kes leiteten, und darum durfte sie nicht zu ausführ lich werden. Aber ich wußte gar wohl, daß der Stoff, den die Einleitung enthält, in ein Paar Bogen nicht zur Genüge abgemacht werden kann. So kam ich denn in Widerspruch mit mir selbst: ich bestrebte mich der Kürze, deutete oft blos an, hatte aber dabei immer den Zweifel, ob nicht die Klarheit und Anschaulichkeit und Ueberzeugungsfä higkeit dadurch zu Grunde ginge. Das konnte na türlich von keinem guten Einflusse auf die Darstel lung sein. 7 Ueberhaupt wäre es mir lieb gewesen, wenn ich bei meinem Buche das nonum prematur in annum hätte anwenden können. Ich habe zwar Alles durchgelesen, was ich erreichen konnte: aber sehr Vieles, was ich noch zu lesen wünschte, wur de mir doch nicht zu Theil. Jeder, welcher sich mit ähnlichen Studien beschäftigt, weiß, wie schwer, ja wie unmöglich oft das ist. Demohngeachtet sehe ich meine Arbeit immer noch für keine ganz vollkommene an. Wäre es ganz von mir abge hangen, ich hätte sie jetzt noch nicht abgeschlossen, ich hätte noch geforscht und gesammelt, ich hätte' auch in der Form meines Werkes noch manche Aenderungen vorgenommen, wenn auch nicht in der innern, in der Structur, doch in der äusseren, im Style, der vielleicht hie und da etwas nachlässig sein mag. Allein wer weiß denn nicht, daß man in der gelehrten Welt heut zu Tage nur dann zu einiger Geltung gelangen kann, wenn man etwas geschrieben? daß man die Würdigkeit des Mens schen nicht nach seiner Individualität, nach seiner Gesinnung, nach seinem Streben und sonstigem Wissen, sondern nur nach seinen Büchern abmißt? Es ist nicht anders, wie zu den Zeiten des Scholas sticismus. Da fragte man, ob einer Doktor, Magister oder Baccalaureus sei? heut zu Tage: was haben Sie geschrieben? Diese Gedanken, und die vielen Aufforderungen meiner Freunde und Gönner bestimmten mich endlich, nicht länger mit der Herausgabe des ersten Bandes zu zögern. Und so übergebe ich denn dieses Buch dem Publikum mit der Hoffnung, daß dieses, welches schon andere Bücher von minder gewissenhaften Autoren günstig aufgenommen hat, auch dem meinigen nicht ganz seine Anerkennung versagen werde. L Der Verfasser. Inhalt. Seite Erstes Kapitel. Einleitung. Ueber Entstehung und Allgemeine Bemerkungen über Alterthum, Mittelalter, Die ersten Spuren der Opposition gegen die mittel- Reactionen Innerlicher Verfall dev alten Richtung Zunahme der entgegengeseßten Richtungen. Verhält Neue Opposition. Die Concilien. Wicliffe. Huß Volksmäßig satyrische Richtung . führung der classischen Literatur in Deutschland Kampf mit dem herrschenden System um die Mitte des 15ten Jahrhunderts. Reactionsversuche Ueberhandnahme der neuen Richtung in der zweiten Volksmäßige Opposition Theologische Richtung. (Johann Wessel, Geiler von Classische Literatur. Die Schüler des Thomas von Kempen. Rudolph Agricola, Johann Reuchlin, Verbreitung der neuen Richtung in Deutschland gegen 81 99 113 113 |