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und schmiegt sich dichter an sie, vor welcher fie einst in der Stunde ihrer bittersten Agonie ihr kummerbeladenes Herz ausgeschüttet hat. Das Metrum wie die Worte selbst erinnern lebhaft an jene frühere Gelegenheit und betonen noch den Kontrast:

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Bom edlen Geisterchor umgeben,

Wird sich der Neue kaum gen ahr,

Er ahnet taum das frische Leben,

So gleicht er schon der heil'gen Schaar.
Sieh, wie er jedem Erdenbande

Der alten Hülle fich entrafft,
Und aus ätherischem Gewande
Hervortritt erste Jugendkraft!
Vergönne mir, ihn zu belehren!
Noch blendet ihn der neue Tag.

Mater gloriosa: Komm! hebe dich zu höhern Sphären !
Wenn er dich ahnet, folgt er nach.

Liebe ist hier eine wirkliche geistige Kraft, welche zwei geistige Wesen buchstäblich zu einander hinzieht. Man wird hier an Swedenborgs Behauptung erinnert, daß in der anderen Welt Aehnlichkeit und Unterschied in den geistigen Zuständen der Engel in der That im Raume als Nähe und Ferne ausgedrückt werden. Auch mehrere andere Stellen, wie z. B. diejenige, wo die Seligen Knaben in die Augen des Pater serapuicus herabsteigen, und besonders der Chor, welcher vorahnend Fausts himmlische Thätigkeit schaut, („Er überwächst uns schon") deutet auf eine nähere Bekanntschaft des Dichters mit den Schriften des schwedischen Sehers. Faust, dessen Geist durch einen langen, siegreichen Kampf mit irdischen Versuchungen gereift und ge

ftärkt, dessen Verstand durch die Ergebnisse einer reichen, umfassenden und tiefgehenden Welterfahrung bereichert worden ist, soll die Seligen Knaben lehren, welche schon in der Stunde ihrer Geburt diesem Erdkreis entrückt wurden, ehe noch die Möglichkeiten ihres Seins sich entwickelt hatten. Er soll den Keim der Mannheit in ihnen pflegen und nähren, bis derselbe das höchste Wachsthum erreicht, dessen er fähig ist; er soll ihnen jene Weisheit verleihen, welche er Durch die wirkliche Bemühung mit dem Bösen, durch seinen stürmischen Kampf und endlichen Sieg erlangt hat. Die reiche Fülle und Mannigfaltigkeit seines im Dienste des Guten und des Schönen beschäftigt gewesenen Geistes wird, wenn ich den Dichter recht verstehe, ihn in den Stand seßen, sich zu einem höhern Zustande geistiger Vervollkommnung emporzuschwingen, als denjenigen erreichbar und möglich ift, deren Güte nur allein in unschuldiger Einfalt und Unkenntniß des Bösen besteht.

Obgleich Goethe niemals irgend welche Angst hinsichtlich seines Schicksals nach dem Tode an den Tag gelegt hat, so würden sich doch aus seinen Gesprächen und seinem Briefwechsel leicht manche Aeußerungen sammeln lassen zum Beweis dafür, daß dieser Gegenstand gar häufig seine Gedanfen beschäftigte. So äußerte er einmal gegen den Kanzler v. Müller: er gestehe, er wüßte nicht, was er mit einer himmlischen Glückseligkeit thun sollte, wenn dieselbe ihm nicht neue Aufgaben zu lösen, neue Schwierigkeiten zu besiegen geben würde. *)

Johannes Fald erzählt, er habe am Tage von Wielands Begräbniß an Goethe eine ungewöhnliche Rührung und Sammlung bemerkt und auf die Frage: „Was glauben Sie wohl, daß Wielands Seele in diesem Augenblicke vornehmen mag?" von Goethe die feierliche Antwort er

*) Goethe's Unterhaltungen mit Kanzler Fr. v. Müller. gart 1870. S. 89.

Stutt

halten: „Nichts Kleines, nichts Unwürdiges, nichts mit der ittlichen Größe seines Lebens Unverträgliches ... Vom Untergange solcher Seelenkräfte kann in der Natur niemals und unter keinen Umständen die Rede sein. So ver schwenderisch behandelt sie ihre Kapitalien nie. Wielands Scele ist von Natur ein Schat. Dazu kommt, daß sein ganzes Leben diese schönen Anlagen nicht verringert, sondern vergrößert hat".*)

Und wiederum findet sich in einem Briefe an Zelter die folgende bedeutsame Stelle: „Wirken wir fort, bis wir vor oder nach einander vom Weltgeist abberufen in den Aether zurückkehren! Möge dann der ewig Lebendige uns neue Thätigkeiten, denen analog, in welchen wir uns hier schon erprobt, nicht versagen. Fügt er sodann noch Erinnerung und Nachgefühl des Rechten und Guten, was wir hier schon gewollt und geleistet, väterlich hinzu, so werden wir gewiß nur desto rascher in die Kämme des Weltgetriebes eingreifen."

Ich glaube, jeder, der mir bis hieher gefolgt ist, wird mir bereitwillig zugeben, daß die „Faust"-Dichtung in ihrer höheren symbolischen Bedeutung ein sehr bruchstückweises und unvollständiges Erzeugniß gewesen sein würde, wenn der zweite Theil niemals geschrieben worden wäre. Der erste Theil erfaßt den Grundton und das fundamentale Princip aller Tragödie den Conflict zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen, die Unzulänglichkeit der endlichen Wirklichkeit, die glühenden Bestrebungen des titanenhaften unendlichen Geistes zu verwirklichen. Er endet mit einem Mißklang, er gibt keine Versöhnung an die Hand. Der zweite Theil vervollkommnet, erweitert das Problem, verbreitet sich ausführlicher über dasselbe, und deutet die

*) Diese Aeußerung und die folgende aus einem Briefe von Zels ter entlehnen wir aus Kreißigs Vorlesungen über Goethe's Faust. S. 251 u. 252.

einzige Lösung an, deren es fähig ist die Buße der Rasse für das Unrecht, welches dem Individuum zugefügt worden ist. Mir erscheint diese Lösung keineswegs als eine unPassende, denn sie steht in strengem Einklang mit dem Geist der modernen Wissenschaft und Philosophie. Es scheint mir die beste Lehre der Evolutionstheorie zu sein, wie es sicherlich auch diejenige der Sociologie ist, daß das Individuum vorhanden ist zum Besten der Rasse. Die Natur ist stets bereit, die Interessen des erstern denjenigen der letzteren aufzuopfern. Ein einmal gethanes Unrecht kann niemals wieder gut gemacht werden; allein Faust erwählte das bessere und mannhaftere Theil, indem er sein begangenes Unrecht nicht durch seinen Tod, sondern durch sein Leben sühnte.

Ende.

Erläuterungen zu Goethe's Fauft.

Vorbemerkung: I. bedeutet den ersten und II. den zweiten Theil des Faust, die arabische Ziffer die Verszahl im Gedicht und in den Alter des zweiten Theils, wobei die Akte mit a bis e bezeichnet find. IL a. 315 bedeutet also beispielsweise: Zweiter Theil, erster Aft, Vers 315.

Abfolut, II. b. 171, „kommt nur nicht absəlut nach Haus“, d. H. entweder als ein Radikaler, ein Anhänger des Absoluten, oder mit Hindentung auf den Haarpuß, als Kahlkopf.

Achill auf Pherä, II. b, 870. Hier scheint eine Verwechslung vorzuwalten, denn bei Pherä in Theffalien befand sich der Sage nach ein Eingang zur Unterwelt. Pausanias gedenkt der Sage, daß der aus dem Schattenreiche emporgestiegene Achill sich auf der Insel Leute im Pontus Euxinus mit Helena vermählt habe, und Goethe verwechfelt hier, absichtlich oder nicht, Pherä mit Leute.

Adept, 1. 685 So nannten sich am Ende des Mittelalters die Alchyminen, Philosophen und Aerzte, welche den Stein der Weisen suchen

wollten.

Aglaja, II. a. 687.,,Die Glänzende", eine der drei Charitin. nen oder Grazien, Tochter des Zeus und der Eurynome. Die Andes ren hießen Euphrosyne und Thalia; Pausanias nennt auch statt der lezteren noch Hegemone und Auxo, und es kommen auch noch andere Namen vor.

Ahnen, I. 764, die ersten Begründer und Helden alter Völker, nach der Sage halb göttlichen Ursprungs, vgl. auch Apostelgesch. 17, 28. Alefto, II. a. 745, eine der Furien, f. Furien.

Alraun, II. a. 367, Alrune oder Alraune ist eine weise. weiss fagende Frau, ein dämonisches Weib. Alraunwurz ist die Zauber wurzel, von der Mandrágora officinalis, mit welcher man Schäße ents decken und heben zu können vermeinte, auch Erd- oder Galgenmännchen genannt.

Alt Gedicht, II. a. 341, hier für eine alte Fabel, einen abges droschenen Spaß oder eine Erdichtung, Lüge.

Alte Kaiser, der, II. a. 328, die Redensart vom „alten Kais ser" ist eine bekannte sprichwörtliche und will für Vergangenheit und Zukunft eine unbestimmbar lange Zeit bezeichnen

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