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das er seinem Reiche hinzufügte und durch seinen Statthalter Magadates verwalten liess 1). Ob ihn die Bewohner, der ewigen Kämpfe in ihrem alten Herrscherhause der Seleukiden müde, freiwillig gerufen haben, wie Justin 2) berichtet, oder ob er aus eigenem Antriebe über die Reste des alten Seleukidenreiches hergefallen ist, tut hier nichts zur Sache. Nur das eine steht fest, dass es ihm ein Leichtes wurde, auch über diese Gebiete die Oberhoheit zu gewinnen, da die Kräfte des Landes und seiner Herrscher durch stetige Bruderkämpfe völlig erschöpft waren.

Hier waren nach allen den Kriegen zwischen den fünf Söhnen des Antiochos VIII. Grypos und dem Sohne des Antiochos Kyzikenos, Antiochos X. Eusebes, der den grössten Teil von Syrien gewonnen hatte, als Tigranes eingriff, noch drei am Leben: Philippos und Demetrios, die beide kleinere Stücke zu behaupten verstanden hatten und Antiochos XII. 3). Doch auch dem Tigranes scheint es nicht gelungen zu sein, den Frieden in diesem unglücklichen Lande aufrecht zu erhalten. Antiochos Eusebes fiel im Kampfe gegen die Parther, worauf sich Philippos und Demetrios in die Herrschaft über Syrien teilten, bis auch sie mit einander in Kampf gerieten, der mit der Gefangennahme und dem Tode des Demetrios endete. Nun erhob Antiochos XII. gegen Philippos Ansprüche auf den Thron, doch kam er bald in einer Schlacht gegen den Araberfürsten Aretas ums Leben, der nun Coelesyrien an sich riss1). So hatte denn auch die Oberhoheit des Tigranes, die sich über ganz Syrien bis an die Grenze Aegyptens erstreckte), keine Ruhe und Ordnung geschaffen. Mit Syrien hatte Tigranes auch den östlichen Teil von Kilikien, Cilicia Pedias), in seine Gewalt gebracht und wurde dadurch der unmittelbare Nachbar der Römer, die Cilicia Trachea seit 102 als Provinz besassen).

Diesem so stark vergrösserten Reiche gebührte nun auch eine neue Hauptstadt. Die alte, Artaxata, lag in der fernen Osthälfte am Araxes und war deshalb als Mittelpunkt eines neuen Großstaates, dessen Schwerpunkt mehr und mehr nach Süden und Südwesten verlegt war, völlig ungeeignet. Tigranes musste sich daher nach einem passenden Ort für eine neue Hauptstadt umsehen und fand ihn da, wo heute die Stadt Mayafarkin liegt.

An dieser Stelle möchte ich mit kurzen Worten auf die Kontroverse

1) App. Syr. c. 48. 2) Justin, B. 40 c. 1 § 3.

3) Vergl. über diese asiatischen Verhältnisse, Schürer, a. a. O. S. 135 u. 136, sowie den Artikel von Wilcken über Antiochos bei Pauly-Wissowa, der jedoch von Schürer in vielen Punkten abweicht.

4) Das Nähere über diese Epoche findet sich bei Josephus, Antiquit. XIII. 13,4 -16,4, der hier am ausführlichsten ist. Ferner bei Eusebius, Chron. I 259–262. Justin, Bücher 38-40 und Appian, Syr. c. 48 u. 69.

5) Appian, Syr. c. 48/49.

6) Dies die Form des Namens, vergl. Strabo XIV 5,1 (668).

7) Mommsen: Röm. Gesch. II 133.

eingehen, die sich an die Lage von Tigranokerta geknüpft hat. Hierbei handelt es sich in der Hauptsache darum, ob die Stadt auf dem linken Tigrisufer, also an den Ausläufern der Berge des armenischen Hochlandes, oder auf dem rechten, in Mesopotamien, gelegen hat. Ich will mich jedoch hier nur auf einen kurzen Ueberblick über den Stand der Frage beschränken, da Lehmann-Haupt, dessen Ansicht ich mich rückhaltslos anschliesse, seine Annahme in seinem Reisewerk, das in der nächsten Zeit erscheinen soll'), eingehend begründen wird.

Nachdem zahlreiche Forscher 2) eine Lage teils auf diesem teils auf jenem Ufer angenommen hatten, war es Mommsen, der durch seinen schroffen Standpunkt die Frage zugunsten des rechten Ufers entschied 3). Durch seine Ausführungen liess sich auch H. Kiepert bestimmen, seine Ansicht, für die er sehr triftige Gründe ins Feld geführt hatte und die eine Lage auf dem linken Ufer annahm'), fallen zu lassen, obwohl er noch einen wichtigen Punkt für sie beibringen konnte 5).

Wenn auch Sachau den neuen Ort, den Kiepert mit der alten Armenierstadt identifizierte, überzeugend ablehnte, so behielt er doch die Lage auf dem rechten Ufer bei. Er glaubte in dem Ruinenhügel TellErmen bei Mardin das alte Tigranokerta gefunden zu haben, ohne jedoch zu merken, dass er besonders in der Darstellung der Schlacht auf seinem Gelände mit der antiken Ueberlieferung nicht in Einklang kommen konnte ). Doch hiervon weiter unten.

Erst Lehmann-Haupt brach wieder, und hoffentlich für immer, mit der von Mommsen beeinflussten Hypothese und verwies Tigranokerta nach Mayafarkin (genauer Maiyafariqīn), auf das linke Ufer). Seine Ansicht wird noch dadurch unterstützt, dass auch Moltke, wenn auch ohne Angabe näherer Gründe, Mayafarkin für Tigranokerta gehalten hat®).

Allerdings steht diese Auffassung mit der ausdrücklichen Angabe des Tacitus) im Widerspruch, dass Tigranokerta nur 37 römische Meilen, also

1) C. F. Lehmann-Haupt: Armenien einst und jetzt. Reisen und Forschungen. Erster Band: Vom Kaukasus zum Tigris und nach Tigranokerta. Kapitel 12 und 15. 2) Vergleiche hierzu: W. Belck: Aus den Ber. der arm. Expedition, a. a. O. S. 266 ff., wo die Literatur übersichtlich zusammengestellt ist.

3) Mommsen: Die Lage von Tigranokerta, Hermes IX (1875) S. 129 und Ges. Schriften, Bd. IV S. 323. Hier sagt er zum Schluss (S. 332) wörtlich: Wer diese Festung auf das armenische Ufer des Stromes verlegt, verschiebt die Geschichte nicht anders, als wenn man Metz und Strassburg auf das rechte Rheinufer legen wollte. 4) Auf der Stelle des heutigen Arzen (Monatsber. der Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1873). 5) Hermes IX (1875) S. 139.

6) Abhandl. der kgl. Akad. d. Wissensch. z. Berlin 1880.

7) Verhandl. der 46. Versammlung deutscher Schulmänner und Philologen. Strassburg und Eine Inschrift aus der Spätzeit Tigranokertas, Klio VIII (1908) S. 497/520. 8) Briefe aus d. Türkei Nr. 48 S. 287. Neuerdings hat sich auch Richard Kiepert auf seiner Karte von Kleinasien der Ansicht von Lehmann-Haupt angeschlossen. 9) Annalen XV, c. 5.

rund 55 km, von Nisibis entfernt sei. Diese Entfernung würde eine Lage auf der Passhöhe des Tur-Abdin, nie aber eine solche auf dem linken Tigrisnfer ergeben. Auch die Angaben bei Strabo τὸ Μάσιον, τὸ ὑπερκείμενον τῆς Νισίβιος ὄρος καὶ τῶν Τιγρανοκέρτων scheint mit unserer Ansicht durchaus im Widerspruch zu stehen, wenn man, wie es ja allerdings allgemein üblich ist, unter Masios nur den Gebirgszug versteht, der auf dem rechten Ufer dem Flusse parallel streicht. Dann würde auch Strabo die Stadt auf das rechte Ufer verlegen, was die zwei anderen Stellen 2), an denen er Tigranokerta erwähnt, scheinbar bestätigen würden, da er hier den Ort zu Mesopotamien rechnet und mit Nisibis, wie auch oben, Karrhae und Nikephorium zusammen nennt, alles Orte, die auf der Südseite des Masios in Mesopotamien lagen 3).

Dem gegenüber hat schon Kiepert darauf hingewiesen), dass die Zahl bei Tacitus falsch überliefert sei und vielleicht statt septem et triginta centum et triginta zu schreiben sein dürfte. Und dass die Stellen bei Strabo auch ganz anders aufgefasst werden können, hat LehmannHaupt gezeigt 5). Nach seiner durch Autopsie gestützten Anschauung gehören die Hazru-Daghlary zum Masiossystem, so dass dieses Gebirge sowohl auf dem rechten, als auch auf dem linken Ufer des Tigris liegt. Da ferner auch der Begriff von Mesopotamien im Altertum nicht nur das Land zwischen Euphrat und Tigris, sondern politisch und der Provinzialeinteilung nach verschiedentlich auch das linke Tigrisufer bis an die HazruDaghlary einschloss, so ergibt es sich, dass Strabo trotz des anscheinenden Widerspruches völlig mit uns übereinstimmt 6).

Gestützt wird unsere Ansicht dadurch, dass der Nikephorius, den Tacitus) erwähnt, von Plinius als linker Nebenfluss des Tigris bezeichnet wird). Auch lässt die Angabe des Eutrop"), die Stadt habe in der Landschaft Arzanene gelegen, allein eine Lage nördlich vom Tigris zu. Dass auch sonst die alten Geographen die Lage auf dem linken Ufer annahmen, zeigen die tabula Peutingerana und Ptolemaeus 10). Die nähere Begründung 1) Strabo XI, 12,4 (522).

2) XII, 1,9 (539) u. XVI 1, 23 (747).

3) Ganz unbrauchbar, weil völlig korrupt, ist die vierte Stelle, an der Strabo unsere Stadt erwähnt XI, 14, 15 (532): πλησίον τῆς Ἰβηρίας μεταξὺ ταύτης τε καὶ τοῦ κατὰ τὸν Εὐφράτην Ζείγματος.

4) Akad. d. Wissensch. 1873.

5) Philologentag. S. 30: Nach seiner Vorstellung streicht der Taurus, zu dessen östlichem als Masius bezeichneten Teile die bedeutende Kette der Hazru-Daghlary gehört, in ostsüdöstlicher Richtung und überschreitet den Westtigris, resp. wird von diesem in der Gegend von Hassankêf durchbrochen; der Tôr (Tûr-Abdîn) bildet in diesem Sinne den ostsüdöstlichen Teil des Taurus".

6) Lehmann-Haupt, ebenda, S. 31. — 7) Ann. XV c. 4.

8) Nat. hist. VI 27 § 129. Vgl. Kiepert, Hermes IX S. 141 Anm. 4, und LehmannHaupt, Philologentag S. 28, im Gegensatz zu Mommsen. 9) Brev. VI c 10) Beide Karten bei Kiepert (Akad. d. Wiss. 1873.) Die tab. Peut. auch bei Sachau (Akad. d. Wiss. 1880). Die genaue Angabe der Lage: Ptolem. V 13 § 22.

für die Annahme, dass Mayafarkin das alte Tigranokerta ist, wird, wie gesagt, Lehmann-Haupt demnächst publizieren.

Wenn wir uns den Platz des Ortes vergegenwärtigen, so müssen wir sagen, dass Tigranes kaum eine bessere Wahl treffen konnte. Schon historisch hatte die Stelle für ihn eine grosse Bedeutung. Denn hier war es, wo er sich, als er nur gegen grosse Gebietsabtretungen von den Parthern als Geisel entlassen war, die Krone seiner Väter aufs Haupt gesetzt hatte. Schon diese Tatsache, die Appian berichtet 1), scheint mir jede Lage auf dem rechten Tigrisufer auszuschliessen. Strabo sagt ausdrücklich 2), dass Tigranes nach seiner Rückkehr durch den Sturz des Artanes sich des südwestlichen Teiles von Armenien, also der Landschaft Sophene, bemächtigte und dann nach und nach sein Reich durch Eroberungen erweiterte, unter denen er auch Mesopotamien nennt. Daraus geht hervor, dass dieses Land zur Zeit der Thronbesteigung nicht zu Armenien gehörte. Es ist nun klar, dass er sich die Krone erst dann aufgesetzt haben wird, als er den Boden seiner Heimat betrat und zwar als er vom Tigris hinaufmarschierend bei dem heutigen Mayafarkin die Ausläufer der Tauruskette, die Hazru-Daghlary, erreicht hatte. Hier bildet das Gebirge eine natürliche Grenze gegen Süden, und ich bin mit Lehmann-Haupt 3) der Ansicht, dass auch zu der damaligen Zeit diese Berge die Grenze des eigentlichen Armeniens gebildet haben, wie es sich uns auch heute auf den ersten Blick darstellt. Politisch schwankte natürlich die Grenze sehr oft, denn bald war das Vorland in der Hand der Armenier, bald in der der Parther. Im allgemeinen können wir wohl den Tigris als die politische Grenze ansehen, das armenische Hochland beginnt jedoch erst mit dem Randgebirge, den heutigen Hazru-Daghlary. Mayafarkin ist die erste bedeutende Ortschaft, die man heute vom Tigris aus in dieser Gegend erreichen würde, und auch damals wird schon an dieser Stelle eine Stadt gelegen haben, die einst die Vorfahren des Tigranes gegründet hatten. Denn zu der Krönung wird er sich nicht in irgend einen Winkel seines Reiches zurückgezogen haben, sondern er wird sie in einer schon bestehenden, wenn auch an sich vielleicht ziemlich unbedeutenden Ansiedlung vollzogen haben. So war denn die Gründung von Tigranokerta nicht etwa eine Erschaffung aus dem Nichts, sondern der Ausbau einer kleineren Stadt, deren Lage sich als äusserst vorteilhaft erwiesen hatte.

Unmittelbar unter den Hazru-Daghlary), jedoch im Verhältnis zum Tigris, von dem das Gelände schnell emporsteigt, auf der Höhe gelegen, bot die Stadt schon in strategischer Beziehung einen guten Stützpunkt. Im Westen und Norden finden sich natürliche Befestigungen,

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4) Für das Folgende vergl. Lehmann a. a. O. und Sitz.ber. d. anthrop. Gesellsch. (21. Oktober 1899) und W. Belck: Aus den Berichten d. armen. Expedition. Zeitschr. f. Ethnologie 1899 S. 263 ff.

während die Süd- und Ostseite weniger schwer zu ersteigen ist. Besonders im Osten ist das Terrain ziemlich eben. Um seiner Stadt eine gleichmässige Grundlage zu schaffen, errichtete Tigranes eine Steinterrasse, auf der sich dann die dicken, fünfzig Ellen hohen Mauern erhoben, in deren Inneren er, um den Platz auszunutzen, Pferdeställe und Magazine anbrachte. Im Westen und Norden war die Mauer nur einfach, von Zeit zu Zeit durch riesige Türme verstärkt. Im Osten dagegen erbaute er eine zweifache Mauer von besonderer Stärke. So konnte seine Hauptstadt fast als uneinnehmbar gelten. In der Stadt selbst, mehr im westlichen Teil, erhob sich der fünfzehn Meter hohe Burgberg, der die äusserst starke Zitadelle trug. Von hier konnte man das ganze Vorland des Gebirges überblicken bis an den Batman-Su und im Süden an die Berge, die die Nordgrenze der grossen mesopotamischen Tiefebene bilden. In der Nähe der Stadt entspringt der Farkin-Su, der um die Mauern geleitet einen natürlichen Festungsgraben bildete. Vor der Stadt legte Tigranes ein Schloss an, jedoch ohne feste Mauern, und Lustgärten, Jagdschlösser und Teiche. In der Nähe errichtete er noch ein festes Kastell1), wohl zum Schutze der Wasserversorgung für seine Hauptstadt, dessen Ruinen man noch heute erkennen kann 2).

Dieses war die Lage der neuen grossen Hauptstadt des armenischen Reiches, von deren Grösse und Festigkeit noch heute die Ruinen von Mayafarkin einen deutlichen Beweis liefern. Um diese antike Grossstadt in angemessener Weise zu bevölkern, musste Tigranes zu energischen Gewaltmassregeln greifen. So überfiel er im Jahre 77 Kappadokien und schleppte 300 000 Einwohner nach Armenien, die er zum Teil in seiner neuen Hauptstadt ansiedelte 3). Besonders Mazaka1) hatte hierunter zu leiden und über den Taurus hinaus bis nach Kilikien und Phönikien dehnte Tigranes seine Beutezüge aus). Im ganzen wurden zwölf blühende griechische Städte von dem Geschick betroffen, die Gründung des armenischen Eroberers zu bevölkern"). Auch Assyrer, Adiabener und Gordyener nennt Plutarch) unter den Bewohnern von Tigranokerta.

Suchte er so die Griechen heim, um einen guten Bürgerstamm für seine neue Stadt zu erhalten, so mussten auch die Edelsten seines Landes gegen die Strafe der Gütereinziehung ihren Wohnsitz dort aufschlagen, damit es auch an der Entfaltung von Pracht und Luxus nicht fehle ). Auch für die Kunst sorgte er dadurch, dass er eine griechische Schauspielertruppe zur Eröffnung des grossen, prächtigen Theaters nach Tigranokerta berief).

∙1) Für diese ganze Beschreibung des Stadtbaues vergl. Appian, Mithr. c. 84. 2) Vergl. Belck a. a. O. S. 272. — 3) Appian, Mithr. c. 67 und Plut. Luc. c. 21. 4) Strabo XII 2,9 (539). 5) Strabo XIV 5,2 (669) 6) Strabo XI 14, 15 (532).

7) Luc. c. 27.

8) Appian, Mithr. c. 87 u. Plut. Luc. c. 27.

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