ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

dung ungezwungen eine Erklärung: Dem Vater wird der zukommende Titel gegeben, der Sohn hat ihn aufgegeben und hat kein Recht mehr, ihn zu führen. Daneben halte ich es freilich auch nicht für ausgeschlossen, dass der Titel, König der Makedonier" mit Rücksicht auf den makedonischhellenistischen Charakter des Reichs gewählt ist; diesen zu betonen, lag bei dem Gründer des Reichs näher, als bei den folgenden Generationen, zumal wenn diese auf ältere Titel der babylonischen und persischen Könige zurückgriffen. Im Verkehr mit den anderen hellenistischen Staaten wird sich ein syrischer Herrscher gewiss nicht in offiziellen Inschriften als makedonischen König, als βασιλεὺς Μακεδονικός, bezeichnet haben; ob er diese Zurückhaltung aber auch asiatischen Untertanen gegenüber beobachtet hat, dürfte doch zweifelhaft erscheinen. Die hellenistischen Staaten stützen sich auf ihre nach makedonischem Vorbilde (Appian Syr. c. 32 ἐς τὸν Ἀλεξάνδρου καὶ Φιλίππου τρόπον ἔτι κοσμούμενοι – τὸ λεγόμενον ἄγημα τῶν Μακεδόνων - ἱππεῖς ἀργυράσπιδες — ἵππος ἑταιρική) organisierten Heere, deren Kerntruppen sowohl im Ptolemäerreiche (Polyb. XV 26. 28. 31) als im Seleukidenreiche (Livius XXXVI 28. 31, Appian Syr. 19 u. ö.) Makedonier genannt wurden. Makedonier herrschten vor den Römern in Syrien (Appian Syr. c. 52), von den Makedoniern fielen die Parther und die Völker des ganzen Ostens ab (Justin 41, 4, 5), ein Makedonierreich (imperium Macedonicum Justin 36, 1, 10; 3, 8; 41, 2, 1 oder regnum Macedonum 36, 1, 3) beherrschten die Seleukiden, für die deshalb auch der Titel rer Macedonum (βασιλεὺς Μακεδόνων) gebraucht wird: 36, 1, 10 ut post haec nullum Macedonum regem tulerint. So dürfte denn dieser Titel nicht auf Seleukos Nikator beschränkt gewesen sein. und die Inschrift von Borsippa kann nicht als „vollgültiges Zeugnis dafür" gelten, dass Seleukos staatsrechtlich als König von Makedonien anzusehen war".

[ocr errors]
[ocr errors]

Damit fällt aber auch die von Lehmann-Haupt gegebene psychologische Erklärung für das Verbrechen des Keraunos, das Lenschau a. a. O. in folgender Weise zu motivieren sucht: wie viel glaublicher wird alles, wenn Seleukos ihm die Wiedereinsetzung in sein väterliches Reich versprochen, ihn dann getäuscht und hinter seinem Rücken sich mit dem Aegypter vertragen hatte!"

Köln.

DIE MUEL

SAMMLUNG.

Ueber die Entwicklung der griechischen Historiographie und den Plan einer neuen Sammlung der griechischen

Historikerfragmente').

Von Felix Jacoby.

Die Notwendigkeit einer neuen Sammlung der griechischen HistorikerLERSCHE fragmente bedarf keiner besonderen Begründung. Wer viel mit den fünf Bänden Müllers zu arbeiten gezwungen ist, der wird bei aller Anerkennung für den Schöpfer des nützlichen und bis jetzt unentbehrlichen Hilfsmittels oft genug gescholten haben über die Unselbständigkeit, Unkritik, Lückenhaftigkeit der Sammlung; öfter vielleicht noch über die unbequeme, vielfach absolut willkürliche Anordnung der Fragmente und Autoren. Selbst wenn man vom ersten Bande absieht und die jeder Ratio entbehrende Zusammenstellung verschiedenartiger und verschieden alter Historiker 2) mit äusseren Umständen entschuldigt, wird man über die Ordnung nicht günstig zu urteilen vermögen: die zeitlichen Grenzen der einzelnen Bücher sind unpraktisch und meist falsch gesteckt; die Einstellung der Autoren ist vielfach willkürlich und durchbricht das Prinzip oder sie ist fehlerhaft wie z. B. wenn Asklepiades von Tragilos zwischen fünf Namensvettern im 6. Buche erscheint, das die Schriftsteller ab eversione Corinthi usque ad Caesarem Augustum enthält; oder wenn der Olynthier Euphantos in die auch an sich übel gewählte Epoche 247-146 a. Chr. gestellt wird. Wer die Schriftsteller über Persien einsehen will, findet die meisten im II. Band, aber an verschiedenen Stellen: einen im IV. (Baton von Sinope); Ktesias überhaupt nicht. Ihn muss man in seltsamer Verbindung mit Eratosthenes im Anhang einer anderen Publikation suchen. Und wieder in einer anderen stehen die Alexanderhistoriker, als ob sie überhaupt nicht zu den Historikern gehörten.

1) Vortrag, gehalten am 8. August auf dem Internationalen Kongress für historische Wissenschaften. Ich habe die Form des Vortrages beibehalten, gebe aber hier mein vollständiges Manuskript, das ich in der Sitzung infolge der beschränkten Zeit nur auszugsweise und vielfach stark verkürzt vortragen konnte. Die Anmerkungen habe ich gelegentlich erweitert; ebenso einen Abschnitt des Textes, auf den sich die Diskussion besonders bezogen hatte (S. 107 ff.).

2) Hekataios; ein Horograph (Charon); ein Ethnograph (Xanthos); drei Genealogen (Hellanikos voran!) und eine späte mythographische Kompilation; drei Bücher über die Geschichte Siziliens; drei Eizá; Atthidographen. Und um den Wirrwarr zu vollenden, als Anhang das Marmor Parium und die Is. von Rosette.

EINER NEUEN

Für mich, der ich mich seit einer Reihe von Jahren mit der Samm- DAS PRINZIP lung und Bearbeitung der Historikerbruchstücke beschäftige, bei der Grösse der Aufgabe noch auf lange hinaus damit zu tun haben werde, ehe an SAMMLUNG. eine Publikation zu denken ist, erhob sich doch unwillkürlich schon im Beginne der Sammelarbeit die Frage: wie wird man einmal die Fülle der Namen, die oft wirklich nur Namen sind, übersichtlich und wissenschaftlich gruppieren können? Ein Prinzip zu finden, das diese beiden Vorzüge vereinigt, erschien mir je länger je mehr als die eigentliche Hauptaufgabe des Sammlers. Denn fast alle anderen Fragen stehen in innigem Zusammenhange mit diesem Grundproblem.

Vier Gesichtspunkte nun schienen mir a priori überhaupt denkbar: 1) der rein alphabetische, 2) der rein chronologische, 3) der lokal-geographische, 4) der entwicklungsgeschichtliche.

NUNG.

Von diesen vier Prinzipien ist das erste, die alphabetische Anordnung ALPHABETInach Autornamen, unzweifelhaft das bequemste für den Sammler; wohl SCHE ORDauch für den gelegentlichen Benutzer, dem es nur auf éin Fragment, éine Notiz und ihre schnelle Auffindung ankommt. Aber es ist auch das roheste1), am wenigsten wissenschaftliche. Seine Anwendung versperrt geradezu den Weg zur Lösung aller der Fragen, die wir mit Hilfe einer Fragmentsammlung beantworten wollen. Denn diese Sammlung ist doch kein Ziel an sich, sondern nur Mittel zum Zweck. Wenn der Historiker wissen will, was wir an Ueberlieferung über ein Volk, eine Stadt, einen Mann, einen bestimmten Zeitraum besitzen; wie sich die verschiedenen Autoren und Traditionen zu einander verhalten; ob ein Fortschritt zu konstatieren ist nach der Seite der genaueren Erforschung oder umgekehrt zu romanhafter und tendenziöser Ausschmückung oder Verdrehung, so erschwert die alphabetische Ordnung die Arbeit statt. sie zu erleichtern. Ebenso natürlich bei allen literarhistorischen Fragen: wo und in welchen Formen ist eine Historiographie entstanden? welche Zweige hat sie entwickelt? in welcher Folge? welchen Einfluss üben sie aufeinander? welchen Zusammenhang haben sie mit der sonstigen literarischen Produktion einer bestimmten Epoche u. s. f. Der einzige Vorzug aber der alphabetischen Anordnung die scheinbare Bequemlichkeit beim Aufsuchen eines Namens - lässt sich durch einen ordentlichen Autorenindex ebenso gut erreichen.

GISCHE

Das chronologische Prinzip nach der Zeit der Schriftsteller ist im CHRONOLOwesentlichen, wenn auch mit vielfachen Durchbrechungen das von Müller gewählte. Bei besserer Durchführung, namentlich bei überlegterer Ab

1) Müllers IV. Band sollte eigentlich genügen, um diese Anordnung des gesamten Materials indiskutabel erscheinen zu lassen.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte IX 1.

6

ORDNUNG.

LOKALE ORDNUNG.

grenzung der schriftstellerischen Epochen liesse sich manches zu seinen Gunsten anführen. Es gibt mindestens eine Reihe brauchbarer Querschnitte durch die historische Literatur. Dafür aber hat es zwei Nachteile. Auch bei diesem Prinzip wird unfehlbar das gattungsmässig und inhaltlich Zusammengehörige auseinandergerissen; und praktisch ist es überhaupt nicht rein durchführbar, weil die gute Hälfte aller bekannten Namen sich zeitlich nicht genau genug bestimmen lässt, also doch als alphabetisch geordnete turba nachfolgen muss. Beide Nachteile wiegen so stark, dass ich ohne weiteres auf dieses Prinzip verzichte.

[ocr errors]

Anders, aber nicht besser steht es mit dem lokalen Prinzip. Es ist, von gelegentlichen Zusammenstellungen der Ueberlieferung in Spezialarbeiten oder Spezialgeschichten einzelner Landschaften und Städte abgesehen, systematisch zuerst von Wilamowitz1) auf die grosse Gruppe der Lokalhistoriker oder Horographen angewendet. Hier ist es am Platze und bringt Ordnung in ein Chaos von Namen und Büchern, wie es sich bei alphabetischer oder chronologischer Gruppierung dieser Literatur unseren Augen bietet. Als Grundprinzip der ganzen Sammlung könnte man es etwas verändert so brauchen, dass man nicht den Entstehungsort zugrunde legt, sondern den lokalen Inhalt, die geographische Erstreckung des behandelten Stoffes 2). Man müsste beginnen mit den die ganze bekannte Welt umspannenden Werken, fortschreiten zu den E2λnvizά und den Geschichten der einzelnen Barbarenvölker, schliessen mit den Spezialwerken über Städte oder gar einzelne Institutionen. Aber dann gibt es folgendes Bild: an der Spitze der Sammlung stünden die IIɛgiodot Tis; es würden folgen von den eigentlich historischen Werken nicht einmal Ephoros der hat ja nur κοιναὶ πράξεις Ἑλλήνων καὶ βαρβάρων dargestellt, also griechische Geschichte, und die barbarische nur soweit sie mit der griechischen verknüpft ist; dazu jene erst von einem späteren, willkürlich gewählten Zeitpunkt an sondern die späten exzerpierenden Universalhistoriker" vom Typus Diodor und die Weltchroniken im Stile Kastors 3). Wir bekämen eine Sammlung, die etwa als Illustration dienen könnte zu dem höchst verdienstlichen, aber zu einseitig orientierten und auch sonst an schweren Mängeln leidenden Buche von Wachsmuth.

1) Aristot. u. Athen II 21 ff. 2) Bei den echten Lokalgeschichten fallen Entstehungsort und lokale Erstreckung des Inhalts ja zusammen.

3) Ihnen voraufgehen würden noch jene späthellenistischen Historiker, wie Demetrios von Kallatis und Agatharchides von Knidos, die ihre Universalgeschichte anlegten, wie Hekataios seine IIegiodog. Sie haben damit weniger Verständnis für die Eigenart geschichtlicher Darstellung bekundet, als schon der erste wirkliche griechische Historiker. Denn Herodot hat, als er seine Weltgeschichte schrieb, sich von dem deskriptiven Prinzip der Periodographie freigemacht, soweit es die Natur des nun einmal gesammelten Materials irgend erlaubte (s. S. 101).

GESCHICHT

PRINZIP.

Alle drei Prinzipien haben das Gemeinsame, dass sie brauchbar und DAS ENTz. T. notwendig sind innerhalb der Sammlung, unbrauchbar als Grund- WICKLUNGSprinzip. So bleibt nur der entwicklungsgeschichtliche Gesichtspunkt, die LICHE Ordnung der historischen Werke nach literarischen Gattungen. Dass dieser allein wirklich eine wissenschaftlich begründete, für die Zwecke des Historikers wie des Literarhistorikers einzig brauchbare, auch die gelegentliche Benutzung nicht übermässig erschwerende Gruppierung gestattet diese Ueberzeugung hat sich in mir immer stärker herausgebildet. Damit spitzt sich aber sofort die scheinbar sehr äusserliche Frage nach der Gruppierung der Fragmente zu der Frage nach der Entwicklung der griechischen Geschichtsschreibung überhaupt zu, nach Zahl, Art und Entstehung ihrer einzelnen yévŋ, nach ihren charakteristischen Eigenheiten und doch auch wieder nach den Fäden, die sie untereinander verbinden. Wie ich mir diese Entwicklung denke und wie durch sie die Gesamtanlage der Fragmentsammlung bestimmt wird, will ich versuchen darzulegen.

Ich muss mit einer Banalität anfangen: Die griechische Historiogra- HEKATAIOS. phie das Wort in dem weiten antiken Sinne genommen, wie das notwendig ist, weil es eine streng unserer Geschichte" entsprechende, bestimmt auf die Erforschung und Darstellung geschichtlicher Ereignisse der fernen oder näheren Vergangenheit begrenzte, selbständige Wissenschaft im Altertum überhaupt nicht gegeben hat ') beginnt mit Heka

"

taios und seinen beiden Werken, den Γενεαλογίαι und der Περίοδος Γῆς, deren Entstehung aus und im Gegensatz zum Epos ein unbestrittenes und unbestreitbares Faktum ist. Sie ersetzen und lösen ab das hesiodeische", das lehrhafte Epos und machen eben deshalb Epoche, weil sie den wissenschaftlichen Stoff auch in die Sprache der Wissenschaft kleiden. Dass die Gesamtheit ihrer Fragmente, auch wenn wir den Mann im modernen Sinne gewiss nicht Historiker nennen würden, den ersten Band der Sammlung bilden muss, ist klar. Zwar besteht die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit, dass es bereits vor Hekataios in Milet und anderswo geographischethnographische Relationen gegeben hat 2). Aber es bleibt zweifelhaft, ob sie im eigentlichen Sinne literarisch geworden sind; und wenn ja, so gehören sie ihrer literarischen Natur nach nicht vor Hekataios 3), sondern an die Spitze der im engeren Sinne geographischen oder - antik gesprochen periegetischen Literatur, in die Hekataios selbst einzureihen sowohl die Existenz der Γενεαλογίαι wie die Eigenart der Περίοδος ver1) Vergl. die Ausführungen von Wilamowitz Greek Historical Writing Oxford 1908 S. 15 ff.

2) Euthymenes von Massilia (cf. RE VI 1509 f.), Skylax von Karyanda.

3) Auch dann nicht, wenn er solche Relationen gekannt und bei der Abfassung der Ilegiodos benutzt hat. Und dass er das getan, ist recht wahrscheinlich. S. für Euthymenes Diels Berlin. S.Ber. 1891 S. 582, 3. RE VI 1511.

6*

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »