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Inspiration nicht nur auf die Lehre und Prophetie etwa, sondern auch auf das Geschichtliche der heiligen Schrift, nicht blos auf die Sachen, sondern auch auf die Worte sich erstrecke, jenes aber doch nur, inwiefern das Geschichtliche für das christliche Bewusstseyn Bedeutung habe, und dieses inwiefern Wahl und Gebrauch der Worte mit dem innern religiösen Leben in Verbindung stehe 1). Es könnte unbescheiden scheinen, mehr zu verlangen, und doch müssen wir zur Steuer der Wahrheit bemerken, dass auch die so dargebotene Conciliation keine wahre ist. Vielmehr muss die objectiv kirchliche Theorie auf der Behauptung feststehen, dass nicht das christliche, oder, wie Schleiermacher es gewöhnlich als das organisirende Princip seiner Dogmatik bezeichnet, das fromme Selbstbewusstseyn darüber entscheiden kann, welche Theile des göttlichen Worts eingegeben, welche nicht, und wie weit überhaupt in jedem einzelnen Falle die Eingebung sich erstrecke, sondern dass umgekehrt das Wort Gottes selbst (und dass die Schrift der getreueste Spiegel desselben sey, muss ja selbst auf jenem Standpunkt zugegeben werden) der allein untrügliche Regulator und Prüfstein für das fromme Selbstbewusstseyn ist.

Was wir nicht sowohl bei diesem letzteren, offenbar durch die Kirchenlehre influirten, Versuche, als bei der fast durchgängigen Behandlung der Inspirationstheorie von den Neuern vermissen, ist ein dreifaches. Es ist erstens, dass von diesem Begriff gesprochen und mit demselben gebahret wird, ohne dass die tiefe und ewige Wurzel desselben, die Persönlichkeit und das persönliche Wirken des Heiligen Geistes, anerkannt würde. Hier, wenn irgendwo, liegt der unheilbare Schade, so wie umgekehrt das Imposante und noch immer Ehrfurcht Gebietende des alten dogmatischen Gebäudes auch darin vorzüglich seinen Grund hat, dass man an einen lebendig wirkenden, schaffenden, und darum

1) Twesten's Vorlesungen über die Dogmatik der Evangelisch-Lutherischen Kirche, 1. Bd. Hamb. 1826, S. 422. Aehnlich hatte schon, Griesbach die ganze Frage zu lösen versucht; s. dessen Stricturae in locum de Theopneustia, 1. c.. p. 310.

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auch einhauchenden, einsprechenden Geist glaubte, der in der That durch die Propheten geredet, und die Apostel in alle Wahrheit leitete. Tausende von Theologen haben schon über die Persönlichkeit des Heiligen Geistes in ihrem Herzen abgesprochen, ehe das Wort ihnen entgegentritt:,,So sprach der Herr zu mir", „Wir reden nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der heilige Geist lehret" (1. Cor. 2, 13); natürlich werden sie gegen das Transscendente, das solche Aussprüche, wenn ihnen objective Wahrheit zukommt, enthalten, von vorn herein mistrauisch, und suchen den Sinn des Geistes nach ihrem fleischlichen Sinne umzudeuten. Hingegen, wo man die Realität des Zeugnisses der Schrift von sich und ihrem Urheber aufs Wort annimmt, ist der wahre Ausgangspunkt der Lehre zugleich gegeben, und alle übrigen Bestimmungen haben nun für den Gläubigen keine Schwierigkeit mehr; nicht als ob er blindlings und ohne Prüfung ein jedwedes annähme, sondern das Licht des Geistes, an dessen Offenbarung er glaubt, breitet sich gleichmässig über alle Räume aus, und erleuchtet ihn selbst mit einer Klarheit, welche die heilige Schrift in den erhabensten Ausdrücken preist (2. Cor. 3, 18.). Ohne Vernehmung der Geisteswirkungen, als eines höchst Realen, ist es unmöglich, zu einem adäquaten Begriff der Inspiration zu gelangen. Ebenso möchte es ein schwer Vermisstes in den neuern Systemen seyn, die höchstens eine kirchliche Färbung zur Schau tragen, dass für den genuinen Begriff des Wortes Gottes, wie er sich nicht nur in der heiligen Schrift findet, sondern die Existenz einer heiligen Schrift selbst bedingt, kein Raum ist. Denn das ist das Erste, womit die Schrift sich selbst Zeugniss giebt, dass sie das Wort Gottes an die Menschen sey, zwar in verschiedenen Perioden der Offenbarung, in immer wachsender Klarheit bis zur endlichen Erfüllung hin, aber auf allen Stufen, in allen Perioden mit gleich göttlicher Gewissheit. Wir sehen hierin mit Recht das άoxixotatov des Christenthums, die fruchtbare Wurzel, die gleich mächtig durch beide Testamente sich verbreitet, und vom Himmelsthau der Offenbarung stets befruchtet wird. Allein von einem solchen έgyatı

xòv éñua, wie Origenes1) und die Alten überhaupt das prophetische Wort beschreiben, will man jetzt nichts wissen; man weiset es mithin als eine monströse Vorstellung ab, dass die Kraft dieses Worts sich bis in die äussersten Kreise des von ihm getragenen Zeugnisses verbreitet, uud entblödet sich nicht, mit Herder die Gotteswirkung eine magische, die Inspiration einen „,Unbegriff" zu nennen,,,der alle gesunde Ansicht der Dinge aufhebt 2)." So wird die Inspiration, statt dass sie der vollkommenste Ausdruck seyn sollte für die Mittheilung und Fortleitung des Heiligen Geistes an diejenigen, welchen Gott sein Wort vertraut hatte, nur ein trüber Schatten menschlicher Gedanken; dem Göttlichen wird sein Selbstzeugniss geraubt, und die auf sich ruhende, darum sich selbst vernichtende, menschliche Betrachtung wird zum Meister über dasselbe gemacht.

In genauester Verbindung mit dem so beschriebenen Mangel steht das ganze theologische Verfahren, womit man, in dieser Richtung fortschreitend, den inspirirten Stoff der heiligen Schrift angeblich geprüft und gesichtet hat. Das unermesslich Grosse kann nur mit einem von ihm selbst dargereichten Maassstabe gemessen werden; ohne die Herablassung, die der ganzen Offenbarung Gottes zum Grunde liegt, würde auch keine Auffassung des geoffenbarten Worts möglich seyn. Wie die Liebe des Sohnes, die alle Gedanken übersteigt, dennoch in die tiefste Niedrigkeit sich kleidete, so hat der heilige Geist auch, nach der gläubigen Betrachtung, gleichsam sich selbst erniedriget: der Schauplatz seiner Selbsterniedrigung ist aber eben die heilige Schrift, in welcher er nicht verschmähte, das in den Augen der Menschen Geringste zu einem Gegenstande göttlicher Darstellung und Erhaltung zu machen, so wie Gott überhaupt daran als unser Gott und Vater erkannt seyn will, dass auch alle Haare auf unserem Haupte gezählt sind. Es ist im Grunde dasselbe, auf ein analoges Gebiet übergetragen, was der Apostel Paulus

1) Origenis homilia XXXIX, in Jeremiam. (Ed. Huet. Tom. I. p. 199.) 2) Herder, vom Geiste des Christenthums, 6. Abschn., Werke zur Theologie, XII. Bd. (Tüb. 1806). S. 111.

uns als den Plan Gottes bei der ganzen Offenbarung beschreibt, dass er das Thörichte vor der Welt erwählt habe, auf dass er die Weisen zu Schanden mache (1. Cor. 1, 27).

Diesen Maassstab kennen die Weisen nach der Welt Art nicht; darum hängen sie sich an das, was ihnen kleinlich dünkt, was aber in der That nur ein Kleines ist, das der Geist Gottes angenommen, ein Gewand, in das er sich gekleidet hat, und was so wenig im Stande ist, die Ordnung und die Grundgedanken des göttlichen Ganzen zu zerstören, als z. B. die Wahrnehmung, dass wir die Bestimmung mancher Thiere nicht kennen, uns ein Recht giebt, an der göttlichen Providenz und der höchsten ordnenden Weisheit auch in dieser Beziehung zu zweifeln. Wie viel tausend Mal seit den Tagen der Anomöer 1) hat nicht der Mantel Pauli, den er in Troas zurückliess (2. Tim. 4, 13.), als einer der stärksten, herausfordernden Gründe gegen die wörtliche Inspiration herhalten müssen, so dass er wirklich bei den neuern Ungläubigen zu einer grössern Ehre als der Elias-Mantel kam! Offenbar aber ist dieses Verfahren, vom Einzelnen, scheinbar Widerstrebenden und Ungefügigen aus die Thatsache der Inspiration in ihrer Totalität zu bestreiten, ein wahres húɛw tǹv roapηv, da umgekehrt vom Ganzen der Schrift aus erst eine sichere Würdigung des Einzelnen gewonnen, und so auch dasjenige zurechtgelegt und eingefügt werden kann, was beim ersten Anblicke uns als ein Fremdartiges erscheint.

Es handelt sich hier nämlich, wie der verewigte Steudel ganz im Sinne unserer Kirche bemerkt,,,von der Geltung des Worts als eines an sich wahren, also dass es die Wahrheit dem dasselbe Auffassenden verleiht, nicht dieser durch seine subjective Auffassung es erst zu einer Wahrheit stempelt 2). Das Gebiet der Inspiration ist mit dem der Offen

1) Hieronymi Prooemium in epist. ad Philemon., Opp. ed Victorian. Tom. IV. p. 211.

2) In der Abhandlung: „Ueber Inspiration der Apostel und damit Verwandtes." S. Tübinger Zeitschrift für Theologie, Jahrg. 1838, 2. Heft, S. 96. Es freut uns innig, einem wegen seiner harten und herben Form öfters verkannten tiefen Forscher hier Zeugniss geben zu können; nicht als ob wir alles

barung überhaupt aufs innigste verbunden und verflochten. Wir werden, um uns vorläufig den Zusammenhang anschaulich zu machen, folgende Darstellung versuchen. Es giebt, nach unserer Ansicht, eine dreifache Reihe von Realbegriffen, die uns theils das Wesen und den Ursprung, theils die Wirkungen der Offenbarung darstellen; die, aus biblischem Grunde erhoben, deshalb auch jede dogmatische Operation bestimmen, und, je nachdem sie lebendig oder nicht erkannt werden, das Verhältniss derselben zum wahren Glauben. Als die innerste oder centrale Reihe stellen wir die eigentlichen Heilsbegriffe vor, die vom Himmel entsprossen ins menschliche Herz einschlagen, und sowohl die Thätigkeit Gottes zur Beseligung des Menschen, als die ganze darauf ruhende Zubereitung eines Menschen Gottes ausdrücken: die Begriffe der Wiedergeburt, der Rechtfertigung, der Heiligung, des Glaubens, der Erwählung und Berufung, und alles, was damit in Verbindung steht. Von der Gesundheit dieser Begriffe hängt das ganze kirchliche Leben, mithin auch die Seite desselben ab, welche der Erkenntniss zufällt: die Reformation hat dafür den glänzendsten Beweis geführt. Aber diese Begriffe weisen uns selbst in die Schrift, in das prophetisch-apostolische Zeugniss hinein: als Heilsbegriffe wollen sie zugleich schriftmässig seyn; das Wort Gottes ist ihr Prüfstein und ewiger Grund. Daher stehen wir nun vor der zweiten Reihe der Realbegriffe, die theils das Daseyn und

in der angeführten Abhandlung unterschreiben möchten - denn unstreitig hat Steudel hier, wie auch sonst, der sich brüstenden Wissenschaft zu grosse Concessionen gemacht, wie denn sein Absehen von dem kirchlichen Zeugnisse und sein Beharren auf der exegetischen Beweisführung, ohne die Voraussetzung zur Klarheit erhoben zu haben, dass diese eben auch vom objectiven Glauben getragen werde, es mit sich brachte — sondern weil wir die Grundgedanken für vollkommen begründet halten, und uns mit Recht der vielen feinen und treffenden Bemerkungen in dieser Abhandlung freuen können. Auf der andern Seite konnte diese Abhandlung, da sie zunächst nur eine Abwehr des übrigens sehr oberflächlichen Elwert' schen Angriffs auf die kirchliche Inspirationslehre ist (s. Studien der Würtemberg. Geistlichkeit, III. Bds 2. Heft. Stuttg. 1831), uns unmöglich bestimmen, die ganze Sache nicht nochmals einer sorgfältigen Betrachtung zu unterwerfen.

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