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möglich ist, nur durch eine genaue Betrachtung der Oertlichkeit gegeben werden, wie sie sich heute noch dem Beschauer darstellt, und auf sie müssen wir daher zunächst unser Augenmerk richten (s. die Karte S. 472).

Der Monte S. Giuliano, an dessen Identität mit dem alten Eryx nicht zu zweifeln ist1), ist einer der schönsten und stolzesten Berge, die ich kenne. Einsam aufragend nach allen Seiten hin, steigt er mächtig und steil vom Meere und aus der umgebenden Tiefebene auf. Er kann in seiner Form verglichen werden mit einer riesenhaften Ackerscholle, die schief geworfen mit ihrer Fläche nach oben liegt und nach allen Seiten hin mit ihren Bruchrändern schroff zur Tiefe absinkt. Besonders im Süden und Osten, wo der höchste Rand des Plateaus liegt, sind diese Felsabstürze von gewaltiger Höhe und z. T. fast senkrechtem Fall, weniger steil und hoch sind sie dagegen nach Norden und Westen zu, wo das nach dieser Seite hin geneigte Plateau des Berges allmählicher in sie übergeht (s. Abb. 1). Der Gipfel des Berges erhebt sich bis zu 751 Meter, eine Höhe, die besonders deshalb imponierend wirkt, weil sie sich unmittelbar über dem Meere erhebt und nur 3 Kilometer in der Luftlinie vom Gestade entfernt ist. Auf der Spitze liegt heutzutage das kleine Städtchen S. Giuliano, das dem Berge seinen modernen Namen gegeben hat, mit mehreren Kirchen und dem Schlosse des Grafen Pepoli. Sonst befinden sich auf ihm nur vereinzelte Häuser. Der Berg ist vollkommen kahl, eine öde Stein- und Felsmasse und doch, oder vielleicht gerade deshalb von wunderbarer Schönheit und Schärfe der Formen und mit einer Aussicht vom Gipfel, die weit über die Ebene zu Füssen und die Berge Siciliens nach Ost und Süd, und noch weiter über Drepana, die ägatischen Inseln und das Meer nach Nord und West hinüberschaut.

Der Umfang des Berges beträgt etwa 20 km, das obere Plateau hat etwa 2 km Breite und 3 km Länge, der Durchmesser des annähernd kreisrunden Berges beträgt an seinem Fusse etwa 6 km.

Das ist der genau begrenzte Geländeabschnitt, auf welchem sich die von unserer Ueberlieferung geschilderten Operationen abgespielt haben. Wird unsere, an moderne kriegerische Verhältnisse gewöhnte Vorstellung auch durch die Kleinheit dieser Oertlichkeit in Erstaunen gesetzt, so dass wir kaum begreifen, wie die Armeen sich zwei Jahre lang auf diesem engbegrenzten Gebiet gegenübergestanden und herumgetummelt haben können, so ist doch anderseits gerade die geringe Ausdehnung des Terrains ein Umstand, der die Untersuchung ausserordentlich erleichtert und Resultate wahrscheinlich macht.

1) Pol. 1 55, 7: ὁ δ' Ερυξ ἔστι μὲν ὄρος παρὰ θάλατταν τῆς Σικελίας ἐν τῇ παρὰ τὴν Ἰταλίαν κειμένη πλευρά, μεταξὺ Δρεπάνων καὶ Πανόρμου, μᾶλλον δ' ὅμορον καὶ συνάπτον πρὸς τὰ Δρέπανα. Das lässt keinen Zweifel. Ein Irrtum wie beim Heirkte s. m. Aufsatz in der Festschrift des Wiener Eranos zur Begrüssung der Philologenvers. in Graz 1909 S. 225 f. — ist hier ausgeschlossen.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte IX 4.

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Die vielen vorhin aufgeworfenen Fragen über den Gang der Ereignisse reduzieren sich im wesentlichen auf 3, aus deren Beantwortung alles andere folgt.

Nämlich 1) Wo lag der Tempel der Aphrodite?

2) Wo lag die Stadt Eryx?

3) Wo lag das römische Lager?

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Der festeste Punkt, den uns die Beschreibung des Polybios gibt, ist die Lage des Heiligtums der Aphrodite. Auf dem Gipfel des Berges sagt er ausdrücklich das ist also dort, wo jetzt die Stadt S. Giuliano liegt 1). Die Frage ist nur, ob der Tempel und der natürlich dazu gehörige Tempelbezirk, von dem auch eine Notiz Diodors ausdrücklich redet 2), den ganzen Raum der heutigen Stadt eingenommen hat oder ob auch noch die alte Stadt Eryx in diesen Raum mit eingeschlossen war. Die letztere Annahme ist die herrschende. Sie stützt sich darauf, dass angeblich die alte Stadtmauer noch steht, welche die Stadt im Nordwesten begrenzte. Es kann nun nach den abschliessenden Untersuchungen von O. Richter ) in der Tat kein Zweifel darüber bestehen, dass diese Mauer, obgleich vielfach restauriert und z. T. ganz neu aufgerichtet, doch in ihren Hauptbestandteilen aus dem Altertum stammt, und dass viele in ihr verbaute Werkstücke bis in die punische Periode zurückgehen. Es kann auch darüber kaum ein Zweifel bestehen, dass die älteren Mauern, die der heutigen vorausgegangen sind, ungefähr dieselbe Trace eingehalten haben müssen, wie das schon Richter selbst mit Recht aus der Beschaffenheit einzelner Türme geschlossen hat, und wie das eine ausgesprochen steile Böschung des Berges vorschreibt, die gerade unterhalb der Mauer abfällt.

Aber ob diese Mauer die Stadtmauer gewesen ist, das ist eine ganz andere Frage.

Wenn wir nämlich die Fläche der heutigen Stadt, wie sie durch diese Mauer festgelegt wird, betrachten, so finden wir, dass sie für Stadt und Tempelbezirk zusammen zu klein ist. Die heutige Stadt bildet ein gleichseitiges Dreieck von nur etwa 3/4 km Seitenlänge, hat also nur einen Inhalt von knapp 1/4 km. Ueber diese Grösse könnte dann auch die antike Stadt mit samt dem Tempel und seinem Bezirk nicht hinausgegangen sein, da die Naturgrenzen auf den beiden anderen Seiten durch die steil abstürzenden Felsen noch viel deutlicher vorgezeichnet sind (s. Abb. 2).

Nun hören wir aber, dass der Tempelbezirk für sich allein zur Zeit seiner Blüte eine sehr beträchtliche Bevölkerung gehabt hat. Abgesehen von 1) Pol. I 55, 8: τούτου (τοῦ ̓́Ερυκος) ἐπ' αὐτῆς μὲν τῆς κορυφῆς οὔσης ἐπιπέδου, κεῖται τὸ τῆς Ἀφροδίτης τῆς ̓Ερυκίνης ἱερόν.

2) Diod. 23, 9: Hamilkar (nicht der Barkas) im Jahre 260 v. Chr. tòv "Eovza κατέσκαψε πλὴν τοῦ περὶ τὸ ἱερὸν τόπου. Die Stadt muss dann später wieder besiedelt sein.

3) Veber antike Steinmetzzeichen, Winkelmannprogramm Nr. 45 (1885).

der Priesterschaft war hier ein Heer von Hierodulen 1). Siebzehn sicilische Städte hatten nach einem Beschlusse des römischen Senates für den Unterhalt des Heiligtumes zu sorgen und eine Besatzung von 200 Mann gewährleistete in der Kaiserzeit seine Sicherheit 2). Das macht doch alles den Eindruck, als wenn wir es mit einer ausgedehnten Anlage mit verschiedenen Nebengebäuden, Kasernen etc., zu tun hätten. Die Besatzung aber war zu Zeiten des ersten Punischen Krieges noch viel beträchtlicher. Es gingen von Hamilkar allein mindestens gegen 2000 Gallier zu den Römern über und wurden zur Besatzung des Tempelbezirkes mit verwendet 3). Wo soll das alles Platz gehabt haben, wenn noch dazu die Stadt Eryx in diesen kleinen Raum mit hineingezwängt war, in der Hamilkar, wie wir gleich sehen werden, sein Lager hatte.

Man hat allerdings bisher den Tempel auf die äusserste Ostspitze des Plateaus versetzen wollen, wo ein abgesprengter und von allen Seiten

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Kunststrasse nach Trapani

Abb. 2. Planskizze der Stadt S. Giuliano (nach Richter). a: Kastell Pepoli, b-c: die Nordwestmauer des Tempelbezirks, d: Schloss Pepoli. Maßstab 1:25000. isolierter Fels liegt, der heute das sogenannte Kastell trägt und nur durch einen schmalen Grat mit dem übrigen Plateau zusammenhängt. Man hat sich dabei auf eine Notiz Diodors gestützt. der (IV 78, 4) berichtet, der Tempel habe hart am Rande des Abhanges gestanden und sei durch eine kühne Futtermauer gestützt gewesen. Diese Futtermauer hat man in einer noch heute am Kastell teilweise erhaltenen Substruktion wiederfinden.

1) Strabo VI 2,5 € 272: οἰκεῖται δὲ καὶ ὁ Ἔρυς λόφος υψηλός, ἱερὸν ἔχων ̓Αφροδίτης τιμώμενον διαφερόντως ἱεροδούλων γυναικῶν πλήρες τὸ παλαιόν, ὡς ἀνέθεσαν κατ' εὐχὴν οἵ τ ̓ ἐκ τῆς Σικελίας καὶ ἔξωθεν πολλοί.

2) Diodor IV 83,7.

3) Pol. II 7, 8 s. oben S. 464 A. 4. Die Schar war im Anfange des Krieges über 3000 Mann stark und betrug im Jahre 230 noch immer 800 Mann (Polyb. II 5, 4). Man kann sie also 13 Jahre früher, als sie zu den Römern überliefen kaum niedriger veranschlagen, als im Text geschehen ist, da ihr Durchschnittsverlust im Jahre einige 70 Mann beträgt, und in den späteren Jahren der natürliche Abgang stärker als in den früheren gewesen sein wird.

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wollen 1). Aber diese Annahme ist sehr unwahrscheinlich, da der Felsen des Kastells für einen Tempel auch nur mässiger Grösse doch allzu klein erscheint. Er hat nämlich nach meiner Abschreitung nur 314 Schritt im Umfange und dabei eine unregelmässige Form. Auch könnte Polybios dieses abgesprengte Felsstück nicht als zoovqǹ iniлɛdos des ganzen Berges bezeichnet haben (s. unten Anm. 2); denn es ist weder der höchste Punkt noch eben.

Der Tempel kann aber ferner auch nicht auf dem östlichsten Teile des Plateaus selber gelegen haben, da wo sich jetzt das Schloss des Grafen Pepoli befindet. Denn dieser Teil des Plateaus liegt tiefer als seine Umgebung. Man hätte den Tempel dann weder vom Meere, noch vom Lande her sehen können. Die einzige für ihn passende Stelle ist m. E. der höchste Punkt des Berges überhaupt, der Punkt 751, den heutzutage die Kirche S. Giuliano einnimmt, die vielleicht geradezu auf den Fundamenten des alten Tempels erbaut ist und auch noch ziemlich nahe am Ostabsturz des Plateaus liegt.

Aber selbst wenn man zugeben wollte, dass der Tempel auf dem Felsen des Kastells gelegen haben könnte, so wäre damit nicht viel gewonnen. Denn für die anderen zugehörigen Gebäude und den ganzen Tempelbezirk müsste der Raum doch auf dem Plateau selber gesucht werden, und dieser Raum muss ausserdem noch eine Befestigung und zwar eine sehr starke gehabt haben, da Hamilkar mit seiner ganzen Armee zwei Jahre lang davor lag und sie nicht nehmen konnte. Wo bleibt für diese Befestigung der Platz und wo bleibt das natürliche Hindernis, durch das sie verstärkt wurde. Das Terrain der Stadt S. Giuliano fällt innerhalb der Stadt ziemlich gleichmässig ab. Es ist keine solche Stufe vorhanden, wie bei der sog. Stadtmauer und es ist im höchsten Grade unwahrscheinlich, dass eine nur durch Kunst hergestellte Befestigung sich gegen so überlegene Streitkräfte, wie das ganze Heer des Hamilkar war, zwei Jahre lang gehalten haben sollte.

So drängt uns alles zu dem Schlusse, dass die heutige Stadtmauer von S. Giuliano nicht die Mauer der alten Stadt Eryx gewesen ist, sondern die Befestigungsmauer des Tempelbezirkes, und dass wir die Stadt selber weiter unten am Berge, ausserhalb der modernen Stadt zu suchen haben. Darauf weist uns nun auch die Schilderung des Polybios selbst, wenn wir sie aufmerksam betrachten, ganz deutlich hin.

Der Tempel sagt er liegt ἐπ' αὐτῆς τῆς κορυφῆς, die Stadt aber ὑπ' αὐτὴν τὴν κορυφήν 3).

1) Man vergleiche darüber Meltzer, Gesch. d. Karthager II 344 und Holm Gesch. Siciliens III 354. Die Stelle der Futtermauer ist auf Abb. 2 bei dem Buchstaben a durch einen dicken Strich bezeichnet.

2) Pol. 1 55, 8: τούτου τοῦ Ερυκος) ἐπ' αὐτῆς μὲν τῆς κορυφῆς οὔσης ἐπιπέδου, κεῖται τὸ τῆς ̓Αφροδίτης της Ερυκίνης ἱερόν ... ἡ δὲ πόλις ὑπ' αὐτὴν τὴν κορυφὴν τέτακται.

Nun senkt sich allerdings das Terrain innerhalb der Stadt S. Giuliano ziemlich stark. Ich taxiere etwa 60 m. Aber im Vergleich zu dem grossen Umfang des Berges von 20 km und seiner bedeutenden Höhe von 751 m ist dieses kleine Fleckchen eben doch nur die zoový selber. Es wird niemanden, der an Ort und Stelle gewesen ist, einfallen zu sagen, das Schloss des Grafen Pepoli liegt auf und die Stadt S. Giuliano unter dem Gipfel. Auch dass Polybios den Gipfel selber als лiлɛdos (eben) bezeichnet, beweist, dass er damit nicht einen Punkt, sondern eine ganze grössere Fläche verstanden wissen wollte, was nur auf das ganze Plateau der Stadt S. Giuliano passt. Und wenn er endlich hinzufügt, die Stadt Eryx liege zwischen dem Gipfel und dem Lager der Römer am Fusse (μεταξὺ τῆς τε κορυφῆς καὶ τῶν πρὸς τῇ ῥίζῃ στρατοπεδευσάντων) 50 weist auch das bei unbefangener Auffassung ebenso entschieden auf eine tiefere Lage der Stadt selber hin, wie die Bemerkung, dass die Römer durch ihr Lager am Fusse des Berges auch die Stadt Eryx mit hätten decken wollen. Dieselbe war also offenbar durch die Besatzung des Tempels nicht mit geschützt 1).

Aber wo soll man in aller Welt diese Stadt suchen? Holm, der die entwickelten Schwierigkeiten auch schon in vollem Masse würdigt, hat an die Südseite des Berges gedacht, wo auf einer Felsstufe jetzt das Kapuzinerkloster liegt 2). Der Platz wäre an sich für eine antike Stadt nicht so ungeeignet, wenn auch etwas klein. Aber wie soll Hamilkar mit seiner Armee hierher gekommen sein? Senkrechte Felsabstürze begrenzen den Platz nach Süden hin, in deren Ritzen nur Kletterpfade hinauf führen konnten, ehe die wunderbare Kunststrasse gebaut war, die jetzt in vielen Windungen den Berg hinaufführt. Und wie konnte er von hier aus den Tempel hoch oben auf dem Berggipfel belagern, da ebenso steile Felsen von hier aus zur Spitze hinansteigen. Wie konnte er von hier aus eine Verbindung mit dem Meere aufrecht erhalten? Das alles sind Unmöglichkeiten. Wir müssen die Lage der Stadt in ganz anderer Richtung suchen, und bei Erwägung der gesamten Gestalt des Berges ergibt sich von vornherein als das Wahrscheinlichste, dass sie auf dem oben. geschilderten Plateau des Berges selber etwas tiefer als der Gipfel, also im Norden oder Nordwesten der heutigen Stadt S. Giuliano gelegen hat. wohin ja das Plateau bedeutend abfällt. Allerdings haben sich hier bisher nirgends Anhaltspunkte im Terrain gefunden, und das ist wohl der Hauptgrund, weshalb man von einer solchen Annahme immer wieder abgegangen und zu der unmöglichen Ansicht zurückgekehrt ist, die Stadt habe den Platz des heutigen S. Giuliano eingenommen.

Indessen hat man da nur nicht gründlich genug gesucht. Denn an einer Stelle sind in der Tat die gewichtigsten Anhaltspunkte für die Existenz einer sehr alten Ansiedelung vorhanden.

1) S. S. 464 Anm. 4. 2) Geschichte Siciliens III 354.

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