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Από Β]ονωνίας τῆς ἐν Γαλλίαι ἐνεχθεῖσα ἐπιστολὴ Τιβερίου Καίσαρος.

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Im Einzelnen bemerke ich zu den Ergänzungen noch folgendes: Z. 1: Zur Weglassung des Artikels vgl. Dittenberger OGI I 262 Z. 1, II 538 Z. 1, 454 Z. 1, 595 Z. 1; anò ist die gewöhnlich gebrauchte Präposition vor dem Herkunftsort des Briefes, Lafoscade, de ep. impp. Ζ. 2: über die Ergünzung Αἰς[ανειτῶν βουλῆι statt der gewöhnlichen Formel ἄρχουσι βουλη ist S. 423 mit A. 3 gehandelt. S. 105 mit Anm. 2. Ζ. 4: εὐσέβειαν ist Notbehelf. Ich dachte zunächst an τὴν πρὸς Σεβαστὸν καὶ, aber das überschreitet den Raum; bei τὴν πρὸς Ρώμην zal wäre das nicht der Fall, aber der Vorschlag will mir mit Rücksicht auf die Abfassungszeit des Schreibens (darüber S. 424) und auf die damalige Stellung des Tiberius nicht recht gefallen. Ζ. 5: ἀπεδεξά]μην füllt den Raum bis zur Höchstzahl; ich ergänzte ursprünglich das Simplex, vgl. OGI I 223 Z. 13; doch ist aлodézɛo9a wohl vorzuziehen, s. OGI I 231 Z. 20 f.; 232 Z. 19 f.; II 764 Z. 41, Z. 8 habe ich πόλεως τὴν εἰς Dittenberger Syll. 12 404 Z. 8, dazu Lafoscade S. 111 und 127. Lafoscade Nr. 27 Z. 9 f. und Nr. 51 = με εὔνοιαν ergänzt, um die Höchstzahl von 28 B. nicht zu überschreiten. Koll. Schmid möchte πρός με vorziehen (vgl. Z. 5: πρὸς ἐμέ, das allein in der gleichzeitigen Literatur sich belegen lässt; doch begegnet ἡ εἰς με εὔνοια inschriftlich wenigstens in neronischer Zeit: Dittenberger Syll. I2 376 Z. 1 f. und Lafoscade Nr. 9 Dittenberger OGI II 475 Z. 7 f.; vgl. dazu aus hellenistischer Lafoscade Nr. 8 Zeit OGI I 12 Ζ. 10; 223 Ζ. 6 f.; 231 Ζ. 18 f.; 405 Ζ. 10 f. - Z. 9. Die Wendung πειράσομαι οὖν erinnert, worauf mich Koll. Herzog aufmerksam macht, an die ähnlichen Wendungen am Schluss der hellenistischen Königsbriefe, OGI I 5 Z. 66 ff.; 232 Z. 21 ff.; II 763 Z. 45 f.; Herzog, Athen. Mitt. 1905 S. 175 Z. 29 ff. (Ziaëlas-Brief); Brief auf derselben dreiseitigen Stele aus dem Asklepieion in Kos (Herzog, unediert): καὶ εἰς τὸ λοιπὸν δὲ πειρασόμεθα τῶν καθ ̓ ἡμᾶς ὄντων ἐν ἡσυχίαι μὴ ἀχαριστεῖν ὑμῖν ἐν τοῖς ἀξιουμένοις. ἔρρωσθε, sowie an solche aus der republikanischen Zeit, Syll. 12 279 (a. 193 v. Chr.) Z. 22 ff. und 287 (a. 189 v. Chr.) Z. 8 f. Ζα όσον] ἂν ὦ δυνατός vgl. den Ziallasbrief Z. 32 f. : καθόσον ἡμεῖς δυνατοί ἐσμεν, Syll. 12 388 (hadrian Zeit) Z. 8 und OGI II 763 Z. 42: κατά [γε τὴν

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Wann war nun Tiberius innerhalb des erwähnten Dezenniums in Gallien? Soviel ich sehe, nur einmal, nämlich unmittelbar nach erfolgter Adoption im Jahre 4 und vor der Wiederaufnahme der Germanenkämpfe in diesem Jahr. Velleius II 104 berichtet darüber zunächst im allgemeinen: non diu vindicem custodemque imperii sui morata in urbe patria protinus in Germaniam misit, um dann auf seine eigene persönliche Teilnahme an den folgenden Ereignissen hinzuweisen, namentlich wie er als praefectus equitum Zeuge gewesen sei des gewaltigen Jubels und der Glückwünsche, die man dem neuen Mitregenten auf dem Marsche nach Norden und schliesslich seitens der Soldaten der Rheinarmee entgegengebracht habe. Dabei erfahren wir den Weg, den Tiberius damals eingeschlagen hat, II 104,3: per celeberrimam Italiae partem tractumque omnem Galliae provinciarum. Die Ausdrucksweise in Bezug auf Gallien deutet an, dass Tiberius bei dieser Gelegenheit zum mindesten einen grossen Teil dieses Landes durchzogen hat, und dazu stimmt es, wenn bei unserem Historiker im Anfang des nächstfolgenden Kapitels (105) als erste in Germanien wieder unterworfene Völkerschaft die Cannanefates 1) in Holland genannt werden. Die nähere Bestimmung des zurückgelegten Weges hängt davon ab, welches Bononia in unserer Inschrift gemeint ist. Ehe wir zu diesem Problem uns wenden, sei noch kurz folgender Vermutung Ausdruck gegeben. Wenn die Datierung des Schreibens in die Mitte des Jahres 4 n. Chr. richtig ist das hängt mit ab von der im folgenden gegebenen Erörterung über Bononia dann hat wohl die Annahme viel für sich, dass der in unsere Hände gelangte Brief die Antwort auf die Ueberbringung eines Ehrendekretes (vgl. Z. 7: [τò výroμa]) darstellt, das die Gemeinde Aizanoi [τὸ ψήφισμα])

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ἐμὴν] δύναμιν. Ζ. 10 dachte ich zunächst an συν[εργεῖν. Aber συν[αύξειν ist gerade in dieser Schlussformel sehr gebräuchlich, sowohl in der hellenistischen Zeit, OGI I 223 Z. 12; 231 Z. 23; 232 Z. 22 f., wie in der republikanischen, Syll. I2 279 Z. 23 (ovveлavšεiv) und in der Kaiserzeit, Lafoscade Nr. 80 (vom Jahre 250 n. Chr.) Z. 14. Die Schwierigkeit liegt darin, dass bei orvaiğer ein Objekt verlangt wird: dasselbe könnte aber (ähnlich wie in OGI I 232 Z. 22 f.) in dem Nebensatz 8oov äv xth. gesucht werden. Statt ἐν πᾶσι καιροίς ist auch ἐν τοῖς καιροίς möglich; vgl. neben ἐν πᾶσι τοῖς καιροῖς Syll. 12 169 Z. 13 und OGI I 231 Ζ. 19 ἐν ἅπασι καιροῖς: Syll. I2 186 Z. 5 und im Singular (ausser Syll. I2 187 Z. 11 v navtì tỷ zaoğ) immer ¿v лuvti zaığ: Syll. 12 173 Z. 17; 197 Z. 8; 241 Z. 22; 243 Z. 11; 295 Z. 2; 308 Z. 3 und 14; 330 Z. 32; II 729 Z. 9; 730 Z. 4; OGI I 241 Z. 7. Z. 11. Die Ergänzung T[iv] stammt von Koll. Schmid. Zu tuzer Boŋ9ɛias vgl. Lafoscade Nr. 54 Syll. I2 405 Z. 10 (vom J. 145 n. Chr.). Herzog, der powʊ9ɛ nicht missen möchte, denkt an τὰ τῆς πόλεως. ἔρρωσθε] = = 17 B. Doch, abgesehen von der Raumüberschreitung, hinkt das Objekt m. E. zu sehr nach. Das powʊ9ɛ kann wohl auch am Schluss einer neuen Zeile gestanden haben.

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1) Ueber die Namensform Cannanefates statt Cannenefutes oder Can(n)inefates s. u. S. 433 A. 5. Im Apographum Amerbachs steht an der Velleius-Stelle: cam vi faciat Tuari, wofür schon die editio princeps wohl mit Recht Caninifaci, Attuari gelesen hat.

aus Anlass der Adoption und Verleihung der Mitregentschaft an Tiberius gesandt hatte'). Da der neue Herrscher sofort in die Provinz abgegangen war, mussten ihm die Gesandten mit ihrem Glückwunschschreiben 2) folgen und nahmen dann in Gallien, wo sie ihn antrafen, seinen Brief mit.

Doch nun zu der wichtigen Frage, von welchem Bononia in Gallien 3)

1) Dann gehört die Aktion der Aizaniten in die Reihe der Gratulationen, die auch Vell. II 104, 3 andeutet. Das Eintreffen von Glückwünschen auch aus dem Osten versteht man leicht, wenn man bedenkt, dass Tiberius erst zwei Jahre zuvor von Rhodos heimgekehrt war, wo er sieben Jahre lang inmitten der Griechen gelebt und schon mancherlei Ehrungen seitens der Gemeinden ringsum empfangen hatte, Gardthausen, Aug. I S. 1111 und II S. 725 A. 17, 18: in der lykischen Stadt Nysa begegnet schon im Jahre 1 vor Chr. ein lebenslänglicher Priester für den Tiberiuskult, CIG 2943. - Ein interessantes Gegenstück zu unserem Brief ist das Schreiben des Septimius Severus an Aizanoi, Lafoscade Nr. 68 = Dessau II 2 8805, ebenfalls die Antwort auf den Glückwunsch der Stadt zur Erhebung des ältesten Sohnes Antoninus (Caracalla) zum Caesar im J. 196 (über den Fehler in d. Angabe der trib. pot. s. Prosop. III S. 204 Nr. 321 und Dessau zu d. Inschr.). Auch hier hatte die Gesandtschaft ein yoμa (Z. 17 und 23) überbracht, und wir erfahren, dass die Aizaniten aus Anlass des frohen Ereignisses ein Fest und Opfer zu Ehren der heimischen Götter veranstaltet hatten. Zugleich bezeichnet der Kaiser (Z. 20 f.) die Gemeinde als πό]λις . . . ἔνδοξος καὶ ἐκ παλαιοῦ τῇ τῶν ̔Ρωμαίων ἀρχῇ χρήσιμος.

2) Einen parallelen Fall aus derselben Zeit gibt Sueton Tib. 16. 1 an: Parthorum legati mandatis Augusto Romae redditis eum (i. e. Tiberium) quoque adire in provincia iussi. Die Provinz ist auch hier Gallien.

3) Dass bei der Angabe Borovia † Ev Pažžía in dieser Zeit Bologna in Italien ausgeschlossen ist, versteht sich eigentlich von selbst, doch sei das, was dagegen spricht, kurz zusammengestellt. Schon vom J. 49 bezw. 42 v. Chr. ab ist der Ausdruck Gallia cisalpina oder togata im offiziellen Gebrauch ausgeschaltet, vgl. H. Nissen, Ital. L. K. I S. 78 und II 1 S. 160 f. Seitdem erstreckt sich Italien bis zu den Alpen, Plinius H. N. III 138 am Ende der Beschreibung auf Grund des augustischen Regionenverzeichnisses — über die nur vorübergehende Wiedereinführung des Provinzialregimentes in der Transpadana im J. 14 vor Chr. urteilt richtig H. Nissen a. a. O. I S. 78 A. 3, im Osten, am Ende der augustischen Regierung wenigstens, sogar über Istrien bis Pola, Strabo VII p. 314C: μέχρι Πόλας Ιστρικῆς πόλεως προή γαγον οἱ νῦν ἡγεμόνες (Augustus und Tiberius) τοὺς τῆς Ἰταλίας ὅρους. Es ist daher nur eine historische Reminiscenz, wenn Pomponius Mela II 4, 59 und Ptolemäus III 1, 42 sich des Ausdrucks Gallia togata bedienen und zwar jener für Venetien, Ptolemäus für die Aemilia (offenbar nach Plin. H. N. III 112: ab Ancona Gallica ora incipit Togatae Galliae cognomine), ein Schwanken, das allein schon beweist, dass wir es hier mit einem in der Kaiserzeit ausser Gebrauch gekommenen Namen zu tun haben, Nissen II 1 S. 160 A. 5. Bezeichnend ist auch der Umstand, dass das Adjektivum transpadana, durch welches die erst im Jahre 49 von Caesar mit dem Bürgerrecht ausgestattete Landschaft jenseits des Flusses vom übrigen Pogebiet unterschieden wird, niemals mehr in Verbindung mit Gallia, sondern nur mit Italia vorkommt, Nissen ebda. S. 160. Bologna war also seit dem Jahre 42 eine Stadt Italiens und kein Mensch hätte die Stadt im offiziellen Sprachgebrauch nach diesem Jahr als in Gallien gelegen bezeichnet, vgl. Suet. Aug. 17, 2, dazu Mommsen, Ges. Schr. V S. 214, Plin. H. N. XXXVI 161, Steph. Byz. Boßovia (dieselbe Form bei Ptol. III 1,42, wohl aus derselben Quelle), nóıç 'Iranias.

der Brief abgesandt ist. Frankreich hat heute sechs Ortschaften, die den Namen Boulogne tragen 1):

1) B.-sur-Gesse, dép. Haute-Garonne, arrond. St.-Gaudens.

2) B., dép. Vendée, arrond. Napoléon-Vendée, canton les Essarts. 3) B.-sur-Seine, dép. Seine, arrond. Saint-Dénis, canton Neuilly.

4) B., dép. Nord, arrond. und canton Avesnes.

5) B.-la-Grasse, dep. Oise, arrond. Compiègne, cant. Ressons.

6) Boulogne-sur-mer, dép. Pas-de-Calais.

Dazu 7) eine Ortschaft mit dem Namen Bologne, nämlich B.-sur-Marne, dép. Haute-Marne, arrond. Chaumont, canton Vignory.

Von diesen Oertlichkeiten scheiden Nr. 1 und 2, wahrscheinlich auch Nr. 3, wegen ihrer Lage westlich von den für Tiberius in Betracht kommenden Reiserouten aus. Denn für ihn, der über Gallien nach Germanien gegangen ist, kann es sich von den von Lyon ausgehenden Agrippastrassen (Strabo IV 6, 1 p. 208, dazu CIL XIII 2 p. 645) nur um die Strasse έni Tòv Ρήνον 2) oder die ἐπὶ τὸν ὠκεανόν, τὴν πρὸς Βελλοάκοις καὶ Ἀμβιανοῖς, mit Rücksicht auf die oben zitierten Worte des Velleius: per tractum omnem Galliae provinciarum am ehesten um die an zweiter Stelle genannte Strasse handeln 3). Dann fällt aber von vornherein auch Nr. 4 und Nr. 7 fort. Die von Strabo als Agrippastrasse zum Ozean bezeichnete Route ist nämlich die Strasse Lugudunum - Augustodunum (Autun) — Autessiodurum (Auxerre) - Augustobona (Troyes) - Augustomagus (Senlis) - Caesaromagus (Beauvais) -Samarobriva (Amiens) - Pontes (Ponches) - Gesoriacum; denn diese allein geht durch das Gebiet der Bellovaci (Caesaromagus) und Ambiani (Samarobriva)). Ist Tiberius diese Strasse gezogen, so bleibt nur Nr. 6 als die in erster Linie in Betracht kommende Oertlichkeit übrig. Nr. 5 käme allenfalls noch dann in Frage, wenn der neue Mitherrscher im Norden über Durocortorum (Reims) - Augusta Suessionum (Soissons) - Noriomagus (Noyon) - Samarobriva (Amiens) 5) gezogen wäre. Aber diese Strasse ist nicht die Agrippastrasse des Strabo und dann kommt

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1) Die Zusammenstellung entnehme ich A. Holder, Altkelt. Sprachschatz I Sp. 486. 2) Ueber die Agrippastrasse zum Rhein über Langres-Metz-Trier, von hier einerseits nach Köln andererseits nach Mainz vgl. K. Schumacher, Ber. über d. Fortschr. der röm.-germ. Forsch. 1906/7, Frankfurt 1909, S. 14.

3) Zum Vergleich lese man Sueton Claud. 17, 2 über den Marsch dieses Kaisers durch ganz Gallien vor seiner Ueberfahrt nach Britannien: a Massilia Gesoriacum usque pedestri itinere confecto. Erinnert sei hier auch an den Plan des L. Antistius Vetus unter Nero (cos. i. J. 55, dann Kommandeur des obergermanischen Heeres), eine Kanalverbindung zwischen Rhein und Rhone durch Benutzung von Mosel und Saône herzustellen (Tac. Ann. XIII 53), wobei als vornehmstes Ziel die Gewinnung einer besseren Verbindung zwischen Mittelmeer und Ozean, sublatis itineris difficultatibus, vorschwebt, also ein Ersatz für die Agrippastrasse zum Ozean.

4) Vgl. CIL XIII 2 p. 681, p. 683 und p. 684.

5) Ueber diese Strasse a. a. O. p. 684.

das keltische Bononia, das für das heutige Boulogne-la-Grasse vorausgesetzt werden muss, in der ganzen antiken Literatur nicht vor, scheint also ein höchst unbedeutender Ort gewesen zu sein, von dem es noch nicht einmal feststeht, ob er an der erwähnten Hauptstrasse von Reims nach Amiens gelegen war.

Diese Erörterung führt uns also mit zwingender Notwendigkeit auf die Endstation der Agrippastrasse, zu der man gelangen musste, wenn man per omnem tractum Galliae provinciarum nordwärts zum Ozean marschiert. Hier begegnet aber die Schwierigkeit, dass die Oertlichkeit in allen unseren Quellen der früheren Kaiserzeit Gesoriacum 1) genannt wird und dass der Name Bononia erst in der constantinischen Zeit auftaucht 2), wie die tab. Peuting. (ed. K. Miller, Segm. II, 2) deutlich sagt: Gesogiaco, quod nunc Bononia oder die Origo Constantini § 4: Bononia, quam Galli prius Gesoriacum vocabant. Diese Umnennung hängt jedoch offenbar zusammen mit der Konstituierung der civitas Bononiensium (Notitia Galliarum VI 13), die, früher nur ein Teilbezirk der civitas Morinorum, nunmehr und zwar wohl von Constantin ab 3) verselbständigt wurde. Sollen wir glauben, dass der Name Bononia, der nun sogar einer eigenen Stadtgemeinde den Namen gibt, damals erst aufgekommen ist, zumal Bononia ein keltischer Ortsname ist)? Die Lokalforscher nehmen auch schon lange an, dass mit der Umnennung eine Verlegung des Hafenplatzes etwas näher ans Meer heran stattgefunden habe 5). Was liegt näher, als ausserdem zu vermuten, dass der neue römische Kriegshafen in dem schon längst bestehenden keltischen Ort Bononia angelegt wurde? Unsere Inschrift bietet einfach den Beweis für diese Auffassung. Solange die römische Hafenanlage und der keltische ricus nicht zu

1) Für die Etymologie des Namens ist zu beachten, dass wir in der Bretagne einen Ort Gesocribate (Brest?) haben, tab. Peut. Segm. II, 1/2, CIL XIII 2 p. 677, vgl. C. Müller, Ausg. des Ptolemaeus I 1 S. 219.

2) Die früheste Erwähnung des Namens Bononia geschieht im Jahre 310 im Paneg. VII (ed. Baehrens) c. 5; die darauf folgenden Erwähnungen des Platzes im Laufe des 4. Jahrh.s sind zusammengestellt CIL XIII, 1 p. 561. Beachtenswert ist, dass Eutrop IX 21, 1 schon gelegentlich der Erhebung des Carausius, also zum Jahre 286, von Bononia spricht, weiter die Origo Constantini § 4 (Mommsen, Chron. min. I = Mon. Germ. IX p. 7) zum Jahre 306. Hier kann aber Bononia durch die später lebenden Autoren hereingebracht sein.

3) So schon Hirschfeld CIL VIII 1 p. 561: fortasse a Constantino, vgl. Kornemann, Zur Stadtentstehung in den ehemals keltischen und germanischen Gebieten des Römerreiches, Giessen 1898, S. 72 A. 2.

4) Der Name findet sich nicht nur in Gallien sondern im ganzen keltischen Sprachgebiet, vgl. Bononia in Italien (Bologna), Bononia in Pannonia inferior, jetzt Banoštor bei Peterwardein CIL III p. 421 u. 1674 (ursprünglich allerdings auch unter einem anderen Namen: Malata), Bononia in Moesia superior, Bodon bei den Magyaren im Mittelalter, jetzt Vidin CIL III p. 1620; vgl. Holder a. a. O. I Sp. 481 ff.

5) Darüber Desjardins, Geographie de la Gaule romaine I S. 386 und die Karte XVII S. 384/5, ähnlich auch Hirschfeld CIL XIII 1 p. 561 mit Anm. 3.

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