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erhellt bereits wo der Fehler steckt. Für quaerit Aventino zu schreiben monte Palatino, das nannte Hülsen mit Recht eine Schlimmbesserung: der Aventin kann so wenig entbehrt werden wie der Palatin. Nun weist aber auch das objektlose quaerit neben dem unverbundenen servat, auch dessen Verdoppelung bei sonst so gedrängtem, und wie gesagt in jedem Teile auch für den andern Bruder gültigen Ausdruck, darauf hin, dass eine Vertauschung zweier Vershälften stattgefunden hat, die den Ausfall des einen Bergnamens und andere Störung im Gefolge hatte. Es wird also zu lesen sein: hine Remus auspicio se devovet atque secundam

quaerit Aventino. at Romulus pulcher in alto

5 solus Palatino servat genus altivolantum.

Aus auspicio scheint zu quaerit leicht avem zu ergänzen, um so mehr als durch eine Art Wortspiel das Wort an richtiger Stelle in Aventino steckt, dessen Namen schon Naevius von den ares hergeleitet hatte. Der Dativ bei quaerit würde mit dem Standort zugleich den Zweck des Forschens, also den Gründungsort andeuten. Solus hätte Vahlen nicht anfechten sollen, am allerwenigsten durch subtus ersetzen, dem er nicht mal selber traut. Denn auch wenn es am Fusse', und nicht unter', d. h. im Innern (des Berges) besagte, wäre ja der Platz gegen alle Regeln der Auspication gewählt. Vergleicht man das Verfahren der Brüder bei dieser Auspication mit demjenigen, welches Numa bei Livius I 18 einhält, um gleich Romulus augurato die Herrschaft zu übernehmen, und gewahrt man dass sie nicht Augurn zuhilfe nehmen wie Numa, dem Livius ihre Bestellung überhaupt zuschreibt, so versteht man, in wie prägnantem Sinne Cicero jene Anführung der Ennianischen Gründungsauspicien einleitet mit den Worten itaque Romulus augur, ut apud Ennium est, cum fratre item augure. Dasselbe sagt eben jenes solus, das vor allem, wie bemerkt wurde, von Romulus gesagt, aber für Remus mitverstanden wird. Der Hiatus endlich im 4. Verse ist nicht ohne Wirkung. Zwar in den übrigen 5 bis 600 Versen des Ennius findet ein zweiter derart sich nicht, aber auch in der Aeneis steht der erste IV 235, d. h. nach dritthalbtausend, der nächste dann nach 432 Versen.

Ob man so oder so ändere, unbestreitbar scheint, dass wir, da ein klarer Text es nicht fordert, dem Ennius nicht eine Darstellung zuschieben dürfen, die mit aller Ueberlieferung und allen Regeln im Widerspruch ist, und die er obendrein durch eine Art von Mogelei zustande gebracht haben soll. Vergebens fragt man, was ihn zu einem so unbegreiflichen Verfahren hätte bewegen können? Hätte er es ja doch selbst zuschanden gemacht, da er später V. 501 so nachdrücklich und offen wie möglich ausspricht, dass die Vögel bei jener Doppelbeobachtung in erster Linie der Gründung wegen befragt worden seien:

Septingenti sunt paulo plus aut minus anni,

augusto augurio postquam inclita condita Roma est.

Dasselbe sagt er, verstehe ich recht, auch am Schluss des von Cicero

angeführten Stücks, wo Romulus mit dem ihm gewordenen Zeichen glaubt auspicio regni stabilita scamna solumque.

Denn die zwei Worte haben ähnliche Bedeutung wie Thron und Reich und entsprechen den oben genannten Teilen, 2 regnum, 1 Gründung. Also doppeltes templum, doppelte Auspication, doppelte Gründungsstätte von Anfang an, ebenso wie zwei Gründer.

Auch Mommsens 'Tatiuslegende' krankt an einem Fehler, der aufgedeckt werden muss, ehe gefragt werden kann, wie sich denn zu beiden Legenden die von der Wölfin gesäugten Zwillinge verhalten. Man spürt es gleich, worauf auch Mommsen aufmerksam macht, dass diese Legende einen andern Charakter hat, auf einem andern Grunde erwuchs. Auch hier ein lokaler Gegensatz: collis Quirinalis gegen mons Palatinus, wie dort Palatin gegen Aventin; aber statt zweier Brüder, die wetteifern, hier zwei Völker oder Stämme. Jene Sage, welche die wirklichen Anfänge schildern will, hat einen persönlichen, ganz fiktiven Charakter, diese, welche die weitere Entwicklung des bereits bestehenden Gemeinwesens betrifft, hat eine breitere, mehr reale Unterlage. Auch nach Mommsen liegt der Gegensatz von Römern und Sabinern zugrunde. Aber er glaubt die Legende erst ein paar Generationen vor Hannibal entstanden, eine sagenhafte Einkleidung der für die weitere Entwicklung Roms so entscheidenden Union zwischen Römern (Latinern) und Sabinern, die in den Jahren 290 und 268 v. Chr. geschlossen ward. Einem Mommsen gegenüber darf kaum eingewandt werden, dass eine so späte Entstehung der Legende schwer zu begreifen sei, weil es damals einer legendarischen Rechtfertigung der konsularischen Zwischenherrschaft längst nicht mehr bedurfte, und weil das um Jahrhunderte in die Anfänge Roms zurückgeworfene Spiegelbild soeben unter allgemeinster Teilnahme erlebter Ereignisse doch etwas fraglich ist. Wohl aber muss gesagt werden, dass Mommsens Argumentation gegen eine sabinische Niederlassung auf dem Quirinal, aus welcher die Legende sich erkläre, unverständlich ist. Die Uebersiedelung der Sabiner nach der Stadt Rom', sagt Mommsen S. 580 mit Anführung von Festus p. 254, Sueton Tib., 1, Florus I 1, 14, . . . 'war mit der Legende vollkommen verträglich. Aber nicht vertrug sich mit ihr die Ansetzung einer dem Vertrag voraufgehenden Sabinergemeinde auf dem Quirinal; eine solche wird durch die Uebersiedelung erst recht ausgeschlossen'. In dem Sinne, dass die vorhergehende Ansiedelung einen Teil der Legende zu bilden hätte, vertrug sie sich selbstverständlich nicht mit ihr, da sie nicht zugleich vorn und hinten stehen kann; allerdings aber, insofern sie als das airtov angesehen wird, aus dem die Legende erwuchs. Pflegt doch jede Aitiologie das als Ausgang zu haben, was in Wahrheit ihr Eingang, ihr Ursprung ist. Diese Argumentation verfehlt. also ihren Zweck, und auch die kleinen Widersprüche, die Mommsen betont, dass bald Cures allein, bald alle Sabiner genannt werden, scheinen nur zu beweisen, dass es eben Legende und nicht Geschichte ist. Die

besondere Gemeinde dem Palatin gegenüber, auf dem Quirinal, diese der collini, wie jene der montani, besteht für Mommsen wie für Wissowa Relig. u. Kult. d. Römer S. 480, bis beide noch in Königszeiten miteinander verschmolzen; nur dass die Quirinalische andern, sabinischen Stammes gewesen sei, leugnet der eine und scheint auch der andere nicht anzunehmen. Man kann den Beweis dafür schwach finden, aber Mommsens Gegenbeweis hält nicht, und die Aitiologie der Legende bleibt nach wie vor ein gewisser Beweis.

Die Erzgruppe und die Legende. Kehren wir jetzt zur Lupa Capitolina zurück, um nunmehr zu fragen, wie sie zur Legende sich verhalte, so leuchtet wohl ein, dass eine Legende von den Zwillingen, aus der sie sich erklären liesse, nicht vorausgesetzt werden kann. Denn die Erzgruppe ist so alt, dass zwischen ihrer Ausführung und der Abschaffung der Königsherrschaft die Zeit für die Entstehung der Legende fehlt. Nicht die Gruppe ist aus der Legende entstanden, sondern in diesem Falle halten. wir in der Wölfin, die uns allein geblieben, den Ursprung der Legende in unsern Händen. In welcher Weise der Wille des römischen Auftraggebers und die Idee und Ausführung des Griechen sich begegneten und miteinander verständigten und ausglichen ist natürlich schwer zu sagen. Mommsens unabweisliche Erklärung der Zwillinge als einer Spiegelung der konsularischen Zweiherrschaft, zusammengehalten mit dem Alter und der oben beleuchteten Art des Erzbildes, nötigt uns, wie mir scheint, zu der Annahme, dass Senat und Volk alsbald nach Vertreibung der Könige ein Symbol der neugegründeten, gewiss auch inaugurierten Ordnung des Römischen Gemeinwesens den Göttern zu weihen beschlossen. Da das Weihgeschenk in Capitolio stand, und auch die Ogulnier wieder eine Stiftung der Lupa mit Aufstellung eines Jupiterbildes verbanden, fühlt man sich zu der Vermutung gedrängt, dass eben die Einweihung des von den Königen erbauten Capitoliums durch einen der ersten Konsuln, nach Livius II 8, 6 im Jahre 509, den Anlass gab, neben und in der Königsstiftung des Tempels das befreite Gemeinwesen zur Geltung gelangen, sich dem Jupiter empfehlen zu lassen. Die Form des Symbols mochte mit dem Griechen beraten werden. Die Ausführung zeigt, wie schon gesagt wurde, dass dem Künstler Legenden von Götterkindern, Herrschern, Stadtgründern, die trotzdem sie alsbald nach ihrer Geburt, wie es gewiss auch der Römische Freistaat war, von Gefahr bedroht, dem Verderben geweiht schienen, nach göttlichem Ratschluss doch ihre Bestimmung erfüllten. Wenn gar die Legende von Zeus bekannt war, so lag die Form der Ausführung um so näher: das nährende Tier, die Wölfin war ein römischer Einschlag in das Gebilde. Dass der Gedanke an andere Zwillinge, die Dioskuren, Laren, oder an Geschichtliches, etwa die Doppelgemeinde der Collini und Montani, die Tatiuslegende, nur nicht in Mommsens Sinne die viel zu jung wäre, mitgewirkt habe, wäre ja möglich, aber eine Nötigung nach solchen Beihilfen auszuschauen liegt für das Erzbild absolut

nicht vor, wenn wir auch uns erinnern wollen, dass im Capitol auch Statuen des Romulus und des Tatius standen. Die Legende dagegen, die nun erst hinterher an die Erzgruppe sich angesetzt, aus ihr entwickelt hat, ist ja anerkanntermassen ebenfalls griechisches Gebilde. Ihre Entwicklung zu verfolgen ist nicht meine Absicht, da vor allen Trieber, Rhein. Mus. 1888 S. 569 auf die Tragödie als Hauptquelle hingewiesen hat, besonders auf übereinstimmende Züge der Tyrofabel. Und dass diese in Italien im vierten oder dritten Jahrhundert bekannt war, zeigte die richtige Deutung, die Engelmann Jahrbuch 1890 S. 171 und Arch. Studien S. 40 einigen etruskischen Darstellungen auf einem Gefässe und zwei Spiegeln gab. Gross war schon die Uebereinstimmung der Fabel von den Zwillingen, die Tyro vom Gott Poseidon gebar und in einer Mulde aussetzte, die dann wunderbar erhalten, von dem Rosshirten unter den Pferden, wo das eine von einer Stute getreten war, gefunden aufwachsen, die Mutter erkennen, rächen und befreien; da kam durch einen glücklichen Fund von Wolters, Jahrb. 1891 Taf. 2 mit S. 63, überraschend ein weiterer Zug hinzu: eine Tanagräische Terrakotte zeigt die junge Mutter Tyro auf einem Felsen sitzend, wie sie kummervoll auf die ausgesetzten Kleinen hinabblickt, die in einer Mulde liegend im Wasser schwimmen, also ganz so wie die Zwillinge Rhea Silvias in ihrer Mulde im Tiber. Nun ist bekanntlich die Erzählung bei Dionys I, 79 ff. und Plutarch Romulus 3 ff. von der Geburt und Aussetzung der römischen Zwillinge bis zu ihrer Erkennung und dem Wiedersehen mit der Mutter, die samt ihrem Vater befreit wird, während den Amulius die verdiente Strafe trifft, so voll dramatischer Motive, dass bereits Plutarch eine Bemerkung darüber macht, und Trieber die Erzählung hauptsächlich aus dem Drama abgeleitet denkt. Neuerdings haben Schwartz, Pauly-Wissowa IV u. d. W. Diokles und Christ., Sitz.-Ber. d. Münchn. Akad. Phil.-hist. Kl. 1905 S. 116, mehr das Verhältnis der Gewährsmänner die Plutarch und Dionys nennen, besonders des Fabius Pictor und des Diokles von Peparethos erörtert, und neigen dazu, die Erzählung des Griechen als aus derjenigen des Römers abgeleitet anzusehen. Dem gegenüber sei doch nochmals betont, dass namentlich die nicht so ins breite gezogene Darstellung Plutarchs gar leicht sich in die Skizze eines griechischen Dramas umsetzen lässt. Dazu kommt, dass sogar eine ganze Rede des Romos zum Numitor bei Plutarch in der Sprache, im Gedanken und sogar im Rythmus die Tragödie des fünften Jahrhunderts verrät: Remus, dem Numitor zur Bestrafung übergeben, über seines und des Bruders Ursprung halb, aber nur halb aufgeklärt, sagt, es gebe noch die ozápη, die vielleicht Aufschluss geben könnte: Ἔστι δ' ἡ σκάφη καὶ σώζεται χαλκοῖς ὑποζώσμασι γραμμάτων ἀμύδρων ἐγκεχαραγμένων ἃ γένοιτ' ἂν ἴσως ὕστερον ἀνωφελῆ γνωρίσματα τοῖς τοκεῦσιν ἡμῶν ἀπολομένων. Unschwer dürften daraus die Trimeter sich herstellen lassen. Aber ebenso sehr wie die Form ist es der bittere Gedanke: vielleicht werden sie zu

unserer Erkennung führen,

wenn es zu spät sein wird, der an die Tragödie erinnert. Die oxágy war es ja auch eben, die Trieber auf die Tyrosage führte, und die auf dem etruskischen Gefäss der eine der Tyro-Söhne ostentativ auf der Schulter trägt. Man kann also kaum anders denken, als dass die Anfangsgeschichte der Zwillinge gradeswegs und bis ins Kleine hinein der griechischen Tragödie nacherzählt wurde. Ob von Fabius oder Diokles oder einem noch Aelteren zuerst, erscheint daneben von geringerer Bedeutung.

Dass, wenn nicht schon alsbald, so mit der Zeit, für die Benennung der Zwillinge und ihre weitere Geschichte die Sagenbildung an vorhandene Namen wie die der Romilii wie neuerdings W. Schulze, wollten schon Schwegler und Holzapfel1) den Namen des Romulus daher leiten der Remoria und des Remurinus ager anknüpfte versteht man leicht.

Die erzene Wölfin des Kapitols, unter der einst die vergoldeten Kinder sich befanden, ist also eine Stiftung, welche das von der Königsherrschaft befreite Rom alsbald dem Juppiter in Capitolio weihte. Als Symbol der Römischen Republik wurde diese Gruppe gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. in weiteren Kreisen bekannt, vornehmlich durch das römisch-campanische Geld. Namen und Geschichte hatten die Knaben von Anfang an schwerlich. Die ersten Versuche, die Anfänge Roms zu erzählen, konnten, je mehr sie in die Zeit hinaufreichten, da noch die Erinnerung an die Aufstellung der Zwillingsgruppe in der Erinnerung lebendig war, desto eher von ihr absehen. Je länger je mehr aber musste die Geschichte der Knaben mit der Gründungslegende eins werden. War es eine griechische Idee gewesen, die dem römischen Willen ihre Gestalt lieh, so lieferte griechische Ausdichtung solcher Idee in einer Tragödie auch die weitere Geschichte der Knaben. Als die Ogulnier die zeitgemäss erneuerte Nachbildung des capitolinischen Bildes unter der Ruminalis aufstellten, scheint ihre Geschichte bereits populär gewesen zu sein. Durch naturwahrere und ausdrucksvollere Darstellung übertraf das neuere Bild, gehoben auch durch seine Umgebung, allgemach das ältere an Popularität, so dass ersteres für fast alle späteren Darstellungen das Vorbild wurde, und blindes Vorurteil der Neueren sogar das so unendlich viel wichtigere ältere Bild, das sich erhielt, durchaus für das spätere ausgeben wollte. Halensee bei Berlin zur Palilienzeit.

1) Herr Kornemann hatte die Güte, mich auf Holzapfels knappe Darlegung in Atti del congresso internazionale di scienze storiche 1903 II, 57, sowie auf Kretschmers Aufsatz in Glotta I hinzuweisen. Beide gehn von Mommsens Satz aus, dass in der Legende ursprünglich nur ein Gründer gestanden habe. Dieser ist für den einen Romulus, für den andern Remus. Beiden aber ist die Ogulnierin terminus ante. Ist die Basis nunmehr eine andre geworden, so behält doch die Erforschung der Namen und ihrer Herkunft Wert und Bedeutung; nur fällt sie nicht in den Bereich dieser Untersuchung.

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