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diese Geschichte gekannt, so würde er sie gewiss verbreitet haben, um die Schuld auf Histiaios zu schieben. Da das nicht geschah, so wird er sie überhaupt nicht gekannt haben. Auf Grund der Aussage Herodots wäre man geneigt anzunehmen, Histiaios habe sie selbst erfunden um sich das Zutrauen seiner Landsleute zu erwerben. Jedoch werden wir noch sehen, dass er nicht so sehr die Verbindung mit den aufständischen, als vielmehr mit den perserfreundlichen Griechen suchte. Zudem bietet Herodot selbst Anhaltspunkte dafür, dass die Erzählung nicht in Ionien entstand. Nach Herodot sollen ihn nämlich Dareios und Artaphernes schon vor seinem Erscheinen in Ionien damit verdächtigt haben, dass er mit Aristagoras in Einvernehmen sei. Dass Dareios den Histiaios verdächtigte, ist kaum glaublich, da er ihn nachher als seinen Vertrauensmann nach Ionien sandte, ja wie dies der angebliche Unwille über seine Hinrichtung zeigt, sogar noch nach der Flucht von seiner Treue überzeugt gewesen zu sein scheint. Anders Artaphernes. Daran, dass dieser den Verdacht ausgesprochen, haben wir keinen Grund zu zweifeln, auch wenn das geflügelte Wort, das er ihm dazumal zugerufen haben soll1), spätere Erfindung ist. Schon die Flucht an und für sich beweist die zwischen beiden bestehende Feindschaft. Hinzu tritt die durch Histiaios von Chios aus versuchte Verschwörung gegen Artaphernes. Für die Tatsächlichkeit dieses Ereignisses bürgt der Name des Hermippos, des verräterischen Boten, der seine Pläne zu nichte gemacht. Vor allem ist hier zu bemerken, dass Histiaios von Chios aus nicht im Stande sein konnte, in Sardes eine Verschwörung gegen Artaphernes ins Leben zu rufen, dass vielmehr der Beginn seiner Intriguen auf die Zeit vor seiner Flucht fallen muss. Daraus ist nun zu folgern, dass er sich längere Zeit in Sardes aufhielt. Auf der Durchreise konnte er daselbst keine Partei für seine Pläne gewinnen. Das Ziel seiner Reise wird daher nicht Ionien, sondern Sardes gewesen sein. Es ist daher sehr wohl möglich, dass Herodot Recht hat, wenn er die Aussendung des Histiaios gleich nach dem Einlaufen der Nachricht über den Brand von Sardes in Susa setzt. Der Umstand, dass er in Sardes persische Freunde findet, die mit ihm auch nach seiner Flucht in Verbindung bleiben, zeigt, dass seine Pläne nicht gegen die Perser, sondern nur gegen Artaphernes gerichtet waren. Der durch Artaphernes ausgesprochene Verdacht war daher ungerechtfertigt und diente lediglich dazu, seinen persönlichen Feind zu vernichten, der auf Grund dieser Verläumdung später hingerichtet wurde. Und auch nach der Hinrichtung hatte Artaphernes, um seine Tat zu rechtfertigen, Ursache daran fest zu halten, Histiaios habe durch sein verräterisches Treiben den Tod verdient. Somit wird er es gewesen sein, durch den diese Ansicht auch den Ioniern beigebracht worden, die doch annehmen durften, Artaphernes sei über die persischen Hofintriguen wohl

1) Τοῦτο τὸ ὑπόδημα ἔρραψας μὲν σύ, ὑπεδήσατο δὲ 'Αρισταγόρης. Hdt. VI. 1.

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unterrichtet gewesen. Um dann zu erklären, warum Histiaios die Ionier aufgewiegelt, wird sein Aufenthalt in Susa als Gefangenschaft dargestellt worden sein, obwohl dazu auch ein hingeworfenes Wort des Histiaios, der Aufenthalt fern von seinen Landsleuten sei ihm als eine Gefangenschaft erschienen, beigetragen haben mag. Dann brauchte nur mehr ein Schritt gemacht zu werden um das Aufgeben von Myrkinos und die Berufung nach Susa als Zeichen des Misstrauens von Seiten des Königs darzustellen. Des Megabazos Nachfolger mögen sich nun tatsächlich damit gerühmt haben, dass ihr Ahne den Verrat des Histiaios vorhersagte, worauf sein Name mit der Zurückberufung verknüpft wurde. Es ist aber auch möglich, dass dies nur aus dem Grunde geschah, weil er Heerführer in jener Gegend war, wo Myrkinos gegründet wurde.

Was die angeblich von Dareios geplante Umsiedlung der Ionier nach Phoinikien betrifft, so steht ein derartiger Plan zwar nicht im Widerspruche mit dem Regierungssystem des Dareios, der ja in Thrakien eine ähnliche Verpflanzung eines ganzen unbotmässigen Volksstammes tatsächlich ausführte; im Falle der Ionier aber wird eine solche Absicht nie bestanden haben, sonst wäre sie nach Unterdrückung der Revolution ausgeführt worden. Uebrigens wäre dieselbe nicht nur dem Widerstande der unzufriedenen Ionier, sondern auch dem der treuen Phoinikier begegnet.

Die Art und Weise, wie Histiaios seine Botschaft dem Aristagoras durch den tätovierten Boten mitteilt, ist poetische Ausschmückung der Legende, ähnlich dem Verfahren des Demaratos, der eine beschriebene Tafel mit Wachs überstreicht 1) oder dem des Harpagos, der den dem Kyros zugesandten Brief in den Bauch eines Hasens verbirgt 2). Es wäre vermessen zu behaupten, die Fabel sei wirklich so entstanden; die Möglichkeit wird man aber doch zugeben dürfen.

Nach dem Misslingen des Komplottes gegen Artaphernes ändert sich die Lage des Histiaios vollständig. Er hat von nun an von den Persern nichts Gutes mehr zu erwarten und ist gänzlich auf die Griechen angewiesen. Ist da nicht zu erwarten, dass selbst, wenn er vorher dem Grosskönig treu ergeben war, der Verleumdete sich, notgedrungen und rachedürstend, an die Spitze der Aufständischen stellte? So scheint es. Aber der Schein kann trügen. Jedenfalls müssen seine Schicksale nach der Flucht den Griechen besser bekannt gewesen sein, als seine angeblichen Intriguen. Es ist daher angezeigt, dieselben einer näheren Prüfung zu unterziehen. Sein erstes Unternehmen von Chios aus war die versuchte Eroberung Milets. Die Worte Herodots 3) zeigen, dass Aristagoras dazumal nicht mehr in der Stadt weilte und dass Histiaios den Versuch machte, an seiner Stelle als Tyrann eingesetzt zu werden, dass er also, nachdem er nicht 1) Hdt. VII. 239. Vgl. Macan. 2) Hdt. I. 123.

3) Ασμενοι ἀπαλλεχθέντες καὶ ̓Αρισταγορέω οὐδαμῶς πρόθυμοι ἦσαν ἄλλον τύραννον δέκεσθαι ἐς τὴν χώρην.

mehr erwarten konnte, sein ihm von Dareios gesetztes Ziel mit Hilfe des Artaphernes zu erreichen, es unternahm zu demselben Ziele durch seine eigenen Landsleute zu gelangen. Man könnte sich darüber wundern, dass ein solches Unternehmen von Chios aus überhaupt möglich war, wo doch später, in der Schlacht von Lade, die Chier den Persern und den sich in ihrem Gefolge befindenden Tyrannen den tapfersten Widerstand leisteten. Jedoch das Beispiel des Lesbier und Samier in derselben Schlacht zeigt, dass es in den griechischen Staaten auch perserfreundliche Parteien gab, auf welche sich die Tyrannen stützen konnten. Auch in Chios wird eine solche Partei existiert haben, sonst wäre es dem Histiaios schwerlich gelungen, mit seinen persischen Freunden in Kontakt zu bleiben. Von dieser Partei mag auch des Histiaios Versuch gegen Milet unterstützt worden sein. Das Misslingen dieses Versuches wird nicht nur seinen ferneren Aufenthalt in Chios unmöglich gemacht, sondern es auch bewirkt haben, dass die perserfreundliche Partei daselbst gänzlich verschwand, vielleicht ausgerottet wurde, und die zu unbeschränkter Herrschaft gelangten Todfeinde der Perser bei Lade schon aus Verzweiflung so tapfer kämpften.

Von Chios aus wendet sich Histiaios nach Lesbos. Wie schon angedeutet, muss es hier zwei Parteien gegeben haben: eine perserfreundliche und eine perserfeindliche. Der Umstand, dass er mit den ihm zugeteilten acht lesbischen Trieren die vom Pontos kommenden griechischen Schiffe kaperte, scheint darauf hinzuweisen, dass er sich auch hier der perserfreundlichen Partei anschloss. Die an der Küste des schwarzen Meeres gegründeten Kolonien bildeten in dieser Zeit ebenso sehr die Kornkammer Ioniens, besonders Milets, wie sie später die Athens waren. Das Auffangen der von dort kommenden griechischen Kauffarteischiffe wird daher die Aushungerung der Ionierstädte bezweckt haben, also im Interesse der perserfreundlichen Partei gewesen sein. Wir wissen, dass diese Partei in Samos mit dem vertriebenen Tyrannen Aiakes in Verbindung Wer ihr Führer in Lesbos gewesen, darüber erfahren wir nichts, und es ist nicht ausgeschlossen, dass wir denselben eben in Histiaios vermuten dürfen.

An der Schlacht bei Lade hat Histiaios nicht teilgenommen. Hätte er je darnach getrachtet, sich an die Spitze der ionischen Unabhängigkeitspartei zu stellen, so wäre dies die günstigste Gelegenheit gewesen sein Ziel zu erreichen, eine Gelegenheit, die sich ein Histiaios gewiss nicht hätte entgehen lassen. Dem Perserfreund Histiaios hingegen blieb nichts anderes übrig, als sich von der Schlacht fern zu halten, in der sowohl ein Sieg, als auch eine Niederlage nur seinen Ruin herbeizuführen vermochte. Bei einem Siege der Perser wäre er sicher in die Hände seines Todfeindes Artaphernes geraten, bei einem Erfolge der Griechen hingegen wäre er der Volkswut zum Opfer gefallen. Es ist nicht zu verwundern, dass er zu Beidem keinerlei Lust verspürte.

Nach der Schlacht bei Lade muss in Lesbos die perserfreundliche Partei ans Ruder gelangt sein. Damit wird wohl zusammenhängen, dass seit diesem Zeitpunkte die Insel in viel grösserem Maßstabe den Stützpunkt des Histiaios bildet, als vorher. Sein Bestreben muss nun darauf gerichtet gewesen sein, sich in Ionien eine feste Position zu verschaffen, aus der ihn. der siegreiche Artaphernes nicht vertreiben konnte. Auf dem Festlande durfte er nicht hoffen, eine solche zu erlangen. Dort musste er fürchten, dem Artaphernes in die Hände zu fallen. Sein Augenmerk war daher auf die Inseln gerichtet. Nach dem Seesiege der phoinikischen Flotte war es nun gewiss, dass auch die Inseln der Zurückeroberung nicht entgehen. konnten. Ein Kämpe der Unabhängigkeitspartei hatte dazumal in Ionien nichts mehr zu erhoffen. Der Perserfreund Histiaios hingegen durfte erwarten, dass, wenn es ihm gelang, noch vor Ankunft der phoinikischen Flotte mit Hilfe der persisch gesinnten Griechen sich eine feste Stellung zu erwerben, er von der phoinikischen Flotte, die wohl dem Befehle des Grosskönigs, nicht aber dem des Artaphernes gehorchte, verschont bleiben würde.

Sein erstes Ziel ist Chios. Es fällt ihm leicht die Chier zu besiegen. Durch den Erfolg ermutigt, setzt er sich ein grösseres Ziel: er will das bis dahin von Persien unabhängige Thasos erobern. Aber sein Unternehmen missglückt und er kehrt nach Lesbos zurück. Schon diese Rückkehr beweist, dass er nicht im Sinne hatte in Thasos Zuflucht vor der zunehmenden Macht der Perser zu suchen, oder wie Grundy meint, mit Hilfe der Emigranten in Thrakien ein Reich zu gründen, sondern diese Insel seinem bis dahin auf Lesbos und Chios beschränkten Reiche einverleiben wollte.

Hieraus erhellt, dass es dazumal sein Ziel gewesen, aus den griechischen Inseln ein von dem persischen Könige abhängiges Inselreich zu gründen. Der Versuch gegen Thasos zeigt, dass dieses Inselreich nicht auf die schon bis dahin dem Perserreiche einverleibten Gegenden beschränkt sein sollte, sondern dass es durch neue Eroberungen die Grenzen der persischen Machtsphäre auszubreiten berufen war. Wenn wir nun Herodots Erzählung über des Histiaios Entfernung aus Susa durchlesen, so finden wir daselbst das von ihm dem Könige gegebene Versprechen, nicht zu ruhen, bis er ihm die ferne Insel Sardo erobert hätte. Dies mag nun in dieser Weise rhetorische Ausschmückung sein; doch wird man vielleicht daraus schliessen dürfen, man habe seiner Zeit geahnt, dass es die Absicht des Histiaios war, die griechischen Inseln und vielleicht auch das griechische Festland dem Perserkönige zu unterwerfen. Auch die andern Ereignisse, so wie sie hier interpretiert sind, scheinen darauf hinzuweisen, es sei wenigstens seit dem Aufenthalt in Sardes sein Bestreben gewesen, aus den schon eroberten und noch zu erobernden griechischen Staaten eine einzige, dem Perserkönige untertänige Satrapie zu gründen.

Durch diese Annahme werden alle seine Unternehmungen in Zusammenhang gebracht und erklärt werden können. Auch die Konspiration gegen Artaphernes, an der sich Perser beteiligten, wird dadurch erklärt. Den Persern konnte die Ausbreitung ihres Besitzes nur wünschenswert erscheinen, während Artaphernes nicht gesonnen gewesen sein mag seine Satrapie zu verkleinern 1).

Ja es scheint, als hätte Histiaios den Dareios selbst seinen Plänen gewonnen, indem er ihn überzeugte, dass der griechische Aufstand nicht gegen das Regime der Perser, sondern gegen das des Artaphernes gerichtet war. Konnte er sich doch darauf berufen, dass nach dem Skythenkriege, der doch angeblich mit einer grösseren Katastrophe endete, als der naxische Feldzug, die Griechen mit geringer Ausnahme treu blieben. Nun war dazumal Artaphernes noch nicht Satrap und daraus durfte Histiaios folgern, er verstehe es nicht mit den griechischen Kleinstaaten umzugehen. Recht wird er wohl nicht gehabt haben. Wenigstens scheint der Umstand, dass die Revolution mit der Vertreibung der Tyrannen begann, darauf hinzuweisen, dass das Bestehen der Tyrannis die Hauptursache der Unzufriedenheit war. Dieselbe mag aber durch den steten Hader zwischen den einzelnen Staaten gesteigert worden sein, der den Satrapen gewiss oft gegen seinen Willen zum Einschreiten nötigte. Uebrigens war auch Artaphernes, wie aus den durch ihn später eingeführten Reformen 2) ersichtlich, bestrebt die Griechen zu beschwichtigen, nur wird ihm als erste Bedingung die Unterdrückung des Aufstandes erschienen sein. Histiaios hingegen hoffte, dass die Trennung der Griechen von der lydischen Satrapie und die Ernennung eines griechischen Satrapen dem Aufstande ohne weiteres Blutvergiessen ein Ende bereiten und die Bestrafung seiner Landsleute überflüssig machen würde.

Hat nun Histiaios im Einvernehmen mit Dareios gehandelt, so blieb dem Artaphernes, wenn er ihn beseitigen wollte, wahrlich nichts anderes übrig, als die Verdächtigung. Nach seiner Flucht und dem Misslingen der Verschwörung ist Histiaios auf die Griechen angewiesen. Warum schliesst er sich da nicht den Aufständischen an? Die Ursache davon

1) Lenschau spricht in einer sehr scharfsinnigen Abhandlung (De rebus Prienensium. Leipziger Studien 2. kl. Phil. XII. 1. 1890) die Vermutung aus, Artaphernes sei nicht der Satrap von Ionien gewesen. Da wäre es aber seltsam, dass der doch gewiss am meisten interessierte Satrap von Ionien bei Herodot unerwähnt bliebe. Nicht nur die Geschichte des Zuges gegen Naxos, sondern auch der Ton der ganzen Erzählung Herodots weist darauf hin, dass Artaphernes der Satrap Ioniens gewesen, oder mindestens, dass der Satrap der ersten Provinz ihm untergestellt war. Wie es der Fall Klazomenais zeigt, hat er auch an der Rückeroberung der Städte teilgenommen. Den Hauptbeweis aber bilden die nach Niederwerfung des Aufstandes stattgefundenen Ereignisse: die Absendung des Hekataios an Artaphernes, die Verhandlungen mit den Abgesandten der einzelnen Städte, endlich die Einführung der Reformen. 2) Hdt. VI. 42, 43. Diod. X. 25. 2.

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