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ganze Welt zum Glauben an Christum bekehren können, wenn er nicht das Evangelium verkündigt hätte, nicht in Worten menschlicher Klugheit, sondern in Gottes Kraft; es sind Gottes Tiefen, die er verkündigt, welche die gebildete Griechische Sprache kaum zu fassen vermag 1). So liegt alles, was Hieronymus bemerkt, nicht ausserhalb des Kreises eines von Gott eingegebenen Worts - der seine Werkzeuge und was er in ihren Mund legt nicht nach beschränkter menschlicher Ansicht messen kann sondern innerhalb desselben. Und dass die andern Kirchenlehrer das Verhältniss der äussern Erscheinung und der Geisteswirkung in der Inspiration nicht anders angesehn haben, liegt am Tage. Derselbe Irenäus, der die Evangelien mit den zipata und den vier Weltgeistern vergleicht, ist unter den ältesten Zeugen derjenige, der uns am ausführlichsten von den bekannt gewordenen Veranlassungen der Evangelien berichtet 2), und den eigenthümlichen Charakter eines jeden genau hervorhebt 3). In einer und derselben Schrift versichert Augustin, indem er die scheinbare Diversität der Evangelisten in ihren Berichten über Johannes den Täufer erörtert, dass es uns nicht Wunder nehmen dürfe, wenn die heiligen Berichterstatter bald mit mehreren, bald mit wenigern Worten so erzählt, „ut quisque meminerat et ut cuique cordi erat“ 4), und hin

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1) Hieronymi Commentar.in ep. ad Ephes,, lib. II. (ad cap. III. 1.) :,,Nos, quotiescunque Soloecismos aut tale quid annotamus, non Apostolum pulsamus, ut malevoli criminantur, sed magis Apostoli assertores sumus, quod, Hebraeus ex Hebraeis, absque rhetorici nitore sermonis et verborum compositione et eloquii venustate nunquam totum mundum traducere valuisset, nisi evangelizasset eum non in sapientia verbi, sed in virtute Dei (1. Cor. 2, 2.4.). Iste ergo, qui soloecismos in verbis facit, qui non potest Hyperbaton reddere sententiamque concludere, audacter sibi vindicat sapientiam“. Ejusd. Commentar. in ep. ad Titum, lib. I. (ad. c. I., 1): „Hebraeus ex Hebraeis, juxta legem Pharisaeus, profundos sensus Graeco sermone non explicat, et quod cogitat in verba vix promit“.

2) Irenaeus adversus haereses, lib. III., cap. 11.

3) Fragmenta Irenaei, ed. Grabe, p. 471.

4) Augustin. de consensu Evangelist., lib. II., c. 12. Augustin fügt hier noch eine doppelte apolegetische Betrachtung hinzu: dass Gottes Wort, als ewig und unveränderlich, über alle Erscheinungsform hinausliege, obwohl es nach göttlicher Oekonomie in zeitlichen Zeichen und Zungen mitgetheilt sey;

wiederum, dass man nicht sagen solle, Christus habe nichts geschrieben, da doch die Apostel blos seine Hände im Schreiben waren 1). Von Eusebius von Cäsarea, welcher zuerst in einem grössern Umfange, offenbar nach alten Berichten, die Veranlassung und Umstände angiebt, unter welchen die Evangelien geschrieben 2), und überhaupt meint, die Apostel hätten sich nicht viel um Abfassung von Büchern bekümmert, da sie ein vortrefflicheres Amt hatten, welches über alle menschliche Kraft war, ja dass sie gleichsam gedrungen gewesen zum Schreiben 3), ist bekannt, dass er nicht nur die Inspiration der kanonischen Schriften im strengsten Sinne festhielt, sondern eben auf das Ansehn und die Verbreitung der heiligen Schriften einen Beweis für die Gottheit Jesu gründete 4). Offenbar war der Sinn dieser Lehrer der, dass das Eine das Andere, die äussern Phänomene überhaupt die Realität der höchsten Gnadenwirkung nicht ausschliessen. Vielmehr werden wir auch in den äussern Veranlassungen ein Providentielles sehen müssen, das zugleich mit dem Freithätigen der Apostel durch die Inspiration in eine höhere Ordnung aufgenommen wurde; und nur dann entsteht eine Unwahrheit und Misweisung in der Betrachtung, wenn man jenes Providentielle für sich ablösen will.

XI. Die Inspirationslehre vollendet sich in der alten Kirche nach zwei Seiten hin, einmal indem das Hinübergreifen derselben in die Lehre von den Gnadengaben gezeigt wird, ohne dass man den Unterschied zwischen dem лνεμa und xάgioua vεvμatizov verkannte, und dann, indem man auch Beweise für die Inspiration aufstellte. Bei weitem wichtiger ist jenes als dieses, da, um dies nur kurz zu berühren, ein solcher Erweis nichts weiter heissen kann, als etwa das zum Bewusstseyn zu bringen, wodurch die Schrift über

und dass eben durch jene Varietät in den Apostolischen Berichten der Grund der folgenden Verkündigung, die einmal nicht immer in denselben Worten geschehen konnte, um so fester gelegt ward.

1) Augustin. de consensu Evangelist., lib. III., c. ult.
2) Eusebii Historia eccles., lib. III., c. 24.

3) Eusebii Histor. eccles., 1. c..

4) Eusebius de laudibus Constantin., c. 17.

haupt sich als eine göttliche legitimirt (wie wir's aus den Ausführungen bei Junilius und Cassiodor1) sehen); es könnte höchstens die Wahrnehmung über die Form derselben als einer lebendigen im engeren Sinne so genannt werden, was jedoch hinwiederum mehr in die Wirksamkeit des Wortes Gottes überhaupt hinauslaufen würde. So viel aber jenes betrifft, so lehrt schon Justin der Märtyrer mit grosser Bestimmtheit, dass zwar, so jemand gläubig die Schriften der Propheten lese, er die heilsame Erkenntniss erlangen könne; dass allerdings die Propheten ihre Lehre durch wahre Wunder bekräftigt, während die falschen Weissager von einem unreinen Geiste erfüllt, und mit lügenhaften Kräften umgehen, und dass dieses gewiss Gottes Finger zeige; dass der Mensch aber vor allem bitten müsse, dass die Pforten des Lichts ihm geöffnet werden; denn,,niemand kann dies einsehen und erfassen, wenn nicht Gott es ihm giebt zu vernehmen und sein Christ" 2). Das erste und höchste Charisma ist nach Basilius das der Prophetie; das nächste, welches keiner geringeren Sorgfalt bedarf, das Verständniss der vom Geiste ausgesprochenen Dinge. Hierauf bezieht er die diaxoiois τov пVεvuútov (1. Cor. 14, 29.), und setzt dann als die einzelnen Charismata, die wir zu erbeten haben, den λóyos yvwóσews, um das Verborgene des Geistes zu schauen; den óyos copias, um das zurechtzulegen und zu ordnen, was in Kürze gefasst ist (vgl. 1. Cor. 12, 8.); endlich die

1) Junilii de partibus divin. legis, lib. II., c. 29: D. Unde probamus, libros religionis nostrae divina inspiratione esse conscriptos? M. Ex multis, quorum primum est ipsius scripturae veritas, deinde ordo rerum, consonantia praeceptorum, modus locutionis sine ambitu puritasque verborum. Additur conscribentium et praedicantium qualitas, quod divina homines,excelsa viles, infacundi subtilia nonnisi divino repleti Spiritu tradidissent. Tum prae

dicationis virtus, quam, dum praedicaretur, licet a paucis despectis, obtinuit. Accedunt his testificatio contrariorum, utilitas consequentium, exitus eorum, quae per acceptationes et figuras praedicationesque praedicta sunt. Ad postremum miracula, jugiter facta, donec Scriptura ipsa susciperetur a gentibus". Cf. Cassiodori divin, institut., cap. 16.

2) Justin. Martyr, dialog, c. Tryphone, c. 7: „ov ràg ovrontà, ovdè συννοητὰ πᾶοὶν ἐστιν, εἰ μὴ τῷ Θεὸς δῷ συνιέναι καὶ ὁ Χριστὸς αὐτοῦ.

3) Basilii M. Commentar, in Esaiam, Prooem., c. 1. 2.

Gabe der Sidaonaλía, um die Zuhörer erbauen zu können 3). Anders allerdings und vielleicht treffender erklärt Chrysostomus jenen apostolischen Terminus, indem er den 2óyos ooping durchaus auf die höchste Geistesgabe bezieht (wie sie ein Paulus und Johannes, der Donnersohn, hatte), den 2óγος γνώσεως aber allen Gläubigen überhaupt vindicirt, als eine Erkenntniss, die nicht immer mit der Lehr- und Darstellungsgabe verbunden war 1); klar aber ist es bei dieser und jener Erklärung, dass eben die Gaben, die in der Kirche wirksam waren, als ein lebendiges Continuum jener ursprünglichen höchsten Gabe geachtet wurden (ohne jedoch darin aufzugehen) und zugleich als der rechte Schlüssel zum Verständniss der letztern.

XII. Die grosse ungesuchte Uebereinstimmung der alten Kirche über die Lehre von der Inspiration lässt sich demnach unmöglich, wie einige Neuere gethan 2), mit irgend einem eigenthümlichen theologischen Standpunkte, wie z. B. dem Alexandrinischen, in Verbindung setzen, oder gar daraus erklären; noch ist der so entwickelte Begriff als die Vorbildung einer freiern Ansicht, die erst später habe aufkommen können, zu fassen - sondern im Gegentheil aus dem Wiederspruche selbst, der sporadisch hier und da in dieser Periode vorkommt, ist klar zu erweisen, wie tief jene Lehre ins Bewustseyn der Kirche getreten war. Wenn wir dabei von dem Gnosticismus absehen, dessen speculative Tendenz nach allen Seiten hin zugleich eine antichristliche war, und der deshalb das Verwerfen eines ganzen Theils der Offenbarungsurkunden unbedenklich finden musste, während er das Uebrige zu seinen Guasten umdeutete, so sind es eigentlich nur zwei Punkte, die hier in Betracht kommen, die aber auch, so isolirt, höchst charakteristisch sind, Bekanntlich stellen die Anomöer den eigentlich positiven Arianismus dar; die Irrthümer, die bei dem Haupte der Secte noch mit kirchlicher Färbung hervortraten, predigten sie nackt und unverhüllt; daher

1) Chrysostomi Homilia XXIX. in ǹ. ep. ad Cor. (12, 8.); Opp. X. p. 316. Ebenso Theodoret. ad h. 1.

2) Unter diesen auch Neander, Kirchengeschichte, II. 2. S. 749 f.

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auch kein Wunder, dass sie von den bestimmtesten Schriftaussprüchen sich nicht geniren liessen. Aber die Art und Weise, wie sie diese abwiesen, war zum Theil neu; denn wie Epiphanius uns berichtet, nahmen sie, wenn sie durch Gründe in die Enge getrieben wurden, die Flucht, und sagten: ',,dies oder jenes habe der Apostel als Mensch gesagt," oder auch: ,Was hältst du mir das Alte Testament entgegen!" Blicken wir darauf zurück, wie der Bischof Alexander von Anfang des Streits die Schrift wider Arius gebraucht 1), und die zu Nicäa versammelten Väter gleicherweise, so sieht man wohl, die Fortsetzung dieser Häresie konnte nur in der Leugnung der göttlichen Eingebung der heiligen Schrift ihr Ziel und ihre Vollendung erreichen. Allein Epiphanius fertigt sie mit der kurzen Bemerkung ab, es sey in der Ordnung, dass die, welche Christi Ehre verleugneten, noch vielmehr seine Propheten und Apostel verleugneten 2). Eben so charakteristisch ist das Verfahren des Hieronymus gegen diese anomoeischen Irrlehrer, wenn es anders dieselben Häretiker sind, die er in seinem Proömium über den Brief an Philemon erwähnt. Sie verwarfen diesen Brief unter andern nichtssagenden Gründen auch darum, weil der Apostel nicht immer aus Christo gesprochen habe; es sey ja auch die stete Einwohnung des Geistes neben den Bedürfnissen und Gebrechlichkeiten des menschlichen Lebens nicht einmal möglich; der Apostel selbst habe, indem er sage:,,So lebe nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir" (Gal. 2, 20.), einen Zustand voraus gesetzt, wo dies noch nicht der Fall war; es stimme jenes nur schlecht zu der Herausforderung desselben an die Corinther:,,Ihr suchet, dass ihr einmal gewahr werdet Christi, der in mir redet" (2. Cor. 13, 3.), oder wenn er an einer andern Stelle seines Mantels erwähne, den er in Troas zurückgelassen, und im Briefe an die Galater den frommen Wunsch äussere:,,Wollte Gott, dass die ausgerottet würden, die euch verstören" (Gal. 5, 12); endlich sey nach

1) Socratis Histor. eccles., lib. I., c. 6.

2) Epiphan, advers, haeres. LXX. VI, Aëtii salutat. Confut. VI. Opp. Tom. I., p. 991 sqq.

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