auf. Die Kaufherren am schwarzen Meer des V. und IV. Jahrh.. die Athen die Hälfte seines Getreidebedarfes lieferten und ihr Heim mit den schönsten Vasen und Terakotten aus dem Mutterland schmückten, bewahrten in der lokalen Kunstarbeit, vor allem in der Toreutik, und in ihren religiösen Gebräuchen, vor allem im Grabbau und Beerdigungszeremoniale, Geschmack und Anschauungen, von denen das Mutterland im V. und IV. Jahrh. nichts mehr wusste. Die Kertscher Kuppelgräber, die Durm1) neuerdings wieder erschöpfend behandelt hat, erscheinen gleichsam als Fortsetzung mykenischer Tradition, und Technik und Form des Goldschmuckes aus den Gräberfunden des V. und IV. Jahrh., die Goldbleche mit Spiralen und Schmetterlingsdarstellung verleiteten seinerzeit Stephani zu seiner abenteuerlichen Datierung der mykenischen Kultur. Wir haben hier den gleichen Konservativismus, die gleiche Rückständigkeit, wie im Literaturgeschmack der

1) Latyschev, IOSPE IV, 79; Materialien zur Archäologie Russlands Nr. 9; S. 1 f. Sitzungsberichte der Berl. Akademie 1892 S. 479 f. Dittenberger, Sylloge II Nr. 461. 2) Latyschev, Ueber die Verfassung von Chersonesos, Journal des Ministeriums der Volksaufklärung 1884, Abteil. für klass. Philol. S. 48 f. = Bull. de corr. Hellen. IX. p. 265 sq.

3) Berthier-Delagarde, Zapiski der Odessaer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde XIV, S. 253-274; Materialien zur Archäologie Russlands XII (russisch). 4) Durm, Die Kuppelgräber von Pantikapaion, Jahreshefte des östr. arch. Institutes X, 1907 S. 230 f.

Olbiopoliten, die noch zu Dio Chrysostomos1) Zeiten außer Homer nichts gelten liessen. Die Erscheinung, dass abgesprengte Volksteile noch Jahrhunderte lang an Sitten und Gebräuchen halten, die im Mutterlande längst veraltet sind, lässt sich übrigens durch vielfache Analogien belegen: ich verweise nur auf die im gleichen Gebiet, von dem hier die Rede ist, gelegenen deutschen Kolonien in Süd-Russland: es lassen sich in ihnen ganz analoge Beobachtungen anstellen. Dieser Konservativismus hindert natürlich nicht, dass die Bevölkerung der Kolonien im einzelnen Gebräuche ihrer unmittelbaren Nachbarn annimmt: so erhellt aus einer Olbiaer Inschrift aus dem IV. Jahrh., die ich seinerzeit in den Oesterr. Jahresheften 2) veröffentlicht habe, dass in Olbia Wettkämpfe im Pfeilschiessen stattfanden ein Gebrauch, der dem Mutterlande fremd ist und wohl durch skythischen Einfluss sich erklärt.

Auch in den Wirren der Diadochenzeit hören die Beziehungen der Pontuskolonien zu den hellenistischen Staaten nicht auf; nach den Funden. der letzten Jahre sind sie sogar intensiver, als man a priori anzunehmen geneigt sein konnte. Die vielfachen Funde von hellenistischen Kyliken, megarischer Becher 3) und Terrakotten, die ganz denen aus der Nekropole von Myrina entsprechen, die Aufdeckung eines hellenistischen Hauses mit Mosaikdiele in Olbia, die Marmorköpfe alexandrinischer Kunstschule, die Pharmokowsky) gefunden und behandelt hat, das hellenistische Silberrelief aus Olbia, das ich publiziert 5), die Katakombengemälde aus Kertsch, die mein Kollege Rostowzew") eingehend besprochen hat, die Stukkatur aus den Häuserüberresten vom Mithradatesberge, aus Theodosia und Olbia, die hellenistische glasierte Tonware aus den Gräberfunden im Pontusgebiet, der ich eine Spezialuntersuchung gewidmet habe) - all dieses reiche archäologische Material bezeugt enge Handelsbeziehungen mit dem Seleukiden- und Ptolomäerreich. Politisch freilich ist diese Zeit,

1) Dion Chrysostomos, or. XXXVI, p. 51.

2) E. v. Stern, Der Pfeilschuss des Olbiopoliten Anaxagoras, Jahreshefte des öst. arch. Institutes IV, 1901. S. 58 f.

3) Zahn, Hellenistische Reliefgefässe aus Süd-Russland, Jahrbuch des kaiserl. Deutschen archäol. Institutes B. XXIII, 1908 S. 45 f. E. v. Stern, Iswestia der Archäol. Kommission Heft III. S. 1 f.

4) B. Pharmakowsky, Die Ausgralningen in Olbia in den Jahren 1902-1903. S. Petersburg 1906 (russisch) S. 190-213; Taf. I—III.

5) E. v. Stern, Aus der Sammlung J. Konelsky. Ein Athena-Medaillon aus Olbia. Odessa 1907. (Text deutsch mit Tafel).

6) M. Rostowzew, Journal des Ministeriums der Volksaufklärung 1905; vergl. auch M. Rostowzew, Fouilles et trouvailles à Panticapée, Comptes rendus du Congrès International d'archéologie, Athènes 1905, p. 306.

7) E. v. Stern, Antike glasierte Tongefässe aus Süd-Russland. Zapiski der Odessaer Gesellschaft B. XXII, S. 22-57 mit 2 Tafeln. 1900 und E. v. Stern, Ein Olbiaer Grabfund vom Jahre 1901; Zapiski der Odessaer Gesellschaft B. XXVII, 1907. S. 87 -100 mit 2 Tafeln.

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