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Der Frühjahrsfeldzug des Jahres 217 und die Schlacht

am trasimenischen See1).

Von Emil Sadée.

(Mit einer Karte) 2).

Die Schlacht am Trasimenus ist seit Nissens Aufsatz im Rheinischen Museum XXII 565 fg. wiederholt der Gegenstand der Untersuchung gewesen. Auch die strategischen Vorgänge des ganzen Frühjahrsfeldzuges wurden behandelt; aber namentlich die Fragen der Oertlichkeit des Schlachtfeldes und der Aufstellung der Truppen sind in widersprechendem Sinne beantwortet worden 3).

Die einen, die sich für die Gegend zwischen Monte Gualandro im Westen und den Hügel von Tuoro im Osten entscheiden-Stürenburg, Faltin, Grundy -halten dies nur unter der Voraussetzung für möglich, dass Polybius bei der Schilderung des Geländes und der Aufstellung entweder einen Irrtum gemacht oder eine Unklarheit gelassen oder mitten in der Beschreibung seinen Standpunkt gewechselt habe. Die andern, die unbedingt an seiner Autorität festhalten, glauben dann freilich ein anderes Schlachtfeld suchen zu müssen, sei es die ganze Gegend von M. Gualandro bis Montigeto (Fuchs), sei es einen Punkt über Passignano hinaus am Ostufer des Sees (Henderson, Voigt). Neumann (Das Zeitalter der punischen Kriege) endlich erklärt, dass Polybius sich von dem Gelände überhaupt nur eine abenteuerliche Vorstellung gebildet habe. Aber eine restlose Lösung der Schwierigkeit ist auf keine Weise gelungen.

1) Bei der Redaktion eingegangen im August 1907.

2) Herr Direktor Jos. Fuchs (Mährisch-Weisskirchen) und die Redaktion der Wiener Studien haben mir gütigst den Abdruck der zu dem Fuchsschen Aufsatz (s. unten) gehörenden Karte gestattet.

3) Stürenburg, De Romanorum cladibus Trasumenna et Cannensi Progr. d. Thomasschule in Leipzig 1883. Derselbe, Zu den Schlachtfeldern am Trasimenischen See und in den Caudinischen Pässen, Pr. d. Thomasschule 1889. Faltin, Zu den Berichten des Polybius und Livius über die Schlacht am trasimenischen See, Rh. Mus. XXXIX, 260 ff. Voigt, Philol. Wochenschr. 1883, Nr. 50. Grundy, The Trebbia and Lake Trasimene, Journal of Philology XXIV, (1895) 83 ff. und XXV (1896) 273 ff. Henderson, The Site of the Battle of Lake Trasimene, ebendort XXV, 112 ff. Fuchs, Hannibal in Mittelitalien, Wiener Studien XXVI (1904) 118 ff. Reuss, Die Schlacht am Trasimenersee, Klio VI (1906) 226 ff.

Ob es nicht doch einen bestimmten Faktor gibt, der bisher noch nicht in Rechnung gestellt ist, der aber allerdings wirkliche Klarheit zu schaffen vermag?

Ich halte es freilich für nötig, etwas weiter auszuholen, zurückzugreifen auf den Beginn des Feldzuges von 217, einerseits auf die strategischen Defensivabsichten der Römer, andrerseits den Einbruch Hannibals in Etrurien. Ich schliesse mich hier im wesentlichen den nach meiner Meinung vortrefflichen Ausführungen von J. Fuchs in dem oben erwähnten Aufsatz der Wiener Studien an.

Zu Anfang des Frühlings stand der Konsul Servilius mit seinem Heer bei Ariminum, sein Kollege C. Flaminius bei Arretium. Der Grund dieser Anordnung ist einleuchtend. Man musste mit beiden Möglichkeiten rechnen: entweder Hannibal ging in der Richtung der späteren via Aemilia auf Ariminum los, um dann an der Küste weiterzuziehen, wie später sein Bruder Hasdrubal 207, oder er brach durch einen der Appenninpässe in Etrurien ein. Selbstverständlich durfte man für den letzteren Fall das römische Verteidigungsheer nicht ins Gebirge stellen; da konnte es nach Belieben umgangen werden. Sondern Flaminius musste hinter dem Gebirge warten, um sich dann, wenn der Gegner aus einem der Pässe heraustrat, auf ihn zu werfen. Aber nicht Flaminius für sich allein. Denn selbstredend hat man die Stellung der beiden römischen Heere so gewählt, dass sie, sobald das Angriffsziel des Feindes klar wäre, sich rasch vereinigen könnten; sei es in der Aemilia, sei es in Etrurien. Dazu passt eben die Stellung Ariminum-Arretium vortrefflich. Denn diese Orte haben eine direkte, kurze Verbindung per tramites Appennini, wie Livius sagt, der ja (Liv. XXI 63) den Flaminius von Ariminum mit dem von ihm übernommenen Rest des Heeres des Sempronius diesen Weg ziehen lässt (ob mit Recht oder nicht, tut hier nichts zur Sache); er führt das Saviotal aufwärts über Sarsina, dann mit Ueberschreitung eines Kammes (Passo dei Mandrioli 1173 m) nach Bibbiena ins obere Arnotal und so in die Gegend von Arretium, als Heerweg auch bezeugt für die Zeit des 2. pun. Krieges von Liv. XXXI 2,6 (zum Jahre 201) und später von Caesar im Bürgerkrieg 1).

Auf diesem Wege sollte, so darf man sicher annehmen, entweder Flaminius dem Servilius, oder dieser dem Flaminius zu Hilfe kommen, um am Tage der taktischen Entscheidung die beiden konsularischen Heere vereint dem Gegner entgegenzustellen.

Dass dies freilich verhindert wurde, war ein strategisches Meisterwerk Hannibals; voll verständlich wird es meiner Meinung nach nur, wenn man sich den vortrefflichen Ausführungen von Jos. Fuchs, a. a. O. 26, 118 fg. über Hannibals Appenninübergang anschliesst. Mit sehr guten Gründen

1) Die Einzelheiten b. Jung, Hannibal bei den Ligurern, Wiener Studien XXIV, 177. Ueber die Bedeutung der Beobachtungsstellung bei Arretium nach den Erfahrungen der Römer im Keltenkrieg von 225 ebendort S. 171–172.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte IX 1.

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vertritt er die Ansicht, dass Hannibal sich zunächst nördl. vom Appennin weit nach Osten wandte, scheinbar den Servilius mit einem Angriff bedrohte, dann aber, während die Reiterei vor seiner Front durch einen dichten Schleier seine Bewegungen verdeckte, überraschend aus der Gegend von Forli mit der Hauptmacht den kürzesten Weg zum oberen Arnotal einschlug, dann rasch die Reiterei wieder an sich zog 1). Es ist die Strasse über Ronco-Meldola-Galeata-San Sofia-Mortano, die dann nach Ueberschreitung des 776 m hohen Colle di Carnajo bei San Piero in Bagno (unweit Bagno di Romano) im Saviotal auf den von Ariminum direkt über Sarsina hinaufsteigenden Weg mündet, also weiterhin wie jener über den. Mandriolipass nach dem Tal des oberen Arno führt, das Fuchs als jenes bekannte von Hannibal durchzogene Ueberschwemmungsgebiet ansieht. So brauchte er den Arno nicht zu überschreiten; hätte er diese schwierige Operation zur Zeit der Ueberschwemmung auch noch durchführen müssen, so würde sicher Polybius sie erwähnen (Fuchs a. a. O. S. 124).

War aber Hannibal so zwischen Flaminius und Servilius gekommen, so hatte er jene Verbindung der beiden Gegner auf dem kürzesten Wege (Mandrioli) verhindert; denn der vorsichtige Servilius durfte es nicht wagen. sich dem Gegner an die Fersen zu heften; schon Hannibal allein in der Front war ihm überlegen, und in Flanke und Rücken hätte er sich den Angriffen der Kelten ausgesetzt; eine Rückzugslinie gab es dann für ihn nicht; jeder Misserfolg musste völlige Vernichtung bringen 2).

Es blieb ihm also nur der weitere, aber sichere Weg der via Flaminia übrig, um seine Verbindung mit dem Kollegen herzustellen. Nur so konnte es noch gelingen, ein Heer zwischen Hannibal und Rom zu werfen; sonst hätte jenem der Weg nach Süden gänzlich offen gestanden; zwar kam es später doch so, und auch dann war Rom noch nicht verloren, aber wünschenswert war es doch keineswegs, dass der Punier Brand und Verwüstung tragen konnte, wohin es ihm beliebte (Nissen Rh. M. XXII 578). Und dass Servilius wirklich auf der via Flaminia heranmarschierte, ergibt sich aus einer Notiz Appians. Bekanntlich schickte Servilius seinem schweren

1) Zu der von Fuchs angenommenen Route stimmt auch Zonaras VIII 25: 'Avviβας δ' ἄρτι τοῦ ἔαρος ἐπιστάντος ὡς ἔγνω τὸν Φλαμίνιον μετὰ Σερφυιλίου Γεμίνου χειρὶ πολλῇ ἐπ' αὐτὸν ἰόντα, πρὸς ἐξαπάτην αὐτῶν ἐτράπη καὶ πλαττόμενος ἐνδιατρίψειν ἐκεῖ (d. h. nördlich des Appennin in Gallien) καὶ μάχην συνάψειν, ἐπεὶ νομίσαντες αὐτὸν οἱ Ρωμαῖοι κατὰ χώραν μένειν ἀμελῶς τῶν ὁδῶν ἔσχον, ἐπὶ τοῦ στρατοπέδου τοὺς ἱππέας κατέλιπεν, αὐτὸς δ ̓ ὑπὸ νύκτα ἄρας τά τε στενόπορα μεθ' ήσυχίας διῆλθε καὶ πρὸς 'Αρήτιον ἠπείγετο καὶ οἱ ἱππεῖς δὲ, ἐπεὶ πολὺ προῆλθεν, ἀπῄεσαν αὐτῷ ἐφεπόμενοι. Οἱ δὲ ὕπατοι γνόντες ήπη τημένοι, Γέμινος μὲν αὐτοῦ ὑπέμεινε etc. ὁ γὰρ ̓Αννίβας συντομωτέραν τραπόμενος δυσόδοις ἐνέτυχε etc.

2) Uebrigens, auch wenn Hannibal nicht über den Mandriolipass, sondern weiter nach Westen den Appennin überschritt, so konnte er doch, auch nach der gewöhnlichen Annahme, von Faesulae aus dem Servilius den Uebergang nach Arretium sperren; Servilius brach ja erst auf, als jener schon in Etrurien war (Pol. III 86, 3).

Fussvolk 4000 Reiter voraus: Polyb. III 86, 1-3: Karà đề toỪg tìs μάχης καιροὺς Γαῖος Σερουίλιος . . . ἀκούσας εἰσβεβληκότα τὸν ̓Αννίβαν εἰς Τυρρηνίαν ἀντιστρατοπεδεύειν τῷ Φλαμινίῳ ἐπεβάλετο μὲν πᾶσι τοῖς στρατοπέδοις αὐτὸς συνάπτειν (also zu Flaminius zu stossen, vgl. III 82,4 den Rat einiger Offiziere des Flaminius τὸν ἕτερον ὕπατον προσλαβεῖν etc.), αδυνατῶν δὲ διὰ τὸ τῆς στρατιᾶς βάρος Γάιου Κεντήνιον κατὰ σπουδὴν δοὺς τετρακισχιλίους ἱππεῖς προεξαπέστειλε, βουλόμενος, εἰ δέονθ' οἱ καιροί, πρὸ τῆς αὑτοῦ παρουσίας τούτους και Tаτаɣεiv. Diese Reiter wurden dann kurz nach der Schlacht am trasimenischen See (denn die Nachricht von ihrer Katastrophe traf 3 Tage später in Rom ein als die von der Hauptschlacht) von Maharbals leichten Truppen teils niedergehauen, teils zur Ergebung gezwungen (Pol. III 86, 4-5). Polybius nennt keinen Ort; wohl aber Appian Avviß. 9 (D. Römer) ἐξέπεμπον (den Centenius und seine Leute) ἐς Ομβρικοὺς ἐς τὴν Πλεισ τίνην λίμνην, τὰ στενὰ προληψόμενον, ᾗ συντομώτατον ἐστὶν ἐπὶ τὴν Poun. Es folgt dann die Erzählung ihrer Ueberwältigung. Und Nissen hat (Rh. Mus. XX 224 fg.) den See von Plestia im Tal von Pistia lokalisiert: bei Serravale an der Strasse Foligno-Colfiorito-Tolentino; also etwas östlich von der via Flaminia, nördlich von Foligno-Fulginii. Centinius muss sich also, um dem Gegner zu entkommen, auf die Nachricht von der Niederlage des Flaminius von der Landstrasse nach Osten in die Berge geworfen haben1).

So bestätigt Appian dasjenige, was uns auch schon an sich wahrscheinlich erschien, dass nämlich Servilius mit Benutzung der Flaminischen Strasse also über Fulginii-Perusia-Cortona seine Verbindung mit Flaminius zu bewerkstelligen suchte, und lehrt uns dann, dass seine Vortruppen zur Zeit der Schlacht schon bis Umbrien gelangt waren.

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Aber zum zweiten Mal schob sich der geniale Punier zwischen sie, diesmal durch seinen Flankenmarsch an Arretium vorbei. Auch hier glaube ich, trifft Fuchs das Richtige (a. a. O. S. 132 ff.), indem er Hannibal nach dem Marsche durch die Sümpfe bei Giovi lagern, dann den Flankenmarsch nach Montevarchi zu antreten lässt nur so gewinnt das livianische Faesulas petens (XXII 3, 6) seinen Sinn und ihm darauf die entscheidende Schwenkung ἀπὸ τῶν κατὰ Φαισόλας τόπων zuschreibt, die ihn durchs Ambratal nach Sinalunga und dann mit Arretium und Flaminius jetzt im Rücken auf der Strasse nach Rom ziehen lässt, an Cortona vorbei zum trasimenischen See. Aber wenn man auch jener Erklärung von Fursulas petens ἀπὸ τῶν κατὰ Φαι. τόπων, also den Einzelheiten jenes Marsches und ihrer Voraussetzung, dem Zug über den Mandriolipass bis Giovi, nicht Glauben schenkt, darüber herrscht ja nicht der

1) Die Auffassung dieser Ereignisse bei Jung, Das Treffen am See von Plestia, Wiener Stud. XVIII, 99 fgg., der im Widerspruch zu Polybius in Centenius den Führer einer besonderen Reservearmee sieht, halte ich für verfehlt.

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geringste Zweifel, dass Hannibal durch einen Flankenmarsch an Arretium vorbei den Flaminius in seinen Rücken brachte, ihm die Strasse nach Clusium-Rom und nach Perusia abgewann und so zwischen Flaminius und Servilius stand. Damit war für Flaminius der psychologische Moment gegeben. Er brach auf und folgte dem Gegner. Was bezweckte der Konsul bei seinem Abmarsch? Sieht man genau zu, so ist diese Frage vermutlich nicht sicher zu lösen. Polybius spricht nur davon, dass Flaminius die Verwüstung des Landes und das Vordringen des Feindes bis Rom im Kriegsrate als objektive Gründe zum Aufbruch geltend machte: Pol. III 82,6: Παρεκάλει δ' αὐτοὺς ἐν νῷ λαμβάνειν τί λέγειν εἰκὸς τοὺς ἐν τῇ πατρίδι τῆς μὲν χώρας καταφθειρομένης σχεδὸν ἕως πρὸς αὐτὴν τὴν Ῥώμην, αὐτῶν δὲ κατοπιν τῶν πολεμίων ἐν Τυρρηνίᾳ στρατοπε dεvóvtov. Aber Polybius erwähnt mit keinem Worte den anderen Umstand, der sich aus der Situation ergab: Wenn Flaminius bei Arretium stehen blieb, so konnte sich Hannibal ungestört gegen Servilius wenden; durfte man diesen ohne Unterstützung dem Gegner preisgeben? Hier lag in der Tat eine ernste Gefahr; wie wir oben gesehen haben, stand ja ein Teil der Truppen des Servilius, das vorgeschobene Reiterkorps des Centenius, vollkommen in der Luft und unterlag denn auch wirklich hilflos dem Feinde. Flaminius konnte also die Pflicht geltend machen, dem Kollegen zu Hilfe zu ziehen. Vor Arretium stehen zu bleiben hatte wirklich keinen Sinn mehr. Hat Flaminius diese Pflicht in der Tat geltend gemacht? Und hat er, was in diesem Falle doch auch das Richtige gewesen wäre, dann zwar dem Feinde an der Klinge bleiben, aber den Kampf vorläufig noch versagen wollen, bis er Fühlung mit Servilius hatte, bis sie beide den Hannibal so in die Mitte nehmen konnten, wie die Römer es 225 mit den Kelten bei Telamon gemacht hatten? Auf die erste Frage gibt Polybius uns gar keinen Bescheid; er erwähnt die Rücksicht auf Servilius nicht. Und auf die zweite Frage ist die Antwort nach Polybius ein rundes Nein. Er sagt nämlich folgendes: Flaminius wies den Rat derjenigen zurück, die meinten, δεῖν μὴ προχείρως ἐπακολουθεῖν μηδὲ συμπλέκεσθαι τοῖς πολεμίοις μάλιστα δὲ καὶ τὸν ἕτερον ὕπατον προσλαβεῖν καὶ πᾶσιν ἐπὶ ταὐτὸ τοῖς στρατοπέδοις ὁμοῦ ποιήσασθαι τὸν zivovvor und betont, es habe keinen Zweck, in Etrurien stehen zu bleiben, während der Feind fast bis Rom plündern könne (s. oben): Tέλog dè tavt' εἰπὼν, ἀναζεύξας προῆγε μετὰ τῆς δυνάμεως, οὐ καιρὸν, οὐ τόπον προορώμενος, μόνον δὲ σπεύδων συμπεσεῖν τοῖς πολεμίοις ὡς προδήλου τῆς νίκης αὐτοῖς ὑπαρχούσης. Das im Wesen des Flaminius begründete treibende Motiv hat Polybius schon III 80 also gekennzeichnet: er lässt den Hannibal vermuten, Flaminius werde bei der Verwüstung des Landes unter dem Druck der öffentlichen Meinung wie des eigenen Temperaments nicht ruhig bleiben können, sondern παρέσται προχείρως εἰς πάντα τόπον ἑπόμενος, σπουδάζων δι' αὑτοῦ ποιήσασθαι τὸ προ

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