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römischen Kaiser aus der Unterwelt holen müssen, ehe er den macedonischen König bemühte. In einer früheren Stelle unseres Buches war Carl V. als derjenige Kaiser bezeichnet worden, dem Faust den Alerander erweckt habe, wie den Studenten in Erfurt die homerischen Helden. Wie Widman nachher die Erscheinung Aleranders vor dem Kaiser ge= schehen läßt, sezt er statt des Enkels den Großvater und combinirt, d. h. confundirt auf diese Art, was er bei Lercheimer und bei Spies gelesen. Als er das 10. Capitel des zweiten Theiles seiner Faustgeschichte schrieb, hatte er vergessen, was er in der Erinnerung" zum 38. Capitel des ersten gejagt hatte. Dies zeigt, wie er an einen Zusam= menhang in seiner Geschichte gar nicht gedacht und seine „Erinnerungen“ ohne Erinnerung geschrieben hat. *)

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Die obigen Zeitangaben, die, wie sich von selbst versteht, jede historische Begründung entbehren, sind tendentiöse Erfindungen, motivirt durch die Parallele und den Contrast zwischen Luther und dem von ihm abgefallenen Magus. In demselben

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Jahre, wo Luther auf dem Reichstage zu Worms seine göttliche Mission erfüllt, dann auf der Wart= burg die Uebersehung der Bibel beginnt und ge= legentlich das Dintenfaß wider den Teufel schleudert, hat Faust den Glauben an Gott und die heilige Schrift abgeschworen und sich mit seinem Blut dem Teufel verpfändet (1521). In demselben Jahre, wo Luther in den Stand der Ehe tritt und ein häusliches, gottgefälliges Familienleben gründet, läuft Faust mit seinem Gesellen in die weite Welt und beginnt sein vagabondirendes, zucht- und sittenloses Leben (1525). In demselben Jahre, wo Luther kurz vor seinem Tode die Schrift verfaßt: „Das Papstthum in Rom, durch den Teufel gestiftet", wird Faust vom Teufel geholt (1545).

Die Wahl des Jahres 1521 erhellt sogleich aus seiner weltgeschichtlichen Bedeutung. Auch hat Widman die Antithese, die wir angedeutet haben, nicht blos vor Augen gehabt, sondern ausgesprochen. Er läßt den Faust in ein Buch mit verdeckten Buchstaben schreiben: „Anno 1521 ist mir mein liebster Diener Mephistopheles nach meinem Wunsche erschienen." Unmittelbar darauf folgt die „Erzählung, was D. Luther von D. Fausto gehalten hat“. Hier

läßt er Luther sagen: „Als ich anno 1521 zu Wartburg in Patmo auf dem hohen Schloß mich aufhielt, da plagte mich der Teufel auch oft, aber ich widerstand ihm im Glauben und begegnete ihm mit dem Spruch „Gott ist mein Herr““ u. s. ƒ. Wenn man das Jahr 1521 in den Teufelspact einrechnet, so war die ausbedungene Zeit im Jahre 1544 abgelaufen. Nun steht bei Widman zu lesen: „Der Teufel hatte ihm noch ein Jahr Frist zugesagt.“*) Also muß wohl das Jahr 1545 in den Augen Widmans für das Ende, welches Faust nimmt, besonders bedeutsam und geeignet erschienen sein. Wir werden gleich sehen, welches Gewicht in unserer Faustgeschichte auf die Abschwörung der Ehe, die der Teufel fordert, im Gegensaße zur Heiligkeit der Ehe in lutherischem Sinne gelegt wird. Daher vermuthe ich, daß Widman wegen der Ehe Luthers das Jahr 1525 gewählt hat, um zu gleicher Zeit das mit dem Teufel gesellte Vagabondenthum Fausts beginnen zu lassen.

2. Der Widman'sche Faust.

Wahrscheinlich hat die Erzählung von dem Aufenthalte des Magus am anhaltinischen Hofe und *) Widman: Th. I. Vorr. Th. III. Cap. 12.

die Nähe Wittenbergs den Verfasser des hamburger Buches vermocht, Fausts elterliche Heimath nicht mehr in Roda bei Weimar zu lassen, sondern in die Grafschaft Anhalt nach Sondwedel (Salzwedel) zu verlegen. Schon als Knabe kommt er zu dem reichen, kinderlosen Vetter nach Wittenberg, der ihn wie einen Sohn liebgewinnt und erzieht. Mit dem gottlosen Wesen der Magie hat Wittenberg, die Leuchte des lutherischen Glaubens, nichts zu schaffen. Wohl aber schien unserem Erzähler eine katholische Universität, wie Ingolstadt, sehr geeignet, den Geschmack an der Zauberei zu wecken und zu nähren, denn die Cultuswerke der römischen Kirche rechnet er zur Magie. Darum läßt er den Faust zuerst in Ingolstadt studiren und hier zur Zauberei verführt werden. Als aber das alte papistische Wesen noch im Gange war und man viel Segensprechen und anderes abergläubisches Wesen und Abgötterei trieb, beliebte solches dem Faust überaus sehr."

Er studirte fleißig Medicin, Astronomie und Astrologie, so daß er unter zwölf Magistern der erste wurde und zulezt Doctor der Medicin. Da= neben lernte er von Zigeunern die Wahrsagerei

und forschte in magischen Büchern nach den ge= heimnißvollen Zeichen und jener wunderbaren Materie, die der Stein der Weisen hieß und nach kabbalistischer Lehre im Aether des Frühlichts am gegenwärtigsten sein sollte. „So brauchte er auch an hohen Festtagen, wenn die Sonne zu morgens früh aufging, das crepusculum matutinum."*) Er that, wie in dem geheimnißvollen Buche des Goethe'schen Faust „von Nostradamus eigener Hand“ geschrieben steht: „Auf! bade, Schüler, unverdrossen die ird'sche Brust im Morgenroth!"

Nach dem Tode seines Vetters kehrt er nach Wittenberg zurück und wird durch die Erbschaft ein wohlhabender Mann, der nicht mehr fleißig studirt, sondern in üppigem Müssiggange den Weg des Verderbens geht. Er kennt die Zeichen, durch welche man den Teufel beschwört; zuerst läßt er denselben im Walde, dann in seinem Zimmer erscheinen, und vielleicht haben Goethen bei der gleichen Scene einige Züge der Widman'schen Beschreibung vorgeschwebt. Faust sieht einen Schatten bei sei= nem Ofen hergehen, und dünkt ihm doch, es sei ein Mensch; bald sieht er solches in anderer Weise,

*) Widman: Theil I. Cap. 1.

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