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der Versicherung der Stimme Gottes selbst der Heilige Geist auf niemanden herabgestiegen, als auf Jesum. Gegen diesen Wortschwall, dem an Seichtigkeit die neuen als scharfsinnig ausgegebenen Einwendungen nichts nachgeben, begnügt sich Hieronymus zu bemerken, dass wenn man behaupte, durch die leiblichen Dinge und Bedürfnisse werde der Heilige Geist verjagt, so könne man nicht eher ruhen, bis man mit Valentin, Marcion und Apelles einen Gott der Wärmer, Heuschrecken u. s. w. im Gegensatz zu dem Gott annehme, der Himmel und Erde geschaffen hat 1). Die Sache, warum es sich handelte, war zu tief im Bewusstseyn der Gläubigen eingewurzelt, als dass die Lehrer ein anderes der Mühe werth geachtet hätten, als der aufgeblasenen Ungereimtheit ihren eignen Spiegel vorzuhalten.

Der zweite Widerspruch rührt von einem Kirchenlehrer her, dessen anderweite Verdienste uns doch nicht vergessen lassen können, dass er die heilige Schrift mit grossem Mangel an Ehrerbietung und theilweise in einem profanen Geiste behandelt hat. Es ist das Haupt der Antiochenischen Schule, Theodorus von Mopsveste, den man so oft in neuerer Zeit als den Stator der gesunden grammatisch-historischen Auslegung gepriesen hat, welche letztere in der That bei so einem Ahnherrn den Stab um so eher über sich gebrochen hat, als wirklich Theodorets Interpretation, der so nur äusserlich dieser Schule angehörte, keineswegs dieselben Principien anerkannte, sondern höchstens in dem Widerspruch gegen das falsche Allegorisiren mit jener zusammentraf. Mag nun allerdings in dem Drei - KapitelStreite manches ärgerliche Schwanken vorgekommen seyn, mag auch das fünfte oekumenische Concil (zu Constantinopel 553) seinen Zweck nur sehr unvollständig erreicht haben, so hatte letzteres gewiss doch Recht in der Verwerfung der ganzen Ansicht und Behandlung der heiligen Schrift von Theodor von Mopsveste. Kein besonnener und gläubiger Christ wird die Quelle verkennen, aus welcher Widersprüche wie folgende, die aus Theodors 3. Buche wider Apollinaris

3) Hieronymi Prooem. in epist. ad Philemonem.

ausgezogen sind, entsprangen:,,das Buch Hiob sey ein Gedicht auf heidnischem Grund und Boden entstanden; das Hohelied sey ein langweiliges Brautcarmen, weder mit prophetischem, noch historischem, noch lehrhaftem Charakter, in ähnlicher Weise, wie Platon nachher sein Symposion schrieb; endlich die Sprüche und der Prediger enthalten zwar gute Lehren, und Salomo habe allerdings den hóyos yvooɛos, aber nicht den Lóyos oogías, die prophetische Gabe, empfangen 1). Es ist blos zu bemerken, dass, so partiell dieser Widerspruch war, so wollte doch niemand, weder der Papst Vigilius, noch das ihm widerstrebende Concil hierin anders als einen von der Schrift als Gottes Wort abgewandten Sinn erkennen. Nur darum hat Theodor ein so grosses Interesse für uns, weil er in der That das lebendige Vorbild der neuern angeblich kritischen Forschung ist. Hier muss aber gewiss schon die Philosophie Recht behalten, dass was begriffslos ist, eben damit wesenlos ist; und wer, wie dieser Kirchenlehrer, mit Gedankenatomen ein Werk Gottes oder den geringsten Theil davon bestreiten will, der hat mehr als eine vergebliche Arbeit gethan.

Drittes Kapitel.

Die Inspirations Theorie im Mittelalter.

Indem wir die Entwickelung der Inspirations-Theorie weiter verfolgen, begegnet uns an der Grenze des Mittelalters ein Zeugniss, das unsre Aufmerksamkeit deshalb in Anspruch nehmen möchte, weil es das Interesse zeigt, womit man diesem Gegenstande noch immer zugewandt war. Unter dem Streitstoff, der zwischen dem Abt Fredegisus und dem berühmten Kirchenlehrer Agobard vorlag, betraf ein Punkt die Frage, inwiefern die lateinischen Uebersetzer der Bibel gebunden wären, oder nicht, an die grammatische Form.

4) Acta Concilii Constantinopol. II. Collat. IV., 65. 71, ap. Harduin, Acta Concilior., Tom. III., p. 87. 89. Der Text bei Harduin ist etwas verworren, indem die Sätze Theodors mit Folgerungen vermengt sind, ohne dass dieses durch ein Scheidungszeichen bezeichnet wäre; was aber mit dem von、 uns Ausgezogenen keineswegs der Fall ist.

Agobard entschied im Sinne eines Hieronymus, dass es hier nur auf das sacramentum rei ankomme, und dass man wohl nicht missbilligen möchte, wenn die Uebersetzer selbst gleichsam die Oekonomie des Heiligen Geistes ausdrückten, die ja eben in einer Nichtachtung, desjenigen, was Menschen als Regel aufgestellt hatten, sich hervorthat. Fredegisus meinte hingegen, es sey schändlich zu glauben, dass der Heilige Geist, der die Apostel alle Zungen lehrte, sich vielmehr der ungebildeten, als der gebildeten Sprache bedient habe. Darauf bemerkte Agobard, die Frage auf ihren rechten Grund zurückführend, wenn man vom Worte des Geistes spreche, so könne man doch nicht die materiellen Wörter darunter verstehen; der Adel des göttlichen Worts bestehe nicht, nach der Philosophie Weise, in dem Schwulst und Gepränge der Worte, sondern in der Kraft des Sinnes; übrigens bleibe ja das Ansehen der Apostel und Propheten ungeschmälert; von ihnen sey es niemandem erlaubt zu meinen, dass sie irgend einen Buchstaben anders hätten setzen können, da ihre Autorität fester stehe als Himmel und Erde (Math. 5, 18. 24, 35.) 1). Sowohl der Streit selbst als diese Lösung zeigt uns, wie fest jene Lehre im Bewusstseyn der Kirche geblieben; nebenbei sehen wir zugleich, mit wie grossem Unrecht Du Pin 2) sich auf diese Stelle berufen hat, um eine Misweisung der Theorie der wörtlichen Ergebung darauf zu begründen.

Was übrigens aus dem Mittelalter uns entgegentritt, möchte unter zwei Hauptgesichtspunkte gefasst werden: der Scholasticismus und die Theorie der spätern Juden, die auf dem Grunde des Talmuds und der Aristotelischen Philosophie eine Inspirationstheorie zu gründen versuchten. So reich die Scholastik in Entwickelung der übrigen Realbegriffe ist, die das Gebiet der Offenbarung bestimmen, und so viel wir ihr namentlich mit Rücksicht auf die Feststellung des objectiven Begriffs der Wunder verdanken, so spärlich fallen die Bestimmungen auf dieser Seite aus. Man nahm es einmal als eine άozy nooτŋ an, die eines weitern Beweises

1) Agobardi advers, Fredegisum liber, c. 9—12, ed. Baluze, p.174—179, 2) Du Pin Prolegomènes sur la Bible, liv. I., c. 256,

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um so weniger bedürftig war, als die ganze christliche Kirche in diesem Element sich bewegte. Alle Exposition der Schrift, die literale wie die mystische, gingen von diesem Principe aus, und die oft exuberirende Typik schloss sich nicht weniger an dasselbe an. Als ein Durchblick, der das ganze Gebiet befasst, muss der Satz von Thomas Aquinas betrachtet werden, dass, weil Gott der Urheber der heiligen Schrift sey, so habe er nach seiner Macht nicht blos den Worten, sondern auch den Sachen eine durchgreifende Bedeu tung gegeben 1). Von demselben grossen Kirchenlehrer wurden mehrere Untersuchungen über die Beschaffenheit und das Wesen der Prophetie angedeutet. Indem er von der allgemeinen Betrachtung ausgeht, dass die Prophetie im Verhältniss zu ihrer Quelle ein Unvollendetes sey (movetur mens prophetae a Spiritu sancto, sicut instrumentum deficiens respectu principalis agentis), versucht er die Sphäre derselben so zu begrenzen, dass die Wirksamkeit des Geistes theils auf die Auffassung, theils auf das Aussprechen, und endlich auch auf das Handeln der Propheten sich erstreckt habe. Das Dunklere und Klarere in der Weissagung unterschied er als verschiedene Grade, die von der instinctmässigen Berührung (wo der Weissagende den Sinn desjenigen, welches durch ihn verkündigt wurde, gar nicht fasste 2), sondern völlig unbewusst agirte) bis zur besonnenen Erkenntniss bald der vorgestellten, bald auch der dadurch angedeuteten Sache sich erheben. Da die Scholastik die Theologie als den Reflex der Offenbarung fasste, und als Vermittelung blos die Begriffsentwickelung dazunahm, so ward die Inspiration in den Summen des Alexander von Hales und Albertus Magnus neben der Offenbarung zu einer eignen, und zwar der sichersten und unzweifelbaren, theologischen Erkennt

1) Thomae Aquinat. Summa Theolog., lib. I., qu. 2., art. 10.

2) Thomae Aquinat. Summa Theolog., Tom. II., P. 2., qu. 173. Die Theorie des Thomas hat unter den Spätern Jo. Franc. Picus theils dargestellt, theils mit eignen Bemerkungen vermehrt. Die Hauptstellen bei ihm: Examen doctrinae vanitatiş gentium, lib. II., 9. IV., 14. V., Peroratio. Theoremata de fide et ordine credendi, Theor. V.

Zeitschr. f. d. luth. Theol. u. Kirche. 1840. I.

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nissquelle erhoben 1); es fielen nach dieser Betrachtung das gläubige Erkennen überhaupt und das theologische Wissen in einander. Unter den spätesten Scholastikern hat Gabriel Biel die Frage vom Freithätigen neben dem Leidentlichen in der Inspiration dahin beantwortet, dass hier durchaus kein Widerstreit Statt finde; und allerdings damit einen richtigen Blick über die ganze Bewandniss der Sache beurkundet.

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Weit bedeutender in jeder Hinsicht als diese isolirten Bestimmungen ist der von den jüdischen Lehrern des Mittelalters bis ins sechszehnte Jahrhundert hinein (denn diese ganze Richtung ist nicht zu theilen) aufgestellte Grundriss einer Theorie der Weissagung und ihrer Eingebung, um so anziehender als selbst eine Entwickelung darin nicht zu verkennen ist. Wir finden das Verhältniss genau so, wie wir es erwarten konnten, und wie die christliche Voraussetzung,, dass die Propheten gesprochen haben aus dem Geiste Christi" es mit sich bringt: die Decke Mosis hängt bei den jüdischen Lehrern noch unaufgedeckt über dem alten Testament (2 Cor. 9, 14.); mehr oder weniger blieb ihnen die freie, erweckende und erleuchtende Gnade, als Wirkung dés persönlichen Heiligen Geistes fremd, während sie über das Einzelne manchen richtigen Blick gethan haben, der uns mit Freuden wahrnehmen lässt, dass auch jetzt in dem Zustande der Verwerfung und Zerstreuung des Volkes das heilsame Licht, das alle Menschen erleuchtet, noch immer sich einen verborgenen Zugang bewahrt, hat. Ihre Schriftforschung ist gebunden nicht blos durchs Wort, sondern durch die Bestimmungen der Meister, und der höchste Triumph ist, Lösungen beigebracht zu haben, die die letzteren schützen und zugleich in scheinbaren Einklang mit der Schrift bringen. Wir versuchen, die Hauptbestimmungen dieser Theorie, mit Bemerkung der vorzüglicheren Abweichungen, unter gewisse Gesichtspunkte zu bringen, wobei wir um Verzeihung bitten

1) Alexandr. Ales. Summa Theol., P. I. qu. 1. Alberti M., Summa Theol., Tract. I., qu. 1.

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