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Ueberarbeitung des Skythenzuges bei Herodot als sicher anzunehmen. Dieser Zeitpunkt aber fällt zusammen mit dem Hochverratsprozess des Miltiades in Athen, wo er seiner Tyrannis auf dem thrakischen Chersonnes wegen auf den Tod verklagt, sich veranlasst sah, sich als den ärgsten Feind der Perser von jeher auszugeben. Damit ist Thirlwall's und Ed. Meyer's (G. d. A. III § 70 Anm.) Ansicht, dass die Erzählung von Miltiades' Antrag auf Zerstörung der Donaubrücke eine 493 aufgebrachte Erfindung sei, quellenkritisch erwiesen.

Unser Ergebnis ist also:

Die Urform der Liste Herodots IV 138 hat den Namen des Miltiades nicht enthalten, obgleich ihr Material als vorzüglich angesehen werden muss; erst eine viel spätere, frühstens 493 verfasste Ceberarbeitung enthält das von Miltiades damals zu seinen Gunsten ausgestreute Gerücht als Tatsache. Miltiades hat also am Skythenzug vermutlich gar nicht teil

genommen.

Steglitz.

Zum hellenistischen Titel- und Ordens-Wesen.

Von H. Willrich.

Max L. Strack hat in seinem Aufsatz Griechische Titel im Ptolemäerreich 1) die Frage aufgeworfen, ob mit den hellenistischen Titeln u. a. auch besondere Kleidung verbunden gewesen sei, wie etwa mit einzelnen unserer Orden. Er hat bemerkt, dass in der jüdisch - hellenistischen Literatur mancherlei Material zur Beantwortung dieser Frage steckt, und darauf hingewiesen, dass andererseits unsere Kenntnis des hellenistischen Titelwesens unter Umständen zur Kritik jener viel umstrittenen Schriften verwendet werden kann. Seither sind diese Dinge nur kurz gestreift worden, so von Wilamowitz: Zwei Gedichte aus der Zeit Euergetes' II und von Wilcken 2) in einem Zusatz dazu. Ich möchte nun, von Stracks Gesichtspunkt ausgehend, den interessantesten hierher gehörenden Fall aus der hellenistisch-jüdischen Literatur besprechen, nämlich die Aemterlaufbahn und die Dekorationen des Makkabäers Jonathan, der nicht nur Hoherpriester der Juden, sondern auch ein Glied der Seleukidischen Beamtenhierarchie gewesen ist.

Die einzige Quelle zur Geschichte Jonathans ist das I. Makkabäerbuch, Josephus hat daneben keinerlei selbständigen Wert, da er nur I. Makk. paraphrasiert. Nun haben wir leider I. Makk. nicht in seiner ursprünglichen Gestalt, sondern in griechischer Uebersetzung, die nicht einmal frei ist von unorganischen Zutaten 3), denn die ganzen Aktenstücke sind interpoliert, z. T. sogar sehr ungeschickt interpoliert, sodass sie mit dem Grundtext im Widerspruch stehen, wie wir gleich sehen werden. Man wird also die in solchen Aktenstücken und Briefen gebrauchten Bezeichnungen für Titel und Dekorationen mit besonderer Vorsicht aufnehmen

müssen.

Jonathan trat zur Seleukidischen Regierung zum erstenmal in freundliche Beziehungen als Demetrios I seine Hilfe gegen den Prätendenten Alexander Bala in Anspruch nahm, vgl. I. Makk. X, 3 ff. Jonathan benutzte das Entgegenkommen des Königs, um seine eigene Macht wesentlich zu

1) Rh. Mus. LV p. 182. 2) Archiv für Pap. Forsch. I, 221 und 225. 3) Vergl. Wellhausen, Israel und jüd. Gesch. p. 269. 6. Aufl.

stärken, aber zu einer bestimmten Stellung hat er es damals noch nicht gebracht. Das kam erst, als der Prätendent sich seinerseits auch um den Makkabäer bemühte. I. Makk. X, 16 heisst es, Alexander beabsichtigte, Jonathan φίλον καὶ σύμμαχον zu machen. Dies φίλος ist aber offenbar nicht in dem Sinne zu verstehen, dass dem Jonathan damit eine bestimmte Rangstufe angewiesen worden wäre. Vers 18-20 folgt dann ein Aktenstück, ein Brief Alexanders an Jonathan. Alexander redet ihn als dôɛλgós an, ernennt ihn zum Hohenpriester der Juden und gilos (im technischen Sinne) des Königs und übersendet ihm ein Purpurgewand und einen Goldkranz. Hierbei fällt die Anrede 19 ảôɛ249 auf, sie kann keinem einfachen qilos zukommen, sondern nur einem Angehörigen der höchsten Rangklasse, einem ovyyɛvis, der Verfasser des Briefes kennt also die Kurialien nicht. Ferner befindet er sich im Widerspruch mit der Grundschrift von I. Makk., denn nach der fand die Verleihung des Purpurgewandes erst später statt, vergl. X, 60 ff. Dort wird erzählt, wie Jonathan zur Feier der Hochzeit Alexanders mit der Tochter des Ptolemaios Philometor in Ptolemais erschien. Er kam μετὰ δόξης, also in Gala, wurde zum στρατηγὸς καὶ μεριδάρχης ernannt und in die Rangklasse τῶν πρώτων φίλων aufgenommen. Mit liebevoller Ausführlichkeit wird erzählt, wie die Diener des Königs dem Jonathan seine bisher getragenen Kleider auszogen, ihm dafür das Purpurkleid1) anlegten, wie er bei dem Könige sitzen musste und wie Beamte (dozovies) des Königs mit ihm durch die Stadt zogen und durch einen Herold ausrufen liessen, dass ihm niemand ein Leid tun sollte. Als Jonathans Feinde ihn so im Purpur sahen, und den Heroldsruf hörten, schlichen sie beschämt von dannen. Hiernach hatte also Jonathan noch kein Purpurkleid an, als er nach Ptolemais kam. Es kann wohl kein Zweifel sein, dass diese ausführliche Darstellung den Vorzug vor dem gefälschten Aktenstück verdient.

Ist dem so, dann müssen wir uns fragen, trug der Angehörige der Klasse Tor qilor noch keinen Purpur, oder hat Jonathan diese Klasse übersprungen, um gleich als tov лgóτov qizov in die Selenkidische Beamtenhierarchie einzutreten?

Ich möchte letzteres annehmen, und glauben, dass da, wo jetzt Alexanders Brief an Jonathan steht, ursprünglich nur die Anerkennung Jonathans als Hoherpriester gestanden hat, während die Ernennung zum gilos nebst Verleihung des Purpurgewandes und Goldkranzes vom Interpolator aus dem nicht im technischen Sinne gebrauchten Worte gilos in Vers 16 herausgesponnen ist.

Besondere Beachtung verdient noch Jonathans Umzug durch die Stadt mit Purpurkleid und unter Heroldsruf. Sollte das wirklich nur dazu ge

1) Als orgatnyóg von Galilaea trägt der spätere König Herodes auch das Purpurgewand. Jos. ant. XIV, 158 und 173.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte IX 4.

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dient haben, seine Feinde zu erschrecken und ihn vor Angriffen zu schützen, wie es nach v. 63 f. scheinen könnte? Gewiss nicht, wir haben es vielmehr mit einer allgemeinen Massregel zu tun, seine Beförderung soll bekannt gemacht werden. Dieser Aufzug ist genau so aufzufassen, wie der des Mardochai im Buche Esther 1).

Die Erkenntnis, dass dies Buch ein Erzeugnis der hellenistischen Zeit und zwar der späteren ist, scheint sich allmählich durchzusetzen. Mögen vom Verfasser auch uralte babylonische Motive benutzt sein, darum hat er doch die Verhältnisse des ägyptischen Königshofes und Staatswesens vor Augen, wie sich am deutlichsten darin zeigt, dass Esther zuletzt als mitregierende Königin (άμεμπτος τῆς βασιλείας κοινωνός, c. VI, 12 pg. 64 u. 65) auftritt, eine Vorstellung, die in persischer Zeit undenkbar wäre. Als Artaxerxes den Haman fragt, was mit dem Manne geschehen soll, den der König ehren will, antwortet dieser: „die Diener des Königs sollen ihm ein Gewand aus Byssos bringen, wie es der König trägt, und ein Pferd, wie der König es reitet (d. h. ein Nisäisches), dann soll ein pilog des Königs ihn also geschmückt aufs Pferd setzen und unter Heroldsruf mit ihm durch die Hauptstrasse der Stadt, διὰ τῆς πλατείας tñg nóλɛwę, ziehen, damit jeder sieht, wie der König das Verdienst zu ehren weiss".

Der neuernannte Grosswürdenträger wird dem Volke ebenso vorgestellt. wie es mit der neuen Königin geschieht 2).

Die nächste Beförderung erfährt Jonathan nach seinem Siege über Apollonios, danach verleiht ihm Alexander Bala Akkaron als Dotation und sendet ihm die goldene Spange (πόρπη), ὡς ἔθος ἐστὶ δίδοσθαι τοῖς ovyyevέoi tōr Baoilέov. I. Makk. X, 89. Man kann zunächst im Zweifel sein, ob hierin die Ernennung des Jonathan zum oryeris ausgesprochen ist, oder ob er als τῶν πρώτων φίλων eine Auszeichnung erhalten hat, die sonst im allgemeinen nur den ovyyɛveis zustand. Es hat ja in Aegypten eine Zwischenklasse zwischen συγγενεῖς und τῶν πρώτων φίλων gegeben, die τῶν ὁμοτίμων τοῖς συγγενέσιν 3), es wäre also auch möglich, dass etwas ähnliches im Seleukidenreich existierte.

Dazu scheint es zu stimmen, dass nach dem Sturz des Alexander Bala Demetrios II den Jonathan in allen Würden bestätigte und έroiŋoev αὐτὸν τῶν πρώτων φίλων ἡγεῖσθαι, c. ΧΙ, 27. Das wird man zunächst

1) Ich zitiere dieses nach Fritzsche: Libri apocryphi vet. test. graece. Lpz. 1871. Vergl. c. VI, 6-11. p. 54 und 56; etwas anders lautet es im Nebentext p. 55 u. 57. 2) Vergl. Polybios V, 43, 4. Antiochos III empfängt die Laodike in Seleukeia ini tov Zevyμatos, feiert dort die Hochzeit, geht dann nach Antiocheia und nachdem er Laodike zur Königin proklamiert hat (βασίλισσαν ἀποδείξας), widmet er sich den Kriegsrüstungen. Vergl. auch Justin XXIV, 3, 2. Ptolemaios Keraunos proklamiert Arsinoë.

3) Strack a. a. O. p. 171 und 187.

so auffassen, als sei Jonathan an die Spitze dieser Rangklasse gestellt'). Aber wir dürfen dem Uebersetzer von I. Makk. leider keine Korrektheit in den Ausdrücken zutrauen, das zeigt sich deutlich genug in c. XI, 57 ff. Da profitiert Jonathan wieder einmal durch einen Parteiwechsel: der neue Herr, Antiochos Dionysos, Tryphons Schützling, bestätigt ihn in seiner geistlichen und Beamtenwürde und lässt ihn εἶναι τῶν φίλων τοῦ βασιλέως. Dies τῶν φίλων darf unmöglich scharf im technischen Sinne genommen werden, denn dann läge ja eine Degradation vor, während hier doch alle möglichen Dekorationen auf Jonathan herabregnen. Der König schickt ihm zovoóμara, d. h. Goldgeschirr, aus dem er trinken darf, und verleiht oder bestätigt ihm das Recht, Purpur und die goldene Spange zu tragen. Die letzte Ehrung erfährt Jonathan durch Tryphon selber c. 12, 43 καὶ συνέστησεν αὐτὸν πᾶσι τοῖς φίλοις αὐτοῦ, καὶ ἔδωκεν αὐτῷ δόματα, καὶ ἐπέταξε ταῖς δυνάμεσιν αὐτοῦ ὑπακούειν αὐτῷ ὡς ἑαυτῷ.

Es steht also nirgends direkt ausgesprochen, dass Jonathan zum ovyevis ernannt worden ist, und doch wird man angesichts der vielen seit seiner Ernennung zum τῶν πρώτων φίλων erfolgten Gunstbeweise nicht daran zweifeln, dass er es schliesslich war. Darum glaube ich, dass die Verleihung der goldenen Agraffe in c. X, 89 die Erhebung zum ovyyeris bedeutet 2).

Das Recht, aus goldenem Geschirr zu trinken, wird uns noch anderswo als Vorzug der ovyyɛveis bezeichnet, nämlich im griechischen Esra, Kap. III, 6 f. Einer der drei um die Palme der Weisheit ringenden Pagen zählt auf, was der Sieger vom Könige zu erwarten hat; лоо¶úаv περιβαλέσθαι, καὶ ἐν χρυσώμασι πίνειν, καὶ ἐπὶ χρυσῷ καθεύδειν, καὶ ἅρμα χρυσοχάλινον καὶ κίδαριν βυσσίνην καὶ μανιάκην περὶ τὸν τράχηλον, καὶ δεύτερος καθιεῖται Δαρείου διὰ τὴν σοφίαν αὐτοῦ, καὶ συγγενὴς Aagɛiov zinioɛtai" vergl. auch IV, 42. Dieser Einschub in den kanonischen Esra gilt als griechisches Original, nicht als Uebersetzung aus dem hebräischen 3), jedenfalls ist die Stelle jungen Ursprungs und man wird ihre Angaben, wenn sie auch nur für den Achämeniden-Hof gelten sollen, doch auch für das Dekorationen-Wesen der hellenistischen Zeit

1) Dass in dem Aktenstück unmittelbar darauf Jonathan als deλ465 angeredet wird, V. 30, darf man nicht für die Ernennung zum oryyɛrig anführen.

2) Ist dem so, dann hat es auch Jonathans Nachfolger, sein Bruder Simon, zum ovyyɛvýę gebracht, falls bei dem gefälschten Ehrenbeschluss der Juden für ihn I. Makk. XIV, 38-45 irgend etwas Tatsächliches zu Grunde liegt. Simon war zunächst von Antiochos Dionysos zum Strategen des Küstenbezirks von der Tyrischen Leiter bis zu den Grenzen Aegyptens ernannt worden, c. XI. 59. Demetrios II bezeichnet ihn in dem Aktenstück XIII, 36 als ginos tov Bacitor und er soll ihn nach dem Ehrendekret XIV, 38 zum çizos ernannt, nach v. 43 ihm die Erlaubnis, Purpur und Gold zu tragen, nach v. 44 die goldene Spange verliehen haben. Auch hier steht also das tov qikov neben Dekorationen, die einer höheren Rangstufe zukommen. 3) Schürer, Gesch. des jud. Volkes III, 3. Aufl. p. 328.

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