ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

28

E. Täubler, Zur Geschichte der Alanen.

Caelia zeigt in der Folge der Namen eine starke, durch den lasciven Spott der Charakterisierungen noch erhöhte Steigerung. Das non plus ultra müssten für Caelias Berufsehre die recutiti Judaei bedeuten. Stumpft die Alanenerwähnung den Witz also ab? Man könnte es glauben; Martials Publikum musste aber die Zeitanspielung und die dadurch gegebene Steigerung empfinden. Das Gedicht wurde geschrieben und publiziert Ende 92 (Stobbe, Philologus 26, 1867 S. 49 f.; Friedländer in s. Ausg. S. 58, Sittengeschichte 36 S. 472 fg.). Damals wurde grade die Rückkehr Domitians vom Feldzuge gegen die jenseits der Donau sitzenden Sarmaten in Rom erwartet (7, 8: victor ab Odrysio redditur orbe deus und über den Sarmatenkrieg passim im 7. Buche; über die Zeit Stobbe und Friedländer). 7,5-8 gibt Martial der allgemeinen Sehnsucht nach dem Kaiser Ausdruck. Die Sarmaten standen also lebhaft vor aller Augen, und jeder gute Patriot musste die Steigerung empfinden, dass selbst dieser letzte wilde Feind der Caelia immer noch mehr gelte als der Römer.

Das typische Bild der auf ihren Pferden über die Donau setzenden Sarmaten half Martial zu dem Wortwitz nec te transit (geht vorüber), d. h. ut nuper Danuvium transit (überschritt). Alanen nennt er die Sarmaten zur Steigerung des Fremdartigen. Die Alanen waren der letzte bekannt gewordene Feind der Ostgrenze. Martials Vorstellung von ihren Sitzen muss identisch sein mit der S. 17 A. 5 erwähnten Senecas. Beteiligt waren die Alanen an den Dakerkriegen Domitians natürlich nicht.

Berlin.

29

Lupa capitolina.

Von E. Petersen.

II.

Komposition und Stil der Wölfin im Konservatorenpalast. Um jedoch keinen Gegengrund unberücksichtigt zu lassen, haben wir jetzt Komposition und Stil unserer Wölfin zu prüfen. Denn da nichts unversucht bleiben sollte, um einer unrichtigen Beurteilung des so wichtigen Denkmals zum Siege zu verhelfen, so ist in Verfolgung des von Bachofen, Tomassetti hingeworfenen, von Helbig noch mit Zurückhaltung geäusserten Gedankens, von Dieterich a. O. S. 205 ff. mit Lebhaftigkeit verfochten, dass das Tier 'ohne Rücksicht auf saugende Kinder modelliert sei, dass solche Kinder zweifellos mit dem Körper des Tieres irgendwie verbunden gewesen wären', das erhaltene Denkmal aber nun grade da, wo sich Spuren dieser Verbindung zeigen müssten, intakt und ohne solche Spuren sei. Diese Behauptungen beruhen auf offenbarer Unkenntnis antiker Gusstechnik. Das Vasenbild einer Erzgiesserwerkstatt zeigt uns, erhaltene Bildwerke bestätigen, dass man auch noch in Zeiten, die viel jünger waren als unser Werk, einen gar nicht mal in komplizierter Bewegung begriffenen Einzelkörper in Teilen goss, um die Teile nachträglich zu verbinden (vgl. Blümner Technologie IV 327). Eine Gruppe der Wölfin mit den nur löslich verbundenen Zwillingen würde man auch heute selbstverständlich nicht anders als in mindestens drei Teilen giessen und diese Teile nur äusserlich, selbst ohne Lötung verbinden. Ebenso noch die Ogulnische Wölfin angefertigt zu denken legen die Münzbilder des miraculum nahe, und für die vom Blitz getroffene in Capitolio wird man aus Ciceros Worten (a) uberibus lupinis inhiantem den gleichen Schluss ziehen 1).

Auf die Wölfin des Satrienus-Denars (Abb. 3. 4 und 5), der S. 445 erläutert wurde, beruft man sich mit Unrecht. Jene hat freilich keine Zwillinge unter sich, statt deren aber die Roma vor sich, und auf diese, statt auf jene ist daher ihre Aufmerksamkeit gerichtet. Ganz anders unsere Capi

1) Sehr sichtbar, selbst in Photographien, ist eine wagrecht verlaufende Fuge unterhalb der Rippen, mit der vielleicht ein Flicken vorn unterhalb des Halses in Zusammenhang steht. Ob dies für separaten Guss des unteren Leibes geltend zu machen ist? Solcher scheint bei den Vorderbeinen möglich, an den Hinterbeinen schwerer. Ein Flicken sitzt auch im r. Vorderbein hinten aussen, vielleicht zusammenhangend mit der Einfügung neuer Eisen zum Aufstellen der Figur. Der Schwanz ist bis auf das dem 1. Hinterbein anhaftende Ende nicht antik.

tolina. Sie steht, beide Vorderfüsse etwas vorgestellt, wie es eben die säugende Wölfin mit wenigen Ausnahmen ') in allen späteren Darstellungen vom 4. Jahrhundert v. Chr. an tut: in diesen jüngeren Bildern ist auch dieser Zug, wie wir sehen werden, gleich den übrigen aus der älteren beibehalten und gesteigert. Eben dadurch zeigt sich das Tier vornehmlich fest an seine Stelle gebunden, bemerklicher noch dadurch, dass von den Hinterfüssen der rechte ein wenig vorgesetzt ist. Im ganzen genommen ist der Abstand der vorderen von den Hinterfüssen so weit, dass man sich versucht fühlt, eine Ausfüllung dieses Zwischenraumes zu verlangen. Dazu die in aufmerksamster Beobachtung emporgezogenen Brauen und der mit gefletschten Zähnen halbgeöffnete Rachen, aus dem man ein drohendes Knurren zu vernehmen sich einbilden könnte. Vor allem aber der Kopf nicht gradaus gerichtet, wie es für das freie, in seiner Bewegung durch nichts gehinderte Tier das natürlichste wäre, mit ganzer Gestalt, sei es freundlich, sei es feindlich, dem zu begegnen, der seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Denken wir die Säuglinge hinzu, dann ist alles in bester Harmonie: durch die Kinder ist der Stand des Tieres bedingt. Das Kunstwerk ist selbstverständlich für eine Seitenansicht gemacht, die auch in der Ausführung bevorzugt scheint. Auf dieser, es ist natürlich die, wo der Hinterfuss weiter zurücksteht, mussten auch die Kinder eingeschoben sein. Eben nach dieser selben Seite, von wo der Beschauer das Werk zu betrachten hat, musste auch die Wölfin den Kopf wenden. Wer Sinn und Verständnis für das schlichte Wahrheitsstreben archaischer, in allem nach Vollendung strebender Kunst hat, der muss hier sehen und empfinden, wovon am Braunschweiger Löwen wenig oder nichts zu sehen ist, ein Streben, ungleich vielleicht, hier mehr, dort weniger, namentlich im kleinen und kleinsten dem lebendigen Vorbild nachzukommen bedacht, immer freilich gezügelt durch das von Herkommen und Technik auferlegte Stilgesetz.

Verbürgt schon dieser Gesamteindruck die Capitolina als ein griechisches Werk, da aus so früher Zeit kein etruskisches irgend welcher Art zu nennen, das mit diesem sich vergleichen liesse, so wird eine mehr ins einzelne gehende Prüfung diesen Eindruck nur verstärken und bestimmter zu fassen gestatten. Der Wolf ist in griechischer Kunst, von der hierin die etruskische oder italische2) sich kaum unterscheidet, ein seltenes Tier, seltener als in Dichtung und Sage. Zur Vergleichung dürfen wir aber

1) Mitunter, so auf einer Kupfermünze Hadrians des Berliner Kabinetts, hebt die Wölfin das jenseitige Vorderbein, nicht gradgestreckt wie die des Satrienus, sondern mit gebogenem Knie, anscheinend nur um das Bein sichtbar zu machen.

2) Man erinnert sich vielleicht jenes merkwürdigen Dreifussrestes von Lucera, den ich in den Röm. Mitteil. 1897 S. 3 erläuterte, S. 4 abbildete, daraus S. 5, 12 den Wolf mit dem Lamm im Maule. In dem Gesamtbild (vgl. S. 17) unterscheiden sich bereits Herren und Knechte, wie z. B. auf dem Spiegel von Bolsena, der hier später zu erwähnen.

den nahverwandten Hund heranziehen, namentlich den Höllenhund, dessen Furchtbarkeit ihn dem Wolfe mindestens ebenbürtig macht. Und da ist zum Glück die Heraufholung des Kerberos durch Herakles ein beliebter Gegenstand meist schwarz-, selten frührotfiguriger Vasenmalerei. Die Beispiele beider Gattungen, die Hartwig, Jahrbuch 1893 S. 157, 160 und Taf. 2 bekannt macht eine vollständigere Liste bei Walters JHS. 1898 S. 296, gute Abbildungen bei Pottier, schwarz, I A 478, sehr verwandt, und 481, Taf. 17, 18; II F 34, Taf. 66; rot F 204. Taf. 78, 228, Taf. 80 genügen allein schon, den gleichen d. h. griechischen Ursprung unserer Wölfin zu erweisen. Das zweite, durch welches Hartwig selbst sich an jene erinnert bekennt, hat dieselben, für Hund wie Wolf gleich unnatürlich starken Beine, dieselbe Charakteristik des Halshaares: die grössten Zotteln oben auf dem Halse, kleinere ringsherum bis an die Schulter, endlich einen besonderen Kranz kleinster Löckchen rings das Gesicht umrahmend. Die langen nach beiden Seiten fallenden Zotteln sind am dritten Beispiel und deutlicher noch am ersten kenntlich. Ja, die Lücken zwischen den einzelnen ganz gleichmässigen Rückenzotteln, die man in der Seitenansicht gewahrt, z. B. Inghirami, Vasi fittili II 136, werden erst an der Wölfin verständlich: bei ihr sieht man von oben her, wie das Rückenhaar in strenger Stilisierung, Locke um Locke wechselnd, nach der einen und der andern Seite fällt. Die Lücken der einen Seite entstehen also dort durch die auf die andere Seite fallenden Zotteln.

Diesen Beweis ergänzen in erwünschtester Weise die Bronzen von Perugia, die ich in den Röm. Mitteil. 1894 S. 253 ff. und Ant. Denkm. II Taf. 14 f. mit S. 1 ff. vollständiger als vorher bekannt gemacht und ionischer Fabrik, wahrscheinlich Unteritaliens 1), zugewiesen hatte. (Ebenda S. 291 Anm. verglich ich auch bereits die capitolinische Wölfin). Hier findet man das gleichermassen stilisierte Hals- und Rückenhaar auch bei andern Tieren, wie z. B. dem Hirsch und dem Löwen AD. S. 2, auch bei den Löwen des Frieses RM. S. 311. Ebenso alle übrigen markanten Züge: die gleiche Andeutung des Knochenbaus und der Muskulatur, wie die Rippen, die auch beim Kerberos der Vasen nicht fehlen, wie die zwei grossen von oben hinabgehenden Eintiefungen im oberen breiten Teile der Hinterbeine, die scharfe Sonderung der Knochen von den Flechsen dahinter in den Vorderbeinen, und, ein ganz besonders auffälliges Detail, die oberhalb der Hinterkniee querüber schräg herablaufende Ader, feiner und sorgfältiger natürlich an der grossen Wölfin ausgeführt, schematischer an den so viel kleineren Pferden des Streitwagens AD. T. 14. Diese übrigens, wie die starke Einziehung des Leibes hinter den letzten Rippen, ein Zug, den bereits die Löwen des mykenischen Burgtores aufweisen, der also, wie so mancher andere, von mykenischer Kunst sich auf die ionische vererbte.

1) Wofern man nicht mit Furtwängler, Gemmen III 89 ionische in Etrurien angesiedelte Fabriken annimmt.

Den dreieckigen Schnitt des Auges, wie die Wölfin, hat fast ebenso ein grösserer Eberkopf unter jenen Peruginer Reliefs RM. Nr. 52, besser kenntlich in der Photographie des Instituts. Das Eberauge hat seine farbige Einlage ebenso eingebüsst, wie die Wölfin bis auf ein Stückchen im rechten Auge; doch zeigt diese durch den erhabenen Ring, der die eingetiefte Iris von der gleichfalls eingetieften Umgebung der Iris scheidet, dass das Auge in ähnlicher Weise charakterisiert war, wie es bei einem Peruginer Löwenkopf, RM. S. 297, 20 ab auch durch das Oxyd hindurch noch ungefähr kenntlich blieb. Als etwas dem Verwandtes sei dabei auch gleich bemerkt, dass einige der Peruginer Stücke noch etwas von jener 'Metallmalerei' bewahren, RM. S. 313, 67 f.

Wären uns die vergoldeten Knaben bei der Wölfin erhalten geblieben, so würden sie gewiss die schon bekannte Tatsache aufs neue bestätigen, dass die archaische Kunst die typischere Tiergestalt befriedigender darzustellen vermag als den Menschen. Doch ist die Zufügung der Säuglinge zum mütterlichen Tiere und die mit Vorliebe ausgeführte oder starke Betonung der Weiblichkeit — die gravida ubera! - an sich schon ein charakteristischer Zug ionischer Freude an Naturwahrheit. Wie sie zum männlichen Tier das weibliche, zu diesem das Junge gesellte und so den Kreis ihrer Beobachtung und Darstellung nicht nur erweiterte, sondern zugleich auch tiefer in Natur und Wesen der lebendigen Geschöpfe eindrang

nicht viel anders ging es auch mit der Darstellung des Menschen habe ich a. a. O. angedeutet. Beispiele weiblicher Tiere mit oder ohne. Junge lassen sich sowohl aus ionischer als aus ihr folgender attischer und anderer Kunstübung leicht zahlreicher sammeln1). Wichtiger ist, darauf hinzuweisen, dass und in wie vollendeter Weise schon die mykenische Kunst sie selbst wieder wesentlich durch ägyptisches Vorbild angeregtder griechischen' vorgearbeitet hat. Die in Tracht und üppigen Formen so überaus weiblichen Frauengestalten mykenischer Siegel hatten ja schon länger unsere Verwunderung erregt, als Evans die staunenswerten Schlangendamen der Ausdruck passt für die Geputzten wirklich besser als 'Frauen' - aus Fayence bekannt machte, BSA. IX 75 ff. Durchaus dazu gehört, dass, viele Jahrhunderte bevor Korkyra, Dyrrachion, Karystos die Kuh mit dem saugenden Kalbe auf ihre Münzen setzten, und das xanthische Harpyiengrab mit demselben Bilde über der Grabestür geschmückt wurde, in Kreta schon jene bewunderungswürdige Gruppe der wilden Mutterziege mit ihren Jungen, eines davon saugend, geschaffen war, BSA. IX Taf. III S. 55,

[ocr errors]

1) Es mag genügen noch auf einige ionische, ionisierende und altattische Stücke hinzuweisen: Klazomenischer Sarkophag, Ant. Denkm. I 46, 3 Hund und Hündin springend; 46, 2 Löwe und Löwin um einen Eber, vielleicht auch 44; von ähnlicher Gruppe Teil der Löwin über dem Stier Perrot-Chipiez VIII 559 (verkehrt gestellt), frappant ähnlich der Löwin mit säugendem Jungen auf dem Peruginer Stück, Ant. Denkm. II 15, 2; ferner Pottier E 698 und 734 Taf. 53.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »